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Sonntag, 28. März 2010

Heimspiel in Bochum


Auf vielfachen Wunsch und mit einem seufzenden Nagut:

Eben noch tappste der Frühling sonnig in den Tag - und jetzt regnete es. Die Badeente, die noch vor wenigen Tagen im Roten Meer gebadet hatte, hockte nun auf dem Armaturenbrett und lugte neugierig aus der Windschutzscheibe auf die Autobahn. Die Scheibenwischer schoben die Tropfen und den Schmutz beiseite und aus der Anlage perlten zunächst leise die chilligen Klänge eines alten Buddha Bar Samplers. Der silberne Golf war wieder auf Tour, Pia dabei und auch Christian und Stefan, den wir zuletzt noch in Kalbach aufgegabelt hatten. Die Nähe Ikeas ließ Pia unruhig werden, doch sie blieb standhaft.

Kaum rollten wir von der A661 auf die A5, steckten wir im ersten Stau, beginnender Berufsverkehr sowie der Ferienbeginn lockte die Autos auf die grauen Handtücher und bis Friedberg sollte es nicht besser werden, erst danach floss der Verkehr nach Plan.

Ungewohnt das grau nach all den Fahrten durch das verschneite Deutschland; weniger ungewohnt die Strecke - zuletzt schnurrten wir ja vor wenigen Wochen auf dem Weg nach Dortmund durch das Siegerland - und kehrten bekanntermaßen als Sieger zurück; da fährt es sich heutzutage doch mit ganz anderem Selbstbewusstsein.

Aus den grünen Hügel dampfte der Nebel, der Soundtrack gab uns die Melodie der Straßen von San Francisco bis kurz vor Hagen ein Stau Stillstand bedeutete - und ihr wisst: Stillstand ist Rückschritt. Vergeudete Zeit. Was will man machen, außer das beste daraus? Genau: Fluchen.

Hinter dem Westhofener Kreuz lief es dann wieder flüssig, auch der Verkehr ließ nach und in der großen Serie der tollsten Parkplatznamen findet heute der Parkplatz Johannes Erbstollen seinen Eingang in die Annalen. Der St.-Johannes-Erbstollen ist auch heute noch in Betrieb; er entwässert nach wie vor das Bergbaurevier um die Burgruine Hardenstein. Das Mundloch des Stollens befindet sich direkt unterhalb der Ruine und entwässert in die nahe gelegene Ruhr. so steht es in Wikipedia und nun auch einem Blog über die Frankfurter Eintracht, was sich der Johannes Erbstollen so sicherlich nicht gedacht hätte.

Wir aber folgten der Abfahrt Bochum und verließen die A45, um nach wenigen Kilometern über die A40 mittenmang hinein nach Bochum zu fahren. Opel grüßte freudig rechter Hand, auf einer Brücke skandierten ein paar mäßig frisierte Jugendliche ihren Berufswunsch Hooligans - was uns aber kalt ließ. Wie von Zauberhand geleitet landeten wir ohne Navi und Karte vor dem Bochumer Knast und parkten ohne Angst vor Autodiebstahl genau davor. Ein Begrüßungsschoppen als Belohnung und nach wenigen Metern ein Imbiss, der diesen Namen auch verdient. Bratwurst vom Grill, als Curry 2,10 - und fürwahr, es war eine gute Bochumer Currywurst - vielleicht sogar der Ausgangspunkt für Grönemeyers Song. Als ich zum Würstchen noch ein Bier holen wollte, steckte in meinem Geldbeutel nur ein Fünfzig Euro Schein, zuviel für die Bierbude, die nicht wechseln konnte; ich kratzte meine letzten Münzen zusammen, sortierte die Piaster aus - und tatsächlich bekam ich das Bierchen für 1,65 statt für zwei Euro; es war wie immer: wer wenig hat, verzichtet gerne mal - hart bleibt der, der im Überfluss lebt - ich war gerührt.

Einige Schritte dahinter das Ruhrstadion, dessen Flutlichtmasten in den Abendhimmel ragten. Die Häuser hinter dem Gästeeingang waren blau-weiß gestrichen, die Bratwurstbude nicht viel größer als der Verkäufer und da wir noch jede Menge Zeit hatten, umrundeten wir das Stadion einmal - in Zeiten des modernen Fußballs nahezu eine Sensation für Gästefans. Wir trafen auf Christus, der die Rollifahrer betreute während sich langsam die Dunkelheit über die Blume des Reviers senkte. Gerre und Ralf zogen ihrer Wege, und ich traf auf Ina, die noch eine Karte für mich hatte - somit stand dem Weg ins Stadion außer einem Weg nichts mehr im Weg.

