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Montag, 13. Dezember 2010

Heimspiel in Köln


Catch a falling star an'
put it in your pocket
never let it fade away

Grau, schwarz, weiß drückt die Welt und die Spritpreise liegen jenseits der Schmerzgrenze. Die Scheibenwischer schleifen über die Windschutzscheibe des silbernen Golfs, Regentropfen vermengen sich mit dem Spritzwasser vorbeirauschender Fahrzeuge und die Felder zur Seite der Autobahn dümpeln lieblos vor sich hin. Vergangen die Schneepracht der letzten Tage - es geht auf Weihnachten zu - und dies heißt in unserer Gegend seit ewiger Zeit: Schmuddelwetter.

Pia und ich sitzen warm eingepackt im treuen Golf und rollen über die Miquelallee und die A66 auf die A3. Aus den Lautsprechern begleiten uns Against me!, Good Charlotte, oder aber Gary Holton mit einer Coverversion des Perry Como Klassikers Catch a falling star. Holton war in jüngeren Jahren Sänger der Heavy Metal Kids, die mich ob eines Auftrittes bei Thomas Gottschalk und Anthony bei Szene 77 schwer begeisterten. Sowas kennt ihr jungen Hüpfer ja gar nicht mehr - die Zeiten als Gottschalk noch cool war und ne Menge Musik ins Fernsehen brachte, die für Jugendliche gemacht wurde. She's no Angel hieß der Song der Heavy Metal Kids, Glampunk als dieser Begriff noch nicht erfunden war, Gary mit zerissener Hose und breitem Cockneyakzent. Ein paar Jahre später lag er unter der Erde; Alkohol und Morphium waren letztlich doch zuviel für ihn.

Hessen, Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen. Auf einem Parkplatz hielten wir kurz an - und halfen einem anderen Autofahrer, dessen Scheibenwischer festzuschrauben; manchmal ist es ganz praktisch, etwas Werkzeug durch die Gegend zu kutschieren. Alsbald verließen wir den Highway, um auf der Landstraße zu tanken - und vielleicht ein paar Meter am Rhein entlang zu gondeln, wir lagen gut in der Zeit. Über Königswinter tuckerten wir Richtung Bonn, der Sprit jedoch wurde nicht günstiger - dafür aber die Fahrtstrecke verworrener. In Bonn mangelte es zunächst an Verkehrsschilder - und da wir stets oldschool ohne Navi unterwegs sind, drehten wir ein paar Ehrenrunden, bis wir wieder auf der richtigen Spur waren.

Nach ein paar Kilometern landeten wir in Köln, überquerten die Severinsbrücke und rollten am Chlodwigplatz, den Bap einst besungen hatten, vorbei Richtung Stadtwald. Dort parkten wir brav in der Friedrich-Schmidt-Straße im Kölner Stadtteil Lindenthal und marschierten durch den Nieselregen in Richtung Stadion. Wir spazierten an einer historischen Straße entlang, schließlich wurde hier Arbeitgeberpräsident Schleyer 1977 von der Roten Armee Fraktion entführt. Ob dies die Bewohner der schicken Häuser am Parkrand wissen? Auch die Eintrachtler, die im schicken Bus saßen dürften davon nichts wissen und ehrlich gesagt war mir dies bis dato ebenso fremd.

Bald befanden wir uns in der Einflugschneise Richtung Fußball, immer mehr Fußballfans, vorwiegend Kölner (Dat is mir ejal), fanden sich ein und alsbald erkannten wir das Rhein Energie Stadion, ehemals Müngersdorfer Stadion - wie es von der Zeltinger Band einst besungen wurde. Der Gästebereich befindet sich in der Nordkurve, vereinzelt beäugten uns ein paar Polizisten - es war noch recht früh und von daher wenig Betrieb. Thor und Thorsten kamen uns entgegen, wir gönnten uns noch eine Currywurst und entschieden uns, ob des Regens früher als sonst in den Block zu gehen. Davor trafen wir auf Ben, der später noch einiges an Arbeit zu tun bekommen sollte; der Einlass aber ging flott. Interessant, dass die Kontrolle teils von Sprengstoffhunden vorgenommen wurde - und ich versichere euch, wenn mir ein Hund am Bein rumschnuppert, dann explodier ich.

Pia und ich erklommen die Stufen und stellten uns unter den Oberrang, geschützt vor versehtlichen Bierduschen der über uns Sitzenden. Witzig ist jedesmal in Köln der Blick auf den geklebten Fensterputzer an der Südkurve; ein Bild davon habe ich ja schon beim letzten Bericht beim 0:0 dort veröffentlicht. Hier könnt ihr euch es nochmal anschauen.

Ein Blick auf die sich warm laufende Eintracht zeigte, dass neben Gekas sowohl Amanatidis und Altintop auflaufen würden - zumindest die Aufstellung des letztgenannten ließ mich die Stirn runzeln. Während die Kölner ihr Team mit einer kleinen Luftballonchoreo unterstützten, wurde bei uns anlässlich des 15. Geburtstages der Binding Szene eine Blockfahne hochgezogen. Auf dem Rasen hampelten ein paar Cheerleader herum, später nudelten die unvermeidlichen Höhner das Vereinslied herunter und zudem gab Tom Gerhardt noch ein Interview via Anzeigetafel. Das Stadion war nicht ganz ausverkauft und eine ankommende SMS klärte uns auf, dass das Spiel mit einiger Verzögerung angepfiffen wurde. Später erfuhren wir, dass die Sonderzügler vom Bahnhof über die Autobahn kutschiert wurden und somit recht knapp am Stadion ankamen. Da zu wenig Eingänge offen waren, zog sich das Procedere wohl in die Länge - immer schön, wenn man als Kunde zuvorkommend behandelt wird.

