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Donnerstag, 28. Oktober 2010

Diva_111 - PlayForYourClub - Der Weltrekordversuch am 1.11


Die Geschichte der Eintracht ist auch die Geschichte der Fans - und diese wollen ein weiteres Kapitel schreiben - und es geht dabei um nichts Geringeres als um einen Weltrekord. Und dazu braucht es eure Hilfe.

PlayForYourClub
heißt das Spiel und man braucht dazu nicht viel mehr als einen Computer und ein Netzanschluss - und den passenden Link, nämlich diesen hier:

klick

SGE auswählen und dann kanns los gehen: Ein Ball fliegt auf dich zu und du musst ihn nur ins Netz semmeln. Eine Runde besteht aus fünfzehn Schüssen, für jeden Treffer gibt es einen Extraball. Die erzielten Punkte werden addiert, ab 15.000 Punkte fließt das Ergebnis in die Wertung ein.

Am 1.11 geht es um das ganz große Ding. Da der Zähler des Spiels begrenzt ist, will die Eintracht-PFYC-Community den Counter sprengen, das heißt: die maximale Punktzahl erreichen - und die liegt immerhin bei 2,147 Milliarden Punkten. Das geht natürlich nur, wenn so viele wie möglich mitmachen. Wie es geht, wann es losgeht und alle weiteren Fragen könnt ihr unter den folgenden Links nachlesen. Die Organisatoren haben sich jede Menge Mühe gegeben, um möglichst viele Adler zum Mitmachen zu animieren - nur so kann es auch gelingen, den Weltrekord zu knacken. Also, nehmt euch ein bisschen Zeit, ballert die Bälle ins Netz. Falsch machen kann man nichts; wer in einer Runde die 15.000 nicht schafft (das passiert mir häufiger), der spielt einfach weiter.

Offizielle Weltrekord-Homepage

Anleitung zum Weltrekord

Thread im Forum der Eintracht

Forum der PfycAdler

Also, am 1.11 um 11:00 Uhr gehts los - nachts um 3:38 endet der Spaß - spätestens, so der Rekord nicht früher geknackt wird.

Haut rein - und denkt dran: Jeder Punkt zählt.


Dienstag, 26. Oktober 2010

Alex Rothuber ist gestorben


Rothuber, bei der Eintracht von 1951 bis 1958 Torhüter, verstarb am Samstagabend im Alter von 79 Jahren. Zuvor hatte er im Stadion noch das Spiel seiner Eintracht gegen den FC Schalke 04 verfolgt.

Alexander Rothuber wechselte 1951 vom oberbayrischen SC Bruckmühl an den Riederwald. Mit der Eintracht feierte er 1953 den Gewinn der Süddeutschen Meisterschaft. Insgesamt bestritt Rothuber 60 Pflichtspiele für die Adlerträger, darüber hinaus gewann er 1957 mit der Eintracht den Flutlichtpokal.

1958 wechselte Alexander Rothuber zu Borussia Fulda, von 1959 bis 1963 stand er beim FC Hanau 93 im Tor. Auch nach seiner aktiven Karriere blieb er dem Fußball in der Region verbunden: Als Trainer wirkte er beim VfB Unterliederbach, der SG Hoechst, beim SV Wiesbaden, Hanau 93 und dem Nachwuchs der Eintracht.

Obwohl Rothuber beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1959 nicht mehr bei der Eintracht kickte, gehörte er in den vergangenen Jahrzehnten ganz selbstverständlich zur Truppe der „59er“. Die oberbayrische Frohnatur spielte lange Jahre mit Hansi Weilbächer, Adolf Bechtold und anderen Meistern Tennis am Riederwald und bei den regelmäßigen Treffen der „59er“ war Rothuber stets fester Bestandteil der Truppe. „Mit seiner fröhlichen, herzensguten Art bereicherte Alex Rothuber unsere Treffen, er gehörte zu den „59ern“ einfach dazu“, so Dieter Lindner, Spieler der Meistermannschaft. Auch Friedel Lutz erinnert sich an einen echten Freund: „Mit Alexander Rothuber verlieren wir einen festen Bestandteil unserer Truppe. Sein Humor und seine Lebensfreude werden uns sehr fehlen.“

Auch Eintracht-Präsident Peter Fischer zeigte sich betroffen vom Tod von Alexander Rothuber: „Mit Alexander Rothuber verlieren wir einen treuen Eintrachtler, der für unseren Verein viel getan hat und uns, über den Fußball hinaus, ein Freund geworden ist. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seinen Angehörigen und seiner Lebensgefährtin, denen unsere ganze Anteilnahme gilt.“

(Matthias Thoma)

Samstag, 23. Oktober 2010

Päuschen


Die Eintracht kickt heute gegen Schalke, spannend wirds - danach geht es nach Hamburg, St Pauli wartet. Das Auswärtsspiel findet allerdings ohne mich statt, auch ohne Pia und auch ohne den Golf. Ein kleines Päuschen ist mal nicht schlecht. Hoffentlich schaffen es die Jungs auch ohne uns.

Am Donnerstag waren Jürgen Pahl, Norbert Nachtweih und Jürgen Sparwasser zu Gast bei uns im Museum, alle drei haben ja noch die DDR verlassen und sind in den Westen geflüchtet - ebenso wie André Rothe, unser Stadionsprecher. Sie erzählten aufschlussreiche und bewegende Geschichten; erste Eindrücke könnt ihr hier nachlesen. Wenn ich die Zeit finde, fasse ich den Abend hier noch einmal zusammen. Das könnte aber ein bisschen dauern, da ich in den nächsten Tagen in der Weltgeschichte unterwegs bin.

Also, bleibt sauber.



Dienstag, 19. Oktober 2010

Donnerstag, 21. Oktober, 19.30 Uhr: Tradition zum Anfassen: Die Mauer umspielt


Vor zwei Jahrzehnten, im Oktober 1990 feierte Deutschland seine Wiedervereinigung. Mehr als vierzig Jahre hatten zwei deutsche Staaten existiert, die als Folge des Ost-West-Konflikts durch eine hochgesicherte Grenze voneinander getrennt waren. „Westkontakte“ waren in der DDR nicht gern gesehen, und eine Reise ins „kapitalistische Ausland“ war in der Regel nur Spitzenfunktionären und Rentnern erlaubt – oder eben den Leistungssportlern, die bei internationalen Wettbewerben den Ruf der DDR als Sportnation mehren sollten.

Bis zum Mauerfall 1989 sorgte es immer wieder für Aufsehen, wenn DDR-Fußballer sich bei internationalen Spielen von ihren Mannschaften absetzten und – oftmals über die jeweilige Botschaft der Bundesrepublik – ihr Glück im vermeintlich „goldenen Westen“ suchten.

