Catch a falling star an'
put it in your pocket
never let it fade away
Grau, schwarz, weiß drückt die Welt und die Spritpreise liegen jenseits der Schmerzgrenze. Die Scheibenwischer schleifen über die Windschutzscheibe des silbernen Golfs, Regentropfen vermengen sich mit dem Spritzwasser vorbeirauschender Fahrzeuge und die Felder zur Seite der Autobahn dümpeln lieblos vor sich hin. Vergangen die Schneepracht der letzten Tage - es geht auf Weihnachten zu - und dies heißt in unserer Gegend seit ewiger Zeit: Schmuddelwetter.
Pia und ich sitzen warm eingepackt im treuen Golf und rollen über die Miquelallee und die A66 auf die A3. Aus den Lautsprechern begleiten uns Against me!, Good Charlotte, oder aber Gary Holton mit einer Coverversion des Perry Como Klassikers Catch a falling star. Holton war in jüngeren Jahren Sänger der Heavy Metal Kids, die mich ob eines Auftrittes bei Thomas Gottschalk und Anthony bei Szene 77 schwer begeisterten. Sowas kennt ihr jungen Hüpfer ja gar nicht mehr - die Zeiten als Gottschalk noch cool war und ne Menge Musik ins Fernsehen brachte, die für Jugendliche gemacht wurde. She's no Angel hieß der Song der Heavy Metal Kids, Glampunk als dieser Begriff noch nicht erfunden war, Gary mit zerissener Hose und breitem Cockneyakzent. Ein paar Jahre später lag er unter der Erde; Alkohol und Morphium waren letztlich doch zuviel für ihn.
Hessen, Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen. Auf einem Parkplatz hielten wir kurz an - und halfen einem anderen Autofahrer, dessen Scheibenwischer festzuschrauben; manchmal ist es ganz praktisch, etwas Werkzeug durch die Gegend zu kutschieren. Alsbald verließen wir den Highway, um auf der Landstraße zu tanken - und vielleicht ein paar Meter am Rhein entlang zu gondeln, wir lagen gut in der Zeit. Über Königswinter tuckerten wir Richtung Bonn, der Sprit jedoch wurde nicht günstiger - dafür aber die Fahrtstrecke verworrener. In Bonn mangelte es zunächst an Verkehrsschilder - und da wir stets oldschool ohne Navi unterwegs sind, drehten wir ein paar Ehrenrunden, bis wir wieder auf der richtigen Spur waren.
Nach ein paar Kilometern landeten wir in Köln, überquerten die Severinsbrücke und rollten am Chlodwigplatz, den Bap einst besungen hatten, vorbei Richtung Stadtwald. Dort parkten wir brav in der Friedrich-Schmidt-Straße im Kölner Stadtteil Lindenthal und marschierten durch den Nieselregen in Richtung Stadion. Wir spazierten an einer historischen Straße entlang, schließlich wurde hier Arbeitgeberpräsident Schleyer 1977 von der Roten Armee Fraktion entführt. Ob dies die Bewohner der schicken Häuser am Parkrand wissen? Auch die Eintrachtler, die im schicken Bus saßen dürften davon nichts wissen und ehrlich gesagt war mir dies bis dato ebenso fremd.
Bald befanden wir uns in der Einflugschneise Richtung Fußball, immer mehr Fußballfans, vorwiegend Kölner (Dat is mir ejal), fanden sich ein und alsbald erkannten wir das Rhein Energie Stadion, ehemals Müngersdorfer Stadion - wie es von der Zeltinger Band einst besungen wurde. Der Gästebereich befindet sich in der Nordkurve, vereinzelt beäugten uns ein paar Polizisten - es war noch recht früh und von daher wenig Betrieb. Thor und Thorsten kamen uns entgegen, wir gönnten uns noch eine Currywurst und entschieden uns, ob des Regens früher als sonst in den Block zu gehen. Davor trafen wir auf Ben, der später noch einiges an Arbeit zu tun bekommen sollte; der Einlass aber ging flott. Interessant, dass die Kontrolle teils von Sprengstoffhunden vorgenommen wurde - und ich versichere euch, wenn mir ein Hund am Bein rumschnuppert, dann explodier ich.
Pia und ich erklommen die Stufen und stellten uns unter den Oberrang, geschützt vor versehtlichen Bierduschen der über uns Sitzenden. Witzig ist jedesmal in Köln der Blick auf den geklebten Fensterputzer an der Südkurve; ein Bild davon habe ich ja schon beim letzten Bericht beim 0:0 dort veröffentlicht. Hier könnt ihr euch es nochmal anschauen.
