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Sonntag, 30. August 2009

Gut so!?

Zunächst das Wesentliche vorab:

Tolle Bilder vom Spiel der Eintracht könnt ihr euch bei Stefan anschauen während bei Kid stets ein kühler Kopf und ein leidenschaftliches Herz für die passenden Worte sorgt. Es prickelt wieder, da hat er Recht.

Ganz und gar nicht prickelnd allerdings ist ein Torwart-Dress in den Farben des Hauptsponsors, schon gar nicht wenn es sich im Falle der sonst eher gelben Dortmunder um violett handelt und gar überhaupt nicht, wenn es Roman Weidenfeller trägt. Dies gehört bestraft.

Alleine schon deshalb hätte der erste Treffer von Ioannis Amanatidis zählen müssen. Tat er aber nicht; Schiedsrichter Florian Meyer entschied fälschlicherweise auf Abseits während Alex Meier mit der letzten Chance nur die Latte traf - was ist das nur für ein Gott, der so etwas zulässt könnte man fragen.


Was macht mein Caio wurde ja zu Beginn des Jahres gefragt. Leider nicht viel, wenn es sich um das Spiel der Eintracht handelt. Beruhigend ist nur, dass die Caio Caio Gesänge im Stadion mehr und mehr verstummen, einen augenscheinlichen Grund, gefeiert zu werden liefert unsere Nummer 30 ja nicht wirklich. Schade. Dennoch gilt: Und schon wieder ungeschlagen SGE. Und das ist gut so

Samstag, 29. August 2009

"Weißt Du, was Du trägst?"

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Rechtsradikale Tendenzen werden auch im Umfeld von Fußballstadien immer wieder wahrgenommen. Manchmal ist das aber gar nicht so einfach, denn Rechtsextreme nutzen mittlerweile Codes und Symbole, die auf den ersten Blick unverfänglich wirken. Michael Weiss, Mitarbeiter des Apabiz Berlin, informiert am 2. September in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Fanprojekt und der DGB-Jugend über aktuelle Tendenzen in der rechten Szene.

Mittwoch, 2. September 2009, Eintracht Frankfurt Museum, Start: 19.30 Uhr


Eintritt frei

Donnerstag, 27. August 2009

Aufkleber des Tages - V

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Dienstag, 25. August 2009

50 + 1 ist nicht zwingend 51

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In den letzten Tagen ist Eintracht Präsident Peter Fischer in den Focus gerückt:

Spiegel

FR

Blog_G

Eintracht Frankfurt

Anlegerschutzauskunft I


Anlegerschutzauskunft II

Hinweis zum Herausgeber der Anlegerschutzauskunft

FAZ

Nichts genaues weiß man nicht, von daher bleibt abzuwarten, ob und was an den Vorwürfen dran ist.

Nichts dran allerdings ist an der Behauptung der FAZ, der Verein Eintracht Frankfurt würde 51% der Aktien der Eintracht Frankfurt Fußball AG halten. Es sind nachweislich 72%. Der Rest liegt bei den sogenannten Freunden der Eintracht. Dies lieber Marc Heinrich könnte man wissen. Ja, man sollte es sogar. Zumindest wenn man für eine seriöse Zeitung schreibt.


Samstag, 22. August 2009

Heimspiel in Köln


Das Spiel begann für mich eigentlich mit einer beeindruckenden Pressekonferenz am Donnerstag; Kölns Torhüter Faryd Mondragon sprach diese Woche vor der versammelten Medienlandschaft Klartext - und nötigte nicht nur mir Respekt ab. Kid hatte dazu einen Bericht verfasst und das Video verlinkt, schaut es euch an. Auch das Schweigen danach.

Köln.

Irgendwas war anders, etwa Entscheidendes fehlte auf dieser Fahrt, nämlich Pia. Sie hatte in den sauren Apfel gebissen und sich bereit erklärt, im Museum zu arbeiten. Irgendjemand muss ja schließlich den Geburtstagskindern, die dort feiern, die Geschichte der Eintracht erläutern und sie durchs Stadion führen - und zudem dafür sorgen, dass sie auch ihre Freude daran haben. Das ist auch gut für die Kids, welche ja die Hools von morgen sind.

Und so holten wir noch vor zehn Christian ab und steuerten den silbernen Golf auf das ruhige Gelände des Frankfurter Stadions. Ganz alleine waren wir jedoch nicht, Habib Bellaid und Pirmin Schwegler drehten ihre Runden um den Trainingsplatz während Mehdi Mahdavikia mit Ralf Fährmann sich das Bällchen zu spielte; Momentaufnahmen zu einem Zeitpunkt, als der Rest der Mannschaft schon in Köln weilte.

Ich marschierte noch kurz in den Fanshop und besorgte ein neues Maskottchen, die graue Maus muss sich ja noch von der letzten Saison erholen und nach einem Museumskaffee ließen wir Pia schweren Herzens in Frankfurt zurück und rollten auf die Autobahn, um nach wenigen Kilometern im Stau zu stehen. Schon von hinten erkannten wir die kreisenden Lichter des ADAC-Wagens und entdeckten bald die Ursache des Staus: eine Karambolage. Danach ging's zwar etwas flotter voran, jedoch waren die Straßen ob des Reiseverkehrs zum Ende der hessischen Sommerferien gut gefüllt. Eines jedoch sei euch in der Mitte träumenden Autofahrern ins Stammbuch geschrieben: Es ist kein Armutszeugnis, die rechte Spur zu benutzen; es wird nicht bestraft und es ist auch kein Verlust des Sozialprestiges. Aber was soll ich sagen: Wenn die vorhandenen Räume nicht genutzt werden seid ihr in guter Gesellschaft; auch die Eintracht tat es euch später gleich - vielleicht sollte man sich da mal zusammen setzen.

Holprig aber stets ging es voran, wir unterhielten uns über das Phänomen, dass die Hamburger Arena im kommenden Jahr schon wieder einen neuen Namen bekommen wird, den wahrscheinlich ebenso wie den jetzigen Namen kein Mensch erinnert und tuckerten unaufgeregt Richtung Köln, Morrissey sang über den Boy Racer:

He thinks he got the whole world in his hands
Stood at the urinal
He thinks he got the whole world in his hands
And I'm gonna ... kill him !

und wir entschieden uns kurz vor einem Stau, die Autobahn zu wechseln, überquerten den Rhein und rollten nach wenigen Kilometer entspannt auf die Aachener Straße. Statt rechts zum Stadion bogen wir links Richtung City ab und parkten den Golf nach wenigen Minuten in einem gepflegten Wohngebiet. In den Taschen steckten Stehplatztickets für die Gästekurve, umgerechnet kostete eines an die 40 DM. Stehplatz in Köln. Poldi-Zuschlag. Frechheit.

Wir wanderten die Straße entlang, gönnten uns ein Schöppchen und wurden trotz der relativ frühen Stunde von etlichen Autos mit Frankfurt-Aufklebern überholt; auch waren schon etliche Kölner unterwegs; die Sonne hielt, was der Sommer verspricht, linker Hand ragten die Gebäude eines Fernsehsenders in die Höhe, ein findiger Tankstellenbesitzer vermietete Parkplätze für fünf Euro, dahinter lag die Sporthochschule im Grün und dahinter wiederum das Kölner Stadion.

Die großen Wiese davor lud zu gepflegtem Rumlungern ein und mit einer Stadionwurst bewaffnet, machten wir es uns dort bequem. Die Musik aus den umliegenden Buden war grauenhaft schunkelig, der Rasen noch ein wenig feucht und wir beobachteten, wer denn so alles des Weges kam. Die Geiselgangster-Crew war inzwischen gelandet, Celi und Kroni hockten sich zu uns, André kam vobei - und war sich sicher, dass heute viele Tore fallen würden - und dass Bajramovic nicht von Beginn an spielen würde; da Schwegler ja in Frankfurt geblieben war, tippten wir auf Benny Köhler auf links. Die Stimmung war freundlich, nur wenig Polizei ließ sich im Hintergrund blicken, Frankfurter und Kölner mengten sich problemlos und auch die Einlasskontrolle war entspannt. Eine Gruppe Kölner zog ein Wägelchen mit Musik hinter sich her, irgendwer flog, flog, flog - ach, es ist ein Elend mit dem öffentlich zur Schau gestellten Musikgeschmack hier in Köln; selbst ein Fußballspiel mutiert zu einem verkappten Junggesellen-Abschied, der am Ballermann sicher besser aufgehoben wäre.