Jürgen Pahl und Norbert Nachtweih nutzten im November 1976 ein U21-Länderspiel in der Türkei zur Flucht und landeten bei der Eintracht. Nach Ablauf der damals noch üblichen Sperre, die die FIFA mangels Freigabe durch den „abgebenden“ Verein für geflüchtete Spieler des Ostblocks verhängte, machten Pahl und Nachtweih am Riederwald Karriere. Beide feierten den DFB-Pokalsieg 1981 und beide gehörten zu den UEFA-Cup-Siegern 1980.
Jürgen Sparwasser wurde 1974 weltbekannt. Der vielfache DDR-Meister und Pokalsieger vom FC Magdeburg erzielte bei der WM 1974 im einzigen Länderspiel zwischen der DDR und der BRD den 1:0-Siegtreffer für die DDR.
1988 nutzte Sparwasser ein „Altherrenspiel“ des 1. FC Magdeburg in Saarbrücken zur Flucht in den Westen. Und auch Jürgen Sparwasser kam zur Eintracht, ab 1988 war er Co-Trainer am Riederwald. Im 14. Teil der Veranstaltungsreihe „Tradition zum Anfassen“ beschäftigen wir uns zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung mit Fußballern, die die Mauer umspielten und bei der Eintracht landeten.
Wir freuen uns auf spannende Berichte, die diesmal weit über den Fußball hinaus gehen;– Lebensgeschichten, in denen unsere Eintracht aber doch eine bedeutende Rolle spielt.

» DONNERSTAG, 21. OKTOBER 2010
» 19.30 UHR» EINTRACHT FRANKFURT MUSEUM
» EINTRITT FREI

Montag, 18. Oktober 2010

Heimspiel in Lautern


Sonntag, 17.10.2010 - Matchday

Nach den Aufregungen der letzten Tage, als vor allem die Stunde der wohlgenährten Entrüstungsbedenkenträger schlug und in vielen Medien ein Bild der Eintrachtfans gezeichnet wurde, das uns klar machen wollte, Genua sei in Wirklichkeit in Frankfurt, schlug nun die Stunde der Wirklichkeit. Der silberne Golf durfte auch mitspielen, allerdings nur kurz: Durch den grauen Sonntagmorgen rollten Pia und ich vom Nordend Richtung Kaiserlei und parkten im angrenzenden Büroviertel. Da wir zu fünft fahren wollten, erschien der tapfere kleine Golf doch etwas zu beengt und hatte folglich frei. Wenige Meter entfernt entdeckten wir schon Stefan R. und Thomas, bald darauf stieß auch Daniel zu uns - und so rollten wir auf die Autobahn. Der Herbst hatte das Land im Griff, die Scheiben beschlugen von innen - und nun werden sie folgen, die Spiele in der Kälte, im Regen; vorbei die Sonnentage. War es nicht eben erst, als wir durch Wilhelmshaven geschlendert sind? Nun also Kaiserslautern.

In des Tages Gräue verspielten sich die bunten Herbstfarben der Bäume am Straßenrand, plaudernd überquerten wir Vater Rhein, rollten durch die Pfalz, sahen Hügel, Täler und Weinberge, bis wir nach knapp anderthalb Stunden in Kaiserslautern einrollten. Nahe eines Volksfestes parkten wir kostengünstig, nahmen Schlachtermesser und Hackebeilchen in die Hand und machten uns auf den Weg zu morden und zu brandschatzen. Die Vögel grunzten in den frühen Mittag, derweil wir nach Opfern Ausschau haltend Richtung City marschierten. Der 1.FCK war präsent, ausgeblichene Fahnen hingen aus Fenstern, viele Aufkleber pappten an Verkehrsschildern, die Kneipen hießen Rote Teufel oder Walter 11 - und dort wo die Walter11 zu Speis und Trank einlud, wurden einst zwei Brüder geboren, die den 1.FCK in den Fünfziger Jahren zu Ruhm und Ehre geschossen hatten; Fritz und Ottmar Walter wurden in der Bismarckstraße 24 geboren; eine Gedenktafel erinnerte an die einheimischen Helden.

Kaltes Grausen packte uns, als wir an der Tanzschule Metzger vorbeiliefen, zuvor marschierten wir an der Gasanstalt vorbei; Stefans Kommentar lautete schlicht: Ewiggestrig.

Wir wanderten durch die Fußgängerzone und begegneten einer Bronzestatue des Brezel-Adams, der einen (ebenfalls bronzenen) Bub zwischen den Beinen eingeklemmt hatte - ein freundlicher Einheimischer erzählte uns die Geschichte des Mannes, der als Lauterer Original gilt - zum Dank ließen wir ihn am Leben. Die Geschäfte richteten sich derweil für den verkaufsoffenen Sonntagnachmittag und wir fanden uns in einer Wirtschaft Zum Bitburger nieder. Neben uns platzierten sich schwäbische Fans des FCK, die Bedienung kam aus Reutlingen und wir plauderten gutgelaunt in freudiger Erwartung einer warmen Mahlzeit - die dann auch kam. Zwar schien die Bedienung angesichts der Massen etwas irritiert, aber dann stand er vor mir, der Pfälzer Teller: Saumagen, Bratwurst, Leberknödel - etwas anderes als eine Art Schlachtplatte kam mir hier nicht auf den Tisch.

Später am Büdchen noch einen schnellen Schoppen als Wegzehrung besorgt, den Blaulicht beleuchteten Bahnhofsausgang flugs umlaufen und kurzer Stopp vor der Unterführung. Hunderte Lauterer marschierten hindurch, es sah aus, als seien sie der Gästemob und als dieser im Tunnel verschwunden war, folgten wir ihnen in den buntbeleuchteten Schacht. De Fußball kummt häm. Wieder im Lichte sahen wir den Kreisel, in dessen Mitte uns Fußballfiguren bewachten, 11 trugen rote Trikots, der Rest grüne - und dazu sei gesagt, dass die Polizei insgesamt recht präsent war, sich aber wohltuend zurückhaltend zeigte.