Sorgfältig wurde ich abgetastet, es schienen die Nachwehen der Partie gegen Nürnberg zu wirken und schnurstracks marschierten wir unter das Dach - in Bochum immer ein guter Platz, wenn es im Block zu voll wird. Bochum ist immer eine Reise wert, vielleicht nicht, was das Ergebnis angeht, für die Eintracht gab es in den letzten Jahren wenig zu holen, aber hier handelt es sich zweifelsfrei um Fußball. Man sollte das Stadion unter Denkmalschutz stellen, um zu gewährleisten, dass bauliche Veränderung nur mit Gesetzesänderungen möglich sind; die Nähe zum Spielfeld, die Flutlichtmasten und die Soundkulisse sind einfach klasse.

Die Eintracht, ganz in Rot (zum wiederholten Male passten die Hosen farblich nicht ganz zu den Trikots) Bochum in dreckig blau-weiß. Im Vergleich zum Triumph über die Bayern nahm Ochs Hellers Platz auf Rechts ein, während Korkmaz von Beginn an spielte; Köhler war auf Spychers Position gerutscht. Dieser verhuschte prompt gemeinsam mit Russ das Leder an Hashemian, dessen flache Hereingabe von Leihgabe Holtby humorlos zur VfL-Führung versenkt wurde. Doch die Eintracht ließ sich nicht verunsichern, übernahm sogleich das Kommando und kombinierte gekonnt aus der Abwehr heraus - folgerichtig erfolgte nach einigen Chancen auch der Ausgleich. Köhler platzierte einen Freistoß gekonnt in den Fünfer - dort stieg Kollege Russ in die Luft und hinterköpfelte die Kugel zu unserer großen Freude ins Netz.

Die Kurve nutzte die Akustik des Stadion aufs Trefflichste und sang wie in guten Tagen schon vor dem Spiel bis in die Halbzeit hinein und auch darüber hinaus. Die Belohnung erfolgte nach 64 Minuten durch Caio, der bislang ein hervorragendes Spiel gemacht hatte und nun einige Meter vor dem Strafraum eine Lücke erspähte, wodurch das Bällchen stramm ins Tor sauste. Hochverdient die Führung, die bis zum Schlusspfiff anhalten sollte. Auswärtssieg. 41 Punkte. Stoff für Träume.

Was nun folgte war unbeschreiblich; kaum einer der Eintrachtfans wollte das Stadion verlassen, allezallezallezooo, allezallezallezooo, Eintracht Frankfurt allez, nur die SGE tönte es durchs enge Rund und noch als die Bochumer zum Auslaufen aufs Spielfeld zurückkehrten sangen und trommelten die Eintrachtler zum Erstaunen der unterlegenen Spieler - eine dreiviertel lang ununterbrochen, bis - ja bis tatsächlich die Mannschaft der Eintracht noch einmal frisch geduscht und geföhnt auf das Spielfeld zurückkehrte, um uns zu winken. Damit nicht genug ertönte Im Herzen von Europa durchs Stadion, gesungen aus Tausend heiseren Eintrachtkehlen - es war großartig.

Beglückt verließen wir das Ruhrstadion, tranken noch eine Cola - wiederum überforderte ich die Bedienung mit meinem Fuffi und alsbald rollte der Golf wieder auf die Autobahn. Vorbei am Parkplatz Johannes Erbstollen, vorbei an Lüdenscheid und erhobenen Hauptes ließen wir das Siegerland hinter uns und erreichten wohlbehalten Hessen und später Frankfurt. Jetzt fehlt nur noch, dass wir auch nach einem Spiel in Gelsenkirchen als Sieger durchs Siegerland fahren. Aber dies wird eine andere Geschichte.


Allezallez-allezooo

Freitag, 15. Januar 2010

Ein Abend mit Christoph Preuß im Museum - Teil Eins



Zum ersten Mal in der über zweijährigen Geschichte des Museums war am 14. Januar ein aktiver Spieler bei einer Abendveranstaltung im Museum zu Gast, sieht man einmal von der langen Nacht der Museen ab, als ebenfalls Christoph Preuß uns besuchte.

Bislang standen Besuche Aktiver ausschließlich im Rahmen der Kinderpressekonferenzen an, die das Museum zu großer Freude des Nachwuchses vor allem in den Ferien anbietet. Den Beginn machte seinerzeit wiederum Christoph, gefolgt von Mehdi Mahdavikia, Markus Pröll, Oka Nikolov, Maik Franz und Alex Meier, die sich vom Nachwuchs löchern ließen.
Nun aber sollte Christoph Preuß vor Fans jeglichen Alters aus seiner Karriere, von Höhen und Tiefen erzählen und - soviel sei vorweg genommen - es folgte ein großartiger und stellenweise bewegender Abend.