Kurz nach halb vier gings also los. Bei der Eintracht stand Fährmann für den verletzten Nikolov im Tor und sollte im Verlauf des Spiels seine Sache recht ordentlich machen. Die Eintracht hatte Köln in der ersten Hälfte ziemlich im Sack, wobei die Kölner durchaus zu brauchbaren Chancen kamen, kurz hintereinander schimpfte Podolski zwei Mal ob der Tatsache, dass ein Mitspieler eigensinnig agierte und nicht zu ihm abgespielt hatte. Der eigentliche Aufreger hatte aber mit dem unmittelbaren Spielgeschehen nichts zu tun. Plötzlich wanderten nämlich jede Menge Ordner in den Block und versuchten, die auf dem Zaun sitzenden Fans nach unten zu beordern. Das gab natürlich Palaver und nur wenig später rannte ein Eintrachtler flüchtend davon, wurde von Ordnern eingeholt, zu Boden gezerrt. Was ich dann sah, konnte ich kaum glauben; mindestens ein Ordner drosch mehrfach auf den am Boden liegenden Mann ein, ein anderer Ordner trat zu.

Großartig, die Mitarbeiter der Firma Knoblich.

Die Auswechslung Podolskis ging dabei ein wenig unter - ähnlich wie die Eintracht in Halbzeit zwei. Der FC traf nach einer knappen Stunde durch Clemens zur Führung, die Eintracht wehrte sich nicht wirklich und ließ sich mehr oder weniger willenlos versenken. Als mit Amanatidis (der kurz zuvor die beste Chance zum Ausgleich vergeben hatte) und Ochs auch noch die letzten potentiellen Ärmelaufkrempeler den Platz verließen, da war die Messe gelesen. Jung, Schwegler, sie gingen genau so unter, wie Meier oder Caio, die ins Spiel gekommen waren und keinerlei Akzente setzen konnten. Altintop war zum wiederholten Male ein Totalausfall und Marco Russ holte sich seine fünfte Gelbe. Nach der letzten Ecke, als Fährmann nach vorne stürmte und Caio meterweit über das Tor köpfte war die letzte Hoffnung gestorben und ein Spiel verloren, dass man man nie und nimmer hätte verlieren dürfen. Aus der Eintrachtkurve dampfte es noch ein bisschen, die Kölner Fans waren nach dem Schlusspfiff lauter als während des Spiels und wir warteten noch ein Weilchen, bis sich der Block leerte. Zurück gings durch lauter Kölner, die sich natürlich freuten und ein langgezogenes FC Köööln aus dem Auto plärrten, was wir grinsend und zugegebenermaßen leise beantworteten. Dies änderte aber nichts am Ärger über die unnötige Niederlage gegen schwache Kölner.

Im Auto gab es zunächst einen Schluck Tee zu dem Plätzchen gereicht wurden, dann tuckerten wir durch Lindenthal, bis wir an einer belebten Straße einen Parkplatz und nach wenigen Metern auch eine freundliche Kneipe fanden. Das Velvet lockte mit gemütlichem Enterieur und günstigem Essen - zudem kickte gerade Dortmund gegen Bremen. So fand ein bescheidener Tag in Köln doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss - wenn man kurzzeitig nicht an Fußball denkt. Als wir zum Auto marschierten entdeckten wir auf einem Sims eines Nachkriegsbaus einen sitzenden Teufel. Tatsächlich.

Zurück gings über die Aachener Straße Richtung Autobahn, dort verpassten wir die Abfahrt auf die A4, fuhren über Bonn (Bonn bei Nacht, Bonn bei Nacht, wer hat sich diese Stadt bloß ausgedacht sangen Schröders Roadshow vor 25 Jahren völlig zu Recht) und Koblenz nach Frankfurt und hörten dabei The National oder Chuck Ragan, später Radio - HR1 Lounge. Fragt sich, was der Hessische Rundfunk unter Lounge versteht, abgehalfterte Liedchen von Cher? Es gibt täglich Millionen neuer Songs jeglicher Couleur auf diesem Planeten - weshalb muss man dann permanent irgendwelche millionenfach gehörte Liedchen runternudeln, die niemand mehr wirklich hören will - und das ganze auch noch Lounge nennen? Ich begreife es nicht - aber ich begreife so vieles nicht - und manchmal hilft es, in seltsamen Momenten einfach ein Lied zu hören. Vielleicht dieses Lied:




Wer das Spiel im Einzelnen nachbetrachten möchte, der kann dies drüben in der Klappergass fast wie früher machen. Die Fotos hier sind von mir und Pia Geiger, die grandiosen Cheerleader aber hat Stefan abgelichtet. Danke dafür.

Sonntag, 31. Januar 2010

Sick of it all


Als nachts in eisiger Kälte die Seitenscheibe der Fahrerseite des silbernen Golfs mit einem knackenden Geräusch aus der Halterung sauste und in die Tür fiel; wir also bei offenem Fenster über das Glatteis schlingerten und ich wenige Minuten später hinter dem Haus das offene Fenster verklebte, da entfuhren mir zum gefühlt fünfzigsten Mal die Worte: Ach Scheiße.

Dabei fing alles eigentlich ganz gut an; schon gegen 13:00 parkten wir an der Louisa, wanderten durch den verschneiten Stadtwald, gegen 13:30 öffnete das Museum seine Pforten und wir hatten ein bisschen was zu tun. Der Weg durch den Winterwald bot poetische Bilder, prosaisch wurde es erst, als wir in die Zivilisation zurück kehrten und über kaum geräumte Wege parallel zur Straßenbahn zum Haupteingang marschierten. Einige Wenige standen schon beim Bratwurst-Walter, andere hielten Tickets zum Verkauf in die Höhe - der Einlass aber war kurz und schmerzlos.

Neulich hatte ich ja ein kleines Rätsel veröffentlicht; ihr solltet anhand gemalter Beine und Schuhe Eintracht-Spieler erraten. Im Verlauf des Postings wünschte sich Schnellinger die obere Hälfte des Bildes; dies hole ich hiermit nach, obgleich - um der Wahrheit die Hand zu reichen - es in Wirklichkeit zwei Bilder sind.

Who is who?

Zu schwer, ich weiß.