Ich traf Henning, der mich auf die bevorstehende Choreo aufmerksam machte - und auf die Tatsache, dass es kein Problem gewesen sei, Hunderte von Stock-Fähnchen im Block auszulegen, in Bremen wird man schon für weniger verhaftet - und es ist wie immer: Wenn die Spieltagsorganisation den Fans Spielraum lässt, bannt man die Gefahr gelebter Aggressionen, wenn die Fans aber gegängelt und drangsaliert werden, fördert man eben diese. Von daher haben die Kölner alles richtig gemacht. Danke dafür.

Wir suchten unseren Platz im Unterrang direkt unter dem Dächelchen, Bierbecherwurf-geschützt und umgeben von all denen, die immer dabei sind, die Geiselgangster, die Sossenheimer, Per-Sempre und wie sie alle heißen. Ein Spruchband der Kölner Fans verwies auf die Brandrede von Mondragon, sie bedankten sich für die offenen Worte und ein anderes zielte offensichtlich auf die reaktionäre Initiative Pro Köln, die nit gebrucht wird. Gut so.

Die Mannschaftsaufstellung der Eintracht brachte die erste Überraschung; mit Caio, Liberopoulos und Meier tummelten sich nominell gleich drei Spieler in der Mitte, davor noch Amanatidis - wir gingen also davon aus, dass über die Flügel nicht viel gehen würde - und waren ein wenig verwundert. Verwundert blickten wir auch auf die Cheerleader, die auf dem Rasen rumturnten und zu - wie soll es anders sein - grauenhafter Musik Übungen vollführten. Später lief dann noch der Song der Kölner, eine Adaption des schottischen Traditionals Loch Lomond, am bekanntesten vielleicht in der Version von Runrig - und ich muss sagen, dass dies noch eines der besseren war. Das will was heißen: Durch dick un durch dünn janz ejal wohin, nur zesamme simmer stark, FC Kölle. Na meinetwegen.

Und dann ging's los, wir schwenkten die Fähnchen, eine Blockfahne wurde hochgezogen, von oben flogen Kreppbänder - leider ein wenig zu früh, denn diese sollten erst beim Einlauf der Mannschaften geworfen werden was aber nicht jeder wusste. Martin beschwerte sich - aber was soll's, es hat sicherlich gut ausgesehen, auch wenn nicht alles geklappt hat.

Der 1.FC Podolski startete flott, ein vom Prinz nach innen gezogener Ball wurde von Novakovic nur knapp verpasst, nur wenig später setzte sich auf der anderen Seite Amanatidis durch, dessen Schuss aber abgefälscht wurde, wodurch der Ball über das Tor segelte.

Nach einem Gerangel bei einem Freistoß für die Kölner erhielten die Stürmer Amanatidis und Liberopoulos am eigenen Strafraum gelb, Ama schimpfte wie ein Rohrspatz - und damit haben wir auch schon die auffälligsten Szenen unserer Nummer 18 geschildert- es wäre wohl besser gewesen, er hätte nicht durchgespielt, auffällig viele Fehler bei der Ballannahme und kaum in Ballbesitz schon wieder ohne, das war zu wenig, Ama wird es selbst am besten wissen. Auch Caio, Liberopoulos und Meier spielten dezent unauffällig, Teber verhedderte sich mehrmals, allein die Defensive um Nikolov, Ochs, Russ, Vasoski, Spycher und Chris hielt den Laden halbwegs zusammen. Bei den Kölner konnte Podolski nicht überzeugen, auffällig hingegen spielte für meine Augen Maniche, der gut die Bälle verteilte und dem ÄffZäh sicher noch weiter helfen wird. Novakovic braucht noch Spielpraxis, gegen die Eintracht hielt er sich Gottseisgdankt noch zurück.

Unser Support war laut, an Texten wie Wo ist euer Stadtarchiv schieden sich die Geister, wer aber DinA4-Zettelchen mit der Aufschrift 100% Hetero hochhält, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob dies denn wirklich eine dolle Leistung ist und was er eigentlich damit vermitteln will. Eintracht, Eintracht hallte es durch Stadion - und auch das war gut so. Mainz führte derweil gegen die Bayern mit 2:0, heilige Scheiße, blühen uns jetzt wieder dolle Mainzer Wochen? Lieber Gott, lass die Herren Gomez und Co treffen. Mindestens dreimal.

Halbzeit, fiese Fanbox und langweilige Unterhaltungen auf dem Rasen; das Kölner Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie kommt dermaßen bieder daher, dass ich für die Inszenierung von Frankfurter Heimspielen eigentlich ganz dankbar bin. Das fällt auch erst auf, wen du dir mal genauer anschaust, was die anderen so machen. Aber die tragen ja auch Einkaufstüten statt Trikots am Leib. Anika schickte mir aus Frankfurt eine SMS, dass am Geburtstag von Pia unsere Lieblingsband in Frankfurt ein Konzert geben wird- ein Grund zur Freude, den ich gleich ins Museum weiter leitete.

Der große Aufreger der zweiten Halbzeit begann mit einem Katastrophenpass von Meier, der von Ehret abgefangen wurde. Ochs stürmte heran und erwischte von der Seite nicht den Ball sondern die Beine des Kölners, klares Foul und prompt leuchtete das rote Kärtlein in die Kölner Sonne, und von nun an mussten sich zehn Frankfurter gegen elf Kölner erwehren. Franz kam ins Spiel und rückte auf Ochs´Position, dafür musste Liberopoulos gehen, später wurden Caio und Teber durch Bajramovic und Köhler ersetzt; die Kölner drückten die Eintracht in die eigene Hälfte - kamen aber kaum zu zwingenden Torchancen. Die Eintracht hatte ab und an Raum für Konter, aber weder Caio noch Meier noch Köhler und schon gar nicht Amanatidis konnten sich durchsetzen. Zwischenzeitlich pöbelte ein älterer Kölner in Richtung Eintrachtkurve und wollte sich dann über das dargereichte Bier nicht bedanken, während Franz im Kölner Strafraum umgeschubst wurde. So zitterten wir, auf dass uns ein Punkt erhalten bleiben möge - und beinahe wären es doch noch deren drei geworden, doch Meier brachte den Ball in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle.

0:0, aus dem weisgesagten torreichen Spiel wurde nichts, aber immerhin nicht verloren. Und schon wieder ungeschlagen SGE tönte es aus unserem Block, etliche Spieler feuerten ihre Trikots in die Kurve und als Fazit bleibt, dass gut gemeinte Worte des Trainers guten Fußball nicht ersetzen. Wir werden sehen, was fürderhin passiert - immerhin wird Ama kein zweites Spiel dieser Art hintereinander abliefern, Schwegler gegen Dortmund wieder dabei sein und Ochs einige Wochen gesperrt sein - wird das die Chance für Jung, der mit der U23 beim KSC II ebenfalls ein 0:0 erreichte?

Christian und ich verließen nach Bekanntgabe der anderen Ergebnisse (Mainz-München 2:1) das Stadion, trafen auf die Familie Podolski und auf Hans-Peter und Beate, erreichten den Golf und fuhren in Richtung Köln-Sürth, um aus persönlichen Gründen dem dortigen Friedhof einen Besuch abzustatten. Still war es, und recht traurig wurden wir, als wir per Zufall an einem Grab eines mit vier Jahren verstorbenen Kindes verweilten, Spielzeuge lagen obenauf, Kerzlein brannten und wir wussten, das es etwas Besonderes ist, an einem Sonnentag unbeschwert durch die Lande zu reisen. Eben stehst du noch hier, bald liegst du hier und bald ist alles vergessen und vergangen und übrig bleibt vielleicht ein Gedanke von dir, den irgend jemand denkt, der dich nie gesehen hat.

Nachdenklich rollten wir auf den Highway, Bonn vor uns, die Sonne im Rücken, und im Cd-Player wechselten sich Kasabian, Green Day und 2Raumwohnung ab. Wir werden sehen sang Inga Humpe - und sie wird Recht behalten. Durch die Eifel rollten wir nach Koblenz, die Hügel trugen Gipfelkreuze, der Rhein floss mächtig wie stets, Montabaur, Limburg, Funkturm Frankfurt, Heimat.



Wieder einmal ist alles gut gegangen, wieder einmal war ein Auswärtsspiel mehr als nur Fußball und wir besprachen die Einzelheiten des Tages bei einem Schoppen im Backstage. Charly war dort, auch Horsti - und manchmal ist es ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Hoffentlich wird es nicht lange dauern, bis wir wieder unterwegs sind. Und dann ist Pia auch wieder dabei. Und unser neues Maskottchen. Denn wenn die Eintracht schon baden geht, dann bitte mit Ente.