Annähernd siebzig Zuhörer fanden sich bei nasskalter Witterung im Museum ein, darunter Kurt E. Schmidt, Sonny, Kid Klappergass oder Frank Gotta, aber auch Christophs ehemaliger Jugendtrainer Kurt Baumann. Stühle wurden heran geschleppt, während ich wieder einmal das Privileg hatte, Christoph durch den Abend zu begleiten. Während unserer Unterhaltung liefen auf dem Monitor Szenen seiner Karriere, die Frank Wagner dankenswerterweise für uns gesichtet und bearbeitet hatte.

Christoph begann seine Karriere in Großen-Linden, wo er in den letzten Jahren von Kurt Baumann trainiert wurde. Er spielte sich über die Kreis- und Bezirksauswahl auch in die Hessenauswahl; dort fiel er Holger Müller auf, der bis heute die Nachwuchsspieler für den Verein Eintracht Frankfurt sichtet und sollte zur Eintracht gelotst werden. Zunächst blieb Christoph noch eine Weile in Großen-Linden, zum einen wollte er einen Zehenbruch auskurieren und zum anderen seinen Heimatverein in die Landesliga schießen, zur U17 jedoch wechselte er an den Riederwald. Mitspieler bei der Eintracht waren Jermaine Jones, Giuseppe Gemiti, Mimoun Azaouagh oder Daniel Gunkel.

Sportlich eine Verbesserung, die Sportplätze jedoch waren in Großen-Linden um einiges gepflegter. Dennoch reifte Preuß zum Jugendnationalspieler im Trikot des DFB, Höhepunkt war sicherlich die Teilnahme an der U-20 Weltmeisterschaft in Argentinien im Jahr 2001, zusammen mit Gemiti und Jones aber auch mit Selim Teber. Das Trainerteam Stielike/Hrubesch hinterließ einen starken Eindruck, vor allem Stielikes takische Fähigkeiten prägten Preuß nachhaltig. Interessierter Nationaltrainer war seinerzeit Michael Skibbe; man kennt sich also schon länger.

Schon als Jugendlicher kam Preuß unter Trainer Bene Lippert zu seinen ersten Oberliga-Einsätzen, bevor ihn Felix Magath zu den Profis beorderte. 21 Spiele standen nach der ersten Bundesligasaison 2000/01 zu Buche und leider auch der zweite Abstieg der Eintracht. Magath, der nach einem 1:5 gegen den 1. FC Köln seinen Stuhl räumen musste, schickte die jungen Spieler nach Ende der Hinserie zunächst wieder in die zweite Mannschaft, dessen Nachfolger Rolf Dohmen besann sich jedoch eines Besseren - erlebte die Saison dennoch nicht bis zum Ende. Friedel Rausch hieß der dritte und letzte Trainer im ersten Profijahr.

Mit Martin Andermatt ging es in der Zweiten Liga zunächst um den direkten Wiederaufstieg, Christoph Preuß absolvierte dabei 30 Spiele und als das anvisierte Ziel in weite Ferne gerückt war, wurde Andermatt durch Armin Kraaz ersetzt; am Ende belegte die Eintracht einen enttäuschenden siebten Platz - und verlor Christoph, der nach Ende der Saison auf Grund leerer Kassen nach Leverkusen wechseln musste; ein Transfer, der der Eintracht das finanzielle Überleben im Profifußball sichern sollte.

Der Wechsel nach Leverkusen stand für Preuß unter keinem guten Stern; schon in der Vorbereitung musste er an beiden Knöcheln operiert werden - auch der Trainerwechsel von Toppmöller zu Augenthaler, der von dem jungen Spieler augenscheinlich nicht allzuviel hielt förderte seine Karriere nicht. Immerhin kam er in drei Championsleaguepartien zum Einsatz, spielte bei Manchester United in Old Trafford sowie in den beiden Partien gegen Newcastle United - wobei ihm der Support der Fans von Newcastle weit mehr imponierte als die hochgelobte Stimmung in Manchester. Das Besondere an den Championsleaguespielen war neben einer frühzeitigen Anreise und dem Training im Stadion sicherlich auch der komplett durchorganisierte und minutiös geplante Ablauf der Veranstaltung.

Vier Bundesligaspiele konnte Christoph für Leverkusen absolvieren, dazu kamen 14 Partien in der Regionalligamannschaft. Da Augenthaler auch für die kommende Saison nicht mit Christoph plante, wurde dieser ob des Bemühens von - man höre und staune - Peter Schuster zur Eintracht ausgeliehen, Ende August 2003 kehrte Preuß nach dem dritten Spieltag in den Kader der von Willi Reimann trainierten Eintracht zurück, nahezu zeitgleich wurde Chris verpflichtet und auch Andy Möller, der schon seine Karriere beendet hatte, sollte noch einmal das Trikot der Eintracht tragen. Der Vertrag jedoch wurde von Christoph Preuß in Höchst vor einem Hotel auf dem Autodach unterschrieben.

