Seiten

Freitag, 30. Oktober 2009

Stadionverbot bei bloßem Verdacht


Stadionverbote gegen Fußballfans können auch dann zulässig sein, wenn die Beteiligung an Gewalttätigkeiten nicht nachgewiesen ist... zitiert die Financial Times aus einem Urteil des Bundesgerichtshofes. Spiegel online ergänzt dazu eine Stellungnahme des DFB-Sicherheitsbeauftragten Spahn: Spahn erklärte: Es muss ein Mittel geben, um gewaltbereite Gruppen vom Fußball fernzuhalten.

Wie die rechtliche Einschätzung von Juristen aussieht, bleibt abzuwarten. Dass hier Willkür Haus und Hof geöffnet wird, liegt auf der Hand. Wer als Fußballfan inmitten eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung hineingerät, wird per sé als gewaltbereit definiert - und ohne Nachweis bestraft. Erneut die Times: Nach den Worten des BGH ist dies vom «Hausrecht» des Vereins gedeckt. Danach reichen für ein Stadionverbot bereits «objektive Tatsachen», die künftige Störungen befürchten lassen. Weil auch die anderen Zuschauer vor Randale geschützt werden müssen, dürfen laut BGH die Hürden für ein Stadionverbot nicht zu hoch gehängt werden. Nur bei «Willkür» sei ein Ausschluss unzulässig.

Was aber sind objektive Tatsachen wenn hier von einem Verdacht die Rede ist? Ex-Trainer Ribbeck würde sagen: Ich kann es mir als Verantwortlicher für die Mannschaft nicht erlauben, die Dinge subjektiv zu sehen. Grundsätzlich werde ich versuchen zu erkennen, ob die subjektiv geäußerten Meinungen subjektiv sind oder objektiv sind. Wenn sie subjektiv sind, dann werde ich an meinen objektiven festhalten. Wenn sie objektiv sind, werde ich überlegen und vielleicht die objektiven subjektiv geäußerten Meinungen der Spieler mit in meine objektiven einfließen lassen.

Nun, lustig ist das Urteil nicht; denn: was ist hier der Unterschied zu Willkür? Und mit welcher Selbstherrlichkeit wird hier ein Verdacht, der sich im Zweifel durch nichts erhärten lässt mit gewaltbereit gleichgesetzt. Wir können froh sein, dass die Todesstrafe abgeschafft wurde, prophylaktisches Töten hätte ein Geschmäckle.


Nachtrag:

In der derzeitigen Situation müssen wir leider jedem Fußball-Fan sagen: Wer ins Stadion geht, begibt sich in Lebensgefahr. Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG)

Ich nehme diesen Satz als Drohung war. Oder wie ist er sonst zu verstehen?

Nachtrag 2

Es gibt nicht nur im Fußball ein seltsames Rechtsverständnis. Grünflächenverbot!


Kommentare zum BGH-Urteil:

Süddeutsche Zeitung

Frankfurter Rundschau

Stern

WDR - Online

Heimspiel - Blog des Anwaltes Andreas Schwartmann, Köln.

Blog Johannes Hüttemann

Spiegel-Online: Im Zweifel gegen den Fußballfan

Diskussion im Forum der Eintracht


Tagesspiegel über Hooligans in Uniform

11Freunde

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Kampf für Glanz und Gloria


Eintracht Frankfurt - Bayern München 0:4

Beginnen wir mit dem Besten. Zu Beginn des Spiels inszenierte die Eintracht-Kurve eine Choreo mit dem Banner Kampf für Glanz und Gloria. Das Stadion war ausverkauft und die Partie wurde live im Arme-Leute-TV übertragen. Mit knapper Verspätung begann das Spiel, das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Bayern München. Ziel: Berlin.
Was dann folgte, war eine Blamage allererster Güte.

Noch in der letzten Saison hatte die Eintracht in München desaströs mit o:4 verloren, ebenso in Dortmund - gegen Werder Bremen hieß es gar zweimal 0:5. Die Folgen sind bekannt, die Volksseele tobte, forderte vehement die Entlassung des Trainers und den Einsatz des Spielers Caio. Erfolgreich, wie sich am Ende herausstellte. Funkel musste gehen, Skibbe kam und Caio durfte spielen. Trainer Michael Skibbe in der FR im Juli 2009:

Aber es wird besser und besser. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als in der letzten Saison und auch als in den ersten Wochen der Vorbereitung. Da bin ich mir ganz sicher.

Ich habe jetzt ganz genau hingeguckt; gegen Nürnberg, gegen Stuttgart, in Gelsenkirchen, in München und vor allem beim gestrigen Heimspiel. Was ich sah war eine Eintracht, die sich im Vergleich zur letzten Saison kein Stück geändert hat; wir haben gegen Zweit- und Drittligisten sowie gegenüber den (anderen) grauen Mäusen der Bundesliga jederzeit eine Chance zu gewinnen, während gegen ambitionierte Teams die Defizite augenscheinlich sind. Funkel hat dies genau so formuliert; Skibbe wollte durch anderen Sprachgebrauch eine Euphorie erzeugen, die Sand in die Augen derer gestreut hat, welche eine woher auch immer kommende Sehnsucht nach attraktivem Fußball verspürt haben.

Wo anfangen. Beginnen wir mit dem Spiel des VFL Osnabrück gegen Dortmund. Dort war ein Mann dabei, den Eintracht Frankfurt vor der Saison 2008/2009 aus Emden geholt hat; Alexander Krük, derzeit ausgeliehen nach Osnabrück. Osnabrück ist Drittligist - und steht anders als unsere Eintracht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Ob Alex uns in der derzeitigen Situation weiter helfen würde, bleibt fraglich. Dies gilt ebenso für Leonard Kweuke, der nach einem halben Jahr in Frankfurt nun in Cottbus spielt. [edit: Bellaid, auch kein Schnäppchen kick derzeit in Straßbourg] Nikola Petkovic spielt gar nicht und Caio, einer der teuersten Einkäufe der Eintrachthistorie spielt kaum; durchaus begründet. Ümit Korkmaz spielt derzeit vorwiegend Regionalliga. Man kann nicht gerade von einem glücklichen Händchen bei den Neuverpflichtungen sprechen, wenn es um eher unbekannte Spieler geht; was Franz, Schwegler und Teber können - oder auch nicht, war hingegen aus Jahren der Bundesliga bekannt, um diese zu entdecken braucht es kein Scoutingsystem, da reichte Premiere völlig aus.

Mittlerweile sollten diejenigen, welche über Monate vehement die Entlassung von Funkel und den Einsatz von Caio gefordert haben, auf Knien Abbitte leisten. Ein Jahr voller Hass - nun dürften es auch die letzten begriffen haben: An Funkel hat das seltsame Auftreten des letzten Jahres nicht gelegen, auch wenn der Mann Fehler gemacht hat; er hat ohne zu Murren mit den vorhandenen Spielern versucht, das Beste heraus zu holen - es hatte immerhin für den Klassenerhalt gereicht. Und das wird weiterhin das (Mindest)Ziel der Eintracht sein müssen; zumindest solange die Investitionen nicht in den dreistelligen Millionenbereich gehen - und wenn schon, dann bitte mit einem jungem Team, das uns wieder mitreißt.

Wenn Eintracht Frankfurt in einem Achtelfinale vor über 50.000 Zuschauern und Millionen an den Bildschirmen sich so von den Bayern vorführen lässt und nur Dank der Gnade des Gegners nicht zweistellig verliert, dann laufen Dinge grundlegend falsch.

Es beginnt mit dem öffentlichen Scharmützel zwischen Bruchhagen und Skibbe. Wenn sich Heribert Bruchhagen öffentlich äußert, dann muss ich auch öffentlich meine Meinung vertreten ... sagte Michael Skibbe. Er wäre als Angestellter des Vereins besser beraten, die Klappe zu halten und seine Mannschaft auf dem Platz so einzustellen, dass die Leistung für sich spricht. Da dies nicht gelingt, muss er sich hinterfragen, weshalb nicht. Die Bayern hatten meterweise Platz, Bälle anzunehmen und in aller Ruhe weiter zu spielen. Grundlegende Aufgaben wurden nicht umgesetzt, kein Pressing, kein Doppeln, kein Verschieben. Kein Wille. Individuelle Fehler passieren, keine Frage; ich will hier nicht den Stab über Franz brechen, wenn er es nicht ist, dann ein anderer - aber die gesamte Haltung des Teams spricht nicht dafür, sich für eine längere Beschäftigung bei Eintracht Frankfurt anzubieten. Unsere Zukunft besteht aus Ralf Fährmann, Sebastian Jung, Marcel Titsch-Rivero, Cenk Tosun, Marcos Alvarez; wenn sie gesund sind, lasst sie spielen. Und aus der Beantwortung der Frage, wie Eintracht Frankfurt fürderhin Tore erzielen will. Die einzige Antwort lautet derzeit absurderweise: Standard Steinhöfer. Oder aber: irgendwie durchwurschteln, bis Meier oder Libero irgendwie abstauben; für Systemfußball ist das zu wenig. Über Außen geht nichts; wie sieht die Raumaufteilung bei Angriffen aus, wer bewegt sich wohin. Oder besser: Wer bewegt sich? Ochs; der bewegt sich, klar - aber wer ist in seiner Nähe? Wie will man ein Spiel gewinnen mit gefühlten acht Sechsern und zwei Stürmern, die sich in der Mitte tummeln. Müssen. Weshalb bekommt der junge Heller keine Chance, sich zu beweisen? Er hat zumindest die Schnelligkeit, sich über Außen durchzusetzen; könnte Akzente setzen. Wenn schon verlieren, dann wenigstens mit Leidenschaft und Herzblut.