Donnerstag, 20. August 2009

Training bei 40° feat Gayatri Mantra


oṃ bhūr bhuvaḥ svaḥ

tát savitúr váreniyaṃ

bhárgo devásya dhīmahi

dhíyo yó naḥ pracodáyāt
(Gayatri Mantra)


Heiß war es - und früh am Morgen dazu. Was soll man da in geschlossenen Räumen rumhängen und sich durch die bekannten Internetseiten klicken, wenn das Gute doch so nahe liegt: Das Training der Eintracht im Stadion, angesetzt um 10:00 Uhr. Das ist doch ein guter Anlass, sich in die Welt zu begeben.

Gegen viertel nach Zehn rollte ich aufs Gelände, jede Menge Autos parkten schon an der Tennishalle, noch mehr vor den Trainingsplätzen. Matze Thoma, Rainer Jourdan und Charly Körbel standen abseits ins Gespräch vertieft, während Steffen die Stellung im Museum hielt. In der Nacht zuvor hatten die Junior-Adler im Museum genächtigt - und am Morgen gefrühstückt, so dass noch jede Menge Hörnchen übrig geblieben waren - und mit diesen sowie einem Kaffee bewaffnet, verteilte ich das Frühstücksgebäck an die Kibitze, darunter Armin Kraaz, der für das Leistungszentrum unsere Recken beobachtete.

Auf dem Kunstrasen weiter hinten trainierten wie fast an jedem Ferientag die Kids der Fußballschule, das Training der Profis aber wurde von nahezu allen anderen Frankfurter Schülern beobachtet, welche die Sommerferien zu einem Ausflug ins Waldstadion genutzt hatten.

Unterwegs traf ich Peter, der sich einen freundlichen Vormittag machte und derweil wir über dies und jenes plauderten, probte die Eintracht das flotte Spiel mit anschließender Flanke und Direktabnahme. Ohne Fenin, Schwegler - und auch ohne Markus Pröll. Magen-Darm lautete der saloppe Grund des Fernbleibens. Vier Keeper im Kader - Fährmann hat Hand, Zimmermann Bandscheibe und Pröll Magen-Darm - bleibt Oka und so kam der fünfte Goalie ins Spiel, Andreas Rössl mit frisch rasierter Schläfe.

Apropos Spiel, nach diesem erneutes Flanken, Alex Meier verwandelte fast jeden Ball wohlüberlegt, während die Verteidiger Franz und Russ den Ball schon mal übers Netz Richtung Museum bolzten. Man muss auch mal unkonventionell klären, könnte man meinen - sollten sie aber nicht, sie sollten das Tor treffen. Dies wollten auf der anderen Seite auch die Herren Caio, Köhler, Steinhöfer, Teber und Tosun, welche emsig Freistoß übten und Ball um Ball über die gelben Männchen schaufelten. Meist auch über das Tor, aber dies sicherlich nur um Reiner Calmund zu täuschen, der mir später vor dem Museum über den Weg lief. Den finalen Höhepunkt der Übungseinheit lieferte Korkmaz, der (wie ich meine) Steinhöfer (gleichfalls frisch geschoren) eine halbe Tonne Wasser überkippte. Später flitzten die Kids wie Mückenschwärme den Spielern hinterher und ich trank noch einen Kaffee. Andersrum wäre es aber auch zu blöde.

Sieht also alles nach Sieg aus am kommenden Samstag. Hoffentlich für die Eintracht.


Aufkleber des Tages - IV

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Montag, 17. August 2009

Geschmacklose Choreographie ...

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... betitelte die Offenbach Post am heutigen Montag einen Artikel über die Meister-Choreo seitens der Eintracht Fans resp. UF 97 zum Heimspiel gegen den Club.

Unter anderem schreibt sie unter dem Kürzel (mos): ... daneben das Kickers Logo mit dem Schriftzug "OFC-Schweine"

Jetzt habe ich mal das größte Bild genommen, welches ich im Internet gefunden habe (Stefan hat es dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt) und mir das Logo genau angeschaut. Rot auf Weiß steht dort OFC Kickers, wenn mich nicht alles täuscht.

Man mag von mir aus darüber streiten, ob eine gezeichnete Figur mit einem Schweinskopf geschmacklos ist. Unseriös und dreist ist es auf jeden Fall, wenn wider besseren Wissens falsche Behauptungen aufgestellt werden, um Emotionen zu schüren. Man könnte sagen, die journalistische Ehre wurde wieder einmal mit Füßen getreten.

Deutscher Meister 1959: SG Eintracht Frankfurt. Immer wieder und gerade jetzt: Danke dafür!


Nachtrag: Scheinbar wurde kurzzeitig doch unter das Kickers Logo ein saloppes Schweine (Beitrag 145) untergezogen, was ich zum einen während der Choreo nicht sehen konnte und zum anderen auf sämtlich bekannten Fotos nicht sichtbar war. Nicht dass ich dies jetzt fürchterlich tragisch finden würde - relativiert aber natürlich meinen vorherigen Beitrag. Und wenn man den Ausgleich kassiert, muss man es mannhaft hinnehmen. Sorry dafür.

Sonntag, 16. August 2009

Alles bleibt anders

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Den ersten Aufreger der Woche lieferte die Bekanntgabe der Einstellung des kostenfreien Versandes des Stadionmagazins für die Mitglieder der Fan- und Förder- sowie Fußballabteilung von Eintracht Frankfurt. Hier, hier, hier als auch hier könnt ihr Stellungnahmen seitens der Agierenden/Betroffenen nachlesen; gerade für die auswärtigen Fans der Eintracht war dies ein schöner Service, der nun zu Ende geht. Letztlich scheiterte es am Geld - oder?

Samstag, 14:00

Pia und ich warteten bei strahlendem Sonnenschein auf Daddy, der aus Dietzenbach kam; Treffpunkt wie immer: Louisa. Prompt kommt der kleine Jeep angerollt; Hallo, big five, Fußmarsch.

Vorbei am ruhigen Fanhaus wanderten wir durch den Stadtwald und waren eigentlich guter Dinge; traditionell verliert die Eintracht ja nach rauschhaften Auftritten (Bremen) das nächste Spiel, vor allem, wenn es gegen Aufsteiger und Schlusslichter geht - aber nun ist alles anders. ER spielt und überhaupt.

Während Matze und Billy vor dem Museum tapfer Fanartikel an den Mann resp. Frau brachten, drückte ich unserem Museumschef eine Videokamera in die Hand, auf dass er von exponierter Stelle die geplante Choreographie aufnehmen könne - und die Reaktion der anwesenden Geehrten gleich dazu - die Meister von 1959 waren nämlich im Stadion zu Gast und bestaunten die von unseren Ultras organisierte und der gesamten Kurve durchgeführten Choreo.

Während wir also kurz vor Spielbeginn tapfer die Papptafeln in die Höhe hielten und nun verschämt darunter hindurch lugten, erklang über die Lautsprecher das wunderbare Lied: Der Meister heißt Eintracht. Dazu wurde auf dem Videowürfel zunächst das Meisterteam und anschließend unser damaliger Kapitän Alfred Pfaff mit der Schale in der Hand eingeblendet - die aktuelle Mannschaft lief ein, ohne Schwegler, und die Meister freuten sich ob des Kurvenbildes. Erst spät in der Nacht konnte ich die Bilder mir im Netz anschauen - und bin immer noch begeistert:


Das Spiel begann recht flott, der Videowürfel warf lustige Schatten auf das Spielfeld und noch viel lustiger wurde es in der 17. Minute, als Amanatidis einen langen Ball auf Meier schlug, der sich reckte und per Kopf zu Caio ablegte, der direkt das 1:0 erzielte. Just in diesem Moment hatte die Eintracht die Tabellenführung in der Bundesliga übernommen und so tönte kurz darauf Spizzereiter, Spizzereiter durchs Stadion. Aber auch die Gästekurve war gut gefüllt, der Nürnberger Support recht ordentlich und mit der knappen Führung ging's in die Pause.

Nun ja, kurzen gepflegten Gespräche in der Halbzeit folgten ungläubige Blicke in der zweiten: Nürnberg flitzte, die Eintracht tat sich zunehmend schwerer, scheiterte wiederholt am starken Nürnberger Keeper Schäfer - und nicht unverdient traf der kurz zuvor eingewechselte Bunjaku zum Ausgleich für den Club. Nikolov konnte einen Schuss von Charisteas gerade so abwehren - gegen den Nachschuss war er machtlos.