Ich nestelte mir noch ein Christoph-Preuß-Button an meine Winterjacke, als mich mein Vater im Museum abholte und wir in Richtung unserer Plätze dackelten. Wir wussten schon, dass unser Neuzugang Halil Altıntop von Beginn an spielte; was dies aber insgesamt zu bedeuten hatte, wurde uns erst im Verlauf der Partie klar. Kurz darauf kam auch Pia, die noch einige Museums-Flyer verteilt hatte. Laune: gut.

Mitgedacht hatte die Eintracht; Christoph Preuß, der unter der Woche seinen bewegenden Abschied vom Profi-Fußball verkündet hatte, bedankte sich unter prasselndem Applaus für all die Jahre und Unterstützung und verkündete die Manschaftsaufstellung per Mikrofon; Wir sind alle Frankfurter Jungs schallte es von den Rängen, die mit insgesamt 45.100 Zuschauer wiederum relativ schwach besetzt waren.

Los gings, die Eintracht gegen den 1.FC Köln, ein Klassiker mit unvorhersehbarem Ausgang. Nicht dabei waren verletzungsbedingt: Amanatidis, Bajramovic, Fenin, Schwegler, Vasoski und natürlich auch Preuß, während auf Kölner Seite Podolski fehlte. Vasoski gegen Podolski, das war ein Duell, erinnert ihr euch? Hier zum Beispiel oder auch hier. Sebastian Jung war wieder auf die Bank gerutscht; Franz nahm dessen Position in der rechten Verteidigung ein, Chris rückte nach Gelbsperre wieder nach innen und Teber versuchte sich auf Schweglers Position.

Von Zeit zu Zeit segelten sich lösende Schneeschichten vom Dach aufs Spielfeld; der Videowürfel verkündete ein Gladbacher Tor nach dem anderen gegen Bremen und urplötzlich zeigte die eingeblendete Tabelle eine Eintracht auf dem sechsten Platz. Europapokal hallte es kurz darauf durch Stadion; nicht sonderlich ernst gemeint; von uns - aber auch von den Akteuren, die nichts dafür taten, uns zu erwärmen. Eine Chance von Ochs, ein Kopfball von Russ - das war's in einer lahmen ersten Halbzeit. Meier, Liberopoulos und Altıntop teilten sich eine Position und wussten nicht so recht wohin mit sich und der Welt.

Halbzeit. Seitenwechsel.

Nikolov zeichnete sich während des gesamten Spiels durch mindestens drei beherzte Sprints außerhalb des Strafraumes aus - und klärte vor den heraneilenden Kölnern in ungewohnter Manier. Machtlos aber war er in der 59. Minute, als Maniche von Freis schön freigespielt die Kugel im Eintrachtherz versenkte. Skibbe reagierte, brachte Korkmaz für Köhler - und nur wenig später wälzte sich Korkmaz auf dem Boden; Neu-Kölner Tosic hatte ihm eine mitgegeben und es sah zunächst schwer danach aus, dass der Einsatz von Üüüüüüüümit nach wenigen Minuten schon wieder ein Ende gefunden hatte. Korkmaz aber biss sich durch. Das bittere Ende kam nach Abpfiff: Jochbeinbruch - eine erneute längere Pause wird folgen. Hatte schon letzte Woche der Nürnberger Andreas Wolf Pirmin Schwegler schwer verletzt, so war nun der nächste Ausfall zu beklagen. Sowohl Wolf als auch Tosic waren mit Gelb mehr als gut bedient.

Schwer flockte nun der Schnee durchs Flutlicht ins Stadion, endlich kam Farbe ins Spiel: Ein orangener Flutlichtball. Dann kam Caio für Liberopoulos und Bewegung in die Partie; die Eintracht erinnerte sich an Fußball, Meier und Teber scheiterten aus der Distanz an Mondragon, und holte sich dann doch den Ausgleich; im dritten Anlauf drosch Chris die Kugel resolut ins Netz, zuvor hatten Mondragon und ein Kölner noch die Versuche der Frankfurter abwehren können. Jawoll. Verdient. Endlich. High Five. Jawoll.

Altıntop hatte kurz darauf die Führung auf dem Schlappen, rutschte weg und sie war dahin; die Gelegenheit.

84. Spielminute; Stadiondurchsage. Zwei zu Eins für den 1. FC Köln durch ein Eigentor. Dass es Russ gewesen ist, zeigten uns erst die Bilder der Sportschau; dass es aber ein Treffer war, dem selbst einem Stürmer aus dieser Position aufs gegnerische Tor höchst selten gelingt, war schon im Stadion sichtbar. Flugkopfball, schräg, aus geschätzten zwölf Metern.

Scheißescheißescheißescheiße.

Die letzten Minuten, sie gingen sinnlos dahin, auch der erste Bundesligaeinsatz von Marcos Alvarez brachte nicht viel; Schlusspfiff; Abmarsch. Ausgerechnet gegen die Scheiß-Kölner murmelte ich vor mich hin; unterbrochen von einem seufzenden ach Scheiße.

Die Läuferin am Stadioneingang betrachtete leichtbekleidet und verschneit unseren Abgang, wir rutschten übers Eis durch den Wald zurück zu den Autos, die letzten Weihnachtsplätzchen wurden ausgetauscht; die Scheiben gekratzt und so schlingerte ein Golf Richtung Nordend und ein Mitsubishi nach Dietzenbach.

Nach einem Tee und der Sportschau ging's rüber nach Offenbach, die Dropkick Murphys gaben sich die Ehre, zuvor performten Sick of it all. Jede Menge Eintrachtler waren anwesend, ob sie die nachmittäglichen 90 Minuten vergessen konnten ist nur zum Teil überliefert; das Konzert jedoch war um Längen besser als der Kick.

Naja, dann sauste die Scheibe runter; das war's. Sick of it all.




Dank Stefan habe ich im Header einen neuen Adler. Legal. Danke.