Auf dem Weg nach oben mengten sich Pfälzer und Hessen; wir kauften die letzten Bierdosen zuvor nie gesehener Marken (Baron), entdeckten mit Adler versehene Metzgerschürzenattrappen und hatten es letztlich geschafft - ganz ohne Sauerstoffgerät hatten wir Deutschlands höchsten Fußballberg erklommen, den Betzenberg. Nun trennten sich unsere Wege; während Daniel, Stefan und Thomas den Stehplatzbereich enterten, steckten in Pias und meiner Tasche Karten für Block 18. Obgleich ich es nicht zwingend vor hatte, erwarb ich bei Gabi noch den letzten Schal und solcherart geschmückt, trafen wir nun auf jede Menge bekannter Gesichter, überall ein großes Hallo und große Vorfreude. Nicht dabei war allerdings Charly, der sich Tage zuvor den Unterarm gebrochen hatte, wie ich erst am Samstag erfahren hatte und dem ich an dieser Stelle gute Besserung wünsche. Ich quatschte eine zeitlang mit Tom, dann fiel mir Arndt um den Hals, dort winkte Cardoso - Familientreffen in der Pfalz.

Der Einlass ging flott, viele Frankfurter Ordner waren präsent und wir hockten uns alsbald auf unsere Plätze mit schöner Sicht auf das Spielfeld. Um uns die Geiselgangster, André und Sandy, Siggi und Gerre, Dani und Presi; es war angerichtet. Zwei kleine Rauchwölkchen stiegen in die Luft und die Mannschaftsaufstellung zeigte, dass sich zum Spiel in Stuttgart personell nichts geändert hatte. Interessanterweise stand Markus Steinhöfer im 18er Kader, der ja in der letzten Saison eine Halbserie für den FCK gespielt hatte - wie zuvor schon Amanatidis und Altintop in Reihen der Eintracht.

Zum Einmarsch der Mannschaften präsentierten die Frankfurter ihre Schals, während die Lauterer eine Choreo nach oben zogen und mit Pilskronen garnierten. Zuvor verkündeten Banner der Lauterer Kurve, dass man a: noch nicht werfen sollte und b: nun das Material bereithalten möge. Chaotisch, Fanatisch, Lauter(n) konnten wir lesen- und es sah nicht schlecht aus.

Lautern erschien in den ersten Minuten wendiger, das mag vielleicht an der Trikotwerbung gelegen haben: Allgäuer Latschenkiefer. Doch dieses konnte auch in der 26. Minute nicht helfen, einem spektakulären Flug von Lakic nach leichter Klammer von Tzavellas folgte ein Elfmeterpfiff - und der Gefoulte trat selbst an. Wieder einmal bewies Nikolov seine Klasse auf der Linie und konnte den Elfer halten; während die Eintracht bislang sich noch keine zwingende Chance erspielt hatte. Dies änderte sich kurz vor dem Pausenpfiff, als ich Ochs und Jung per Doppelpass durch die Abwehr spielten und Gekas die Hereingabe von Jung zum 1:0 verwerten konnte.

Es lief also alles nach Plan; vor allem weil die Eintracht in der zweiten Hälfte den 1.FCK auch spielerisch dominieren konnte. Jung machte Druck über außen, Oka den ein oder anderen riskanten Abschlag und letztlich segelte eine schöne Flanke von Tzavellas kurz vor das von Sippel ordentlich gehütete Tor, und Gekas erzielte mit seinem zweiten Treffer das 2:0. Nahezu 8.000 Frankfurter feierten den Torschützen, der wenig später für Meier unter großem Applaus das Feld verließ. Zuvor sahen wir noch einen strammen Schuss von Jung, den Sippel parieren konnte und Köhler, der für den schon geschlagenen Nikolov auf der Linie klärte.

Als Meier nach einem schönen Zusammenspiel zwischen Schwegler und Jung und der passgenauen Hereingabe von Jung auf 3:0 erhöhte, war die Messe gelesen. Lauterer Anhänger verließen enttäuscht das Stadion, wir aber freuten uns überglücklich über den bevorstehenden Auswärtssieg. In Kaiserslautern, das gab es in der Historie nicht allzuoft. Der Jubel Meiers jedoch schien eher zurückhaltend - das ist der Stoff, der unserem Vorstandsvorsitzenden gefällt.

Für Lautern wird die Luft allmählich dünner, ich aber wünsche ihnen den Klassenerhalt von ganzem Herzen; das Stadion ist ordentlich und trotz der Umbauten anlässlich der WM 2006 noch immer originell, die Kapazität ist ausreichend, die Fahrtstrecke kurz und die Stimmung prickelnd - kurz, hier handelt sich um eine Fußballmannschaft mit gewachsener Fanstruktur und Herzblut einer ganzen Region und nicht um einen Kasperleverein, der zwar von den Medien liebgewonnen wird aber ansonsten nicht ernst zu nehmen ist, egal auf welchem Tabellenplatz sie stehen.

Auf dem Rückweg mussten wir noch kurz vor dem Ausgang der Pfälzer warten, marschierten dann Richtung Tunnel - dort jedoch erwartete uns eine nächste Polizeisperre. Da am nahegelgenenen Bahnhof jedoch ebenfalls kein Durchkommen war - und wir auch gar nicht dort hin wollten, wanderten wir auf Empfehlung eines Polizisten zurück zum Tunnel - der noch immer versperrt war. Nach einigem Genöle wurde der Durchgang geöffnet - und kaum waren wir auf der anderen Seite krachte ein Böller und ein paar Lauterer flitzten heran, um Frankfurter Schals zu ziehen. Kurze Irritation, Blaulicht und alsbald war wieder Ruhe.

Wir wanderten zurück zum Auto, reihten uns in den tröpfelnden Verkehr ein, überholten etliche Eintrachtbusse und flogen über die Autobahn zurück zum Kaiserlei. Kein Stau. Nirgends. Wohlbehalten landeten wir wieder in ähem Offenbach, verabschiedeten uns von Daniel, Stefan und Tom und rollten mit dem Golf (silber) durchs abendliche Frankfurt. Auswärtssieg in Lautern. Geil. Näheres zum Spiel wie immer bei Kid. Wie es sonst so war, lest ihr hier.

Schlachtfest in Lautern

Freitag, 15. Oktober 2010

Chris war im Museum


Es war schwer was los im Museum; die Junior Adler waren ebenso zu Gast wie eine Kindertagesstätte aus Nied und dazu jede Menge Kids, die mit ihren Eltern gekommen waren, um dem Kapitän der Eintracht im Rahmen der Kinderpressekonferenz Löcher in den Bauch zu fragen - und das taten sie dann auch, sogar auf portugiesisch, der Muttersprache unserer Nummer 29.

Wo bist du geboren wollten sie wissen (in Blumenau/Brasilien) und auch nach der Anzahl der Tore, Spiele, Karten, Kinder, Haustiere wurde gefragt. Die Kids wollten wissen, was Chris gelernt hätte, so er nicht Profi geworden wäre (Ingenieur) und mit wem er sich am besten versteht - mit Caio; immerhin sprechen sie die gleiche Sprache. Mit Oka Nikolov spielt er am längsten zusammen, das schönste Spiel war das 6:0 gegen Schalke und ein Besucher zitierte gar seine Oma: Meine Oma hat gesagt, Fußballer seien alle doof, stimmt das?