Mit zunehmender Spieldauer zeigten sich die Nürnberger resistenter gegen die Hitze - obwohl sich ein Fan von seinem Bengalöchen trennte und es in den Innenraum warf - und folgerichtig traf Bunjaku zum 2:1 für den Club. Ich sackte zusammen, bekam den folgenden Anstoß nicht mit und hoffte die nächsten Minuten auf den Ausgleich. Irgendwann blickte ich auf den Videowürfel - und meinte zu Pia: Guck mal, die haben noch gar nicht umgestellt. Pia starrte mich mit fragendem Blick an: Wieso, es steht doch 1:1. Daddy drehte sich um: Was, es steht immer noch 1:1?

Jawoll!

Ich schaute wohl selten dämlich - und so langsam dämmerte es mir: Das Tor zählte nicht, wir lagen nicht zurück. Strike! - für mich fühlten sich die nächsten Minuten an, wie ein Ausgleich nach Rückstand. Später flitzte Ochs noch zweimal wie ein wütender Stier über außen, dann war nach dankenswert kurzer Nachspielzeit Schluss - und die Eintracht hatte zwar nicht die Halbzeittabellenführung verteidigt - aber auch nicht verloren. Das ist doch was. Nur noch 36 Punkte zum Klassenerhalt. Der Adler ist gelandet.

Abends führte uns unser Weg ins idyllische Gutleut an den Main, zur Bembelbar. Zwischen Eisenbahnbrücken und einer Kläranlage floss der Main majestätisch Richtung Hoechst, Nachtlichter spiegelten sich darin, hinter uns erklangen wahlweise Eintrachtsongs, Hessische Mundart und Social Distortion; ein Angler hielt stoisch die Angelrute ins Wasser - bis wir merkten, dass es sich um eine Puppe handelte und mit einem Apfelwein in der Hand plauderten wir in die Nacht. Schön war es dort mit Gerd und schusch und Jens und wie sie alle heißen. Die, die immer da sind.

Einen Tag später besiegte unsere U23 am Bornheimer Hang vor den Augen von 330 Zuschauern (darunter Heribert Bruchhagen, Edwin Boekamp, Patrick Ochs und Jan Zimmermann) den SC Pfullendorf durch ein Tor von Sebastian Jung mit 1:0. Leider musste der agile Zlatan Bajramovic nach einer guten halben Stunde verletzt vom Platz - besser wäre es, der Pfullendorfer Trommler hätte es ihm gleich getan. Dieser hämmerte nämlich während der gesamten Spielzeit auf seinem Schlagwerkzeug herum, dass 329 Zuschauer bei jedem Schlag zusammenzuckten. Wer Auswärtssupport von Pfullendorf erlebt hat, der freut sich auf die Vuvuzelas. Und über den ersten Saisonsieg unserer U23.

Nun ist Köln wichtig. Kommenden Samstag. 15:30.

Geil ...

... einfach nur geil ...



Danke!

Donnerstag, 13. August 2009

Autsch

Liebe Bornheimer,

mein Opa war am Bornheimer Hang Ordner, ich habe einen Großteil meiner Kindheit in einem Garten nah des Stadions verbracht und immer wieder mal ein Oberligaspiel dort gesehen.

Aber das geht zu weit:




Macht das weg. Bitte.

Deutscher Meister von 1959 - Jubiläumschoreographie gegen Nürnberg!


Gude Nordwestkurve,

am Samstag ist der erste Heimspieltag nach dem 50.Jubiläum der Meisterschaft von 1959.
Um den Meistern und Verantwortlichen von damals unseren ungebrochenen Respekt zu zollen, und denen zu gedenken, die dieses Jubiläum nicht mehr erleben durften, organisiert Ultras Frankfurt eine Meister-Choreographie.

Dabei setzen wir wieder auf Eure Mithilfe, da sich die Choreographie erneut über die ganze Tribüne, bis in die Außenbereiche, erstrecken wird. Bitte achtet auf die angebrachten Plakate und Flyer rund um die Nordwestkurve, und folgt den Hinweisen!

Zur Choreographie werden in den äußeren Bereichen von Unter- und Oberrang Stofffähnchen verteilt, diese werden wir in der Halbzeit wieder einsammeln!
Wer seine Fahne behalten möchte, kann diese gegen einen Spendenbeitrag von mindestens 5 Euro mit nach Hause nehmen. In den anderen Stadionbereichen wird zur Halbzeit und nach dem Spiel ebenfalls gesammelt, da diese Choreo wieder mal sämtliche bis jetzt bekannten Grenzen an Zeit, Geld und vor allem Nerven gesprengt hat.

Ihr alle seid ein Baustein unserer Nordwestkurve, lasst uns jetzt durchstarten und dem Saisonstart, sowie dem Jubiläum der Meisterschaft von 1959 einen würdigen Rahmen geben!

Ultras Frankfurt 1997

Mittwoch, 12. August 2009

Wort des Monats Juli 2009

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Juli, Sommerpause und vermeintliche Stille; Trainingslager stehen an, dazu Freundschaftsspiele gegen Teams die sich entweder im gleichen Ort vorbereiten oder aber bereit sind, zweistellig zu verlieren - wenig Stoff für prägende Begriffe also.

Dennoch geriet die Wahl zum Wort des Monats Juli zum Rekordmonat - was die Teilnehmerzahl angeht. 124 Stimmen wurden abgegeben, dafür schon einmal herzlichen Dank an euch. Ob und welche Konsequenzen dies haben wird, werden wir sehen. Konsequenzen zog allerdings Ioannis Amantidis, als Trainer Michael Skibbe Christoph Spycher zum neuen Spielführer der Frankfurter Eintracht bestimmte; Amanatidis legte sein Amt als stellvertretender Spielführer nieder, betonte aber, weiterhin alles für die Eintracht zu geben zu wollen. Zuletzt traf er in Bremen gleich zweimal - mit diesen Konsequenzen können wir leben. Der Begriff aber überzeugte euch nicht, sechs abgegebene Stimmen, vier Prozent ergeben einen lumpigen vierten Platz - dies mag auch daran liegen, dass ein anderes Wort aus dem gleichen Zusammenhang zur Auswahl stand, gleich mehr dazu.

Kommen wir zu einem ganz anderen Thema, welches zwar unschön daherkommt, aber durchaus diskutiert werden sollte - auch auf die Gefahr hin, eine Mücke zum Elefanten zu machen. Sicher, Fußball ist kein Ponyhof und Beschimpfungen gehören dazu wie kniehoch geschossene Freistöße und grausame Frisuren. Aber ist der Begriff Zigeuner ein Schimpfwort?

Lesen wir hierzu Wikipedia:

Die Bezeichnung wird aufgrund der stigmatisierenden Konnotationen, die bis zu rassistischen Stereotypen reichen, von den wesentlichen nationalen und internationalen Interessenvertretungen der Roma abgelehnt, nicht zuletzt weil das Wort gleichsam als Überschrift über eine lange Verfolgungsgeschichte mit ihrem Höhepunkt im Völkermord an Sinti und Roma (Porajmos) während der NS-Herrschaft verstanden wird.

Wenn also diejenigen, die der Begriff bezeichnet den Begriff selbst ablehnen - obgleich er ähnlich wie das englische Gypsy einen durchaus romantischen Beiklang hat, dann mag dies ein Hinweis sein, das Wort nicht zu benutzen. Ein Schimpfwort kann es aber auf zweierlei Art und Weise werden. Zum einen, wenn es in diffamierender Absicht gegen die Bezeichneten selbst gewendet wird. Und ein Schimpfwort wird es auch, wenn es gegen Nichtzigeuner gewendet wird. Dann wird es problematisch, weil die Provokation dadurch funktioniert, dass eine ethnische Gruppe für minderwertig behauptet wird und diese Minderwertigkeit auf den so Beschimpften übertragen wird. Wenn also Rufe aus Eintrachtkehlen mit dem Text zick zack Zigeunerpack ertönen, dann mag dies als Einzelfall zu sehen sein - aber wenn historisches Bewusstsein fehlt und aus Vereinzelten mehrere werden, dann mag mir der Gedanke an kollektives Erheben über als minderwertig definierte Gruppen nicht schmecken, auch wenn es gar nicht sooo gemeint ist. Wehret den Anfängen steht irgendwo geschrieben und dies ist kein falscher Gedanke. Zigeunerpack, 22 von euch sahen in diesem (Un)wort das Wort des Monats. Dritter Platz - aber immerhin eine Erwähnung hier im Blog.