Samstag, 22. August 2009

Heimspiel in Köln


Das Spiel begann für mich eigentlich mit einer beeindruckenden Pressekonferenz am Donnerstag; Kölns Torhüter Faryd Mondragon sprach diese Woche vor der versammelten Medienlandschaft Klartext - und nötigte nicht nur mir Respekt ab. Kid hatte dazu einen Bericht verfasst und das Video verlinkt, schaut es euch an. Auch das Schweigen danach.

Köln.

Irgendwas war anders, etwa Entscheidendes fehlte auf dieser Fahrt, nämlich Pia. Sie hatte in den sauren Apfel gebissen und sich bereit erklärt, im Museum zu arbeiten. Irgendjemand muss ja schließlich den Geburtstagskindern, die dort feiern, die Geschichte der Eintracht erläutern und sie durchs Stadion führen - und zudem dafür sorgen, dass sie auch ihre Freude daran haben. Das ist auch gut für die Kids, welche ja die Hools von morgen sind.

Und so holten wir noch vor zehn Christian ab und steuerten den silbernen Golf auf das ruhige Gelände des Frankfurter Stadions. Ganz alleine waren wir jedoch nicht, Habib Bellaid und Pirmin Schwegler drehten ihre Runden um den Trainingsplatz während Mehdi Mahdavikia mit Ralf Fährmann sich das Bällchen zu spielte; Momentaufnahmen zu einem Zeitpunkt, als der Rest der Mannschaft schon in Köln weilte.

Ich marschierte noch kurz in den Fanshop und besorgte ein neues Maskottchen, die graue Maus muss sich ja noch von der letzten Saison erholen und nach einem Museumskaffee ließen wir Pia schweren Herzens in Frankfurt zurück und rollten auf die Autobahn, um nach wenigen Kilometern im Stau zu stehen. Schon von hinten erkannten wir die kreisenden Lichter des ADAC-Wagens und entdeckten bald die Ursache des Staus: eine Karambolage. Danach ging's zwar etwas flotter voran, jedoch waren die Straßen ob des Reiseverkehrs zum Ende der hessischen Sommerferien gut gefüllt. Eines jedoch sei euch in der Mitte träumenden Autofahrern ins Stammbuch geschrieben: Es ist kein Armutszeugnis, die rechte Spur zu benutzen; es wird nicht bestraft und es ist auch kein Verlust des Sozialprestiges. Aber was soll ich sagen: Wenn die vorhandenen Räume nicht genutzt werden seid ihr in guter Gesellschaft; auch die Eintracht tat es euch später gleich - vielleicht sollte man sich da mal zusammen setzen.

Holprig aber stets ging es voran, wir unterhielten uns über das Phänomen, dass die Hamburger Arena im kommenden Jahr schon wieder einen neuen Namen bekommen wird, den wahrscheinlich ebenso wie den jetzigen Namen kein Mensch erinnert und tuckerten unaufgeregt Richtung Köln, Morrissey sang über den Boy Racer:

He thinks he got the whole world in his hands
Stood at the urinal
He thinks he got the whole world in his hands
And I'm gonna ... kill him !

und wir entschieden uns kurz vor einem Stau, die Autobahn zu wechseln, überquerten den Rhein und rollten nach wenigen Kilometer entspannt auf die Aachener Straße. Statt rechts zum Stadion bogen wir links Richtung City ab und parkten den Golf nach wenigen Minuten in einem gepflegten Wohngebiet. In den Taschen steckten Stehplatztickets für die Gästekurve, umgerechnet kostete eines an die 40 DM. Stehplatz in Köln. Poldi-Zuschlag. Frechheit.

Wir wanderten die Straße entlang, gönnten uns ein Schöppchen und wurden trotz der relativ frühen Stunde von etlichen Autos mit Frankfurt-Aufklebern überholt; auch waren schon etliche Kölner unterwegs; die Sonne hielt, was der Sommer verspricht, linker Hand ragten die Gebäude eines Fernsehsenders in die Höhe, ein findiger Tankstellenbesitzer vermietete Parkplätze für fünf Euro, dahinter lag die Sporthochschule im Grün und dahinter wiederum das Kölner Stadion.

Die großen Wiese davor lud zu gepflegtem Rumlungern ein und mit einer Stadionwurst bewaffnet, machten wir es uns dort bequem. Die Musik aus den umliegenden Buden war grauenhaft schunkelig, der Rasen noch ein wenig feucht und wir beobachteten, wer denn so alles des Weges kam. Die Geiselgangster-Crew war inzwischen gelandet, Celi und Kroni hockten sich zu uns, André kam vobei - und war sich sicher, dass heute viele Tore fallen würden - und dass Bajramovic nicht von Beginn an spielen würde; da Schwegler ja in Frankfurt geblieben war, tippten wir auf Benny Köhler auf links. Die Stimmung war freundlich, nur wenig Polizei ließ sich im Hintergrund blicken, Frankfurter und Kölner mengten sich problemlos und auch die Einlasskontrolle war entspannt. Eine Gruppe Kölner zog ein Wägelchen mit Musik hinter sich her, irgendwer flog, flog, flog - ach, es ist ein Elend mit dem öffentlich zur Schau gestellten Musikgeschmack hier in Köln; selbst ein Fußballspiel mutiert zu einem verkappten Junggesellen-Abschied, der am Ballermann sicher besser aufgehoben wäre.

Ich traf Henning, der mich auf die bevorstehende Choreo aufmerksam machte - und auf die Tatsache, dass es kein Problem gewesen sei, Hunderte von Stock-Fähnchen im Block auszulegen, in Bremen wird man schon für weniger verhaftet - und es ist wie immer: Wenn die Spieltagsorganisation den Fans Spielraum lässt, bannt man die Gefahr gelebter Aggressionen, wenn die Fans aber gegängelt und drangsaliert werden, fördert man eben diese. Von daher haben die Kölner alles richtig gemacht. Danke dafür.

Wir suchten unseren Platz im Unterrang direkt unter dem Dächelchen, Bierbecherwurf-geschützt und umgeben von all denen, die immer dabei sind, die Geiselgangster, die Sossenheimer, Per-Sempre und wie sie alle heißen. Ein Spruchband der Kölner Fans verwies auf die Brandrede von Mondragon, sie bedankten sich für die offenen Worte und ein anderes zielte offensichtlich auf die reaktionäre Initiative Pro Köln, die nit gebrucht wird. Gut so.