Alles muss auf den Prüfstand; es beginnt beim Scouting, geht weiter bei der Außendarstellung, über die Torhüterposition und über die Einstellung der Mannschaft. Wenn schon keine grandiosen Einzelkicker für die Eintracht auflaufen, dann kann das Spiel nur über Teamgeist funktionieren; über den Willen, sich zu zerreißen. Die derzeitigen Akteure haben eine Choreo und einen Support wie beim gestrigen Spiel nicht verdient. Und wir haben haben es nicht verdient, uns so vorführen zu lassen. Ihr habt uns blamiert. Kampf für Glanz und Gloria. Dankeschön. Und geht mir fort mit Lincoln.

Nachtrag:

Mein Respekt an Maik Franz!

Montag, 26. Oktober 2009

Zwei glückliche Menschen




Samstags in Frankfurt


Normalerweise beginnt ein Blogeintrag nach einem Auswärtsspiel der Eintracht mit einem Heimspiel in ...

Heute nicht, der Grund ist simpel: Ich war nicht da. München und Fußball, das ist etwas für Junggesellenabschiedsfeierer oder Frauen mit Hut feat. Krähenfeder - oder ein Fest für die ganze Familie. Ich habe mir das Schlauchboot zweimal gegeben, einmal in Rot, das war grausam und einmal in Blau, das war annehmbar. Blau fällt für's Erste aus, also heißt es: TV.

Noch am Morgen fiel mir etwas ganz anderes in die Hände; ich möchte es euch nicht vor enthalten:

Da war der Tag noch lustig. Der silberne Golf kam auch ins Spiel, die Reise jedoch war kurz: Nordend, Neu Isenburg, Sachsenhausen. Es herbstelte, aber ich kann es nicht lassen - anstatt weltvergessen durch einen Wald zu wandeln, dem Farbwandel der Natur zu zu sehen und meinen Kopf innwendig zu reinigen, hockte ich inmitten etlicher anderer Freaks in einer Spelunke in Frankfurt und starrte auf eine Leinwand. Leicht irritiert nahm ich die Aufstellung der Eintracht zur Kenntnis; Ochs im Mittelfeld, Chris in der Innenverteidigung und Franz als rechter Verteidiger; Schwegler, Bajramovic mit Teber im Mittelfeld, Spycher und Russ wie gehabt auf Links bzw Innen. Blieben noch Meier und Liberopoulos für ganz vorne und Nikolov für ganz hinten. Die Ansage unter Funkel wäre klar gewesen: Bitte nicht zweistellig verlieren; Skibbe verkaufte uns dies anders: Wir wollen mindestens einen Punkt holen.

Es kam, wie es kommen musste, während der gesamten ersten 45 Minuten tauchte die Eintracht kein einziges Mal im Strafraum der Bayern auf, während diese einen Stiefel zusammen rumpelten, dass der Bayernkunde ab Minute 38 zu pfeifen begann. Dies änderte jedoch nichts daran, dass es gut und gerne zur Pause 3:0 hätte stehen können. Apropos Stehen können: Dies könnte ein Stichwort für den Spieler Thomas Müller sein: Der hoch gelobte Bayern Jungstar segelte ein ums andere Mal ohne jegliche Feindberührung über das Spielfeld, dass er in meiner Hassliste den Ex-Bremer Diego ablöste und sich fortan Platz eins mit Marin teilen darf. Man hätte es Maik Franz nicht verübeln können, wenn er nachträglich noch dafür gesorgt hätte, dem Schnösel einen Grund für seine Fallsucht zu geben. Aber Franz hatte sich im Griff.

Der erste Höhepunkt in Halbzeit zwei war eine SMS von Roland, der unsere U23 in Wiesbaden beim Regionalligaspiel bei Wehen II gesehen hatte und mich von dem 5:1 Auswärtssieg der Eintracht in Kenntnis setzte, der zweite Höhepunkt die sensationelle Führung der Eintracht; Ochs auf Meier und der Lange wuppte das Bällchen an Butt vorbei ins Netz. Unverdient aber egal. Nur wenig später pfiff Schiedsrichter Dr. Jochen Drees Alex Meier auf dem Weg zum 2:0 harsch zurück, er hatte als einziger unsere 14 im Abseits gesehen - in einer Zeit, als die Eintracht tatsächlich Fußball spielte und sich durch Ochs noch eine weitere Chance erarbeitet hatte.
Wenig später konnte Nikolov einen Ball im Strafraum nicht sichern und prompt schob Robben, wenige Minuten zuvor eingewechselt, zum Ausgleich ein. Und als aus Zittern ein Beten wurde, trat uns der liebe Gott in den Hintern, derweil van Buyten zum Siegtreffer der Bayern einköpfte. Abpfiff, verloren, aus und vorbei.

Teber wusste wohl selbst nicht, weshalb er durchgespielt hatte; Oka wird nicht mehr viele Spiele für die Eintracht machen, während Maik Franz für mich zum Liebling des Tages wurde. Klar ist aber eines: Geändert hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel. Der alte Trainer sagte, wie es war, der neue was er glaubt, was gerne gehört wird. Entscheidend aber ist noch immer auf dem Platz. Nichts Neues also; Mittwoch geht's weiter. Dann allerdings ohne die Männchen, die in München ganz in Weiß auf der Tribüne platziert werden - und zwar so, dass sie das Logo eine Telekommunikations-Unternehmens nachbilden.

Noch jetzt weiß ich nicht, wo ich beginnen und wo enden soll - mit Ärgern. Das beste ist, ich halte die Klappe und schaue mir nachher Christoph Preuß im Mannschaftstraining an. Was bliebe sonst zu tun?

Samstag, 24. Oktober 2009

Begaffen vs heilig und kostbar


Die Zeitungen und die Eintracht, das mag ein Thema für sich sein; in der letzten Zeit steht nicht zuletzt im Forum der Frankfurter Eintracht vor allem die Rundschau unter Beschuss, namentlich Ingo Durstewitz und Thomas Kilchenstein; gerne mal ist von Schmierfinken die Rede. Ich teile die Kritik zumeist nicht, die Wortwahl schon gar nicht. Es ist die Aufgabe eines Journalisten, umfassend über die Situation in diesem Falle der Eintracht zu berichten; ich muss nicht jeder Meinung zustimmen; nicht jede These teilen.

Heute aber ist mir bei der Lektüre einer kurzen Notiz über eine bevorstehende Veranstaltung des Eintracht Museums am 27.10. beinahe die Milch sauer geworden. Sicherlich, es ist prima, wenn skb in der FR die Veranstaltung ankündigt. Seltsam mutet es an, wenn die Überschrift lautet: Snejanka Bauer holt den Pokal. Die Veranstaltung trägt nämlich den Titel: Anstoß in der Arena. Nun, man könnte meinen, skb versuchte sich im Witz der nur mäßig gelungen ist. Liest man jedoch weiter, stößt man auf folgende Zeilen: Wenn man die Begriffe "Eintracht Frankfurt" und "DFB-Pokal"in einem Satz erwähnt, dann hat man vermutlich die Grenzen zur Metaphysik überschritten.

Nicht nur, dass die Eintracht den Pokal 1974, 1975, 1981 und 1988 gewonnen hat, ein durchaus irdisches Vergnügen, so liest sich auch die Ankündigung zur Veranstaltung auf der Homepage des Museums wie folgt:

Referentin ist Dr. Snejanka Bauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Frankfurter Ikonenmuseum. Sie spricht und diskutiert - auch am Beispiel des ausgestellten Pokals - darüber, was Menschen kostbar und heilig ist.


Kostbar und heilig - den einen der Glaube, den andern der Pokal und dem Schreiber skb ...? Nun, dieser versteigt sich nur wenige Zeilen vollends, wenn er schreibt, dass der Pokal zum Begaffen aus der Vitrine geholt wird.

Zum Begaffen.

Kostbar und heilig.

Zu Satzbau und Konstruktion der kurzen Notiz schreibe ich nichts, der Ausriss spricht für sich. Keine Ahnung, wen skb in der Redaktion kennt, um derart respektlos und schludrig in der Rundschau schreiben zu dürfen. Lesen möchte ich so etwas nicht, auch dann nicht, wenn der OFC zu solch einer Veranstaltung laden würde - der Pokalsieger von 1970. Und schon gar nicht in der FR.



Mittwoch, 21. Oktober 2009

Wer war's?


Derzeit ist wiederholt die Rede davon, dass der Berliner Club Hertha BSC auf dem besten Wege sei, die scheinbar für die Ewigkeit geltenden Rekorde eines anderen Berliner Vereins zu brechen. Nämlich den von Tasmania 1900 Berlin. Ob unser ehemaliger Trainer Friedhelm Funkel, der nun die Hertha betreut, den Abwärtstrend der Berliner aufhalten kann, bleibt abzuwarten.

Es war die Saison 1965/66, Hertha BSC wurde nach Ende der Saison 1964/65 zum Zwangsabstieg verurteilt; sie hatten gegen DFB-Statuten verstoßen und Tasmania 1900 Berlin rückte völlig überraschend nach, da ein Berliner Verein im Oberhaus vertreten sein sollte. Gänzlich überfordert stieg Tasmania nach diesem Jahr als Tabellenletzter sang und klanglos ab - und hält bisher jede Menge Negativrekorde; die wenigsten Siege, die meisten Niederlagen, die meisten Gegentore, die wenigsten geschossenen Tore undundund...

Im Einzelnen liest sich die Bilanz so:

34 Spiele, zwei Siege, vier Unentschieden und 28 Niederlagen; 8:60 Punkte bei einem Torverhältnis von 15:108.

1973 löste sich Tasmania auf und gründete sich neu, zunächst als SV Tasmania 73 Neukölln; 2001 wurde der Verein in SV Tasmania Gropiusstadt 73 umbenannt.