Captain mein Captain titelte Kid vor einigen Monaten - und meinte damit den eingangs erwähnten Ioannis Amanatidis. Dieser wurde etwas überraschend vor dieser Saison durch Christoph Spycher als Kapitän der Eintracht ersetzt. Was sich der Trainer dabei dachte, erfuhren wir aus der Zeitung: Stürmer werden öfter ausgewechselt oder stehen auch mal nicht im Team. So weit, so schlecht. Nicht, dass Spycher ein schlechter Kapitän ist - Amanatidis war ein würdiger Kapitän und er füllte das Amt mit der ihm eigenen stolzen Ernsthaftigkeit. Nun ist er nur noch der gefühlte Captain. Man sagt, dass die Zeit alle Wunden heilt - vielleicht hat sich Amanatidis mit der Situation abgefunden und sicherlich mag es Wichtigeres geben, als die Frage nach der Binde. Dies sahet ihr genau so und wähltet den Kapitän mit 31% der abgegebenen Stimmen auf Rang zwei.

Es kann nur einen geben. Einen Derbysieger und ein Wort des Monats. Da das Spiel zwischen der Eintracht und den Kickers im August statt fand und also der Derbysieger im Juli noch nicht bekannt war, so wussten wir jedoch von diesem Spiel - und natürlich war das Derby ein großes Thema - für euch das Größte: 45% wählten das Wort Derby zum Wort des Monats Juli 2009. Herzlichen Glückwunsch - und danke für's Mitmachen.

Sonntag, 9. August 2009

Heimspiel in Bremen

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Es ist früh. Sehr früh für einen Samstag Morgen - vor allem, wenn du nachts noch im Rheingau bei einem Hochzeitsfest weiltest und erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen bist - bei einem Hochzeitsfest, während dessen sich zu allem Überfluss noch in deiner kleinen Kamera Fusselteilchen zwischen Linse und Chip festgesetzt haben und dadurch nun auf jedem Bild ein Schatten mehr oder weniger deutlich zu erkennen ist. Am Montag ein Fall für die Garantie, wie ich hoffe.

Es ist früh. Eigentlich zu früh. Planlos tapste ich durch die Wohnung; Pia wuselte schon emsig, kochte Kaffee, belegte Brötchen und war guter Dinge. Vielleicht nicht, was das Ergebnis betrifft, aber auf jeden Fall in Bezug auf das Wetter. In Bremen wird es nicht regnen. In Bremen nicht. So blieb meine Regenjacke zu Hause.

Die Bremer Polizei hatte ja für das bevorstehende Spiel ein Anschreiben an die Fanbetreuung verschickt, welches in moderatem Tone mitteilte, dass heuer keine Massenverhaftungen geplant seien; so etwas beruhigt ja ungemein, verrät aber auch, dass im letzten Spiel in Bremen eben jenes geplant und - wie wir wissen - auch durchgeführt wurde. Keine Massenverhaftungen geplant - das ist doch mal eine Perspektive. Was kann einem schönem Tag jetzt noch im Wege stehen?

An der Friedberger Landstraße wird gebaut, vor lauter Verkehrsbarken siehst du kaum die Straße, die heiße Sonne der letzten Tage hatte sich zurückgezogen, der Himmel drückte ein wenig grauer, warm war's dennoch und langsam rollte der silberne Golf auf den Asphalt, auf die A661 und am Bad Homburger Kreuz auf die A5 - annähernd 450 Km lagen vor uns - einfache Strecke - Ingo, unser Bremer Freund welcher derzeit in Italien urlaubte, hatte uns noch via SMS einen Parkplatz in einem Wohngebiet empfohlen, nah am Stadion aber doch weit genug vom engeren Bereich, so dass wir guter Dinge den Highway entlang sausten. Im Player rotierte das zweite Album von Cosmic Baby, Thinking about myself - aus einer Zeit, als wir alle noch jung waren und Trance das große Ding, noch nicht verkommen zu Happy Trance und pitsch-patsch Sound mit hellen Stimmchen zu Auto-Scooter Veranstaltungen. A Loop is a loop is a loop ...
Thinking about myself - dafür hast du Zeit, wenn du als Beifahrer durch Deutschland rollst und nachdenkst über die Zeit, die eigentlich deine sein soll und die doch bestimmt wird von all denen, die in übergroßen Autos neben dir fahren und von Krise reden, während die Scheine in deinem Geldbeutel ebenso rar geworden sind, wie Punktgewinne der Eintracht bei vermeintlich "Großen".

Eine Autobahn ist derzeit nichts anderes als eine Dauerbaustelle von Talbrücke zu Talbrücke wo immer ein Wagen die mittlere Spur blockiert. Stoisch schnurrten wir durch Hessen, auf Cosmic Baby folgte der erste Eye-Q Sampler, doch selbst der trancingste Klang konnte nicht verhindern, dass es nun anfing zu schütten. Die Scheibenwischer schwappten auf höchster Stufe, Siegerland, Sauerland, Münsterland, Emsland, die Zeit raste, wir nicht. Wir standen, bzw. rollten phasenweise mit 50 über die A45 später über die A1. Ausgetranced, auf Vernon's Wonderland folgte Depeche Modes Playing the Angel. Irgendwo in Deutschland entdeckten wir aus den Augenwinkeln den alten Eintrachtbus auf dem Parkplatz Auf der Bon und irgendwo in Deutschland fuhr neben uns ein goldenes Auto mit einem goldenen Schalke-Aufkleber - wahrscheinlich dudelte dort: Mohammed war ein Prophet, der von Fußball nichts versteht. Genau, deshalb hat er sich dann angeblich irgendwie um Schalke gekümmert und sich am Vereinslied versucht - aber das wiederum ist eine ganz andere Baustelle und hat hier eigentlich nichts verloren. Gold auf Gold.

Lotte. Lotte ist ein Ort, der vorwiegend durch einen Fußballverein mit dem Namen Sportfreunde Lotte bekannt ist und in dem ich noch nie war. Wie gerne würde ich einmal einem Pokalspiel zwischen Lotte und Berlin, sprich Hertha, beiwohnen und die Fangesänge hören; die Einen: Auf geht's Lotte schieß ein Tor, die Anderen: Steht auf, wenn ihr Hertha seid. Lotte gegen Hertha, liebe Fußballgötter macht es doch einmal möglich. Bitte.

Es regnete noch immer, ich sah uns gedanklich mit frisch erworbenen Friesennerzen im Weserstadion ertrinken, Dave Gahan sang nun davon, dass nichts unmöglich sei, nothing's impossible; Windräder drehten sich stumm im Nass und mich durchzuckte der Gedanke, dass der Titel des Songs ja wohl ein gutes Motto für heute sein könnte: Nothing's impossible. Pia war ja schon die ganze Zeit der Überzeugung, dass es in Bremen nicht regnet. Und überhaupt, weshalb sollte die Eintracht heute hier verlieren. Genau: Nothing's impossible. In Osnabrück heißt das Rathaus übrigens Rathaus des Westfälischen Friedens. Genau wie in Münster. Das kann man von Autobahnschildern lernen.




Christian rief an, er weilte noch in Hamburg - bei strahlendem Sonnenschein - während wir uns noch durch die Wassermassen kämpften, ähnlich wie die Sossenheimer, den einzigen Fanbus, den wir auf der Strecke sahen. Sonne in Hamburg. Hoffnung.

Delmenhorst, nach Hunderten von grauen Kilometern hatte es tatsächlich ausgeregnet und die Scheibenwischer, die stundenlang ohne zu murren ihren Dienst verrichtet hatten, konnten nun ausruhen - wir näherten uns nach über fünf Stunden der Ausfahrt Bremen-Hemelingen, folgten dem Streckenverlauf und parkten in dem Wohngebiet, das uns Ingo empfohlen hatte: Hurra, hurra, die Frankfurter sind da.

Nothing's impossible.

Freundliche kleine Altbauten standen dicht an dicht, viele von ihnen mit verglaster Veranda und blumiger Gartenbepflanzung, und mit jedem Meter trafen wir auf mehr Werderaner, die an Buden standen, Bier tranken und über die Höhe des Sieges debattierten. Als wir ein Büdchen betraten, purzelte ein Werder-Fähnchen zu Boden; dass dies ein Zeichen war, war uns klar. Wir wussten nur noch nicht für was.

Bald stießen wir auf den Osterdeich, vor uns ragten die Flutlichtmasten in die Höhe, direkt daneben die Baukräne des sich im Umbau befindlichen Weserstadions - dem Ort des letztjährigen Grauens: 234 Festnahmen, Einkesselungen und eine 0:5 Klatsche lautete die Bilanz der letzten Begegnung hier im Norden, die sicherlich niemand so schnell vergessen wird.