Die Mannschaftsaufstellung der Eintracht brachte die erste Überraschung; mit Caio, Liberopoulos und Meier tummelten sich nominell gleich drei Spieler in der Mitte, davor noch Amanatidis - wir gingen also davon aus, dass über die Flügel nicht viel gehen würde - und waren ein wenig verwundert. Verwundert blickten wir auch auf die Cheerleader, die auf dem Rasen rumturnten und zu - wie soll es anders sein - grauenhafter Musik Übungen vollführten. Später lief dann noch der Song der Kölner, eine Adaption des schottischen Traditionals Loch Lomond, am bekanntesten vielleicht in der Version von Runrig - und ich muss sagen, dass dies noch eines der besseren war. Das will was heißen: Durch dick un durch dünn janz ejal wohin, nur zesamme simmer stark, FC Kölle. Na meinetwegen.

Und dann ging's los, wir schwenkten die Fähnchen, eine Blockfahne wurde hochgezogen, von oben flogen Kreppbänder - leider ein wenig zu früh, denn diese sollten erst beim Einlauf der Mannschaften geworfen werden was aber nicht jeder wusste. Martin beschwerte sich - aber was soll's, es hat sicherlich gut ausgesehen, auch wenn nicht alles geklappt hat.

Der 1.FC Podolski startete flott, ein vom Prinz nach innen gezogener Ball wurde von Novakovic nur knapp verpasst, nur wenig später setzte sich auf der anderen Seite Amanatidis durch, dessen Schuss aber abgefälscht wurde, wodurch der Ball über das Tor segelte.

Nach einem Gerangel bei einem Freistoß für die Kölner erhielten die Stürmer Amanatidis und Liberopoulos am eigenen Strafraum gelb, Ama schimpfte wie ein Rohrspatz - und damit haben wir auch schon die auffälligsten Szenen unserer Nummer 18 geschildert- es wäre wohl besser gewesen, er hätte nicht durchgespielt, auffällig viele Fehler bei der Ballannahme und kaum in Ballbesitz schon wieder ohne, das war zu wenig, Ama wird es selbst am besten wissen. Auch Caio, Liberopoulos und Meier spielten dezent unauffällig, Teber verhedderte sich mehrmals, allein die Defensive um Nikolov, Ochs, Russ, Vasoski, Spycher und Chris hielt den Laden halbwegs zusammen. Bei den Kölner konnte Podolski nicht überzeugen, auffällig hingegen spielte für meine Augen Maniche, der gut die Bälle verteilte und dem ÄffZäh sicher noch weiter helfen wird. Novakovic braucht noch Spielpraxis, gegen die Eintracht hielt er sich Gottseisgdankt noch zurück.

Unser Support war laut, an Texten wie Wo ist euer Stadtarchiv schieden sich die Geister, wer aber DinA4-Zettelchen mit der Aufschrift 100% Hetero hochhält, der muss sich die Frage gefallen lassen, ob dies denn wirklich eine dolle Leistung ist und was er eigentlich damit vermitteln will. Eintracht, Eintracht hallte es durch Stadion - und auch das war gut so. Mainz führte derweil gegen die Bayern mit 2:0, heilige Scheiße, blühen uns jetzt wieder dolle Mainzer Wochen? Lieber Gott, lass die Herren Gomez und Co treffen. Mindestens dreimal.

Halbzeit, fiese Fanbox und langweilige Unterhaltungen auf dem Rasen; das Kölner Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie kommt dermaßen bieder daher, dass ich für die Inszenierung von Frankfurter Heimspielen eigentlich ganz dankbar bin. Das fällt auch erst auf, wen du dir mal genauer anschaust, was die anderen so machen. Aber die tragen ja auch Einkaufstüten statt Trikots am Leib. Anika schickte mir aus Frankfurt eine SMS, dass am Geburtstag von Pia unsere Lieblingsband in Frankfurt ein Konzert geben wird- ein Grund zur Freude, den ich gleich ins Museum weiter leitete.

Der große Aufreger der zweiten Halbzeit begann mit einem Katastrophenpass von Meier, der von Ehret abgefangen wurde. Ochs stürmte heran und erwischte von der Seite nicht den Ball sondern die Beine des Kölners, klares Foul und prompt leuchtete das rote Kärtlein in die Kölner Sonne, und von nun an mussten sich zehn Frankfurter gegen elf Kölner erwehren. Franz kam ins Spiel und rückte auf Ochs´Position, dafür musste Liberopoulos gehen, später wurden Caio und Teber durch Bajramovic und Köhler ersetzt; die Kölner drückten die Eintracht in die eigene Hälfte - kamen aber kaum zu zwingenden Torchancen. Die Eintracht hatte ab und an Raum für Konter, aber weder Caio noch Meier noch Köhler und schon gar nicht Amanatidis konnten sich durchsetzen. Zwischenzeitlich pöbelte ein älterer Kölner in Richtung Eintrachtkurve und wollte sich dann über das dargereichte Bier nicht bedanken, während Franz im Kölner Strafraum umgeschubst wurde. So zitterten wir, auf dass uns ein Punkt erhalten bleiben möge - und beinahe wären es doch noch deren drei geworden, doch Meier brachte den Ball in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle.

0:0, aus dem weisgesagten torreichen Spiel wurde nichts, aber immerhin nicht verloren. Und schon wieder ungeschlagen SGE tönte es aus unserem Block, etliche Spieler feuerten ihre Trikots in die Kurve und als Fazit bleibt, dass gut gemeinte Worte des Trainers guten Fußball nicht ersetzen. Wir werden sehen, was fürderhin passiert - immerhin wird Ama kein zweites Spiel dieser Art hintereinander abliefern, Schwegler gegen Dortmund wieder dabei sein und Ochs einige Wochen gesperrt sein - wird das die Chance für Jung, der mit der U23 beim KSC II ebenfalls ein 0:0 erreichte?