Nein, das stimmt nicht; Chris ist zum Beispiel gar nicht doof, er hat Abitur und zudem eine freundliche Ausstrahlung, die nicht nur die Nachwuchsjournalisten in den Bann gezogen hatte. Zum Abschluss gab es sogar Geschenke für den Spielführer der Eintracht und es könnte gut sein, dass er noch immer im Museum ist und Autogramme schreibt.

Steffen Ewald hat tolle Fotos gemacht, ein paar zeige ich euch hier:






Mittwoch, 13. Oktober 2010

Heute im Museum: Kinderpressekonferenz mit Chris


Mittlerweile haben wir schon eine gewisse Routine, die Kinderpressekonferenz läuft ab wie immer: Akkreditierung der Nachwuchsjournalisten, Fragen ausarbeiten. Diesmal befragen wir unseren Mannschaftskapitän Chris. Die Erfahrungen haben gezeigt: Nicht nur die Nachwuchsjournalisten haben Spaß, auch die Spieler gehen nach der abschließenden Autogrammstunde stets mit einem breiten Grinsen aus dem Museum.
13. Oktober, 12.30 Uhr.
Eintritt: 3,50 Euro, Erwachsene 5,00 Euro.

Anmeldung unter info@eintracht-frankfurt-museum.de oder direkt im Museum unter der Telefonnummer 069-95503275.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Tricot machine || Radar


Zur Abwechslung heute mal was schönes: Toller Song und schickes Video von Tricot Machine; ganz ohne Fußball:





Direktverweis

Montag, 11. Oktober 2010

Sauerei


Am nächsten Sonntag kickt die Eintracht zum ersten mal seit 2005 wieder in Kaiserslautern; traditionell ein heißer Kampf. Schon 1953 scheiterte die Eintracht in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft - vor knapp 70.000 im Stadion unterlagen die Riederwälder den Pfälzer mit 0:1 um in Kaiserslautern mit 1:5 unter zu gehen. Bereits nach 19 Minuten führten Fritz Walter und co mit 4:0. Zum Bundesligaauftakt 1963 trennten sich beide im allersten Bundesligaspiel mit einem 1:1, Lothar Schämer traf als erster Eintrachtler - per Elfmeter zum Ausgleich. Beide Teams stiegen nach ununterbrochener Ligazugehörigkeit 1996 erstmals ab und 1999 triumphierte die Eintracht am letzten Spieltag gegen den Championsleague-Aspiranten mit 5:1; Fjörtofts Treffer sicherte dem Team von Jörg Berger die Klassenzugehörigkeit in Liga eins. Ein Jahr zuvor war der 1.FCK direkt nach dem Aufstieg sogar Deutscher Meister geworden.

Heuer kündet ein martialischer Flyer der Frankfurter Ultras von der kommenden Begegnung:


Dazu gibt es im Netz ein Video, welches die Fans der Eintracht für diese Partie sensibilisieren und motivieren soll - und natürlich streiten sich die Geister über Ästhetik und Inhalt sowohl des Flyers als auch des Videos.




Natürlich ist die Reaktion zwiegespalten; die Einen sind begeistert ob des Aufrufes, andere sind zutiefst empört und distanzieren sich davon; ja sogar die geplante Reise nach Lautern wird storniert. Sowohl im Eintracht Forum als auch im Blog-G wird das Thema kontrovers diskutiert.

Der Vorstandsetage graust es sicherlich bei diesen Bildern, doch wie ist der Auftritt zu sehen? Natürlich schreit die oberflächliche Ebene nach Kritik; die Gegner der Eintracht sind keine Schweine und Blut wollen wir schon gar nicht im Zusammenhang mit Fußball sehen - und geschlachtet wird auch niemand; schon die Assoziation an die wirklichen Schlachtungen wirklicher Menschen ruft einen Brechreiz hervor. Doch hat sich vor Jahren kaum jemand am Begriff Bomber der Nation gestört; einen Ehrentitel für den wohl treffsichersten deutschen Torjäger (sic!) aller Zeiten, Gerd Müller. Er war der Vollstrecker im Angriffszentrum - und kein Mensch kam auf die Idee, dass der Herr Müller tatsächlich irgend etwas mit wirklichen Bomben zu schaffen gehabt hätte, die Hunderttausende Opfer auf dem Gewissen haben.

Sowohl Flyer als auch Video bedienen sich einer Splatter-Ästhetik, die an Filme wie das Texas-Kettensäger-Massaker erinnern - und wir dürfen nicht vergessen; wir verhandeln hier Video und Grafiken als Ausdrucksformen der Kunst - und streifen hier den Begriff der "Geschmacklosigkeit" um der Provokation willen. Dies ist zweifelsfrei gelungen, nicht nur der Lauterer als solcher scheint empört, sondern sogar etliche Frankfurter, die sich als Teil des Mikrokosmos Eintracht begreifen. In Wirklichkeit aber dürfte sich niemand mit einem Schlachtermesser in die Pfalz aufmachen und es wird mit Sicherheit auch kein Pfälzer zu Wurst verarbeitet werden.

Es ist unsinnig zu glauben, dieses Video oder der Flyer würden Einfluss auf das Verhalten aller Beteiligten rund um das Spiel in der Pfalz nehmen. Wer sich im Rahmen der dritten Halbzeit auf die Partie vorbereitet, der wird dies unabhängig vom Aufruf machen - und wer sich mit Sicherheitsvorkehrungen beschäftigt, der wird dies ebenfalls unabhängig vom Aufruf machen. Das Zelt in Leverkusen, die Verhaftungen in Bremen, der Polizeikessel in Nürnberg - all dies brauchte keine martialische Vorankündigung - ebenso wenig wie der wellenschlagende nächtliche Besuch der Frankfurter beim Fanprojekt in Karlsruhe.

Allerdings birgt die martialische Ästhetik schon im Vorfeld die Rechtfertigung seitens der Sicherheitsorgane für ein ebenso martialisches Auftreten - nur mit dem Unterschied, dass im Gegensatz zur Kunst jenes Auftreten in der Regel wirklich ist.