Nützliches Wissen also; begleitet von einer Quizfrage, die ohne Google beantwortet werden sollte:

108 Gegentore sind eine Menge Holz; wer aber erzielte den 100sten Gegentreffer?

Viel Vergnügen beim Knobeln.


Flotter Nachtrag: untouchable hat das Rätsel gelöst; Klasse. Im Kommentar seht ihr die Auflösung; bemerkenswert sicherlich noch, dass es dem 1.FC Kaiserslautern nicht gelungen ist, gegen Tasmania zu gewinnen - eigentlich ein Job für unsere Eintracht. Die aber ließ sich nicht beirren: 4:0 und 3:0 lauteten die Endergebnisse. Dafür unterlagen die Jungs zuhause gegen Borussia Neunkirchen mit 1:2, das ist doch auch etwas ...

Das Bild entstammt Franks Archiv; Danke

Dienstag, 20. Oktober 2009

Premiere im Profikader - Marcel Titsch-Rivero

.
Nach dem Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Hannover 96 stand Marcel Titsch-Rivero in der Mixed-Zone und strahlte. Marcel war soeben zum ersten mal in den Bundesligakader der Eintracht berufen worden. Und auch wenn er beim 2:1 Sieg der Hessen nicht zum Einsatz kam, war dies doch ein großer Tag für ihn.

Es ist ein tolles Gefühl, wenn du durch den Spielertunnel zum Warmmachen auf das Feld läufst und die Fans siehst, den Rasen – einfach nur Gänsehaut...

Weiter geht es hier, auf 18mal18

Montag, 19. Oktober 2009

Alex Meier im Museum - Ferienprogramm


Aus der Museumshompage: Kinderpressekonferenz mit Alex Meier

Alex_Meier.jpg

Zur Kinderpressekonferenz am 20. Oktober um 13.00 Uhr freuen wir uns, Alexander Meier begrüßen zu dürfen.

Der Torschütze vom Samstag wird Rede und Antwort stehen, den Job des Pressesprechers übernimmt morgen mal wieder Axel "Beve" Hoffmann.

Akkreditierungen bitte unter info@eintracht-frankfurt-museum.de.

Wie heisst eigentlich der Trainer von Hannover ...

.
... war eine der meist gestellten Fragen am vergangenen Samstag. Schulterzucken allenthalben. Somit wird die Antwort hier gegeben, man weiß ja nie, wozu es gut ist:

Andreas Bergmann heißt der Gute, man soll nicht sagen, man könne hier im Blog nichts lernen. Und damit ihr wisst, wie er aussieht, hat ihn Stefan fotografiert:


Hellgrau gegen dunkelgrau, das ist Eintracht Frankfurt gegen Hannover 96. Minuskulisse im Stadion dazu ein Minigästeblock, man hätte meinen können, der VfL Wolfsburg sei zu Gast. In Vormeisterjahren wohlgemerkt; Erfolg macht sexy.

Nikolov hielt großartig - und schimpfte bei einer Attacke des Hannoveraners Ya Konan derartig, dass ich gar nicht glauben konnte, dass dies unser Oka war, Franz will, Ama auch - und ist schon wieder verletzt, Bajramovic kann, Jung durfte kurz, Meier traf, Ochs will auch, Liberopoulos trifft, Chris noch besser auf der Sechs, Steinhöfers Standards mit Doppel-D sind dennoch Kunst, Caio und die Defensive: das wächst zusammen, Fenin ist wieder dabei und Spycher Kapitän. Na gut.

Schön: Titsch-Rivero auf der Bank. Großartig für den Jungen.

2:1 gewonnen. Heimsieg. Danke. Und wichtig!

Weshalb die FAZ just im Moment Caio runter putzt, bleibt deren Geheimnis; weshalb das Sport-Studio nur punktuell auf dieses Spiel einging, liegt hingegen auf der Hand. Hertha leidet, das wollen die Leute sehen.

Die U23 besiegte dann am Sonntag die Stuttgarter Kickers mit 3:1. Mit Fährmann, Jung, Titsch-Rivero, Heller und Korkmaz. Aber auch mit Mössmer, Halke, Gentner, Haben, Fachat und Hess.

Die U19 unterlag beim KSC mit 0:1 und die U17 besiegte Hoffenheim mit 1:0. Die U17. 9 Spiele 12:0 Tore. Spitzenreiter. Trainer Alex Schur freut's. Mich auch.

Wort des Monats September 2009

.
„Wir freuen uns, dass wir mit Herrn Bruchhagen einen der wichtigsten Männer des deutschen Fußballes als Eröffnungskeynote gewinnen konnten“, sagt Hans Joachim Wolff, Vorstand des DVPT e.V. und Veranstalter der „VOICE+IP Germany“.

Soso, sie konnten also Heribert Bruchhagen als Eröffnungskeynote gewinnen. Das letzte was ich gewonnen habe, war ein lumpiger Schreibblock, aber immerhin besser als nichts. Eröffnungskeynote - ein Wort, welches mein Leben ungemein bereichert und fortan zu meinem Sprachschatz gehört. Für euch hatte es nicht so eine Bedeutung, und das ist vielleicht auch besser so. 5% der abgegebenen Stimmen bedeuten völlig verdient den letzten Platz.

Oh wie ist das schön sangen
Teile der Kurve in einem ganz und gar nicht schönen Spiel; beim 0:3 im Stadion gegen den VfB Stuttgart. Unpassend, wie ich fand, den zuvor hatte unser Team immerhin die Alemannia aus Aachen im Pokal mit 6:4 versenkt. Immerhin 17% von euch fanden dies beachtenswert - und damit jener Nachmittag nicht in Vergessenheit gerät, landete die Sentenz auf dem dritten Platz. Um nicht zu sagen: Vorletzter.

Schlurchmarke. Ein schönes Wort, fürwahr. Hoch schlugen die Wellen, als Sportartikelhersteller JAKO auf einen Blogeintrag von Trainer Baade höchst harsch reagierte, als dieser JAKO just mit dem Wort: Schlurchmarke bezeichnete. Es folgte eine Welle der Solidarität der Blogger zugunsten des Trainers - und Jako ruderte zurück. Immerhin schaffte es die Schlurchmarke aufs Podest. Zweiter Platz, 19 % von euch waren dafür.

Kommen wir zum Sieger des Monats September, der möglicherweise uns auch in den nächsten Tagen und Wochen beschäftigen könnte. Hierbei handelt es sich um einen Spieler, der bei Galatasaray Istanbul in Ungnade gefallen ist und den unser derzeitiger Coach Skibbe gerne verpflichtet hätte - wie er nicht müde wird, mitzuteilen. Heribert Bruchhagen jedoch hielt das Portemonnaie kampfhaft verschlossen, aus welchen Gründen auch immer - und so ist Cassio de Souza Soares, genannt Lincoln bislang nicht zur Eintracht gewechselt. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, das wissen wir nicht. Thema ist er allemal, solange es einem nicht zu den Ohren raus kommt. 56% von euch wählten Lincoln zum Wort des Monats im September 2009; das ist ein Wert, von dem die Sozialdemokraten nur träumen können. Herzlichen Glückwunsch an Lincoln und herzlichen Dank an euch: Für's Mitmachen.

Lincoln.

Lincoln.

Lincoln.


Lincoln.


Lincoln.


usw ...

Freitag, 16. Oktober 2009

FARE Aktionswoche


Rassismus zu ignorieren heißt Rassismus zu akzeptieren – beziehe Stellung und mach mit bei der FARE-Aktionswoche ...


... so heisst es auf der Hompage Fußball gegen Rassismus in Europa (FARE). Vom 15.-27. Oktober findet die Aktonswoche zum Thema statt; Andy Sanders vom EFC Rodgau hat für die Fan geht vor gemeinsam mit den Spielern der Frankfurter Eintracht seinen Beitrag dazu geleistet und mir freundlicherweise das Ergebnis zu Verfügung gestellt:


Danke!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Kein Fußball: And also the trees

.
Ich weiß nicht, ob die englische Band And also the trees eine Affinität zum Fußball hat; was ich aber weiß, ist die simple Tatsache, dass sie großartige Musik machen und grandiose Konzerte geben. Vor einigen Monaten erschien When the rains come, eine CD mit Akustik-Versionen einiger Songs. Seit 1979 begeistern Aatt ihre kleine - aber stets begeisterte Fangemeinde - und nun kommen sie am Freitag, den 16.10.2009 ins Nachtleben in Frankfurt, um ein Akustik-Konzert zu geben. Eine tolle Gelegenheit, sich eine Band anzusehen, die sich jeglichen Trends verweigert und traumhafte Melodien produziert.

Zum Beispiel dies hier:



Dienstag, 13. Oktober 2009

Der Tag als Bernd Hölzenbeín im Museum war - Teil II


Nach dem zweiten Pokalsieg 1975 spielte Eintracht Frankfurt eine höchst erfolgreiche Serie im Europapokal. Durch zwei Tore von Hölzenbein siegte die Eintracht unter anderem bei Atletico Madrid mit 2:1 und scheiterte erst unglücklich im Halbfinale bei West Ham United. Ein Tor hatte gefehlt, um in das Finale einzuziehen.