Ein Blick auf die sich warm laufende Eintracht zeigte, dass neben Gekas sowohl Amanatidis und Altintop auflaufen würden - zumindest die Aufstellung des letztgenannten ließ mich die Stirn runzeln. Während die Kölner ihr Team mit einer kleinen Luftballonchoreo unterstützten, wurde bei uns anlässlich des 15. Geburtstages der Binding Szene eine Blockfahne hochgezogen. Auf dem Rasen hampelten ein paar Cheerleader herum, später nudelten die unvermeidlichen Höhner das Vereinslied herunter und zudem gab Tom Gerhardt noch ein Interview via Anzeigetafel. Das Stadion war nicht ganz ausverkauft und eine ankommende SMS klärte uns auf, dass das Spiel mit einiger Verzögerung angepfiffen wurde. Später erfuhren wir, dass die Sonderzügler vom Bahnhof über die Autobahn kutschiert wurden und somit recht knapp am Stadion ankamen. Da zu wenig Eingänge offen waren, zog sich das Procedere wohl in die Länge - immer schön, wenn man als Kunde zuvorkommend behandelt wird.
Kurz nach halb vier gings also los. Bei der Eintracht stand Fährmann für den verletzten Nikolov im Tor und sollte im Verlauf des Spiels seine Sache recht ordentlich machen. Die Eintracht hatte Köln in der ersten Hälfte ziemlich im Sack, wobei die Kölner durchaus zu brauchbaren Chancen kamen, kurz hintereinander schimpfte Podolski zwei Mal ob der Tatsache, dass ein Mitspieler eigensinnig agierte und nicht zu ihm abgespielt hatte. Der eigentliche Aufreger hatte aber mit dem unmittelbaren Spielgeschehen nichts zu tun. Plötzlich wanderten nämlich jede Menge Ordner in den Block und versuchten, die auf dem Zaun sitzenden Fans nach unten zu beordern. Das gab natürlich Palaver und nur wenig später rannte ein Eintrachtler flüchtend davon, wurde von Ordnern eingeholt, zu Boden gezerrt. Was ich dann sah, konnte ich kaum glauben; mindestens ein Ordner drosch mehrfach auf den am Boden liegenden Mann ein, ein anderer Ordner trat zu.
Großartig, die Mitarbeiter der Firma Knoblich.
Die Auswechslung Podolskis ging dabei ein wenig unter - ähnlich wie die Eintracht in Halbzeit zwei. Der FC traf nach einer knappen Stunde durch Clemens zur Führung, die Eintracht wehrte sich nicht wirklich und ließ sich mehr oder weniger willenlos versenken. Als mit Amanatidis (der kurz zuvor die beste Chance zum Ausgleich vergeben hatte) und Ochs auch noch die letzten potentiellen Ärmelaufkrempeler den Platz verließen, da war die Messe gelesen. Jung, Schwegler, sie gingen genau so unter, wie Meier oder Caio, die ins Spiel gekommen waren und keinerlei Akzente setzen konnten. Altintop war zum wiederholten Male ein Totalausfall und Marco Russ holte sich seine fünfte Gelbe. Nach der letzten Ecke, als Fährmann nach vorne stürmte und Caio meterweit über das Tor köpfte war die letzte Hoffnung gestorben und ein Spiel verloren, dass man man nie und nimmer hätte verlieren dürfen. Aus der Eintrachtkurve dampfte es noch ein bisschen, die Kölner Fans waren nach dem Schlusspfiff lauter als während des Spiels und wir warteten noch ein Weilchen, bis sich der Block leerte. Zurück gings durch lauter Kölner, die sich natürlich freuten und ein langgezogenes FC Köööln aus dem Auto plärrten, was wir grinsend und zugegebenermaßen leise beantworteten. Dies änderte aber nichts am Ärger über die unnötige Niederlage gegen schwache Kölner.
Im Auto gab es zunächst einen Schluck Tee zu dem Plätzchen gereicht wurden, dann tuckerten wir durch Lindenthal, bis wir an einer belebten Straße einen Parkplatz und nach wenigen Metern auch eine freundliche Kneipe fanden. Das Velvet lockte mit gemütlichem Enterieur und günstigem Essen - zudem kickte gerade Dortmund gegen Bremen. So fand ein bescheidener Tag in Köln doch noch einen halbwegs versöhnlichen Abschluss - wenn man kurzzeitig nicht an Fußball denkt. Als wir zum Auto marschierten entdeckten wir auf einem Sims eines Nachkriegsbaus einen sitzenden Teufel. Tatsächlich.
