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Donnerstag, 7. Oktober 2010

Heimspiel in Hattersheim ... und so


Tatort Fanhaus; Voll wurde es am gestrigen Mittwoch Abend im Fanhaus als das Fanprojekt im Rahmen der Gegenbuchmasse den jungen Politikwissenschaftler Jonas Gabler und dessen Buch Die Ultras vorstellte. Gekommen waren natürlich vorwiegend Mitglieder der UF, aber auch der ein oder andere Interessierte ohne konkreten Zusammenhang schaute vorbei. Entstanden aus einer Diplomarbeit reflektiert dieses Buch die Geschichte der Ultras und deren Entstehung ebenso wie die Wandlungen und Reaktionen; vor allem in Italien aber auch in Deutschland. Eine muntere Diskussion schloss sich an und wie so häufig nutzten viel zu wenige die Gelegenheit, sich ein differenzierteres Bild über eine (Jugend)Bewegung zu verschaffen, die unter Jugendlichen großen Zulauf erhält - von seiten des inszenierten Fußballs gerne aber auch als Quell allen Übels gesehen wird. Noch habe ich das Buch nicht gelesen; der Autor aber war ein sympathischer junger Mann, der zwar selbst nicht aus der Ultraszene stammt, nach eigenen Worten aber mit den Ultras sympathisiert, obgleich seine Haltung zum Stichwort Gewalt eine andere ist als die in den Gruppen tradierte. Bei Gelegenheit werde ich sicherlich das Buch hier ausführlicher vorstellen.

Tatort Hauptfriedhof; in der Morgenruhe marschierten Museumsleiter Matze Thoma und ich mit dem Verwaltungsleiter Norbert Schlüter über den Frankfurter Hauptfriedhof - und besuchten Gräber verstorbener Eintrachtler im Rahmen der Vorbereitung für eine ganz besondere Veranstaltung, zu der ihr hier demnächst ebenfalls mehr erfahren könnt; Richard Kress hat hier ebenso seine letzte Ruhe gefunden wie Hermann Höfer, beide Mitglieder der Meistermannschaft von 1959 - aber auch die im letzten Jahr verstorbene Seele des Vereins, Ute Hering liegt hier wie auch der langjährige Fan Carsten Alsheimer, der vor bald zwei Jahren ermordet wurde, als wir anderen in Cottbus einen traurigen Sieg feiern mussten. Auch Vereinsgründer Albert Pohlenk ist nach seinem Tod Frankfurt treu geblieben.

Falls ihr wisst, wo (nicht nur in Frankfurt) verstorbene Eintrachtler begraben wurden, gebt Bescheid, wir überlegen, eine Sammlung anzulegen und werden in diesem Rahmen auch über andere Quellen Informationen sammeln.

Tatort Hattersheim: Knapp 1500 Zuschauer fanden sich auf dem Sportplatz des SV Hattersheim ein, um einem Freundschaftspiel anlässlich des 100. Geburtstag des SV zugunsten der Leberecht Stiftung beizuwohnen. Der Gegner setzte sich aus einer Auswahl verschiedener umliegender Vereine zusammen, der Eintritt schien mit 12 Euro zwar recht happig, ließ sich aber ob des guten Zweckes verschmerzen. Pia, der Golf und ich waren schon früh vor Ort, kurzfristig hatten wir uns entschieden, einen der vielleicht letzten schönen Tage für diesen Kurztrip zu nutzen. Unmittelbar vor den Toren fanden wir einen Parkplatz und marschierten aufs Gelände, auf dem schon ein Jugendspiel in vollem Gange war. Die Herbstbäume hinter dem Tor gaben dem Sportplatz einen idyllischen Anstrich, Flutlicht gab es nur für den Hartplatz - wie ich es aus meiner Jugendzeit auch bei der SG Dietzenbach kannte; immerhin konnte auf den Plätzen bei jedem Wetter gespielt und vor allem trainiert werden; der Rasen hingegen verlangt nach Schonung. Nach Schonung verlangten auch unsere Ohren, die Musik war (Gott sei's gedankt) nicht sonderlich laut, aber grausam: Deutschland ist die geilste Club die Welt tönte es über den Platz oder LuLuLu-Lukas Podolski. Aus einem Fenster eines angrenzenden Gebäudes verfolgten die Logenbesitzer das Treiben.

Wir fanden einen schönen Platz auf einer Parkbank (sic!) und beobachteten das Jugendspiel während sich das Gelände langsam füllte und die Besucher mit Bierbecher und Worscht an uns vorbei defilierten, unter ihnen "Familie Hammer" sowie Petra und Chris, auch Uli aka Concordia, der sogar einen Würzburger Adler im Gepäck hatte. Ralf Fährmann und Aykut Özer, die Torhüter, erwärmten sich unter der fachkundigen Anleitung ihres Trainers Andi Menger derweil auch der Rest der Crew antrabte - jedoch ohne die Länderspielreisenden und auch ohne Caio, der entgegen umlaufender Gerüchte nicht bei der Selecao weilte, ebenso wenig wie Chris, den wir gleichfalls nicht entdeckten. Dafür aber lief Kevin Kraus auf, der seit dieser Saison für die U23 die Stiefel schnürt.