Christian und ich verließen nach Bekanntgabe der anderen Ergebnisse (Mainz-München 2:1) das Stadion, trafen auf die Familie Podolski und auf Hans-Peter und Beate, erreichten den Golf und fuhren in Richtung Köln-Sürth, um aus persönlichen Gründen dem dortigen Friedhof einen Besuch abzustatten. Still war es, und recht traurig wurden wir, als wir per Zufall an einem Grab eines mit vier Jahren verstorbenen Kindes verweilten, Spielzeuge lagen obenauf, Kerzlein brannten und wir wussten, das es etwas Besonderes ist, an einem Sonnentag unbeschwert durch die Lande zu reisen. Eben stehst du noch hier, bald liegst du hier und bald ist alles vergessen und vergangen und übrig bleibt vielleicht ein Gedanke von dir, den irgend jemand denkt, der dich nie gesehen hat.

Nachdenklich rollten wir auf den Highway, Bonn vor uns, die Sonne im Rücken, und im Cd-Player wechselten sich Kasabian, Green Day und 2Raumwohnung ab. Wir werden sehen sang Inga Humpe - und sie wird Recht behalten. Durch die Eifel rollten wir nach Koblenz, die Hügel trugen Gipfelkreuze, der Rhein floss mächtig wie stets, Montabaur, Limburg, Funkturm Frankfurt, Heimat.



Wieder einmal ist alles gut gegangen, wieder einmal war ein Auswärtsspiel mehr als nur Fußball und wir besprachen die Einzelheiten des Tages bei einem Schoppen im Backstage. Charly war dort, auch Horsti - und manchmal ist es ein gutes Gefühl, wieder zu Hause zu sein. Hoffentlich wird es nicht lange dauern, bis wir wieder unterwegs sind. Und dann ist Pia auch wieder dabei. Und unser neues Maskottchen. Denn wenn die Eintracht schon baden geht, dann bitte mit Ente.



Sonntag, 8. Februar 2009

Eintracht Frankfurt - 1.FC Köln 2:2


Da war es also, das erste Heimspiel im Jahr 2009.

Es begann mit Regen, es endete mit Regen. Schon früh machten wir uns vom Nordend in Richtung Oberrad auf; ich brauchte noch ein paar Sachen - eine regenfeste Jacke zum Beispiel - und alsbald rollten Pia und ich durch die Oberräder Gärten über den Sachsenhäuser Berg in Richtung Louisa, dem Ort, an dem nicht nur das Fanhaus der Eintracht steht, sondern auch seit Jahr und Tag unser Auto, wenn die Eintracht spielt. Mit Daddy hatte ich ausgemacht, dass wir uns im Block treffen - so hatten Pia und ich Zeit, uns am Treff Gleisdreieck blicken zu lassen. Wir durchschritten die Unterführung, die sich langsam mit Wasser füllte und marschierten mit schweren Schuhen und leichten Gedanken durch den regennassen Stadtwald - den Weg, den wir schon so oft gegangen sind - man hat machmal das Gefühl, man könnte jeden einzelnen Baum per Handschlag begrüßen. Das Fanhaus hatte geschlossen und bald kamen wir an die Kennedyallee. Scheibenwischer der vorbeifahrenden Autos schwappten mühsam das Wasser von den Scheiben - und ich glaubte mich zu erinnern, dass wir vor gar nicht allzulanger Zeit schon einmal das erste Heimspiel nach der Winterpause gegen den 1.FC Köln hatten. Vor dem damaligen Spiel hieß der Trainer Felix Magath, danach nicht mehr. Heuer wurde der Vertrag mit Friedhelm Funkel, dem derzeitigen Trainer der Eintracht, vorzeitig um ein weiteres Jahr verlängert - und manch einer unter den Fans war nicht so recht glücklich mit der Entscheidung, die nach etlichen kleineren Scharmützeln vom Vorstand vorgelegt und vom Aufsichtsrat im Laufe der Woche einstimmig abgesegnet wurde. Im gleichen Hotel übrigens, in dem meine Schwester vor ein paar Jahren ihre Hochzeit gefeiert hatte. Im Wirtshaus im Spessart.

Wir überquerten die Allee und tapsten die Flughafenstraße entlang, Autos sausten an uns vorbei - und die meisten achteten darauf, dass sie nicht durch die Pfützen fuhren, um die wenigen Fußgänger nicht zu duschen. Viel war noch nicht los, die Ordner in gelben Warnwesten froren im Nass des Tages und wiesen die ankommenden Fahrzeuge durch schweres Geläuf auf die Plätze, die satte 4,50€ kosteten. Schon von weiten erkannten wir den grünen Pavillon, den Arndt bei schlechtem Wetter stets aufbaut, um die muntere Schar halbwegs trocken zu halten. Und da standen sie auch, dicht gedrängt unter dem schützenden Dach, Richi und Laura versorgten uns mit den Bonis, die seit gefühlten Ewigkeiten den Ankommenden zur Begrüßung gereicht wurden, kleine Magenbitter, welche dein Gesicht seltsam verzerrt wirken lassen. Viele User aus dem Forum der Eintracht (und nicht nur) treffen sich hier, trinken Apfelwein und Bier oder essen Frikadellen samt Aioli, welche die Filzlaus unter Zurhilfename etlicher Kilos Knoblauch zuzubereiten versteht. Es ist immer wieder schön, altbekannte Gesichter zu treffen; hier schenkte mir Kine meinen Eintracht-Becher mit Apfelwein ein, (einen Becher, den Pia dankenswerterweise in ihre Tasche gepackt hatte) dort grinste mich Klaus an und sogar Brady wurde gesichtet, für viele ein Phantom aus einer anderen Welt, der Welt des Gebabbels im Forum :-) . Hilde hatte etliche Jungs aus Bröndby im Schlepptau, Bernie seine Tochter - tausend kleine Gespräche und die Zeit vergeht wie im Flug. Richis blauer Focus stand mit geöffneter Heckklappe daneben und der Kofferraum spuckte etliche Schoppen aus; von Zeit zu Zeit wird ein Sparschwein herum gereicht und von den Anwesenden meist ordentlich gefüttert - auf dass auch in der kommenden Woche Speis und Trank parat stehen.