Andy Möller, der spätestens nach seinem Wechsel zu Juventus 1992 von den meisten Eintracht-Anhängern mindestens kritisch gesehen wurde - und der auch nach seinem überraschenden Angebot der Eintracht im Jahr 2003 zu helfen, keineswegs mit offenen Armen empfangen wurde, war der Zimmernachbar von Preuß, welcher wiederum gut mit ihm klar kam und durchaus gute Gespräche mit Möller hatte. Er hat versucht, eine Erfahrung weiter zu geben, leider hat dies nach Außen nicht so geklappt.

Die Eintracht bewahrte sich die Chance auf den Klassenerhalt bis zum letzten Spieltag und musste nach einem 1:2 in Hamburg zum bislang letzten Mal den Gang in Liga zwei antreten. Negativer Höhepunkt der Saison war der Schubser von Willi Reimann gegen den vierten Schiedsrichter, der dem Trainer ein Fünf-Spiele-Sperre einbrachte, die dieser nicht auf der Tribüne absaß, sondern in einem Container auf der Baustelle der Haupttribüne. Die folgenden vier Spiele verlor die Eintracht und auch ein zwischenzeitliches 3:0 gegen Freiburg sollte am End nichts nutzen. Preuß abslovierte 29 Spiele, das erste am vierten Spieltag gegen die Hertha - und erzielte drei Tore.

Da Preuß von Leverkusen nur geliehen war und bei Bayer noch zwei Jahre einen Vertrag hatte, musste er formal nach Leverkusen zurück und wurde von dort im Tausch gegen Paul Freier nach Bochum transferiert; immerhin ergab sich dadurch für Christoph die Möglichkeit, international zu spielen - der VfL hatte sich durch einen fünften Platz in der Liga tatsächlich für den Uefa-Cup qualifiziert.

Kam der VfL unter Coach Peter Neururer mit fünf ungeschlagenen Spielen in der Liga noch ganz ordentlich aus den Startlöchern, so folgten binnen weniger Tagen zwei Nackenschläge, von denen sich das Team während der gesamten Saison nicht erholen sollte. Kassierte Bochum beim Pokalspiel in Freiburg in letzter Sekunde den Ausgleich, um in der Verlängerung noch zu verlieren, so kam es neun Tage später im Rückspiel des Uefa-Cups gegen Lüttich noch härter. Es galt ein 0:0 zu verteidigen und der VfL führte lange Zeit sogar mit 1:0 - ein erneuter Gegentreffer in der Schlussminute ließ alle internationale Träume platzen - und am Ende stand für Christoph ein weiterer Abstieg fest, zumal den Neuzugängen relativ bald die Unterstützung des Publikums versagt blieb, sie gar ausgepfiffen wurden. 30 Spiele und zwei Treffer konnten nichts daran ändern.

Da sich Christoph in Bochum nur bedingt wohlgefühlt hat und er zudem schon seit geraumer Zeit mit Heribert Bruchhagen in Kontakt stand, war schon im Winter 2004/05 klar, dass ein erneuter Wechsel zur Eintracht nach Saisonende immer wahrscheinlicher wird - und letztlich auch Wirklichkeit wurde.

Christoph selbst war mit Saison 2005/06 nicht recht glücklich, schwankende Leistungen führten dazu, dass er in der Liga "nur" zu 23 Einsätzen kam und ein Bandscheibenvorfall gegen Ende der Saison verhinderte letztlich die Teilnahme am Pokalfinale gegen die Bayern in Berlin, obgleich die gesamte Mannschaft natürlich im Olympiastadion anwesend war. Glück im Unglück bedeutete für ihn der Umstand, dass er nicht operiert werden musste. Letztlich hielt die Eintracht die Klasse und startete auch in der Saison 2006/07 in der ersten Liga. Durch das Double der Bayern, die nach dem Pokalsieg auch Meister wurden, hatte sich die Eintracht trotz der Niederlage im Pokalfinale für die Teilnahme am Uefa-Cup qualifiziert.


Fotos: Stefan Krieger

Montag, 2. November 2009

Eintracht Franzfurt - VfL Bochum 2:1


Augenhöhe.

Um mit dem PKW in ein Fußballstadion, namentlich hier in Frankfurt zu kommen, brauchst du:

Einen PKW
Einen Führerschein
Einen Fahrzeugschein
Eine TÜV-Plakette
Einen Anwohnerausweis (Home)
Eine ASU-Plakette
Eine Umweltzonenplakette
Und für den Nah-am-Stadion-Parker: Einen Parkschein.

Eine Eintrittskarte
Einen Mitgliedsausweis/Fanclubkarte
Einen Lichtbildausweis
Für den Durst eine Geldkarte "Just Pay"

sowie jede Menge Menschen, die all die Karten und Plaketten organisieren, kontrollieren und verwalten. Das heißt Fortschritt und ist gut. Oder?