Traditionell gibt es im Umgang mit Fußballfans zwei verschiedene Konzepte; während das eine wie mittlerweile in Hannover auf Dialog und Vertrauen setzt und Fußballfans als Gäste zunächst erst einmal willkommen geheißen werden, setzt das andere - wie in Bremen - auf Konfrontation und Machtdemonstration des Staates, der im Vorfeld keinen Zweifel daran lassen will, wer der Herr im Hause ist. In der Regel werden dadurch ganz normale Fußballfans per se kriminalisiert, gegängelt und demokratischer Grundrechte beraubt, die eine Radikalisierung beinahe notwendig zur Folge hat. Jede(r) der regelmäßig auswärts fährt, macht früher oder später die Erfahrung, dass es auch jeden treffen kann.

Mag sein, dass der Aufruf geschmacklos ist - aber über Geschmack lässt sich sicherlich streiten; ebenso über Ästhetik. Wer aber den Aufruf als Aufruf zur Gewalt versteht, der muss seine Fasziantion für den Filmcharakter des Hannibal Lecter ebenso hinterfragen, wie den Erfolg von Horror-Klassikern wie Freitag den 13, Halloween oder Hellraiser. Sind diese nun die Visualisierung von Ängsten um derer habhaft zu werden oder Seelengemälde eines zerrisenen Inneren oder gar die Inszenierung von Gewalt im Rahmen der Kunst, um die Gewalt im wirklichen Leben zu bannen oder doch gewaltverherrlichende Filmkunst? Das Gewalt durchaus salonfähig ist, zeigte nicht zuletzt der Kampf zweier Schläger vor 40.000 Schaulustigen im Frankfurter Stadion - Klitschko gegen Peters. Eigentlich sollte Klitschko gegen David Haye boxen, doch da kam etwas dazwischen. Für Wirbel sorgte bspw. dieses Foto - jedoch schien auch die Aussage des Bildes nicht für bare Münze genommen worden zu sein; die Provokation aber war gelungen.

Wie auch immer, ich bin kein Freund martialischer Begrifflichkeiten im Rahmen eines Fußballspiels, ich brauche keine Hurensöhne-Gesänge oder Alle-xyz-sind-Schweine-Beschimpfungen, mir reicht der Fußball und das übliche anlassbezogene Gepöbel - aber bei aller Kritik: Eine geschmacklose Provokation bleibt eine geschmacklose Provokation - und ist kein Aufruf zur Gewalt; und nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Oder was meint ihr?

Samstag, 9. Oktober 2010

Spielfrei




direktverweis

Scorerpunkt für Grabi


36 Jahre danach dringt es ins Bewusstsein der Fußballinteressierten; der Sieg im Finale der WM 1974 gegen die Niederlande war deutlicher als gedacht. Ihr glaubt es nicht? Seht staunend, was Trainer Baade ausgegraben hat: Hier.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Heimspiel in Hattersheim ... und so


Tatort Fanhaus; Voll wurde es am gestrigen Mittwoch Abend im Fanhaus als das Fanprojekt im Rahmen der Gegenbuchmasse den jungen Politikwissenschaftler Jonas Gabler und dessen Buch Die Ultras vorstellte. Gekommen waren natürlich vorwiegend Mitglieder der UF, aber auch der ein oder andere Interessierte ohne konkreten Zusammenhang schaute vorbei. Entstanden aus einer Diplomarbeit reflektiert dieses Buch die Geschichte der Ultras und deren Entstehung ebenso wie die Wandlungen und Reaktionen; vor allem in Italien aber auch in Deutschland. Eine muntere Diskussion schloss sich an und wie so häufig nutzten viel zu wenige die Gelegenheit, sich ein differenzierteres Bild über eine (Jugend)Bewegung zu verschaffen, die unter Jugendlichen großen Zulauf erhält - von seiten des inszenierten Fußballs gerne aber auch als Quell allen Übels gesehen wird. Noch habe ich das Buch nicht gelesen; der Autor aber war ein sympathischer junger Mann, der zwar selbst nicht aus der Ultraszene stammt, nach eigenen Worten aber mit den Ultras sympathisiert, obgleich seine Haltung zum Stichwort Gewalt eine andere ist als die in den Gruppen tradierte. Bei Gelegenheit werde ich sicherlich das Buch hier ausführlicher vorstellen.

Tatort Hauptfriedhof; in der Morgenruhe marschierten Museumsleiter Matze Thoma und ich mit dem Verwaltungsleiter Norbert Schlüter über den Frankfurter Hauptfriedhof - und besuchten Gräber verstorbener Eintrachtler im Rahmen der Vorbereitung für eine ganz besondere Veranstaltung, zu der ihr hier demnächst ebenfalls mehr erfahren könnt; Richard Kress hat hier ebenso seine letzte Ruhe gefunden wie Hermann Höfer, beide Mitglieder der Meistermannschaft von 1959 - aber auch die im letzten Jahr verstorbene Seele des Vereins, Ute Hering liegt hier wie auch der langjährige Fan Carsten Alsheimer, der vor bald zwei Jahren ermordet wurde, als wir anderen in Cottbus einen traurigen Sieg feiern mussten. Auch Vereinsgründer Albert Pohlenk ist nach seinem Tod Frankfurt treu geblieben.

Falls ihr wisst, wo (nicht nur in Frankfurt) verstorbene Eintrachtler begraben wurden, gebt Bescheid, wir überlegen, eine Sammlung anzulegen und werden in diesem Rahmen auch über andere Quellen Informationen sammeln.

Tatort Hattersheim: Knapp 1500 Zuschauer fanden sich auf dem Sportplatz des SV Hattersheim ein, um einem Freundschaftspiel anlässlich des 100. Geburtstag des SV zugunsten der Leberecht Stiftung beizuwohnen. Der Gegner setzte sich aus einer Auswahl verschiedener umliegender Vereine zusammen, der Eintritt schien mit 12 Euro zwar recht happig, ließ sich aber ob des guten Zweckes verschmerzen. Pia, der Golf und ich waren schon früh vor Ort, kurzfristig hatten wir uns entschieden, einen der vielleicht letzten schönen Tage für diesen Kurztrip zu nutzen. Unmittelbar vor den Toren fanden wir einen Parkplatz und marschierten aufs Gelände, auf dem schon ein Jugendspiel in vollem Gange war. Die Herbstbäume hinter dem Tor gaben dem Sportplatz einen idyllischen Anstrich, Flutlicht gab es nur für den Hartplatz - wie ich es aus meiner Jugendzeit auch bei der SG Dietzenbach kannte; immerhin konnte auf den Plätzen bei jedem Wetter gespielt und vor allem trainiert werden; der Rasen hingegen verlangt nach Schonung. Nach Schonung verlangten auch unsere Ohren, die Musik war (Gott sei's gedankt) nicht sonderlich laut, aber grausam: Deutschland ist die geilste Club die Welt tönte es über den Platz oder LuLuLu-Lukas Podolski. Aus einem Fenster eines angrenzenden Gebäudes verfolgten die Logenbesitzer das Treiben.