Zu Beginn des Spiels wanderte Pia an den Spielfeldrand, um aus nächster Nähe ein paar Fotos zu schießen, wir anderen unterhielten uns mit schlauen Kommentaren zum Geschehen, welches nebenan vom örtlichen TV-Sender gefilmt wurde.

Die Eintracht kickte in der ersten Hälfte mit Fährmann - Steinhöfer, Vasoski, Clark, Titsch-Rivero, Heller, Meier, Kittel, Fenin, Korkmaz und Amanatidis, der sich als erster Torschütze verantwortlich zeigte - er traf nach 10 Minuten nach feinem Zuspiel von Fenin, der danach (wie sich später herausstellte: verletzungsbedingt) nicht mehr allzuviel zu Stande brachte. Meier erhöhte auf 2:0 und erneut Amanatidis kurz vor der Pause mit dem dritten Treffer für die Eintracht, die wiederholt am souveränen Hattersheimer Schlussmann scheiterte. Guter Mann. Interessierter Beobachter war übrigens der ehemalige Bundesligaschiedsrichter Lutz Wagner.

Zur zweiten Halbzeit verließen wir unseren Sitzplatz und wanderten zum gegenüberliegenden Tor in der festen Überzeugung, das Geschehen würde sich nun vorwiegend dort abspielen - und wir wurden nicht enttäuscht. Die Eintracht hatte ebenso wie der Gegner ordentlich gewechselt; Özer kam ebenso ins Spiel wie Ochs, Köhler, Kraus und Gekas; Franz und Russ sollten folgen, während Ama die Binde von Meier übernahm. Es kam wie es kommen musste, mit zunehmender Spieldauer erlahmten die Kräfte der Gastgeber und die Eintracht traf nach Belieben. Erhöhten zunächst Gekas und Köhler (2) auf 6:0, so ging es aber der 75. Minute Schlag auf Schlag: Heller (4), Korkmaz, Kittel, Ochs und erneut Gekas schraubten das Resultat in die Höhe; mit dem Abpfiff in die anbrechende Dunkelheit stand es nach 90 Minuten 14:0; für den Ehrentreffer hat es dann doch nicht gereicht. Thor erzählte mir noch, dass er am vergangenen Wochenende gleich vier Fußballspiele in voller Länge in verschiedenen Stadien gesehen hat, während der Nachwuchs gleich schwärmenden Bienen aufs Feld sauste, um die begehrten Unterschriften zu erhaschen. Wir aber machten uns zufrieden auf den Weg Richtung Big City und rollten über die A66 zurück nach Frankfurt, der Stau auf der Miquelallee war kurz, der Golf, die Pia und ich kamen diesmal in geplanter Zeit zu Hause an - das ist bekanntlich nicht selbstverständlich. Besondere Vorkommnisse: Keine.




Fotos: Pia und Beve

9 Kommentare:

  1. Es gab eine Zeit, in der hätte ich mich für das hier angesprochene Buch interessiert. Zuvor gab es eine Zeit, in der ich beim Stichwort "Ultra" an "Clockwork Orange" und vor allem "Little Big Man" gedacht habe. Es ist also nicht die Zeit, die sich geändert hat, sondern ich.

    "Zu viele Leute reden rein", hat Westernhagen mal gesungen. Nein, aber zu viele Leute nehmen sich zu wichtig, ist mein Fazit aus den letzten Jahren. Ein Fazit, aus dem ich Eintracht Frankfurt nicht ausklammern kann, nur ein paar Menschen wie dich.

    Der geplante und bereits angekündigte Rundgang über den Frankfurter Hauptfriedhof "auf den Spuren großer Eintrachtler" interessiert mich dagegen sehr. Ich hoffe, ich kann endlich mal wieder dabei sein, wenn das Eintracht Museum ruft.

    Gruß vom Kid

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  2. jo, das wäre schön.

    wichtig. ach kid, natürlich nehme ich mich wichtig, sonst würde ich ja z.b. keinen eigenen blog betreiben und manchmal nehme ich mich auch ernst :-)

    viele grüße

    beve

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  3. Natürlich. Die Frage ist eben nur, wie wichtig man sich nimmt. Und an welcher Stelle. :-)

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  4. Ich glaube ihr beide seid sehr wichtig. Ich glaube, dass ihr euch selbst und gegenseitig auch wichtig nehmen könnt.

    Danke an Beve für den tollen Spielbericht

    LG
    Ralf (Afrigaaner)

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  5. hier und jetzt: dank und gruß

    beve :-)

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  6. Bembelmonster | Kommando 598. Oktober 2010 um 20:38

    << Der geplante und bereits angekündigte Rundgang über den Frankfurter Hauptfriedhof " ...>>

    Da bin ich auch am Start! Großartige Sache.
    Wir sehen uns nächsten Woche in Hanau zu "meinem Heimspiel" ;)
    Schwarzweißrote Grüße

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  7. heimspiel in hanau. hört sich gut an :-)

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  8. das war mal wieder sportplatzatmo pur! schön!

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  9. Kleiner ergänzender Hinweis - vermutlich hast du es selbst schon entdeckt: In der heutigen Ausgabe der TAZ ist ein Interview mit Jonas Gabler - inklusive einer kurzen Einschätzung des Schlachtfest-Videos. Gruß, K.

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