Die Geldkarte für das Stadion spare ich mir; dennoch reichlich viel Bürokratie für einfache Tätigkeiten wie Autofahren oder Fußballgucken. Dazu kommt die Warterei am Eingang sowie das mal mehr oder mal weniger höfliche Abgetastet-werden. Dafür nehmen wir gerne alljährliche Preiserhöhungen in Kauf; es dient ja unserer Sicherheit. Dass es beim Spiel gegen den VfB Stuttgart vor einigen Wochen dennoch rauchte und böllerte darf dabei nicht verwundern; wer will kann jederzeit Material aller Art ins Stadion bringen - die Einlasskontrollen, die auch vor Kindern nicht halt machen, können gar nicht perfekt sein; zumal das Stadion unter der Woche geöffnet hat und jeder im weiten Rund zwischen den Bäumen was auch immer verstecken kann.

Zum Sport:


Die Eintracht begann gegen den VfL Bochum, dessen Trainer Heiko Herrlich erstmals auf der Bank saß, mit Caio, Teber und Liberopoulos an Stelle von Bajramovic, Steinhöfer und Fenin. Also wieder nichts mit Sebastian Jung. 37.500 Zuschauer sahen eine bemühte Eintracht, die sich Chancen herausspielte, die Liberopoulos knapp vergab. Schwache Bochumer versuchten zwar den ein oder anderen Nadelstich zu setzen, kamen aber nicht zwingend vor das von Nikolov gehütete Tor der Eintracht. In der 14. Minute erzielte Caio per Freistoß das 1:0, der Ball setzte kurz im Strafraum auf und zappelte im Netz. Schön.

Trotz aller optischer Überlegenheit schaffte es die Eintracht nicht, Bochum unter Druck zu setzen, zu bewegungsarm das Spiel - dennoch fiel höchst überraschend der Ausgleich; Epalle hatte viel Zeit zum Flanken, ein Bochumer verpasste und Maik Franz lenkte den Ball über Nikolov ins eigene Netz. Wenig später flimmerte über den Videowürfel eine Statistik: Torschüsse Frankfurt: 5, Torschüsse Bochum: 0. Spielstand: 1:1. Das muss erst mal einer nachmachen.

Franz konnte kaum glauben, was das Schicksal in dieser Woche mit ihm vor hatte; nach den drei Klöpsen gegen die Bayern nun der nächste; obgleich die Situation weniger dämlich als unglücklich war.

Im Verlauf der ersten Hälfte agierten Ochs und Schwegler engagiert; Spycher, Meier und Teber unglücklich und Caio - Caio hatte die nächste Chance, als er einen Ball schön annahm, aber über das Tor schluppte. Halbzeit.

In der zweiten Hälfte versuchte die Eintracht zu kombinieren; Ochs und Franz hatten über Außen viel Raum aber erst eine Ecke, von Ochs getreten, von Chris verlängert und von Franz, ausgerechnet Franz, per Kopf ins Tor befördert, brachte die verdiente Führung. Unsere Jungs freuten sich - bis Franz den davon eilenden Sestak kurz checkte und der herauslaufende Nikolov am Sechzehner dabei unsanft zu Boden ging. Fährmann machte sich bereit, aber Nikolov konnte unter dem Beifall der Fans weitermachen. Viel zu tun hatte er nicht; Bochum zeigte das graueste Grau - doch konnte die Eintracht von Glück reden, als Klimowicz aus wenigen Metern völlig frei am Tor vorbei köpfte. Meier hatte auf Seiten der Frankfurter noch eine schöne Chance, schob aber knapp am Kasten vorbei.

Ab der 80. Minute kickte der VfL zu Zehnt weiter, Ono sah binnen einer Minute zweimal die gelbe Karte und ersparte sich den Auftritt vor der Kurve nach Spielende. Relativ ungefährdet brachte die Eintracht das 2:1 über die Runden; es war kein glanzvoller aber eminent wichtiger Sieg, der durchaus hätte höher ausfallen müssen. Insgesamt vermisste ich Bewegung bei eigenem Ballbesitz; Druck und unbedingter Wille konnte man bei Ochs und Schwegler, auch bei Franz wahrnehmen; weshalb Spycher Kapitän dieser Mannschaft ist, erschließt sich mir nicht so ganz und hinzugefügt sei noch, dass unsere U23 am Tag zuvor gegen die Spvgg Weiden am Bornheimer Hang mit 5:0 gesiegt hatte. Vier Treffer erzielte Martin Hess, einer ging auf das Konto von Marcel Heller - und somit schob sich das Team von Trainer Frank Leicht nach vier Siegen aus den letzten vier Spielen und dabei erzielten 16:2 Treffern auf den vierten Platz der Regionalliga Süd. Die große Eintracht bleibt mit 16 Punkten auf Rang neun - drei Punkte hinter den ganz großen Bayern.