Die stärkste Eintracht jedoch sah Holz nach Übernahme des Traineramtes durch Guyla Lorant 1976/77. 21 Spiele, Saisonübergreifend sogar 22 blieb das Team ungeschlagen, am Ende fehlten zwei Punkte zur Meisterschaft. Wer weiß, was geschehen wäre, so Lorant die Mannschaft nur etwas früher übernommen hätte. Andererseits schaffte es Eintracht Frankfurt nicht, bei Tennis Borussia Berlin zu gewinnen - einem designierten Absteiger. Hölzenbein erzielte in jenem Jahr 26 Treffer; für den Titel des Bundesligatorschützenkönig jedoch in dieser Saison zu wenig; Dieter Müller traf 34 mal. Später sollten Jörn Andersen und Tony Yeboah im Trikot der Frankfurter Eintracht diesen Titel erringen - mit 18 resp. 20 Treffern. Doch woran hat es gelegen, dass Eintracht Frankfurt niemals bis ganz nach vorne dringen konnte? Vielleicht hatten die Riederwälder nie 10 bis 11 gleichstarke Spieler auf allen Positionen; als Pezzey und Cha (der war eine Granate) zur Eintracht gestoßen sind, waren auch Holz und Nickel schon etwas in die Jahre gekommen. Womöglich spielte damals die vielleicht stärkste Eintracht der letzten Jahrzehnte, abgesehen von dem Team, das später Fußall 2000 zelebrieren sollte - und doch nicht Meister wurde.

Bernd Hölzenbein wurde 1976 in Jugoslawien Vize-Europameister, als Uli Hoeneß im Elfmeterschießen einen Elfmeter in den berühmten Nachthimmel von Belgrad gedroschen hatte. Zuvor hatte Hölzenbein per Kopfball in der letzten Minute der regulären Spielzeit per Kopf den 2:2 Ausgleich gegen den Überraschungsfinalisten Tschechoslowakei erzielt. Einen besonderen Stellenwert hat dieses Ereignis allerdings nicht in Holz' Vita, zumal seinerzeit die Endrunde nur mit vier Mannschaften ausgespielt wurde. Erst kurz vor Spielbeginn des Finales wurde beschlossen, dass es im Falle eines Unentschiedens kein Wiederholungsspiel geben würde, sondern ein Elfmeterschießen - auf das niemand so recht vorbereitet war. Im End war Hölzenbein ganz froh, dass er keinen Elfmeter schießen musste. Das war eine Anspannung - Unfassbar.

Seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte Hölzenbein nach der WM 1978 in Argentinien - als Deutschland die Chance auf ein Finale oder zumindest das kleine Finale durch ein 2:3 gegen Österreich in Cordoba verspielte - und das obgleich Holz die Mannschaft durch den Ausgleichstreffer zum 2:2 wieder ins Spiel gebracht hatte. Sogar mit seinem großen Förderer Helmut Schön geriet Holz ohne Not aneinander, als er nach dem Finale einige unbedachte Äußerungen gegenüber der Presse machte. Wir blamieren uns vor der ganzen Welt gegen so eine Mannschaft und dann kommen die Funktionäre in die Kabine und haben nur eins im Sinn: Die Kleiderordnung für die Heimreise; Welche Schuhe, welches Unterhemd, welche Farbe. Und in meiner Wut habe ich geschimpft, dass wir nie ein Team waren. Die jungen Spieler hatten Bravoverträge und schon Bücher geschrieben; Hansi Müller, Abramczik, Rummenigge - das waren Kinder, Kindsköpfe, die haben damals überhaupt nicht den Ernst der Lage erkannt. Berti Vogts war überfordert, Bonhof musste verletzt spielen und Grabi war leider nicht dabei.
Damit habe ich natürlich Helmut Schön brüskiert und menschlich enttäuscht. Wenn er schimpft oder dir eine Ohrfeige gibt, ok - aber wenn er dich nur traurig anschaut und dann weiter geht, das war schlimm, wenn dieser Mann nur durch dich durchguckt. Das war unfassbar.

Selbst die Mannschaft hat Holz auf dem Heimweg ignoriert und angekommen auf dem Frankfurter Flughafen machte sich Hölzenbein aus dem Staub - es gab ja auch keinen Empfang auf dem Römer. Erst zwei Jahre später fasste Bernd Hölzenbein den Mut, sich bei Helmut Schön im Hotel Kempinski zu entschuldigen (ich bin da angeschlichen). Schön nahm ihn in die Arme - und da war das wieder ok.

Es war ihm unfair gegenüber, was ich gemacht hatte, obwohl ich es gar nicht wollte: Schön war ein großer Mann, ehrlich und hat zu mir gestanden, selbst als Jupp Derwall (Co-Trainer) und die Presse ihn 1974 überzeugen wollten, dass ich doch nicht der Richtige bin.

Es war Holz eine Herzensangelegenheit, sich bei seinem Mentor Helmut Schön zu entschuldigen, noch heute war spürbar, dass Hölzenbein sichtlich unter der Situation gelitten hatte. Sieht man sich heute das Interview von damals an, fällt vor allem die relative Harmlosigkeit seiner Worte auf - die doch so große Konsequenzen hatten.

Doch nicht nur das unrühmliche Ausscheiden aus dem Turnier prägte die WM 1978. Hatte 1974 zumindest die Tischtennisplatte für Abwechslung gesorgt, so herrschte im Quartier in Ascochinga (Toter Hund) ein strenges Regiment. Während Franz Lambert mit seiner Orgel die Stimmung zu beleben versuchte, was nicht immer gelang, so wurden die Spieler phasenweise wie Schulbuben behandelt. Wollte jemand nach Hause telefonieren, musste er ins Büro. Dort stand ein Telefon und eine Stoppuhr; die entstandenen Kosten wurden dann von der Spesenrechnung abgezogen. Meine Frau erwartete zu der Zeit ein Kind - und ist nicht zu mir durchgedrungen, na gut, das war vielleicht auch nicht so wichtig ... ich bin halt Vater geworden. Erst über die Bild habe ich es doch noch erfahren.

Übrig blieben für Hölzenbein aus seiner Länderspielkarriere neben dem WM-Titel 1974 und der Tischtennismünze auch zwei goldenen Schallplatten; eingespielt 1974 und 1978. Fußball ist unser Leben und Buenos Dias Argentinia lauteten die WM-Songs jener Jahre, bei denen Holz kräftig mitgeschmettert hatte.



Die Saison 1979/80
endete für die Eintracht mit dem ersten internationalen Titel: mit dem Gewinn des Uefa-Cups. Unvergessen dabei das Sitzkopfballtor von Bernd Hölzenbein gegen Dynamo Bukarest. Die Eintracht hatte das Hinspiel in Bukarest mit 0:2 verloren; kurz vor Ende führten sie mit 1:0. Auf Nachfrage erfuhren die Spieler, dass noch 20 Sekunden zu spielen waren, als es einen Freistoß gab. Willi Neuberger führte aus, der Schiedsrichter führte die Pfeife an den Mund - er zögerte noch einen Moment, als der Ball über Körbel in den Armen des Bukarester Torhüters landete und er zögerte noch einen Moment länger, als diesem das Leder aus den Händen glitt und nach unten plumpste, wo der zuvor ausgerutschte Hölzenbein auf dem Boden saß, seinen Kopf ein wenig reckte und tatsächlich in der allerletzten Sekunde die Verlängerung erzwang. Nickel erzielte in jener Verlängerung das 3:0 - und die Eintracht erreichte die nächste Runde. Das ist so ein Zufall, dass man da mitrutscht, blöd da sitzt und das Ding dann reinmacht. Das gibts nur im Fußball, deshalb gehen wir da immer wieder hin.

Bei den Endspielen gegen Borussia Mönchengladbach fehlte Jürgen Grabowski; im Punktspiel gegen Gladbach hatte ein Tritt des Lothar Matthäus für das vorzeitige Karriereende gesorgt. In Mönchengladbach unterlag die Eintracht mit 2:3, das 1:0 durch Fred Schaub in der 81. Minute im Rückspiel reichte auf Grund der mehr auswärts erzielten Tore zum Titel. Als Kapitän Bernd Hölzenbein den Uefa-Cup in Empfang nahm, gab er diesen unter dem Jubel des vollbesetzten Waldstadions an den verletzten Grabi weiter. Beim abschließenden Bankett erfuhr Holz, dass Trainer Rausch ihn eigentlich auswechseln wollte - was den Kapitän wiederum sehr geärgert hatte. Ich war Kapitän, war immer für ein Tor in der letzten Minute gut, wie kann der das machen.

Als Hölzenbein angesäuert die Feier verlassen wollte, entdeckte er den Uefa-Cup - und nahm ihn mit nach Hause. Jürgen Gerhardt, seinerzeit Geschäftsführer der Frankfurter Eintracht erkundigte sich am nächsten Morgen aufgeregt nach dem Verbleib des Pokals, Holz jedoch gab sich ahnungslos. Zwei Stunden ließ er die Verantwortlichen hängen, erst dann löste er das Rätsel auf. Als Jürgen Gerhardt den Pokal abholen wollte, bewaffnete sich Hölzenbein mit einer Videokamera und filmte die Aktion. Heute ärgere ich mich, stellt euch vor, ich hätte heute noch das Original und wir würden es hier ausstellen meinte er scherzhaft .

A propos Rausch: Grabi war eh sauer auf den Trainer; wir waren im Trainingslager als Rausch abends die Zimmer inspizierte. Nachtweih war nicht da, vielleicht irgendwo was zu trinken holen. Rausch war sauer und meinte, wenn er wieder kommt, kannst du ihm sagen, er kann seine Koffer packen und nach Hause fahren. Als Rausch bemerkte, dass Grabi und Nickel ebenfalls nicht auf ihren Zimmern waren, kam er zurück und meinte: Das mit Nachtweih hat sich erledigt.