Der Bremer Bus fuhr ein und wir wanderten zum Gästeeingang, Bremer und Frankfurter umstanden traditionell die Buden, aßen Fischbrötchen und tranken Haake-Beck, eigentlich wollten wir ja noch einen Abstecher ins Wuseum machen - Baustellen und Regen zogen aber einen Strich durch die Rechnung - und so lungerten wir wie alle vorm Stadion rum. Immer wieder marschierte ein Trupp Polizisten vorbei, begleitete die Insassen eines Eintrachtfanbusses vor die Kurve, um dann doch Bremer und Frankfurter zusammenkommen zu lassen. Weißbehelmte Pferdereiter staksten durch die Menge, die Fischverkäuferin mokierte sich völlig zu Recht, dass einige Frankfurter von den Cops grundlos aber rüde angepackt wurden und für meinen Geschmack signalisierte das Aufgebot der Klon-Krieger nicht gerade Deeskalation, vor allem nicht, wenn gleich zwei Videokameras die unaufgeregte Szenerie filmen. Aber man muss ja schon dankbar sein, wenn es keine Massenverhaftungen gibt. Großartig. Irgendeiner bestellte acht Cola, acht Bier.

Christian stieß aus Hamburg zu uns und bald stellten wir uns zwecks Leibesvisitation an den Einlass. Nachdem wir eine Schleuse passiert hatten, folgte die ärztliche Untersuchung - angesichts der Baustelle hätte ich ja in meiner kurzen Hose eine Kettensäge verstecken können, immerhin, die Ordner waren freundlich - es sind ja auch keine ausgebildeten Sonnenstudio-Kampf-Pitbulls wie die Kollegen mit den grünen Beinschonern, deren Humorverständnis tendentiell gegen Null geht.

Stadion Innen. Metall. Die alte Tribüne mit dem tiefgezogenen Dach war abgerissen, statt dessen bot eine Stahlrohrtribüne annähernd 1800 Eintrachtlern Platz - dahinter wuchs ein Stahlgerüst in die Höhe, verziert mit einem überdimensionalen Reklameplakat. Hier winkte die kleine Pia, den rechten Arm schwer verbunden - das Verletzungspech nimmt kein Ende - , dort schlappte Buffo entlang, André hatte eine Trommel dabei und von überall winkten bekannte Gesichter. Aus den Lautsprechern wummerten ein paar Bremen-Liedchen, hilflos wurde uns von beflissenen Sponsoren veklickert, wie Bank angeblich heute geht (so lautete der Slogan auf den Bremer Trikots, ein Slogan den ich kurz beantworten kann. Bank heute: Sammelt alles Geld von kleinen Leuten ein, steckt euch ein Großteil in die Tasche, verpulvert den Rest, lasst euch vom Staat großzügig Milliarden schenken, steckt euch davon wieder ein Großteil in die Tasche und macht weiter wie immer) vor uns der Zaun - Anpfiff.

Bremen spielt in diesem Jahr ohne Diego und Pizarro, die 2008/2009 alleine fünf Treffer gegen die Eintracht erzielt hatten, die Eintracht lief mit Chris anstelle von Köhler auf und äußerst munter ging es gleich nach Beginn los. Nach wenigen Minuten verkündete die Anzeigentafel den ersten Treffer des heutigen Spieltages, Mainz führte gegen Leverkusen und nur wenig später fiel das zweite Tor des Tages. Das erste in Bremen und das erste für die Eintracht. Großer Jubel im Block, Amanatidis hatte eine Hereingabe von Teber über die Linie gedrückt. Auswärtssieg, Auswärtssieg schallte es durchs weite Rund, doch Werder zeigte sich zunächst unbeeindruckt, Özil wuselte im Strafraum, purzelte hin und verwandelte den anschließenden Elfmeter zum vorübergehenden Ausgleich. Jetzt war die Werder Kurve erwacht, links unten hing ein Transparent Stoppt Orange - die Fans haben ebenso wie die Eintrachtler mit dem unschönen Rosa auf Devotionalien damit zu kämpfen, dass sich Vereinsunabhängige Farben ins Gesamtbild schleichen - Werder, Werder tönte es nun erstaunlich laut durchs Weserstadion. Ebenso unbeeindruckt wie zuvor der SVW spielte jetzt die Eintracht Fußball und es war erneut Amanatidis, der zur Führung für die Frankfurter traf. Bierbecher, High Five, Auswärtssieg ... Ausgleich. Nikolov hatte eine Flanke unterlaufen (für meinen Geschmack behindert vom Gegner ) Ochs machte irgendwas und Sanogo lenkte den Ball postwendend ins Eintracht-Tor. An den hoch positionierten digitalen Reklamebanden flimmerte Werbung entlang, mit jeder neuen Reklame hatte ich kurz den Eindruck, dass eine Leuchtrakete gezündet wurde, derart irritierend flackerte die Laufreklame in den Augenwinkeln. Mist. 2:2.

Halbzeit. Junge Buben durften Trikots von einer Leine schießen, was dem ein oder anderen auch gelang und wir stellten fest, dass mit Beginn der zweiten Hälfte Fenin für den angeschlagenen Amanatidis ins Team gekommen war. Nun machte Werder Druck, Nikolov hielt die Eintracht im Spiel, immer wieder klärte er vor den anstürmenden Werderanern, bei denen Özil auffällig agil spielte und Marin mehr fiel als stand. Und als es nur noch eine Frage der Zeit war, bis Bremen in Führung ging, drückte Fenin bei einem der seltenen Entlastungsangriffe den Ball unter ungläubigem Staunen mit anschließend exzessiven Jubel den Ball zum 3:2 für die Eintracht an Frau Wiese vorbei ins Tor. Bremens Anrennen blieb erfolglos, im Gegenteil- nun bekam die Eintracht noch die ein oder andere Chance, Wiese hielt tadellos und so mussten wir am Ende noch ein wenig zittern. Eine gelbrote Karte für Prödl läutete das Ende ein - nach 92 Minuten war Schluss - und die Eintracht hatte nach anderthalb Jahren (2:1 in Leverkusen) mal wieder einen "Großen" besiegt. So geht Fußball heute. Prompt traf auch eine Glückwunsch-SMS von Ingo ein; so ganz leicht wird es ihm aber nicht gefallen sein - dennoch: Danke.

Wir blieben noch eine ganze Weile im Stadion, feierten zunächst kurz die Mannschaft und warteten dann auf die angekündigte Pressekonferenz. Die eingeblendete Tabelle wies für die Eintracht den zweiten Platz aus, was wir mit einem Eurobabogaal locker ergänzten; während die Bremer ausliefen wie es im Fußballjargon heißt. Fritz drehte mit Frings seine Runden, auch Frau Wiese eierte über den Platz und nahm die üblichen Sprechgesänge der paar Rest-Frankfurter mit Humor. So ziemlich als letzte verließen wir den Ort des Triumphes und landeten auf dem Vorplatz, wo die Ultras unter großem Polizeiaufgebot auf einen Kumpel warteten, der später schwer bewacht zurück gebracht wurde. Ein Bremer Trommler suchte leicht angeschickert den Dialog mit den Frankfurtern und wurde hintereinander von drei Polizisten eher grob daran gehindert und wir wanderten weiter und hockten uns auf den Deich, um den Abzug der Gladiatoren zu beobachten; nur wenig später bog der Eintracht-Bus um die Ecke und wir winkten den Auswärtssiegern fröhlich zu.

An Bremer Fankneipen vorbei wanderten wir durch das Viertel und entdeckten die Werder-Halle, bemalt mit historischen Szenen aus der Geschichte von Werder Bremen; Rehagel reckte die Meisterschale in die Höhe, Kutzop stand daneben, Schaaf streckte die Videokamera aus dem landenden Flugzeug; an das Meisterteam von 1964/1965 wurde ebenso erinnert wie an die unheiligen Jahre 1933-1945 oder die Anfänge als Fußballverein Werder Bremen 1899 - tolle Malereien an der Fassade, die uns auf ein Schnitzel in die Wirtschaft trieben. Hoffenheim kickte gerade gegen den FC Bayern, Obasi erzielte zwischen Schnitzel und Salat den Ausgleich, was wir recht ungerührt zu Kenntnis nahmen; wir zahlten und gönnten uns noch ein Eis um die Ecke - zwischen Möhrcheneis und Kürbis entdeckte ich die Sorte Waldmeister - und wo es Waldmeistereis gibt, da ist die Welt noch in Ordnung. Vor allem, wenn die Straßen solche Namen tragen.