Ausgerechnet.

Sonntag, 17. Mai 2009

Heimspiel in Bochum - 16.05.2009


Auf den Tag siebzehn Jahre nach dem deprimierensten Spiel der Vereinsgeschichte hatte die Eintracht in Bochum anzutreten, beide Teams konnten aus eigener Kraft den Klassenerhalt sichern - und die Eintracht hatte nach dem Desaster gegen Werder Bremen am Mittwoch zuvor noch etwas gut zu machen. Noch in der Woche zuvor konnten Pia und ich Sitzplatzkarten ergattern, was in Anbetracht von Pias Verletzung am Bein diesmal auch Sinn machte. Am End standen wir doch - aber dies ist eine andere Geschichte.

Traditionell machten wie uns relativ früh auf den Weg ins Revier, traditionell tuckerte der silberne Golf über die Friedberger Landstraße auf die A661 um am Bad Homburger Kreuz auf die A5 abzubiegen. Musikalisch hielten wir uns diesmal an Psychobilly (The Meteors), an Reggae (Hopetown Lewis) und an den gute alten Indiesound (von British Sea Power über Phillip Boa bis hin zu Cock Sparrer) - wenn schon die Auftritte der Eintracht nichts Gutes erwarten lassen, dann wenigstens die Musik, oder?



The Meteors - 3 against 1


Der Himmel wurde von Wolkenballen bedeckt, ab und an blinkte ein leuchtendes Blau in den Tag, Kilometer um Kilometer wurde abgespult, Manu Chao sang vom Regen im Paradies, was ein paar Kühe so gar nicht interessierte, sie lagen im Grün neben dem Highway - und schliefen. Da wir recht früh unterwegs waren, sahen wir nur wenige Busse oder flatternde Schals, Menschen fuhren in den Tag und wir nach Bochum: Gambacher Kreuz, A45, Gießen, Siegen und irgendwann ging es ab nach Iserlohn, eine graue Maus unter Deutschlands Städten, die vielleicht doch mal einen Besuch wert wäre, wer weiß.

Die Parkplätze hießen nun Flöz Mausegatt, die Orte Lüdenscheid und bei Dortmund West rollten wir auf die A40 welche wir in Bochum verließen um hinter dem Ruhrstadion direkt vor der Justizvollzugsanstalt zu parken.

Frisch war's - aber wir sind Härteres gewohnt - und so wanderten wir durch Grönemeyers Bochum, sahen die Schrebergärten, die unwirtliche Fußgängerzone und die im Ruhrgebiet üblichen ostzonalen Schaufensterauslagen. Wir machten eine Pause inmitten von Gänseblümchen, ab und an bewachte ein Polizeiwagen das Treiben, von irgendwo erklang: Hurra, hurra die Frankfurter sind da, ansonsten war Samstag-Nachmittag. Ein Fiege-Bier später hockten wir vor dem Planetarium auf einem grasgrünen Hügel und betrachteten das Treiben unten auf der Straße. Gegenüber war ein Kiosk, ab und an kam ein Grüppchen Eintrachtler vorbei, einige Bochumer zogen vorüber und es dauerte nicht lange, bis sich einige Frankfurter unterhalb von uns ebenfalls in Gras warfen. Sie lieferten sich mit den Jungs am Kiosk einen munteren Wechselgesang, wir lachten und rauchten und waren eigentlich ganz guter Dinge: hatte die Eintracht in dieser Saison zwar des Öfteren grandios versagt, so hatten sie sich noch immer daraufhin berappelt - zumal Teams wie Cottbus oder Bielefeld ihre Spiele gewinnen mussten, um unabhängig von unserer Partie überhaupt noch vom Klassenerhalt träumen zu dürfen.


Ein Polizeibus hatte sich mittlerweile an der Kreuzung positioniert, Polizisten rüsteten sich mit Kabelbinder und Helm aus und beobachteten nun die singenden Frankfurter. Nur wenig später marschierte ein sonderbarer Trupp an uns vorbei: Angeführt von einigen Polizeiautos mit Blaulicht aber ohne Sirene folgten die Bahnfahrer. Zunächst die Ultras, schweigend und schwarz, dahinter die Trikots, schweigend und rotschwarz und wiederum dahinter folgten annähernd zig Polizeibusse, ebenfalls eher leise. Man hätte meinen können, wir beobachteten einen Trauermarsch.