Es folgte das letzte Jahr von Bernd Hölzenbein bei Eintracht Frankfurt - und es endete mit einem weiteren Pokalsieg, dem dritten für Holz und die Eintracht; in Stuttgart besiegten die Frankfurter den 1.FC Kaiserslautern mit 3:1; es war das finale Spiel von Holz für Eintracht Frankfurt. Schon im Winter hatte er einen Vertrag bei Fort Lauderdale, dem neuen Club von Gerd Müller unterschrieben. Vielleicht etwas überstürzt, da die Eintracht einer Vertragsverlängerung nur unter erheblichen Gehaltseinbußen seitens Holz zustimmen wollte und ihm zudem nicht das Gefühl gegeben hatte, ihn wirklich zu wollen. Im Nachhinein wechselte Holz doch zum richtigen Zeitpunkt, immerhin war er schon 35 (Die Amis glaubten 33 - aber das ist eine andere Geschichte) - und der Abtritt mit dem Gewinn des DFB-Pokals ein triumphaler. Als sich die Mannschaft mit dem Pokal am Römer präsentierte und die Fans ihnen zujubelten, war es auch für Holz ein großer Moment. (Die (Amerikaner) haben alle gedacht, die feiern hier meinen Abschied, also haben wir die auch im Glauben gelassen) - schon am nächsten Tag brach er nach Florida auf, die letzten Punktspiele fanden ohne den Kapitän statt.

Nach Grabis Karriereende im Jahr zuvor war nun auch der zweite Weltmeister von Bord gegangen. Beinahe wäre Hölzenbein jedoch bei Beckenbauers Ex-Club Cosmos New York gelandet; ein Anruf des Trainers Hennes Weisweiler zeugte von Interesse. Als Holz jedoch zurückrief übersah er allerdings den Zeitunterschied von sechs Stunden; Nachts um drei klingelte in New York bei Weisweiler das Telefon, woraufhin dieser arg sauer wurde. Am folgenden Tag murmelte er noch ein paar Worte ins Telefon, das Interesse von Cosmos aber war schlagartig erloschen. Immerhin sorgte der Kontakt dafür, dass Fort Lauderdale das gleiche Gehalt wie Cosmos New York zahlen sollte. Wir haben natürlich so getan, als bestünde das Interesse noch immer ...

Das erste Spiel bei Fort Lauderdale lief an Holz völlig vorbei; dennoch titelte die BILD Frankfurt am folgenden Tag: Amerika feiert Bernd Hölzenbein. Ich habe kaum einen Ball berührt, Amerika kennt mich überhaupt nicht; selbst im Stadion kannte mich so gut wie keiner. Da habe ich dann auch gelernt, dass man als Leser der BILD-Zeitung nicht alles glauben darf. Am nächsten Tag mussten sie dann wieder was schreiben. Hölzenbeins Sohn im Swimmingpool fast ertrunken. Der Pool war 10 cm hoch. Die mussten ja was bringen, also haben sie was gemacht.

Als der Vertrag in Florida auslief, das zweite Jahr verlief für Holz besser als das erste, stand tatsächlich noch einmal ein Vertrag bei der Eintracht zur Debatte; auch der 1.FC Nürnberg zeigte Interesse; Holz aber entschied sich für die Hallensaison in den USA und kickte für Baltimore.

Nach der Seniorenweltmeisterschaft als Deutschland trotz eines Treffers von Holz Brasilien unterlag, brachte seine Rückkehr nach Deutschland ein kurzes Intermezzo beim FSV Salmrohr mit sich, einem Team das 1986 um den Aufstieg in die zweite Liga kämpfte. Spielertrainer war Klaus Toppmöller und im Sturm lief ein Mann auf, der später auch in der Bundesliga für Furore sorgen sollte: Edgar Schmitt.

Holz verletzte sich beim Training, Achillessehnenentzündung - und konnte fünf Monate nicht spielen. Erst als in der Aufstiegsrunde der Gegner Kickers Offenbach hieß, sollte er dabei sein. Holz meinte zwar, dass er nicht spielen könne; der Trainer aber sagte: Dann setz dich wenigstens auf die Bank und mach denen Angst. Kurz vor Schluss lag Salmrohr mit o:2 hinten, Holz wurde eingewechselt, humpelte auf den Platz und verwirrte die Kickers dermaßen, dass Salmrohr innerhalb weniger Minuten den Ausgleich erzielte - und tatsächlich aufstieg.

Im Sommer 1986 ging dann die große Spielerkarriere von Bernd Hölzenbein zu Ende. Für die Eintracht absolvierte er 420 Bundesligaspiele und erzielte dabei 160 Treffer. Er ist damit mit weitem Abstand Rekordtorschütze der Eintracht und liegt in der ewigen Rangliste der Bundesliga auf Platz 11. In 40 Länderspielen (das erste und das letzte gegen Österreich) erzielte er fünf Treffer und wurde 1974 Weltmeister. Mit den drei Pokalsiegen und dem Uefa-Cup-Sieg ist Bernd Hölzenbein der erfolgreichste Spieler der Eintracht aller Zeiten; wenngleich er selbst sagt, dass die größten Eintrachtspieler Jürgen Grabowski und Alfred Pfaff waren und er in einer optionalen Rangliste mit Platz drei hoch zufrieden wäre.

---

1988 kehrte Holz als Vizepräsident zur Eintracht zurück; auf der legendären Hauptversammlung als der Ordner und bekannte Boxer Freddy Wegner von einem Redner, der sich nicht dazu bewegen ließ das Rednerpult zu verlassen, ko geschlagen wurde. Irgendjemand rief meinen Namen - und schon war ich gewählt.

Als später Präsident Wolf zurück treten musste, stand Hölzenbein zunächst in vorderster Front - bis Matthias Ohms Präsident wurde. Die ersten Jahre liefen auch ganz gut, die Einkäufe passten - und die Zeitungen schrieben Holz in den Himmel, was nicht allen gefiel. Neid und Eifersucht gingen mit dem Erfolg Hand in Hand. Stand auf der einen Seite der Fußball 2000 mit Stein, Yeboah und Uwe Bein so folgte der Misserfolg nur wenig später: Der Abstieg, dessen Verschulden sich Bernd Hölzenbein auch auf die eigene Fahne schreibt. Ich habe sehr viel gelernt, zum Beispiel, dass man nicht mehr Geld ausgibt, als man hat. Die Spieler wollten immer mehr, die Finanzierung sollte über zukünftige Einnahmen gewährleistet werden; unnötiges Ausscheiden aus dem Uefa-Cup wie gegen Bröndby machten den Planungen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Von daher unterstützt Holz auf Grund seiner Erfahrungen den heutigen Kurs der Frankfurter Eintracht, der durch Heribert Bruchhagens Maxime, nicht mehr auszugeben als man hat, geprägt ist - auch wenn manch einer aus dem Umfeld dies nicht so gerne hört.

Die Verpflichtung von Heynckes 1994 als Trainer wurde von Holz abgenickt; die Suspendierung der Spieler Gaudino, Okocha und Yeboah aber hätte nicht sein müssen; eine Geldstrafe hätte es auch getan - Holz aber konnte sich nicht durchsetzen. Schwer getroffen hat Hölzenbein die Bewährungsstrafe, die er später wegen vermeintlicher Steuerhinterziehung im Falle Yeboah erhalten hatte. Damals hatte ich nur wenig Freunde. Sehr wenig Freunde. Aber: Fehler macht jeder gab Holz zu.

Nach dem Abstieg 1996 und der Debatte um Yeboah verließ Hölzenbein die Eintracht, um 2004 als Vorstandsberater und Leiter der Scoutingabteilung zurück zu kehren. Damit verbunden ist der Aufstieg mit Friedhelm Funkel, Klassenerhalt, DFB-Pokal-Finale 2006 und der Einzug in den Uefa-Cup als Verlierer des Endspieles, da Gegner Bayern München als Meister schon für die Championsleague qualifiziert war.

Die umstrittenste aber auch vermeintlich spektakulärste Neuverpflichtung tätigte die Eintracht mit dem Spieler Caio. Ich bin zu 100% überzeugt, dass er ein klasse Spieler ist. Aber es kann passieren, dass er es vom Kopf her nicht schafft, dass er die Willensstärke nicht hat. Eine Willensstärke, die Jürgen Grabowski einem Bernd Hölzenbein attestierte - und die vielleicht neben den überdurchschnittlichen Fähigkeiten dafür verantwortlich war, dass Holz seinen Weg gemacht hat. Wobei Hölzenbein Caio durchaus noch eine Entwicklung zutraut - oder sich vielmehr erhofft. Wenn die Hälfte im Stadion überzeugt ist, dass dies ein Guter ist, dann ist das noch eine ganze Menge- aber ich kann nicht in seinen Kopf hinein gucken.

Aber: Wer kann das schon?

Und so endete eine tolle Veranstaltung mit der Übergabe eines T-Shirts an Bernd Hölzenbein: Matze hatte schnell reagiert; auf dem Shirt stand: Übersteiger: 29.05.1971.


Stefan Minden, Bernd Hölzenbein, Matthias Thoma, Beve

---

Bleibt zunächst ein Dankeschön; ein Dankeschön an Bernd Hölzenbein, der uns allen einen großen Abend beschert hat und schon seine Bereitschaft signalisierte, gemeinsam mit Bernd Nickel und Jürgen Grabowski ein weiteres Mal ins Museum zu kommen - nun müssen Dr. Hammer und Grabi noch überzeugt werden.