Bremer Stille, der Golf parkte noch so, wie wir ihn verlassen hatten und über die Weser ging es zurück auf die Autobahn. Langsam legte sich die Nacht über Deutschland die Parkplätze hießen nun Kurze Geist oder Dümmer Dammer Berge, rechts lag Meppen später Münster und aus dem Radio schepperten großartige Indie-Songs der letzten Jahrzehnte, PIL zum Beispiel mit dem fantastischen Rise oder Wedding Present oder Carter USM. Wir sangen mit, rollten dabei von Baustelle zu Baustelle und tuckerten gegen Mitternacht müde aber glücklich über die Friedberger Warte ins Nordend. Das ganze Leben ist eine Baustelle. Wenn es sich anfühlt wie ein Auswärtssieg, soll es mir recht sein.

Nothing's impossible? Recht so.


Freitag, 7. August 2009

Grundstein

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Große Baukräne ragen in den blauen Sonnenhimmel und jede Menge Eintrachtler tummelten sich anlässlich der Grundsteinlegung des neuen Riederwaldes am historischen Sportgelände der Eintracht. Präsident Peter Fischer klopfte mit den Bauherren weißbehelmt den Grundstein ins Gemäuer, Presse und TV fotografierten und filmten das denkwürdige Ereignis, Brötchen und Apfelwein gab's dazu. Trainer Skibbe ließ sich die Grundsteinlegung ebenso wenig entgehen wie der AG-Vorstand und das E.V. Präsidium, Museumsgeschäftsführer Matze Thoma staubte einen der Bauhelme ab, unterschrieben von den Architekten. Ich war auch da. Nachfolgend ein paar Fotos vom 07.08.2009 am Riederwald.

Kran

Grundsteinlegung

Baustelle

Grundstein

Plan

Christoph S. + Matthias T. stellen gekonnt die Grundsteinlegung nach

Dienstag, 4. August 2009

Heimspiel in Drüben


Als die Pokalauslosung der Frankfurter Eintracht den Nachbarn als Gegner bescherte, standen die Gewinner schon von vorneherein fest: Zum einen die Medien, die sämtliche ollen Kamellen schon wieder aufwärmen durften und sich über Wochen am Thema entlang hangeln konnten und zum anderen der Schatzmeister der Kickers, der sich über einen ausverkauften Berg freuen durfte; ein selten gewordenes Gefühl beim Gründungsmitglied der Dritten Liga. Ansonsten bestand für die meisten Frankfurter das Problem darin, an Karten zu kommen, die natürlich für uns "Gäste" begrenzt waren. Früher oder später hatte dann nahezu jede(r), der wollte eines der begehrten Tickets in den Fingern und wir konnten uns mit der Frage beschäftigen, weshalb Trainer Skibbe den Schweizer Spycher an Stelle von Amanatidis zum Captain ernannt hatte. So kam es, wie es kommen musste: Ich wachte auf - und es war Sonntag. Sonntag, 02.August 2009. Derbytag.

Während die Ultras dazu aufgerufen hatten, ganz in Weiß zu erscheinen und den Treffpunkt auf elf Uhr am Ruderdorf legten, hatten wir noch logistische Probleme zu lösen: Eine Karte wollte noch an den Mann gebracht und der Golf am Kaiserlei geparkt werden, weil ich direkt nach Spielende von dort aus Richtung Rosbach fahren wollte, um in einer kleinen, abgelegenen Waldhütte mit Freunden den bevorstehenden Derbysieg zu feiern.

Dies gestaltete sich nicht ganz so einfach, denn Pia hatte das Pech, dass der Kaiserleikreisel just dann gesperrt wurde, als sie vom Nordend nach Oberrad fahren wollte, um mich abzuholen. Immerhin konnte sie dort parken - und auf mich warten. So blieb mir nichts anderes übrig, als mit dem Fahrrad zu ihr zu kommen, die Karte abzuholen, diese einem Freund, der an der Gerbermühle wartete, in die Hand zu drücken und dann zurück zu mir zu radeln um mich mit Christian zu treffen, mit dem ich anschließend zur Stadtgrenze trambahnte, wo Pia (die kurzzeitig die Vorhut des Mobs gegeben hatte) mittlerweile schon wartete. So hatte ich alles auf einen Schlag erledigt: Die Tickets waren verteilt, ich war mit dem Fahrrad Teil des Mobs gewesen, der ganz in Weiß über die Gerbermühlstraße unter massivem Polizeiaufgebot in die Nachbarstadt gewandert war, der Golf parkte am Kaiserlei (zwar ohne mein Gepäck - aber immerhin) und wir trafen uns an der Frontera, gewappnet den Dingen, die nun kommen würden.

Zu dritt marschierten wir über die Frankfurter Straße in Richtung Stadtmitte, wenige hundert Meter von uns entfernt wurde der Mob über den Bahnhof in Richtung Stadion geleitet, von Zeit zu Zeit rummsten Böller in den Tag und wir marschierten weltvergessen durch ein ausgestorbenes Dorf. Ledermuseum. Fußgängerzone. Innenstadt. Gefühlte DDR 1991, nur nicht so schön.

An einem Kiosk erstanden wir ein paar Schöppchen, mäanderten durch die Gassen und trafen an einer Bushaltestelle auf zwei freundliche Damen, die uns sogleich die Frage stellten: Spiele heut die Kiggäs? Ja, die spielen heute nicht nur, die verlieren auch. Die Eintracht spielt nämlich auch. Na, hoffentlich bleibts ruhisch, basst gut auf eusch uff. Mir drigge fier jeden n Daume.

Mit derlei guten Wünschen ausgestattet ging's an der Bahnunterführung Bieberer Straße/Friedhofsstraße in Richtung "Stadion". An der großen Tankstelle lungerten einige rotgewandete Einheimische herum, gaben Töne von sich, während wir schnurstracks durch den Pulk hindurch marschierten und eine letzte Dose Bier orderten. An der Tankstellentür pappte Werbung für Bundesligadevotionalien, unter anderem auch ein Pin von Eintracht Frankfurt, der jedem Anhänger des gastgebenden Vereins ein Dorn im Auge sein musste. Schön war die Tatsache, dass es aber keine Möglichkeit gab, das kleine Teil abzumachen, denn sobald man sich der Eingangstür näherte, schob sich diese automatisch zur Seite und somit auch den Adler geschützt hinter die Glasscheibe - manchmal hat der liebe Gott durchaus Sinn für Humor.

Polizeiautos samt Inhalt parkten allen Ecken und Enden, noch war die Szenerie entspannt, der Mob lag hinter uns und der Leonhard-Eißnert-Park vor uns. Wir verließen die Straße und schlugen uns ins Grün, wohl wissend, dass der Gästeeingang nur durch den Park zu erreichen war. Vereinzelt wanderten ein paar Eintrachtler an der wartenden Polizei vorbei, ansonsten war der Park für die Öffentlichkeit gesperrt.

Auf einem Mäuerchen hockend ließen wir uns die Sonne auf den Pelz scheinen und beobachteten, wer da so alles des Wegs kam. Bernie, Uli und Stefan kamen vorbei, auch der Uli aus Nürnberg, der uns das tolle Buch Schlappekicker und Himmelsstürmer geschrieben hat und insgesamt kann man sagen, dass von Euphorie wenig zu spüren war, es lief eher auf so etwas wie Pflichterfüllung hinaus, niemand hätte gemeckert, wenn wir in Osnabrück oder in Weiden gespielt hätten. Spiele in diesem Teil Dunkel Deutschlands braucht im End kein Mensch. Ein Sieg hier fühlt sich mittlerweile an, wie Müll-runterbringen. Man will es nicht, man muss es aber und wenn man es gemacht hat, kommt keine überschäumende Freude auf - aber ein bisschen besser sieht die Wohnung dann schon aus. Wenn man es nicht macht, stinkt's.

Hinter uns formierte sich die Polizei, ein Zeichen dafür, dass der Mob sich näherte, also brachen wir auf und gaben die Vorhut. An der Weggabelung harrten schon die Fanbetreuer ZoLo und Ben der Dinge, ein kurzer Plausch und schon verschwanden wir im Dickicht des Parks. Vor dem Eingang waren Müll-Container so platziert, dass sie nur zwei schmale Durchlässe freigaben und einen Ansturm auf den Eingang unmöglich machten. Da wir aber auch keinen Ansturm geplant hatten, schoben wir uns durch den Eingang, begrüßten einige bekannte Ordner, wurden kurz durchsucht und befanden uns nun in dem Stadion, dass die Älteren noch als Ort des Grauens in Erinnerung hatten, wie oft hatte die Eintracht trotz prominenter Besetzung hier das Fell über die Ohren gezogen bekommen, damals, als es noch Feindbilder wie Ritschel oder Kostedde gab. Heute sind die bekanntesten Kickers-Kicker Mounir Chaftar und Alex Huber, beide noch in guter Erinnerung, standen sie doch jahrelang bei der Eintracht unter Vertrag - Hubi hatte ja sogar für die Eintracht in Vigo getroffen. Ansonsten wäre noch Torhüter Wulnikowski, der mal für Union Berlin gespielt hatte, als die Eintracht den Platz auf der Trainerbank ersteigert hatte, den Rest kennt kein Mensch; vielleicht noch Suat Türker, aber der regt dann auch niemanden so wirklich auf. Drittligist.