Langsam machten wir uns gleichfalls auf in Richtung Stadion an der Castroper Straße. Der ehemalige Bochumer und - ähem - Frankfurter Thorsten Legat wurde einst gefragt, wie er denn zum Bodybuilding gekommen sei. Die Antwort ist ebenso schlicht wie legendär: Immer Castroper Straße rauf. Wir taten es ihm gleich, bis wir die sich in den Himmel reckenden Flutlichtmasten erkannten; die Tribüne ragte wie ein nackter Betonhintern auf einem Donnerbalken auf die Straße und wir trafen auf den alten Haudegen Thommy vom EFC Bockenheim, während wir uns noch ein Hansapils gönnten. Von überall strömten die Frankfurter ins Stadion, viele Bochumer trugen gelbe Shirts mit der Aufschrift: Wir sind Opel; die Wirtschaftskrise trifft natürlich die Opelianer in der strukturschwachen Stadt Bochum immens, ohne Opel gehen hier die Lichter aus. Später saßen viele im Block beieinander; der Unbeleckte hätte auf Dortmunder getippt - die Blockfahne verriet aber spätestens jetzt: Opel.

Vor dem Stadion Gespräche: Holen wir einen Punkt? oder Wann geht der Trainer? Hier trafen wir auf Hans-Peter und Beate, dort standen die Ultras, hier das Pferd dort Donna und im Großen und Ganzen ließ sich der Tag doch recht entspannt an, zumal es nun deutlich wärmer wurde. Die Vogelscheuche sagte Hallo, der EFC Black & White war zum 30-jährigen Jubiläum in Sträflingskleidung erschienen, ein Polizist wechselte einem Fan Geld, auf dass sich dieser eine Karte kaufen konnte und wir erfuhren, dass Christian, der uns in dieser Saison schon des Öfteren begleitet hatte ebenfalls in Bochum war; seine Begleiter allerdings verweilten nun im örtlichen Krankenhaus - Ein Vollidiot Frankfurter Herkunft hatte direkt vor dem Stadion einen Asso-Böller inmitten einer Gruppe von Eintracht-Fans fallen lassen; in einer Gruppe, in der sich auch Gerd mit seinem Sohn aufhielt. Böller in einer Gruppe mit Kindern zu werfen - wie krank kann man sein?

Diese Nachricht betrübte unsere Laune, die sich erst wieder aufhellte, als wir Anno und Kroni trafen, mit denen wir auch ins Stadion marschierten, kurzes Abtasten, kurzes Begrüßen von ZoLo und Ben, unseren neuen Fanbetreuer - und schon ging es hinein: Block F - links. Ich verschwand im Klo und als ich wieder hinausging fragte ich den Mann, der hinter mir die Toilette verließ, ob er gerade die Hände gewaschen habe? Er guckte mich an und meinte: Ja, wieso? Ich antwortete zwinkernd: Gut. Sonst hätte ich nämlich Pisse an der Wade.

Pia und ich kämpften uns auf einen freien Platz und schnell war klar: An Sitzen war nicht zu denken, alles stand - normalerweise ist das auch gut so - nur in unserem Falle etwas doof, da Pia wegen des Beines nicht die ganze Zeit stehen wollte. Aber: Was soll man machen?

Das Bochumer Stadion kommt oldschool daher, inmitten der Stadt gelegen prangte am gegenüberliegenden Eingang noch immer der Name Ruhrstadion - obgleich es auch heute offiziell ganz anders heißt; die Tribünen sind noch Tribünen und das Flutlicht verdient diesen Namen. Gut, wenn dieses Team nicht absteigt und wir im kommenden Jahr wieder hierher kommen können. Dazu sollte auch die Eintracht drin bleiben, wobei ich mir diesbezüglich keine Sorgen machte. Etwas neben uns standen einige Geiselgangster, André hoffte auf Wiedergutmachung (er sollte arg enttäuscht werden) während Gerre seinen Geburtstag schon gefeiert hatte.

Anpfiff, die Eintracht begann forsch und mit Liberopoulos auf der Bank, an Stelle vom gesperrten Ochs beackerte Sebastian Jung die rechte Seite und Chris rückte für Bellaid in die Innenverteidigung. Steinhöfer begann auf links im Mittelfeld, Mahdavikia auf rechts.

Nach einer vergebenen Chance von Meier nach Vorarbeit von Mahdavikia erzielte der VfL nur wenig später das 1:0 und wer gedacht hätte, die Eintracht würde sich gegen die drohende Niederlage stemmen, der wurde enttäuscht. Der selbsternannte Führungsspieler Fink irrte sinnfrei umher, Steinhöfers Phlegma stand sinnbildlich für das gesamte Team alleine Markus Pröll zeigt sich präsent, während Jung von seinen Kameraden sträflich im Stich gelassen wurde.