Auffällig ist, dass die Haltung zur Situation der Eintracht; zu Spielweise und Vertragsverlängerung mit dem Trainer unter den regelmäßigen Besuchern der Spiele in der Regel weitaus unaufgeregter gesehen werden, als es sich im Internet darstellt. Wir freuten uns auf das Spiel und zeigten uns zufrieden, dass wir dort waren, wo wir waren. Bald rollte der Zug aus Köln ein, ein paar Sprüche flogen uns aus den geöffneten Fenster entgegen und wir lachten und erhoben unsere Becher und dachten: Fußball!

Ich marschierte etwas später in Richtung Futterkrippe Wach; Matze hatte mich gebeten, eine Videokamera mitzubringen, er wollte die geplante Schweigeminute zu Ehren des im Dezember verstorbenen Alfred Pfaff aufnehmen. Wie immer traf ich noch etliche bekannte Gesichter, ein Guude hier, ein Morsche dort und schon stieß ich auf Matze und drückte ihm die Kamera in die Hand. Am Ultrá-Container vorbei gings zurück über die matschigen Wege Richtung Treffpunkt, ein letzter Schoppen und los gings zum Eingang, der uns wahlweise in die Hölle oder ins Paradies befördern wird - das ist das schöne am Fußball. Hamlet stirbt am Ende immer - die Eintracht aber (und das gilt für jedes Fußballspiel) liefert dir stets ein Schauspiel, dessen Ausgang du nicht kennst. Zugegeben, im Moment läuft das ein wenig durchlässiger: Wir gewinnen gegen die Teams die hinter uns stehen, verlieren gegen die, die über uns stehen und gegen die beiden um uns herum spielen wir unentschieden - von kleinen Ausnahmen einmal abgesehen.

Vor dem Eingang traf ich noch auf Siggi, der im Regen tapfer die Fanzeitung Fan geht vor verkaufte und relativ zügig schlüpfte ich durch die Einlasskontrolle. Pia war schon vorausgegangen und nachdem ich eine Zigmeterbreite Pfütze umrundet hatte trafen wir uns vor dem Block 35, dort schwatzen noch einige Eintrachtler, die über den Rundschau Blog-G zusammen geführt wurden - unter anderem der Spessartadler, den ich vor einiger Zeit irgendwo auf einer Raststätte in Deutschland kennen gelernt hatte - und auch hier freuten sich die Jungs auf das Spiel und waren guter Dinge.

Unsere Heimat ist der Block 41 im Oberrang - und wir machten uns auf den Weg dorthin - just als die ersten Klänge von Im Herzen von Europa ertönten marschierten wir singend die steilen Treppen hinauf und schlängelten uns auf unsere Plätze, Daddy war schon da und auch die Jungs aus Bornheim, die stets vor uns sitzen. Wir begrüßten lautstark unsere Mannschaft (mit der Nummer 29, unser Brasilianer ... CHRIS), gegenüber war der Kölner Block ordentlich gefüllt und schon wurden wir um Ruhe gebeten; die Schweigeminute für Don Alfredo sollte beginnen - ergriffen gedachten wir unserem Ehrenspielführer, sahen einige Bilder seines Lebens auf dem Videowürfel - während die Ultrás eine Choreo vorbereitet hatten. Natürlich pfiffen einige Kölner, was aber der Erhabenheit des Momentes nicht wirklich schaden konnte.


Auf dem Würfel oben wurde dann nicht nur der aktuelle Spielstand eingeblendet, sondern auch ein kleines Bild von Alfred Pfaff, der dann von oben mit ansehen musste, wie ein Eintracht-Fan beim Abhängen der Choreo vom Zaun vier Meter in die Tiefe stürzte - und sich (wie sich später herausstellte) schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzte. Sanitäter eilten herbei, Fotografen versuchten Bilder zu machen, wurden aber von den Fanbetreuern Rudi und ZoLo weggescheucht und es dauerte eine ganze Weile, bis der Verunglückte in einen Krankenwagen gelegt wurde - und bis der Krankenwagen dann losfuhr verging eine weitere Weile.

Dies und der Tod von Don Alfredo drückte natürlich auf die Stimmung und auf den Support; es war recht leise in der Kurve - und die Kölner hatten logischerweise einen gewissen Vorteil. Wobei ich ganz ehrlich der Meinung bin, dass es auf Grund der Häufung unglücklicher Umstände und der damit verbundenen Stille in der Kurve gestattet sein muss, sich grundsätzliche Gedanken zum Thema zu machen. Mir ist völlig klar, dass es zuweilen Wichtigeres als Fußball gibt, viele von uns mussten in den letzten Wochen und Monaten dies schmerzlich erfahren; der Verlust von Freunden und Angehörigen. Und richtig ist auch, dass die Trauer im Rahmen von Eintracht Frankfurt stattfindet, wenn der Anlass gegeben ist. Sei es Banner, Choreos, Schweigeminuten, Video-Einblendungen oder Lied-Einspielungen. Und ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn die Leute aus dem direkten Umfeld, Freunde und Bekannte, nicht willens sind, die Eintracht zu unterstützen; wenn die Gedanken um andere Dinge kreisen und der Support zweitrangig wird. Dennoch bin ich der Ansicht, dass der Support außer in Ausnahmefällen nicht kollektiv unter der Tragik des Einzelnen dauerhaft außer Kraft gesetzt werden soll, schließlich dient die Unterstützung im besten Falle einem Sieg der Eintracht - und die Nachricht, dass die Eintracht gewonnen hat, lässt manche Wunde schneller heilen. Sagen wir es mal so: Wenn ihr erfahren solltet, dass mir irgendetwas zugestoßen ist, dann bitte ich euch darum, neben den obligatorischen Schock-Minuten unsere Jungs lauter als jemals zuvor anzufeuern, peitscht unsere Jungs zum Sieg - und habt kein schlechtes Gewissen dabei; macht die Trauer bunt.