Das Stadion, früher mal ein Sinnbild für Freitag-Abend-Flutlichtspiele-mit-Bengalos, erinnert heute nur noch verschämt an die Zeiten, in denen Fußball noch Fußball war; Flutlichtmasten ragten in die Höhe, Tribünenkästen mahnten an Zeiten, als der FK Pirmasens noch eine große Nummer war, während die Anzeigetafel zur Heimat von Tauben und Wespen verkommen war. Unser Platz war auf der Stahlrohrtribüne - ein Wort, das nicht umsonst an Stalingrad erinnert.

Die Waldemar-Klein-Tribüne, Hort der Gastgeber, war schon ganz gut besetzt - und die Anhänger des Gegners versuchten, mit skandierten kleinen Beleidigungen uns zu provozieren, was wir noch nicht einmal ignorierten. Das ganze Elend des Nachbarvereins kann man sehr schön daran festmachen, dass die Tribüne nach dem noch lebenden Ehrenpräsidenten benannt wurde. Auf der ganzen Welt hingegen benennt man Plätze oder Orte zu Ehren verstorbener Größen nach deren Namen. Hier gibt es sowas nicht. Keine Größe, einfach: Nichts.

Noch war es ruhig am Getränkestand, bleifreies Bier wurde in Bechern ausgeschenkt, auf welchen das Logo des gastgebenden Vereins prangte. Auf mein saloppes Ein Bier hätte ich gerne, so einen Becher aber nicht flüsterte mir die Bedienung zu: Hier, ich hab noch einen mit Schalke.

Leider handelte es sich um einen Witz, es gab natürlich keinen Schalke Becher - aber dafür nun jede Menge Frankfurter und so machten wir uns auf, um ein Plätzlein in lichter Höhe mittig der Tribüne zu sichern, was auch flott gelang.

Musik schepperte aus den Boxen, das erste Mal seit Jahrzehnten hörte ich in einem Fußballstadion wieder Smoke on the water, das hatte schon fast was Rührendes, diese Reminiszenz an eine Zeit, in der Firmen wie Hoechst oder MAN-Roland oder Lavis dem Ort eine metallene Struktur gaben, wenn man denn von Struktur reden möchte.

Erwähnenswert sicherlich der Auftritt des Ehrenpräsidenten Waldemar Klein, der sich in seiner Ansprache rührig um Fairness bemühte, erwähnenswert der vom Stadionsprecher dargestellte Streifzug durch die Geschichte der Frankfurter Eintracht unter besonderer Berücksichtigung der Deutschen Meisterschaft 1959, die für jeden Hessen Quell der Freude und schöner Erinnerung ist und erwähnenswert die Verlesung der Mannschaftsaufstellung der Eintracht: Mit der Nummer dreißig: Ciao sprich Tschau.

Großes Gelächter unter uns, hier wurde Fußballkenntnis souverän mit Charme in Einklang gebracht, was unsere Nummer dreißig jedoch nicht daran hindert, weiterhin Caio zu heißen; einen Namen, der auch in dem Ort des heutigen Geschehens eigentlich bekannt sein dürfte; aber so ist es hier: Was falsch gemacht werden kann, wird falsch gemacht.

Einlauf der Mannschaften, Mini-Choreo mit schwarzen Plastikschals, schwarz-weiß die Kurve. Immerhin.

Die Eintracht. Vergleicht man einmal die Mannschaftsaufstellung für das heutige Spiel, nämlich

Nikolov

Ochs, Vasoski, Russ, Spycher

Köhler, Schwegler, Teber

Caio

Amanatidis, Meier

mit der vom ersten Sieg in der Saison 2005/2006, dem ersten Bundesligajahr unter Funkel, nämlich vom 13.08.2005 gegen den 1.FC Nürnberg:

Nikolov

Ochs, Vasoski, Rehmer, Spycher

Köhler, Huggel, Jones

Meier

Amanatidis, Cha

so springt einem spontan ins Auge, dass nach vier Jahren, für die heutige Zeit eine Ewigkeit, noch sieben Spieler von damals auch heute zu Beginn aufliefen. Und damals wie heute wurde auch noch Chris eingewechselt - man sieht also deutlich die Handschrift des neuen Trainers im Gegensatz zu den Taten des im letzten Jahr so arg geschmähten Vorgängers. Schön ist die Kontinuität, lieb gewonnene Helden damals wie heute auf dem Platz und nur böse Stimmen würden sagen: Genauso kicken die auch.

Legen wir bis auf wenige Ausnahmen den Mantel des Schweigens über die erste Halbzeit, Not gegen Elend, die einen in Rot konnten nicht besser, unsere in Weiß wollten nicht und auch auf den Rängen hielt sich der Support in Grenzen, für die Mutter aller Derbys ein lascher Auftritt - auf der anderen Seite muss man bei einem Drittligisten auch nichts beweisen. Die Roten versuchten sich am ein oder anderen Banner, gelingen wollte nichts wirklich, aber wer hätte auch ernsthaft anderes erwartet.

Sport: Viel Lob heimste Pirmin Schwegler ein, neu aus Leverkusen gekommen, hängte er sich rein, als wüsste er, was es heißt, hier zu spielen - im Gegensatz zu manch anderem. Die Eintracht tat nicht mehr als nötig, in Spielaufbau und Stellungsspiel war kein Unterschied zu den Auftritten im vergangenen Jahr zu erkennen; gut dass Nikolov die Ruhe behielt und somit ging es mit einem 0:0 ernüchtert in die Halbzeit. Immerhin, vor uns standen Hilde und RedZone und so wurde es zmindest nicht langweilig.

Die zweite Hälfte brachte zunächst wenig Neues, erst die Hereinnahme von Chris brachte Bewegung ins lahme Spiel, dann brannte es zwei, drei Mal in unserem eigenen Strafraum bis Schwegler mit dem 1:0 die erste Freude brachte. Zwischendurch tönte es hinter uns: Köhler du Schwuchtel, Schwegler du Schwulette, Ama du Drecksau und Meier du Arschloch - wohlgemerkt aus den eigenen Reihen, was aber Caio nicht daran hinderte, zum 2:0 zu treffen. Meier erhöhte dann doch noch auf 3:0 und somit war die lästige Pflicht erfüllt. Auswärtssieg. Schatz, ich habe den Müll runter gebracht.

Da ich mich noch mit den Jungs am Kaiserlei zwecks Ausklang auf der Hütte treffen wollte, verließen Christian, Pia und ich relativ bald den Ort des Geschehens und wanderten durch einen Polizeikorridor der an den Castor-Transport gemahnte in Richtung S-Bahn-Station, die wider Erwarten nicht abgesperrt war. Nur wenig später rollte das Bähnchen ein, und wir verließen die Stadt in der Hoffnung, so bald hier nicht wieder spielen zu müssen.

Am Kaiserlei verabschiedete ich mich, fuhr kurz nach Hause, warf meinen Schlafsack ins Auto und rollte durch die untergehende Sonne nach Rosbach Richtung Wald. Bald kamen noch Arndt, Kroni, Matze, Miep und Tim und so holperten wir zwischen den Bäumen des Rosbacher Waldes hindurch auf die Hütte, die uns schon so viele schöne Stunden beschert hatte. Ein Feuerchen brannte schnell, ein Apfelwein aus dem 5-Liter-Glasballon füllte das Gerippte, später folgten Grillsteaks, während ein Feuersalamander neugierig ums Eck lugte und sich wunderte, was für Gesellen hier oben ihr Unwesen trieben. Weiter unten lag ein Steinbruch im Grün, in der Tiefe ein See und so legte sich die Nacht über uns und auch wir wollen nun brav schweigen, über all die Dinge, die sich im Dunkel des Waldes nun abspielten. Soviel sei verraten: Ein Stein spielte eine Rolle und auch der Herr Copado. Das soll's aber nun gewesen sein, vom Tag, an dem die Eintracht dankenswerter Weise die Pflicht erfüllt und den Müll entsorgt hatte.