Ein Dankeschön geht an die Fan- und Förder-Abteilung, an Stefan Minden, Petra Bärmann und Thomas Nixdorf, die gemeinsam mit dem Eintracht Frankfurt Museum diesen Abend organisiert hat; ein Dankeschön geht an unseren Direktor Matthias Thoma der mir stets die Gelegenheit gibt, solche Veranstaltungen zu moderieren; ein Dankeschön geht an Steffen Ewald und Pia Geiger vom Museum, ohne die solche Veranstaltungen nicht möglich wären; ein Dankeschön geht an Frank Gotta und dessen traumhaftes Eintracht-Archiv ohne dass ich mich noch nicht einmal halb so gut informieren könnte und ein Dankeschön geht an die Filmemacher Frank Wagner und Wolfgang Avenarius, die den Abend so toll visuell untermalten. Dankeschön Kid Klappergass für das Zusammenstellen etlicher Informationen und die schönen Ankündigungen in deinem Blog und das letzte Dankeschön geht an euch; was wäre so eine Veranstaltungen ohne die Fans, die unseren Helden den Tribut zollen, den sie verdient haben.

Damit solche Veranstaltungen auch fürderhin stattfinden können, lege ich euch eine Fördermitgliedschaft des Museums ans Herz; weiter geht's mit Charly Körbel am 19.November 2009 an gewohnter Stelle. Wir sehn uns.


Fotos: Steffen Ewald, Pia Geiger, Frank Wagner, Franks Eintracht-Archiv

Montag, 12. Oktober 2009

Der Tag als Bernd Hölzenbein im Museum war - Teil I

.
Bernd Hölzenbein, seit den Anfangstagen bei Eintracht Frankfurt genannt Holz, wurde 1946 in Dehrn bei Limburg geboren. Seine Eltern besaßen ein florierendes Busunternehmen und waren in der glücklichen Lage, dem kleinen Bernd ein für damalige Verhältnisse großartiges Geschenk zu machen: Einen Lederball. Und wer einen Ball besaß, der durfte selbstverständlich immer mitspielen - auch wenn er einen Kopf kleiner als die meisten seiner Kameraden war - und so wurde schon in ganz jungen Jahren der Grundstein für eine der großartigsten Fußballkarriere der deutschen Geschichte gelegt.

Im Alter von acht Jahren hielt Bernd seinem Vater in der einzigen Kneipe des Ortes einen Platz frei; auf dem Programm stand ein Ereignis, welches später unter dem Namen Das Wunder von Bern in die Geschichte eingehen sollte; das Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft 1954, in welchem das junge Nachkriegsdeutschland die favorisierten Ungarn nach 0:2 Rückstand noch 3:2 besiegte. Bernd war großer Fan von Fritz Walter, nachts im Bett las er die Bücher, die Deutschlands bester Fußballer geschrieben hatte und identifizierte sich mit dem Kapitän der Nationalmannschaft so sehr, dass er glaubte, diesen in und auswendig zu kennen. Als er wenig später tatsächlich im Stadion auf Fritz Walter traf und ihm zuwinkte, war der der kleine Bernd arg enttäuscht, da dieser ihn nicht erkannte. Dabei hatte ich doch so viel von ihm gelesen ...

Das grandiose Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft von 1959 als die Frankfurter Eintracht die Kickers mit 5:3 besiegte ging an Holz vorüber, die folgenden Europapokalspiele im Stadion aber konnte er in Begleitung seines Vaters sehen; geträumt hat er jedoch davon, in die erste Mannschaft seines Heimatvereins TuS Dehrn zu kommen, oder vielleicht sogar einst beim VfB Gießen zu spielen - in der Landesliga.

Mit 17 debütierte Holz in der ersten Mannschaft der Tus Dehrn und einige Jahre später wurde er zu einem Trainingslager in die Sportschule Grünberg eingeladen - um sich für die Bezirksauswahl zu qualifizieren - Trainer Gellesch nominierte ihn jedoch nicht für die ersten 15.

Wenige Wochen später wechselte er dennoch zu den Amateuren der Eintracht - und spielte fortan sogar in der Hessenauswahl. Eingefädelt hatte den Wechsel von Dehrn zur Eintracht ein Mitarbeiter eines Zeitungsverlages, der auch im Raum Limburg unterwegs gewesen ist und den treffsicheren Stürmer weiter empfohlen hatte. Als Holz zum Probetraining nach Frankfurt kam, verfuhr er sich zunächst und rollte eine Stunde zu spät am Riederwald ein. Als zudem noch die Fußballschuhe nicht passten, riet ihm der damalige Eintracht-Trainer Elek Schwartz, es noch ein weiteres Mal zu probieren.

Als Holz kurz darauf wieder nach Frankfurt kam, diesmal für eine Woche, wurde ihm ein kleines Zimmer am Riederwald zugewiesen. Noch am ersten Abend erkundete er die große Stadt und entdeckte bei seiner Rückkehr an seinem Fenster den Schatten eines großen Mannes. Verängstigt rief er einen Bekannten an und alsbald stellte sich heraus, dass in diesem Zimmer ein Tischtennisspieler wohnte, mit dessen Rückkehr die Eintracht noch nicht gerechnet hatte.

Holprig begann also seine Zeit in Frankfurt, vor allem, da er mit einigen anderen jungen Spielern, darunter der 17-jährige Bernd Nickel zu einem Turnier nach Rotterdam fahren sollte. Während Nickel brillierte, war Holz von seiner eigenen Leistung ganz und gar nicht überzeugt und reiste nach dem ersten Turniertag ab, zumal ein wichtiges Spiel der TuS Dehrn anstand - für Holz wichtiger als eine Karriere, die er in den Sand gesetzt zu haben glaubte. Um so überraschter war er dann, als ihm wenig später ein Bekannter einen Zeitungsartikel zeigte, aus dem hervor ging, dass die Frankfurter Eintracht Bernd Hölzenbein verpflichtet hatte. Galt die Verpflichtung zunächst für die Amateurmannschaft, so zeigte Holz dann doch Mut und wollte bei den Profis trainieren - was er auch durfte. Ein Jahr lang spielte er für die Amateure der Eintracht - und war dennoch auf dem Mannschaftsfoto der Profis zu sehen - Und dies war viel wichtiger als alles andere, wie Holz lachend betonte.

knieend von links: Hölzenbein

Sein erstes Tor für die Eintracht erzielte Hölzenbein bei einem Freundschaftsspiel Weihnachten 1966 in Hongkong - allerdings offiziell unter dem Namen Helmut Kraus, da der Spielerpass der Amateure für die Profis keine Gültigkeit besaß und Holz demzufolge auf einen anderen Pass spielte. Stolz präsentierte er dann zuhause einen Zeitungsausschnitt, auf dem er beim Torschuss zu sehen war.

Bald darauf unterschrieb Holz im Zimmer des damaligen Präsidenten Rudi Gramlich seinen ersten Profivertrag über zwei Jahre, der jedoch eine Option für weitere zwei Jahre enthielt, was er bei Unterzeichnung übersehen hatte. Erst als er nach Ablauf der beiden Jahre um eine Gehaltserhöhung bat, registrierte er die Option; die Eintracht aber zeigte sich dennoch großzügig.

Zu seinem ersten Einsatz in der Bundesliga kam Holz am 04.11.1967 gegen den HSV, als er in der 78. Minute für Heiko Racky eingewechselt wurde. Bei der Eintracht spielten Kunter, Jusufi, Lindner, Schämer, Huberts, Grabowski, Kraus Lotz, Keifler, Friederich, Racky, beim HSV Uwe Seeler und die annern ...

Der erste Treffer gelang Holz dann am 20.04.1968; es war der 30. Spieltag und die Eintracht unterlag dennoch 1:5 beim 1.FC Köln - als Holz erneut für Heiko Racky eingewechselt wurde.

Unter Trainer Ribbeck war Hölzenbein ab Sommer 1968 in der Mannschaft gesetzt, fortan prägte er zusammen mit Bernd Nickel und Jürgen Grabowski über ein Jahrzehnt das Bild der Eintracht; jener Nickel, der mit ihm zusammen zur Eintracht gewechselt und laut Holz spielerisch stets voraus war. Sie waren Zimmergenossen - auch beim Spiel bei 1860 München, als sich Nickel zwei Stunden vor Spielbeginn 45 Minuten lang in die heiße Wanne legte (des hadder scheinbar immer gemacht). Während Nickel durchspielte, wurde Holz ausgewechselt - und überlegte, sich beim nächsten Spiel gleichfalls in die Wanne zu legen ...

Im Laufe der Jahre verabschiedeten sich die langjährigen Eintrachtler Lindner, Lutz, Huberts, Jusufi, und Lotz, denen Hölzenbein zwar mir Respekt begegnet war aber keinesfalls vor Ehrfurcht zu erstarrten drohte - Lindner jedoch wurde 1971 noch einmal reaktiviert, als es darum ging, den drohenden Abstieg zu verhindern. Mit nur 9 geschossenen Toren lag die Eintracht nach der Hinrunde abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, negativer Höhepunkt war ein 0:3 gegen die Kickers im Pokal, als Trainer Ribbeck Hölzenbein auf den Liberoposten beorderte, was dieser niemals zuvor gespielt hatte - nach 21 Minuten war das Spiel entschieden und Holz wurde wieder nach vorne geschickt. Durch ein 2:0 (Torschützen Nickel und Hölzenbein) in Offenbach am vorletzten Spieltag legte die Eintracht den Grundstein zum Klassenerhalt trotz verschobener Spiele, wie kurz nach Saisonende durch den Offenbacher Präsidenten Canellas öffentlich gemacht wurde; die Kickers jedoch stiegen ab. Bemerkenswert zudem, dass Hölzenbein nicht nur den zweiten Treffer erzielt hatte, sondern auch den ersten von Nickel vorbereitet hatte - durch einen Übersteiger. Einen Übersteiger - das hat sich der Caio von mir abgeguggt. Damals, am 29.05.1971.