Wir fanden einen schönen Platz auf einer Parkbank (sic!) und beobachteten das Jugendspiel während sich das Gelände langsam füllte und die Besucher mit Bierbecher und Worscht an uns vorbei defilierten, unter ihnen "Familie Hammer" sowie Petra und Chris, auch Uli aka Concordia, der sogar einen Würzburger Adler im Gepäck hatte. Ralf Fährmann und Aykut Özer, die Torhüter, erwärmten sich unter der fachkundigen Anleitung ihres Trainers Andi Menger derweil auch der Rest der Crew antrabte - jedoch ohne die Länderspielreisenden und auch ohne Caio, der entgegen umlaufender Gerüchte nicht bei der Selecao weilte, ebenso wenig wie Chris, den wir gleichfalls nicht entdeckten. Dafür aber lief Kevin Kraus auf, der seit dieser Saison für die U23 die Stiefel schnürt.

Zu Beginn des Spiels wanderte Pia an den Spielfeldrand, um aus nächster Nähe ein paar Fotos zu schießen, wir anderen unterhielten uns mit schlauen Kommentaren zum Geschehen, welches nebenan vom örtlichen TV-Sender gefilmt wurde.

Die Eintracht kickte in der ersten Hälfte mit Fährmann - Steinhöfer, Vasoski, Clark, Titsch-Rivero, Heller, Meier, Kittel, Fenin, Korkmaz und Amanatidis, der sich als erster Torschütze verantwortlich zeigte - er traf nach 10 Minuten nach feinem Zuspiel von Fenin, der danach (wie sich später herausstellte: verletzungsbedingt) nicht mehr allzuviel zu Stande brachte. Meier erhöhte auf 2:0 und erneut Amanatidis kurz vor der Pause mit dem dritten Treffer für die Eintracht, die wiederholt am souveränen Hattersheimer Schlussmann scheiterte. Guter Mann. Interessierter Beobachter war übrigens der ehemalige Bundesligaschiedsrichter Lutz Wagner.

Zur zweiten Halbzeit verließen wir unseren Sitzplatz und wanderten zum gegenüberliegenden Tor in der festen Überzeugung, das Geschehen würde sich nun vorwiegend dort abspielen - und wir wurden nicht enttäuscht. Die Eintracht hatte ebenso wie der Gegner ordentlich gewechselt; Özer kam ebenso ins Spiel wie Ochs, Köhler, Kraus und Gekas; Franz und Russ sollten folgen, während Ama die Binde von Meier übernahm. Es kam wie es kommen musste, mit zunehmender Spieldauer erlahmten die Kräfte der Gastgeber und die Eintracht traf nach Belieben. Erhöhten zunächst Gekas und Köhler (2) auf 6:0, so ging es aber der 75. Minute Schlag auf Schlag: Heller (4), Korkmaz, Kittel, Ochs und erneut Gekas schraubten das Resultat in die Höhe; mit dem Abpfiff in die anbrechende Dunkelheit stand es nach 90 Minuten 14:0; für den Ehrentreffer hat es dann doch nicht gereicht. Thor erzählte mir noch, dass er am vergangenen Wochenende gleich vier Fußballspiele in voller Länge in verschiedenen Stadien gesehen hat, während der Nachwuchs gleich schwärmenden Bienen aufs Feld sauste, um die begehrten Unterschriften zu erhaschen. Wir aber machten uns zufrieden auf den Weg Richtung Big City und rollten über die A66 zurück nach Frankfurt, der Stau auf der Miquelallee war kurz, der Golf, die Pia und ich kamen diesmal in geplanter Zeit zu Hause an - das ist bekanntlich nicht selbstverständlich. Besondere Vorkommnisse: Keine.




Fotos: Pia und Beve

Montag, 4. Oktober 2010

Heimspiel in Stuttgart


Red is the colour of the new republic
Blue is the colour of the sea
White is the colour of my innocence
Not surrender to your mercy
(The Men they couldn't hang - The Colours)


Sonntag, 3.Oktober 2010 - kein guter Tag, um nach Stuttgart zu fahren. Zum einen tobt dort seit Wochen ein Kampf Bürger gegen Staat um die Tieferlegung des Bahnhofs, zum anderen tobt dort die sogenannte Wasen und zum dritten hat die Eintracht dort in den letzten Jahren seltenst gut ausgesehen. Letzteres allerdings macht mir weniger Sorgen, der VfB ist derzeit Tabellenletzter und die Eintracht hat letztes Jahr auch die Hertha in vergleichbarer Situation besiegt - also geht es gegen zehn am Morgen los. Pia, der silberne Golf, die Ente und ich machen uns auf Richtung Riederwald, um Stefan R. abzuholen, der zur verabredeten Zeit brav am Treffpunkt wartet. Ein U-Turn später fahren wir am Bornheimer Hang vorbei und landen hinter dem Bus von Energie Cottbus, dem sogenannten Cott-Bus. Energie kickte heute beim FSV, während wir auf die A 661 rollten, am Offenbacher Kreuz auf die A3 und am Frankfurter Kreuz auf die A5. Sonnig der Tag, rotgrün die Blätter, blau der Himmel und leise die Musik, vorwiegend The Men they couldn't hang, dazu ein buntes Sammelsurium an Songs, die uns schon in den letzten Wochen begleitet haben - neu in Beves Charts: Dashboard Confessional - Everybody learns from desaster; ein frommer Wunsch.

Der Verkehr hielt sich in Grenzen, Hockenheim, Hoffenheim, Heilbronn - ab und an ein Eintrachtler, ansonsten gepflegtes Reisen, wie es sich für einen schönen Herbstsonntag gehört. Bei Stuttgart Zuffenhausen verließen wir die Autobahn, schafften auch die Radarkontrolle ohne Probleme, um uns in Zuffenhausen selbst in die Schlange stehender PKWs einzureihen.