Wir konnten nach dem Unfall des Eintrachtlers die Stille in der Kurve nicht genau deuten. Galt sie Alfred Pfaff - obgleich die Info, dass die ersten 45 Minuten Stille herrschen sollte nicht zu uns durchgedrungen war - galt sie dem Verunfallten, dessen Gesundheitszustand den meisten von uns nicht bekannt war, übrig blieb eine Irritation und zaghafte Supportversuche im Rund die relativ bald verebbten.

Unabhängig davon machte die Eintracht das Spiel, Mondragon, der Kölner Torhüter, konnte einen Schuss Fenins gerade noch so an die Latte lenken und nach einem Freistoß von Steinhöfer (O-Ton Beve: Der ist gut, der ist sehr gut - der ist drin) schlupfte Marco Russ den Ball mit dem Kopf zum 1:0 für die Eintracht ins Kölner Herz. Da von Köln wenig zu sehen war, ging es mit der wohl verdienten Führung in die Halbzeit. Im Gang traf ich schusch, der zum Einen mir berichten konnte, dass der Verunglückte zwar schwere Kopfverletzungen davon getragen hatte, aber ansprechbar war und zum anderen mit mir übereinkam, dass die Zäune unten endlich weg müssen; Banner hin oder her. Im End war es nur eine Frage der Zeit, bis durch die Höhe ein Unfall passiert - der heute leider eingetreten ist. An dieser Stelle gute Besserung und alles Gute dem Eintrachtler, der heute das Gleichgewicht verloren hatte.

Mit Beginn der zweiten Hälfte setzte der Support ein, Martin gab über seine Anlage die Richtung vor und zunächst erscholl aus Hunderten von Kehlen ein Alfred Pfa-aff, Alfred Pfa-aff welches wundersamer jedoch die Kölner zu beflügeln schien - und so kam es, wie es kommen musste. Novakovic nutzte eine Unachtsamkeit der Eintracht-Abwehr und schlenzte die Kugel zum Ausgleich ins Netz. Doch keine fünf Minuten später flankte Steinhöfer auf Fenin und dieser nahm den Ball volley und schickte ihn als Aufsetzer zwischen Mondragon und dem Torgehölz zur erneuten Führung ins Tor der Kölner.

Wenig später konnte Pröll einen Schuss nur in die Mitte des Strafraums abwehren, ein Kölner war zuerst am Ball, Chris stocherte von hinten der Kölner fiel, der Schiri pfiff - zum Entsetzen von uns allen Elfmeter. Und in der Aufregung zeigte der Herr Winkmann gar Chris noch die rote Karte, eine Entscheidung, die weder nachvollziehbar noch begründet war. Der Elfer war ausnahmsweise drin und so wehrten sich zehn Frankfurter gegen elf Kölner und hatten das Glück dann doch noch auf ihrer Seite. Zunächst zoppelten die Herren Russ und Ochs ungeahndet an den Trikots ihrer Gegenspieler und dann tat uns der Herr Ishiaku den Gefallen, eine glasklare Chance zu versemmeln, so dass es am Ende beim 2:2 blieb. Da konnte auch die Einwechslung unserer Nummer neun, Kweuke, nichts daran ändern.

Naja, besser als verloren, dachten wir, beklatschten unsere Jungs und schoben uns dann dem Ausgang entgegen, warfen noch einen kurzen Blick ins Museum, um die Kamera abzuholen und erfuhren, dass sich Frau Pfaff sehr gerührt ob des Gedenkens an ihren verstorbenen Alfred zeigte. Wir erfuhren auch, dass für Don Alfredo sein Lieblingslied gespielt wurde, das kleine Haus am Ende der Welt, leider zu einem Zeitpunkt, als wir noch nicht im Stadion waren.

Und so marschierten wir durch den strömenden Regen zurück, liefen an den regendunklen Autos vorbei, an den Menschenmengen, die sich in die Straßenbahnen schoben und wanderten durch den Stadtwald zurück zu den Autos, Daddy hatte ja auch dort geparkt. BAP sangen einst .. es bleibt länger hell jetzt, obwohl es ist immer noch Februar ... - und wie jedes Jahr dachte ich an den Song Alexandra, nit nor do. Zum einen heißt meine Schwester auch Alexandra, zum anderen blieb es tatsächlich länger hell und zum dritten sind BAP Kölner, was mir aber im Moment völlig egal war.

Die Unterführung an der Louisa war mittig inzwischen völlig unter Wasser, wir wateten hindurch, verabschiedeten uns von Daddy und rollten nach Sachsenhausen, um unsere traditionelle Pizza beim Petro zu verputzen. Dort trafen wir auf Alex, tauschten die letzten Infos aus und tauchten ab ins Dunkel der Nacht. Nächste Woche geht's weiter, ein nächstes Heimspiel wartet auf uns, Wolfsburg kommt - und darf durchaus verlieren. Wir werden das unsrige dafür tun.



Nachtrag:

Pia war nach dem Korrektur-Lesen der Überzeugung, dass die Alfred Pfa-aff Rufe direkt nach der Schweigeminute durchs Rund hallten und nicht erst zu Beginn der zweiten Halbzeit. Dort begann der Support mit Anfeuerungsrufen für die Eintracht. Ganz sicher waren wir beide nicht, falls sich jemand von euch an die Situationen noch genau erinnert, scheut euch nicht, dies hier zu benennen.


Die Fotos sind von Stefan Krieger. Vielen Dank dafür.

Mittwoch, 4. Februar 2009

Fundstück der Woche


Thomas aka gereizt hat im Forum der Eintracht einen wunderbaren Vorbericht zum Köln-Spiel am kommenden Samstag geschrieben und unter anderem die Taktik-Zeichnung deren Trainers veröffentlicht. Ich habe sie entdeckt - und möchte sie euch nicht vor enthalten.



Wir sollten uns darauf einstellen - und gewinnen!