Einen großen Schub nach vorne erlebten die Spieler als Dietrich Weise 1973 das Traineramt übernahm und im Gegensatz zu Ribbeck die Fußballer wie erwachsene Menschen behandelte. Vorbei die Zeiten der Taschenkontrolle, statt dessen stärkten Einzelgespräche das Selbstvertrauen der Spieler - vor allem Holz, der eher selbstzweiflerisch veranlagt war profitierte enorm - und schaffte den Sprung ins Nationalteam. Während Jürgen Grabowski schon 1970 eine große WM spielte, stand Holz erst im Herbst 1973 erstmals für Deutschland auf dem Platz - gegen Österreich. Wenige Monate später erzielte er beim 5:0 gegen Ungarn seinen ersten Treffer und sprang so trotz großer Konkurrenz noch auf den WM-Zug auf. Glücklich für ihn erwies sich dabei, dass Erwin Kremers noch beim letzten Punktspiel in der Liga eine rote Karte sah - und sich somit die WM-Teilnahme verspielte. Jedes mal, wenn ich ihn treff, bedanke ich mich nochmal bei ihm.

Vor der WM erspielte sich die Eintracht noch die Teilnahme am Deutschen Pokalendspiel durch ein 3:2 gegen Bayern München. Das Endspiel jedoch sollte erst nach der WM ausgetragen werden, die zu einem der Höhepunkte auch Frankfurter Fußballgeschichte werden sollte.

Wurde Holz in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Chile und Australien jeweils eingewechselt, so hatte er das Glück, bei der 0:1 Niederlage gegen die DDR nicht auf dem Feld zu stehen. Trainer Schön krempelte für das nächste Spiel gemeinsam mit Beckenbauer die Mannschaft auf vier Positionen um, auch Grabowski musste weichen - und so spielte Hölzenbein (Wenn ich am Schwarzenbeck vorbei war, der Franz war kein Problem mehr) gegen Jugoslawien wie auch in den folgenden Partien von Beginn an. Einem 2:0 gegen Jugoslawien folgte ein denkwürdiges 4:2 gegen starke Schweden (Grabi erzielte das 3:2) und die legendäre Regenschlacht im heimischen Waldstadion gegen Polen. Trotz eines von Hoeneß verschossenen und vom starken Holz heraus geholten Elfmeters siegte Deutschland mit 1:0 durch Gerd Müller und stand im Endspiel gegen Holland. Mit der Frankfurter Flügelzange Grabi und Holz wurde Deutschland durch ein 2:1 gegen die Niederlande zum zweiten Mal Weltmeister und auch Holz bekam seinen VW Käfer als Prämie, obgleich er sich eher als Wasserträger für die Stars sah. Noch vor dem Finale hatte er mit Jupp Heynckes ausgemacht, dass egal wer spielt, 10Minuten vor Schluss dem anderen Platz macht - aber dies hatte Holz während der Partie schlichtweg vergessen. Und so konnten Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski den Weltpokal in die Höhe stemmen. Zusätzlich sicherte sich Hölzenbein eine goldene Münze als bester Tischtennisspieler der deutschen Mannschaft, die in Malente ein Turnier ausgepielt hatte - sehr zum Ärger von Gerd Müller, der bis dato der ungekrönte Tischtennismeister gewesen war.

Wenige Wochen danach bezwang die Eintracht mit den beiden Weltmeistern Grabi und Holz im Finale des DFB-Pokals den HSV mit 3:1 - und wurde so zum ersten Mal Pokalsieger.

-----

Was sich recht nüchtern liest, ließ sich im Museum weit weniger trocken an. Bernd Hölzenbein, von den zahlreichen Besuchern mit warmen Applaus empfangen zeigte sich offen und selbstkritisch, ohne jedoch den ihm eigenen Humor und die Schelmenhaftigkeit vermissen zu lassen. Wie Holz zur Eintracht kam, die Missgeschicke und Holprigkeiten, sie zeigen symbolhaft auf den weiteren Weg. Bernd Hölzenbein ist niemand, der großspurig seinen Platz forderte; aber das Schicksal wies ihm, dem ewigen Zweifler, den Weg. Den Weg zur Eintracht, den Weg ins Nationalteam und auch den Weg in den Strafraum der Niederlande, der zum Elfmeter führte und der der Anfang vom Ende der favorisierten Holländer um Johan Cruyff war - damals, als Deutschland an Grabis 30.Geburtstag Weltmeister wurde. Trainingseifer, Präsenz und die Fähigkeit, sich hinten anzustellen um wenn es nötig war vorne anzugreifen, prägten den Lebensweg ebenso wie die Fähigkeit, Chancen zu nutzen. Bis heute ist Bernd Hölzenbein eher mit einer Bratwurst und einem Bier in der Hand zu sehen, als mit Champagner und Kaviar. Helmut Schön, Jürgen Grabowski, Jupp Heynckes - sie alle hatten aber durchaus Situationen zu überstehen, die Holz hervorgerufen hatte - und dabei die Genannten verletzte. Wohl hat niemand mehr darunter gelitten, als Bernd Hölzenbein selbst, wie er offen zugab - aber die Konsequenzen musste er in Kauf nehmen - darunter auch die jahrelange Funkstille zwischen Jürgen Grabowski und ihm. Frankfurts Stolz, der Grabi und der Holz.

Im zweiten Teil geht's weiter mit Pokalsiegen, Uefa-Cup und Bukarest, einem vorzeitigem Abschied und einer Wiederkehr. Dann erfahrt ihr auch, weshalb der FSV Salmrohr, den Offenbacher Kickers arg zugesetzt hatte und welchen Anteil Holz daran hatte.


Mannschaftsfoto 1966/67, Holz-Karikatur und Autogrammkarte aus dem Eintracht-Archiv

Fotos: Pia Geiger, Steffen Ewald

Im Herzen von Europa


Im Herzen von Europa
, so lautet der Titel des grandiosen Bildbandes von Frank Gotta und Doc Hermann über die Geschichte der Frankfurter Eintracht. Lange schon ist es ausverkauft - doch nun gibt es eine wunderbare Gelegenheit, doch noch in den Besitz des Buches zu gelangen. Kid Klappergass erzählt euch, was dazu nötig ist und gibt alles, damit einem kleinen Mädchen geholfen wird; Lea, ihr habt sicherlich davon gehört, muss operiert werden. Dazu braucht es Geld. Wie ihr den Erwerb des Buches mit der Hilfe verbinden könnt, wird euch in der Klappergass erklärt. Geht mal rüber. Danke.

Samstag, 10. Oktober 2009

Kurze Hinweise

Ganz kurz; zur Zeit sitze ich an einem Beitrag über den Besuch von Bernd Hölzenbein im Museum; es war großartig, der Bericht aber braucht noch eine Weile. Unterdessen verweise ich auf einen Beitrag von Kid über die kleine Lea, die weiterhin dringend Hilfe benötigt. Ein Licht in der Dunkelheit.

Das wars schon, danke für das Interesse.



Foto: Steffen Ewald

Dienstag, 6. Oktober 2009

Aufkleber des Tages - VI

Samstag, 3. Oktober 2009

Heimspiel auf Schalke


Freitag Nachmittag. Andere machen Feierabend, freuen sich auf ein Wochenende im goldenen Herbst; vielleicht wird gekeltert oder eine Radtour ins Grüne geplant, hinweg über knackende Buchecker und Eicheln. Vielleicht findet man ja eine Feder eines Eichelhähers oder entdeckt ein Reh am Waldesrand - irgend etwas Schönes zum Ausgleich für die vergangenen Mühen der letzten Woche. Wiederum andere laden sich Gäste ein, kochen italienisch, plaudern über Literatur oder den Niedergang der SPD - oder darüber, wieso alles so ist, wie es ist.

Wir aber fahren nach Gelsenkirchen, um in einer Turnhalle unserer Mannschaft beim Verlieren zu zuschauen. Gelsenkirchen. Selbst Schuld.


Freitag, 14:00 Uhr: Auf der Zeil ist verhältnismäßig wenig Betrieb, der ausnahmsweise Freitags statt findende Wochenmarkt weist erhebliche Lücken auf, weiter vorne Richtung Hauptwache wird gebaut, so wie schon seit Jahren auf der Zeil gebaut wird. Sollte jemals fertig gebaut sein, wird die Fußgängerzone den Charme eines Autohauses aufweisen - Rundschau, Post, Ammerschläger und Kaufhaus Schneider gehören schon länger der Vergangenheit an, stattdessen gibt es nun ein Kaufhaus mit Loch. An der Hauptwache sind ein paar Buden aufgebaut, aus den Lautsprechern blubbert 10cc's dreadlock holiday, beschienen von der Herbstsonne, die auch den neugestalteten Goetheplatz ins rechte Licht setzt. Seit 1840 steht hier das Gutenberg-Denkmal, elefantene Mäuler spucken Wasser aus; weiter vorne der Theaterplatz, der schon lange Willy Brandt Platz heißt - aber nicht nur deshalb, weil dieser 1959 als regierender Bürgermeister von Berlin dem Endspielsieg der Eintracht im Olympiastadion beiwohnte; damals als die SPD noch ... aber lassen wir das.

Münchener Straße, kleine Lebensmittellädchen dicht an dicht mit Hotels und Kneipen, zwischen drin die ein oder andere Agentur - und genau dorthin führte mich mein Weg. Ich holte Pia ab, wir verschlossen die Räder im Hofeingang und wanderten Richtung Bahnhof Südseite; dem traditionellen Abfahrtsort für die Auswärtsbusse zu den Spielen der Eintracht. Wir haben bei den Geiselgangstern gebucht; Fahrt, Ticket und Erlebnisfaktor inclusive für schlappe 38 Euro, das geht auch mit dem eigenen PKW nicht billiger - und du hast den Vorteil, ein Schöppchen trinken zu können und zudem bei Freitagabendspielen nicht mitten in der Nacht sinnlose Kilometer auf den silbernen Golf schrubben zu müssen - außer Turnhallenfußball sieht man ja eh nicht viel von der Welt - nachts in Gelsenkirchen.