Nun ist seit der Zeit der Untertunnelung des Pragsattels der Verkehr in Stuttgart meines Wissens etwas kontrollierter als die Jahre zuvor, von daher ließen wir uns durch eine Spurverengung nicht ins Bockshorn jagen und quälten uns Meter für Meter nach vorne, auch passierten wir einen Edekamarkt, der stark an das Düsseldorfer Stadion erinnerte. Nach einer Weile erblickten wir den Boschturm und dachten: Nu gehts aber gleich vorwärts. Falsch gedacht; aus Metern wurden Zentimeter, Tunnel hin, Tunnel her - es ging nur äußerst gemächlich vorwärts, der Eingeborene sagt hierzu: gschwind. Wir holperten nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Tunnel - und meine Laune sank merklich. Die im Kopf gefasste Entscheidung, in Cannstadt nahe eines Industriewerks zu parken wurde durch die Schlange dort wartender Fahrzeuge torpediert - jedoch sprenkelte sofort ein Hoffnungsschimmer als wir an den Parkplatz der vergangenen Partie beim VfB dachten: Yep, dort geht es hin - nah der Mineralbäder, unweit des Neckars - dort wird sicher noch ein Plätzlein für uns sein.
Die Idee schien gut; allein Stuttgart nicht bereit; kaum bogen wir in das Sackgässlein ein, erblickten wir ein Polizeiauto samt Inhalt, der sich gerade um einen anderen PKW kümmerte; da schien es keine gute Idee, sich gegen die Fahrtrichtung ins Parkverbot in einer Anlieger-Frei-Zone zu stellen. Dies sah ein anderer Eintrachtler genau so, den wir schon auf der Autobahn entdeckt hatten. Also Kehrtwende Marsch und ab ins Bädergebiet - eine Idee, die zuvor schon Milliarden vor uns hatten, jeder Flecken, ob erlaubt oder verboten war durch PKWs in Beschlag genommen; wir schlichen durch schmale Gässchen, knoteten uns ein Endlosknoten in den Golf und als die Verzweiflung uns zu übermannen drohte fanden wir einen völlig legalen Parkplatz, in den der vor uns fahrende Mercedes nicht hinein passte; Oh heiliger Golf, gebenedeit bist du unter den Autos.

Nichts wie raus und hinein in die Freiheit. Die Sonne brannte und wir marschierten über den Berger Steg in Richtung Wasen, welche nicht unser primäres Ziel war, aber in unmittelbarer Nähe des Neckarstadions liegt. Die Fahrgeschäfte wirbelten Menschen in die Luft, die kreischend in ihren Sitzen hingen; Massen schoben sich auf dem Hort der Gemütlichkeit entlang - und wir sahen zu, dass wir den Platz des Vergnügens so schnell wie möglich verließen. Unmengen von Dirndls, Krachledernen und Sepplhüten waren unterwegs - man hätten meinen können, man sei in München. Oktoberfest in Deutschland - und die ganze Republik zeigt sich weiß-blau; neulich gabs sogar im Solzer, einer altehrwürdigen Ebbelwoiwirtschaft in Bornheim weiß-blaue Servietten und eine Ankündigung für zünftige Wochen. Als ob in einem Münchner Biergarten irgendjemand auf die Idee kommt, Frankfurter Wochen im Oktober einzuführen; völlig zu Recht natürlich nicht. Angesichts der Debatten um Sarrazin und der vermeintlichen Islamisierung der Republik, sollten die Deutschen ihr Augenmerk eher auf die drohende Verseppelung richten.

Wie auch immer, wir orderten an einer Tanke ein Schöppchen und marschierten auf der gesperrten Straße in Richtung Stadion. Die ersten Busse waren schon dort, Buffo hockte am Zaun und wartete auf die Geiselgangster und da es noch früh war, kehrten wir im PSV-Heim ein, futterten eine Rote und hockten uns in die Sonne. Auf dem Sportplatz machten sich ein paar Bezirksligakicker warm, ein paar Jungs ballerten auf eine Torwand und der Wirt der Gaststätte hatte einen eigenen Parkplatz auf dem Gelände; ein Schild verkündete: Wirt.

Zu angemessener Zeit verließen wir den gastlichen Ort und marschierten zum finsteren Gästeeingang, wie gehabt nicht auf direktem Weg - es könnte so einfach sein - sondern um vier Ecken und stellten uns in die wartende Menge. Pia machte sich zum Fraueneingang auf, während Stefan und ich uns inmitten männlicher Leiber Stück für Stück voran schoben. Obgleich es jetzt keine Unmengen an Frankfurter waren, dauerte der Einlass ewig; jeweils nur eine Person durfte den Eingang passieren und erst nach der Durchsuchung, die fairerweise gesagt moderat war, kam der nächste dran. Dies sah bei den Frauen nicht anders aus. Und blöde ist, wer sich hinten anstellt, Pia und ich machten dabei die gleiche Erfahrung: Stets kommt von irgendwoher ein Trupp sich selbst höchst wichtig fühlender und auf die Allgemeinheit scheißender Fans an und stellt sich dummdreist vor die wartenden Deppen; in der Regel kleinere Grüppchen, die Solidarität stets einfordern, wenn es um ihre Belange geht, ansonsten aber den gewöhnlichen Fan für strunzblöde halten. Es wird der Tag kommen, an dem ich ein SV ob der eigenen Leute riskiere und auch für Pia lege ich nicht die Hand ins Feuer, dass es demnächst bei vergleichbarer Situation nur bei Worten bleibt.

Wir wanderten in den gut gefüllten Gästeblock und schlugen uns nach oben durch. Ein Blick in den Oberrang zeigte uns, dass dort Stuttgarter sitzen - und auch dies ist stets ein Quell wiederkehrender Freude: Man braucht bloß nach unten zu rotzen oder Bier zu schütten und hat schon die Gästefans am Wickel. Von daher wanderten wir noch weiter nach oben, um geschützt unter dem Rang zu stehen. Es dauerte nicht lange, bis der erste zu uns kam und allen Ernstes meinte, dies sei sein Platz. Das ist mir bei einem Auswärtsspiel noch höchst selten passiert; in einem Sitzplatzbereich, der von allen nur zum Stehen genutzt wird, aufgefordert zu werden, den Platz zu verlassen, zumal ich den Kerl kannte. Und zumal es generell keine Stehplätze, sondern nur verkappte Sitzplätze gibt. Aber gut, wir dackelten ein paar Stufen nach unten und mir ging so langsam alles auf den Sack; immerhin standen wir noch immer geschützt unter dem Oberrang.

Die Cannstatter hatten es sich am anderen Ende der Kurve bequem gemacht, die hauseigene Kurve war zwecks Stadionumbaus abgerissen und so gähnte dort, wo die Cannstätter Kurve ihr einstiges Zuhause hatte ein riesiges Loch. Die Sonne beschien die Anzeigetafel, dass man nichts lesen konnte, was aber nicht weiter tragisch war.

Anpfiff.

Kaum hatte ich mich sortiert, knallte die Kugel von der Latte des Frankfurter Tores zurück ins Spielfeld; erstes Durchatmen. Weitere folgten, der VfB vergab reihenweise gute Möglichkeiten und wie aus dem Nichts erzielte Gekas den Führungstreffer der Eintracht. Ungläubiger Jubel, wir nehmen doch gerne eine unverdiente Führung in Stuttgart an.