Zurück gings über die Aachener Straße Richtung Autobahn, dort verpassten wir die Abfahrt auf die A4, fuhren über Bonn (Bonn bei Nacht, Bonn bei Nacht, wer hat sich diese Stadt bloß ausgedacht sangen Schröders Roadshow vor 25 Jahren völlig zu Recht) und Koblenz nach Frankfurt und hörten dabei The National oder Chuck Ragan, später Radio - HR1 Lounge. Fragt sich, was der Hessische Rundfunk unter Lounge versteht, abgehalfterte Liedchen von Cher? Es gibt täglich Millionen neuer Songs jeglicher Couleur auf diesem Planeten - weshalb muss man dann permanent irgendwelche millionenfach gehörte Liedchen runternudeln, die niemand mehr wirklich hören will - und das ganze auch noch Lounge nennen? Ich begreife es nicht - aber ich begreife so vieles nicht - und manchmal hilft es, in seltsamen Momenten einfach ein Lied zu hören. Vielleicht dieses Lied:
put it in your pocket
never let it fade away

Pia und ich sitzen warm eingepackt im treuen Golf und rollen über die Miquelallee und die A66 auf die A3. Aus den Lautsprechern begleiten uns Against me!, Good Charlotte, oder aber Gary Holton mit einer Coverversion des Perry Como Klassikers Catch a falling star. Holton war in jüngeren Jahren Sänger der Heavy Metal Kids, die mich ob eines Auftrittes bei Thomas Gottschalk und Anthony bei Szene 77 schwer begeisterten. Sowas kennt ihr jungen Hüpfer ja gar nicht mehr - die Zeiten als Gottschalk noch cool war und ne Menge Musik ins Fernsehen brachte, die für Jugendliche gemacht wurde. She's no Angel hieß der Song der Heavy Metal Kids, Glampunk als dieser Begriff noch nicht erfunden war, Gary mit zerissener Hose und breitem Cockneyakzent. Ein paar Jahre später lag er unter der Erde; Alkohol und Morphium waren letztlich doch zuviel für ihn.
Hessen, Rheinland Pfalz, Nordrhein-Westfalen. Auf einem Parkplatz hielten wir kurz an - und halfen einem anderen Autofahrer, dessen Scheibenwischer festzuschrauben; manchmal ist es ganz praktisch, etwas Werkzeug durch die Gegend zu kutschieren. Alsbald verließen wir den Highway, um auf der Landstraße zu tanken - und vielleicht ein paar Meter am Rhein entlang zu gondeln, wir lagen gut in der Zeit. Über Königswinter tuckerten wir Richtung Bonn, der Sprit jedoch wurde nicht günstiger - dafür aber die Fahrtstrecke verworrener. In Bonn mangelte es zunächst an Verkehrsschilder - und da wir stets oldschool ohne Navi unterwegs sind, drehten wir ein paar Ehrenrunden, bis wir wieder auf der richtigen Spur waren.



Ein Blick auf die sich warm laufende Eintracht zeigte, dass neben Gekas sowohl Amanatidis und Altintop auflaufen würden - zumindest die Aufstellung des letztgenannten ließ mich die Stirn runzeln. Während die Kölner ihr Team mit einer kleinen Luftballonchoreo unterstützten, wurde bei uns anlässlich des 15. Geburtstages der Binding Szene eine Blockfahne hochgezogen. Auf dem Rasen hampelten ein paar Cheerleader herum, später nudelten die unvermeidlichen Höhner das Vereinslied herunter und zudem gab Tom Gerhardt noch ein Interview via Anzeigetafel. Das Stadion war nicht ganz ausverkauft und eine ankommende SMS klärte uns auf, dass das Spiel mit einiger Verzögerung angepfiffen wurde. Später erfuhren wir, dass die Sonderzügler vom Bahnhof über die Autobahn kutschiert wurden und somit recht knapp am Stadion ankamen. Da zu wenig Eingänge offen waren, zog sich das Procedere wohl in die Länge - immer schön, wenn man als Kunde zuvorkommend behandelt wird.

Großartig, die Mitarbeiter der Firma Knoblich.



Wer das Spiel im Einzelnen nachbetrachten möchte, der kann dies drüben in der Klappergass fast wie früher machen. Die Fotos hier sind von mir und Pia Geiger, die grandiosen Cheerleader aber hat Stefan abgelichtet. Danke dafür.