An der Südseite mengten sich die Mitfahrer der heutigen Busse, hier ein Hallo, dort ein Guude und schon rollte unser Bus ein; in Zeiten der Krise tut es dann auch ein ehemaliger Linienbus - traditionell ohne Toilette und ohne Aschenbecher in den Sitzen, aber dafür entschädigten die Mitfahrer. Natürlich durften Buffo, Gerre und Ralf ebenso wenig fehlen, wie Gaby, Ina oder Jens, aber auch einige neue Gesichter waren dabei sowie Kine, Steffen oder Stefan, die wie wir immer mal wieder dabei sind.

Kaum auf der Autobahn, standen wir auch schon im Stau und hinter Rosbach folgte die erste Pause; etliche sollten folgen - und wir hielten sogar an Plätzen, welche mit einem Häuschen bestückt waren, auf dass auch die weibliche Klientel ihren Bedürfnissen nachkommen konnte. Von Zeit zu Zeit klang darob ein Frauen ham beim Fußball nichts verloren durch den Bus, wie generell die Sangesfreudigkeit mit gestiegenem Alkoholpegel wuchs.

Die Fahrt zog sich nicht nur wegen der Pausen in die Länge, wir glitten auf der A45 von einem Stau in den Nächsten derweil sich Sonne und Regen abwechselten und Deutschland an uns vorüber zog. Noch grünten die Blätter an den Bäumen, der Sommer zuckt, der Herbst aber breitet seine Schwingen aus; Novembergrau wartet schon.

Burger Hain, Am Borbelholz - so hießen nun die Parkplätze während wir an einem Fläschlein Apfelwein nuckelten und ab und an ein Kippchen rauchten. Über dem Fahrer blinkte das Zeichen Wagen hält; eine Reminiszenz an Tage, als der Bus noch Schüler nach Hause karrte - während die klassische Tombola ihre Schatten voraus warf. Badeschlappen und T-Shirts warteten auf neue Besitzer, die von Gerre wortreich die Gewinne ausgehändigt bekamen. Hauptpreis ist stets ein Platz für die nächste Auswärtsfahrt - weder Pia noch ich hatten jemals etwas gewonnen, so auch heute, als die Losnummer 110 gezogen wurde. Schade, wieder nichts - doch dann strahlte Pia übers ganze Gesicht: Die hab ich. Tatsächlich, irgendwie hatte sich das Los 110 zwischen ihre 150er Nummern gemogelt und somit steht also fest, wie wir in ein paar Wochen nach Leverkusen kommen werden. 110. All colors are beautiful gewinnt. Das issn Ding.

Wenig später rollten wir in Gelsenkirchen ein und nach einigem hin und her parkten wir auf dem Parkplatz der Gelsenwasser AG. Über den Hermann-Eppenhof-Weg marschierten wir Richtung Turnhalle, deren Leuchtreklame bald aus der Dunkelheit erstrahlte.

Am Eingang war relativ wenig los, dennoch dauerte das Einlassprozedere eine ganze Weile; wir beobachteten, wie ein Fan auf wackligen Beinen schimpfend das Stadion zwecks übermäßigem Alkoholgenuss verlassen musste und hatten es nach einigen weiteren Minuten geschafft. Durch Tunnel und Gitter kämpften wir uns in unseren Block und stellten uns ganz oben an die Wand, wo wir auf Suse, Mülli und Tube trafen. Über uns im Balkon hockten einige Schalker und darüber wieder die Frankfurter - es war also nur eine Frage der Zeit, bis entweder Bier oder Rotz die Seiten wechseln würde; selten dämliche Planung - aber was will man von einem Turnhallenbetreiber anderes erwarten.

Auf dem Videowürfel wurden nun die Spieler der Teams eingeblendet, affig die Schalker, die posierten, als gelte es in Bravo-Girl zu landen. Der Stadionsprecher trug ein Leibchen mit der Aufschrift Quatscher 04 und wies sanft darauf hin, dass Rauchen nicht so dolle ist.

Das Dach der Halle war geschlossen, das Licht gleißte und aus der einstmaligen Flutlichtatmospäre wurde eine Art Filmset-Beleuchtung, während auf dem Feld ein Zeppelin mit der Aufschrift Berlin-Air schwebte. Gelsenkirchener Komparsen, ausgestattet von Gazprom, hockten ganz in Blau auf ihren Plätzen und bestaunten das Event. Allein einige Teile der Nordkurve gebärdeten sich unruhig.

Los ging's, die Eintracht mit Chris und Franz in der Innenverteidigung sowie Steinhöfer und Köhler für Bajramovic und Caio, die auf der Bank Platz nehmen mussten. Amanatidis und Meier standen in vorderster Front und mühten sich redlich, brachten aber außer einem Kopfball von Ama nichts zustande. Da aber auch Schalke in der Vorwärtsbewegung nicht wirklich viel gelang, lautete der Halbzeitstand folgerichtig 0:0. Gutgelaunt sang die Eintrachtkurve unentwegt Mein Leben dir vermacht, jeden Tag und jede Nacht und überbrückte so die Pause.

Die zweite Hälfte begann mit einer Überraschung, urplötzlich begab sich Jan Zimmermann, unser Ersatztorhüter mit der Nummer 28 auf den Platz - und der Anpfiff brachte Gewissheit: Wieder einmal musste die Eintracht während eines Spieles den Torhüter wechseln; der heute fehlerfreie Nikolov konnte nicht mehr weiter machen.

Zimmermann reagierte zunächst einmal unsicher, Ochs musste in höchster Not auf der Linie klären, während bei Schalke nach 58 Minuten Asamoah eingewechselt wurde. Das Spiel plätscherte vor sich hin, ein Punkt für die Eintracht lag durchaus im Bereich des Möglichen, bis - ja bis es kurz hinter der Mittellinie Freistoß für Schalke gab. Der Spieler Schmitz verlegte das Bällchen noch einige Meter nach vorne und flankte es vor das Frankfurter Tor, Zimmermann zögerte und Asamoah wuchtete es zur glücklichen Führung ins Netz - jetzt wachten die Schalker Komparsen auf, sangen ein bisschen und provozierten die Frankfurter Kurve, die bislang durchgehend supportet hatte. Ätzend; 66 Minuten hörst du die Uschis nicht, aber wenn sie in Führung gehen, gebärden sie sich, als hätten sie das Rad erfunden. Die Schalker Assis über uns rotzten runter, einer verlor dabei seinen Schal und nach einigem Bohai war wieder Ruhe. Die Eintracht aber fand in der Offensive kein Durchkommen; nicht eine zwingende Chance konnten sich die Adler erspielen, Teber wollte aber konnte nicht, Chris fehlte auf der Sechs und auch die Wechsel Liberopoulos für Amanatidis und Caio für Steinhöfer änderten an der Harmlosigkeit nicht das Geringste. Als Schwegler dann kurz vor Schluss mit gelbrot vom Platz flog, war der Käs´gelutscht. Zu allem Überfluss traf Zimmermann in der letzten Minute nicht nur den Ball, sondern auch einen Schalker. Den fälligen Elfer verwandelte Farfan und so endete ein Spiel, das eigentlich 0:0 ausgehen musste mit einem Heimsieg für Gelsenkirchen. Zudem fing sich Teber noch die fünfte Gelbe und fällt somit gegen Hannover aus. Vielleicht eine Chance für Titsch-Rivero.

Es ist wie immer: Hinfahren, Hallenfußball, doofes Publikum und dämlich verlieren. Unten hüpfte ein Maskottchen auf und ab, das aussieht, wie eine Pimmelnase, die Mannschaft kam in die Kurve getröpfelt und Zimmermann wurde mit kurzen Sprechchören aufgemuntert; überhaupt war unser Support ordentlich, und das obwohl Martin nicht dabei war. Dino und Peter gaben ein guten Ersatz.

Wir verließen missmutig die Halle und wanderten zum Parkplatz, rings um uns begann das Gerenne der jungen Leute auf Abenteursuche und alsbald hockten wir auf unseren Plätzen und rollten über die Emscher. Im CD-Player schrammelten nun Cock Sparrer, Herne, Dortmund, Highway. Kühl und neblig rauschte das Sauerland an uns vorbei, dann das Siegerland - und ich frage mich jedes mal, weshalb die Gegend hier Siegerland heißt, wenn ich doch imer als Verlierer hier durch fahren muss.

Verliererland.

Nach einem Stopp an einer Hamburger Braterei rollten wir weiter, hinten gab es vereinzelte Sangeseinlagen, vorne gepflegte Gespräche; aus dem Abend wurde Nacht und aus der Nacht bald Morgen als die Hochhäuser Frankfurts als Leuchtpunkte aus dem Nichts erwuchsen. Bald fuhren wir über die Messe in die Stadt, deren Fußballverein 1959 zum letzten Mal Deutscher Fußballmeister wurde und hielten gegen 3:00 Uhr an der Südseite. Hier ein Gute Nacht, dort ein Dankeschön und bald radelten zwei müde Krieger durch die City, im Leib die Finsternis einer 0:2 Niederlage in Gelsenkirchen.


Verliererland. Schöne Scheiße.

Immerin besiegte heute die U19 am Riederwald den Nachwuchs aus Hoffenheim mit 2:1 - und dies obgleich die TSG mit 1:0 in Führung ging und zudem mitten im Spiel die Rasenbewässerung ansprang. Eintracht halt, was soll man da machen?