Auf der linken Abwehrseite war der dafür vorgesehene Tzavellas nur höchst selten zu finden - und trotz der Räume schaffte der VfB bis zur Pause kein Tor, ein höchst glücklicher Umstand für die teils zu schlafmützig agierende Eintracht, bei der Ochs wieder für Caio von Beginn an dabei war.

Die zweite Halbzeit brachte eine aufgewecktere Frankfurter Mannschaft, während den Stuttgarter gar nichts gelang; folgerichtig dann der zweite Frankfurter Treffer durch Chris. Zwischendrin flogen ein paar Becher durch den Block, einige scharmützelten sich mit den Stuttgarter Fans drumrum und richtig heiß ging es erst wieder in den letzten zehn Minuten her. Flog zunächst Delpierre nach einer rüden Attacke an Ochs vom Platz, schaffte der VfB Sekunden danach den Anschlusstreffer. Zehn Schwaben warfen nun alles nach vorne, die Eintracht taumelte - und fiel: Das 2:2 kurz vor Ende bedeutete zunächst das Ende aller Träume vom ersehnten Auswärtssieg. Die Stuttgarter Kurve johlte, die Frankfurter erkannten das nach oben geschwungene Fähnchen des Linienrichters und es dauerte ein Weilchen, bis der VfB-Anhang realisierte, dass das Tor nicht zählte. Schadenfreude, Schadenfreude hey hey hey. Mit Hängen und Würgen retten 11 Frankfurter den hauchdünnen Vorsprung bis zum Schlusspfiff und ich entkam einem Herzinfarkt nur um Haaresbreite. Mag sein, dass der Sieg unverdient war, mag sein, dass Schiri Brych den vermeintlichen Ausgleich zu Unrecht aberkannte - was zählt sind dreckige drei Punkte.

Aber bei aller Liebe; so wie die Eintracht heute aufgetreten ist, wird sie wenn überhaupt nur dreckige Siege einfahren. Zu wenig Bewegung, kaum Pressing, eine schwimmende Hintermannschaft und mangelnde Laufbereitschaft prägten das Spiel der SGE, die nun auf den zehnten Platz geklettert ist; immerhin.

Wir wurden dann von den Ordnern aus dem Block geschickt, durchbrachen zwei Polizeisperren auf dem Weg zum Auto, wo uns Flo noch eine Weilchen begleitete; löschten den Durst an der Tanke und marschierten über die Sepplwasen zurück zum Golf, der brav auf uns gewartet hatte.

Und dann fing das Elend erst richtig an. Milliarden Fahrzeuge waren unterwegs; wir quälten uns aus dem Parkplatz, reihten uns in den stehenden Verkehr ein und tröpfelten Stück für Stück dem Tunnel entgegen. Dort tröpfelten wir Stück für Stück durch den Tunnel, um anschließend Stück für Stück Richtung Autobahn zu tröpfeln. Es war grausam. Noch am gleichen Abend erreichten wir auf die Autobahn und verließen sie alsbald, um feste Nahrung zu uns zu nehmen; der liebe Gott wollte, dass wir in Mundelsheim landeten - und dort in der Gastwirtschaft zur Sonne. Wenn ihr Käsespätzle mögt, dann fahrt dorthin; wer jedoch Jägerschnitzel mag, der möge um dieses Location einen großen Bogen machen. Zwei zähe unpanierte Schnitzelläppchen schwammen in einer Soße, die in den frühen Siebziger zu Nierchen gereicht wurde, darin schwammen uninspiriert vorgeschnittene Dosenchampignons. Herrschaftszeiten, wie kann man den in einem gutbürgerlichen Restaurant in Zeiten von Aldi und Co noch Dosenchampignons servieren. Immerhin, die Pommes waren ok und es waren auch keine Erbsen in der Soße. Vielleicht war dies aber auch die Strafe dafür, dass wir uns zunächst ungefragt an den Stammtisch gesetzt hatten - der jedoch als solcher nicht ausgewiesen war.

Wir beglichen die Rechnung, schmissen den Golf an und rollten zurück auf den Highway - um in den nächsten Stunden nicht wirklich vom Fleck zu kommen. Abends um halbzehn steckten wir in einem Stau, der sich gewaschen hatte. Nach einer schier endlosen Zeit ließ sich der Grund erahnen; Fahrbahnverengung, aus vier Spuren wurden zwei. Doch wer gedacht hatte, dass es nun flüssiger vorwärts ging, wurde bitterlich enttäuscht. Rote Bremslichter, wohin das Auge blickte. Am Rande der Autobahn Verkehrsschilder mit dem Hinweis: Stau. Ach nee. Stefans Idee dem Verkehrsfunk zu lauschen, brachte Klarheit: 12 km Stau wg Baustelle folgten 16 km Stau wegen eines Unfalls. Doch nicht mit uns; 300 Meter später verließen wir die Autobahn, warfen einen Blick in die Straßenkarte und sausten durch menschenleere Landstraßen Richtung Sinsheim. Von Zeit zu Zeit erkannten wir die roten Bremslichter nebenan, und als ersichtlich war, dass wir nach knappen 20 km den Stau hinter uns gelassen hatten, enterten wir erneut den Highway; nie war ich glücklicher, das Stadion der TSG Hoffenheim zu passieren. Über die A67 und 14 km Baustelle auf der A5 erreichten wir kurz vor Mitternacht endlich Frankfurt; hätte die Eintracht das Spiel noch aus der Hand gegeben, hätten wir wohl irgendwann den Golf mitten auf der Autobahn geparkt.

Wir lieferten Stefan brav zu Hause ab und da punkt Mitternacht ein Grund zu feiern anlag, die Uhr 23:59 anzeigte und wir mitten im Stadtteil Riederwald waren, bogen wir kurzerhand zum Eintrachtstadion ab, wo der Neubau des Leistungszentrums seiner Vollendung entgegensieht - und stießen Punkt zwölf auf dem Heimatgelände der Eintracht imaginär an. Wenig später trudelten wir im Nordend ein; Pia musste noch Muffins backen, doch so langsam neigte sich ein langer Tag dem Ende entgegen. Von mir aus können sie den Bahnhof oben lassen - dafür ganz Stuttgart unter die Erde bringen. Aber Hauptsache gewonnen. Auswärtssieg! Schnarch.

Einen fundierten Spielbericht findet ihr wie immer bei Kid, tolle Fotos bei Stefan.


Fotos: Pia und Beve