War der Support bislang ganz anständig, verlor ich nun langsam den Glauben: An das Team und an die Kurve. Neben uns grölte ein junger Mann mit Pissflecken auf der Hose und Bierbauch über dem Gürtel: Funkel Raus, wurde von seinen nicht minder elganten Freunden gefeiert, ab und an kotzte er ein Caio in den Tag und wir ahnten, was noch kommen würde.

Machen wir es kurz, nach dem 2:0 brachen alle Dämme, Funkel raus tönte es durchs Stadion, Caio kam später tatsächlich (für den angeschlagenen Spycher), konnte das Spiel aber ebensowenig herumreißen wie Amanatidis, der nach siebenmonatiger Verletzungspause weitestgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit in der 79. Minute für Fenin eingewechselt wurde. Sicher, es gab vorher einige Amanatidis-Sprechchöre, aber der Unwille über den Trainer übertönte alles. Während die Bochumer Nie mehr Zweite Liga skandierten fielen unsere enthemmt ein: Nie mehr Friedhelm Funkel, nie mehr, nie mehr. Das war kein Galgenhumor, das war das Tönen von Geistern, deren Lust an der Demontage alles überstrahlte. Sicher, man kann seinem Unmut über die desaströse Leistung Luft machen, Verzweiflung in unflätige Worte verwandeln - allein ich hatte den Eindruck, dass von vielen [edit: einigen] die Lust an der Destruktion nicht einem Leidensdruck geschuldet wurde, sondern von einer blöden, glotzenden Massenhysterie herkam, die auch zehn nackte Frisösen gebiert. Mein Gott, was musste ich in Fressen gucken: Besoffenes unteres Mittelmaß mit Hang zur völligen Selbstaufgabe; Gestern Ballermann - heute Funkel raus. Eklig. Wenn einer von denen attraktiven Fußball fordern sollte, ginge das nur mit Fettabsaugen oder Hirnimplantation. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass es vor dem Spiel außerhalb des Stadions zu Sprechchören: Funkel du Zigeuner kam?

Ich weiß, ich tue einer ganzen Menge Menschen unrecht, die das Maß für voll halten, die völlig zu Recht ihrem Unmut Luft verschaffen - aber was da bei uns teilweise in der Kurve steht, das ist in seiner Gesamtheit unerträglich geworden; genauso unerträglich wie das Gekicke unten und eine Stellungnahme des Trainers, der noch nach dem Spiel von sich gab: Es sei alles okay.

Im End hatten beide Teams die Klasse gehalten, die Bochumer feierten und unsere Kurve forderte von den Spielern Komm, Komm und als sie kamen hagelte es Häme. Pröll zeriss sich vor Wut über den katastrophalen Auftritt seiner Kollegen sein Trikot - der Rest war Schweigen. Bis sich unser Kapitän gegenüber der Presse äußerte:

"Das ist alles zu wenig, alles zu schwach. Es ist völlig in Ordnung, dass die Fans sauer sind", sagte der Stürmer: "Ob wir Spieler oder das Trainerteam - jeder muss sich mal hinterfragen, wo er mit der Eintracht hin will." Der stolze Grieche betonte, er finde es "erbärmlich", dass 33 Punkte der Eintracht schon zum Klassenerhalt verhalfen.


Wir warteten vor dem Eingang noch auf Christian, der mit uns nach Hause fahren sollte, Pia war arg sauer ob des Erlebten und es dauerte ein Weilchen, bis sie wieder lächeln konnte. Noch bevor Christian vorbeikam schwatzten wir mit Regina und der Filzlaus, die sich dann auf ein Bänkchen in die Sonne hockten. An der Castroper Straße trafen wir auf unseren EFC Kumpel Johannes, der wohl vergeblich versuchte, in seiner Bochumer Stammkneipe seinen Frust zu ertränken und wir verkrümelten uns ein paar Meter dahinter ins Café Treibsand auf ein Chili con Carne. Draußen sauste Blaulicht die Straße hinunter, drinnen blubberte ein softer Techno-Sound und wir ärgerten uns über hirnlose Masse genau so wie über den Eintracht-Fußball und den Böller. Lust auf den Saisonabschluss? Ich werde da sein, aber Lust ist etwas anderes. Etwas ganz anderes.

Später marschierten wir zum Golf, linker Hand der Knast, rechter Hand der Papageienpark und so wir rollten am Starlight-Express vorbei auf den Ruhrschnellweg und die A45. Bei chilliger Musik überholten wir etliche Eintracht-Busse, freuten uns ob der relativen Stille und diskutierten den Tag und den kommenden Trainer. So recht wollte uns niemand einfallen - außer Jürgen Klopp. Aber der wird wohl eher Real Madrid trainieren, als sich vom derzeitigen Gebilde Eintracht Frankfurt verbrennen zu lassen.

SGE - wir sind da
Jedes Spiel - ist doch klar
Erste Liga - tut schon weh.
Scheißegal - Oh SGE.