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Dienstag, 28. September 2010

Zeit


Es ist schon irre, wieviel passiert und wieviele Menschen in Sekundenschnelle darauf reagieren - und mit einer Meinung dienen können. Ich bin da eher langsam, und kaum habe ich eine Meinung, ist das Thema schon durch. Manchmal wünscht man sich, die Zeit anhalten zu können, um sich in aller Ruhe neu zu sortieren.

Und das mache ich grad; vorher verweise ich in die Klappergass; neben tollen Spielberichten vergangener Jahre und Analysen der Jetztzeit könnt ihr dort seit Saisonbeginn den Spieler der Stunde wählen. Im Moment ist es Benni Köhler; völlig zu Recht wie ich finde.

Im Eintrachtforum gibt es einen langen Thread zu der Situation nach dem Spiel gegen Freiburg, als die Spieler nach einem kurzen Gruß in die Kurve in den Kabinen verschwanden. Auch dafür habe ich Verständnis, weniger hingegen für die allgemein gegenwärtige Sündenbockstrategie, die sich je nach Gusto einen Prügelknaben sucht. Das ist nichts neues, kann aber mal gesagt werden. Wie auch immer, heute Abend spielt in der Regionalliga Süd die U23 der Eintracht gegen die Reserve des FSV am Bornheimer Hang; Heimspiel in Bornheim sozusagen. War die Eintracht schon einmal Gastgeber am Hang gegen den FSV? Ich wüsste nicht. Wie auch immer, wir hören uns nach dem Spiel beim VfB.


Montag, 13. September 2010

Heimspiel in Gladbach


Fünf endlose Monate lang, was in diesem Falle ob der Sommerpause sieben Punktspiele in Folge bedeutet, war die Eintracht ohne Sieg. Begonnen hat der fußballerische Ramadan in Mönchengladbach, just als die Riederwälder nach den Sternen, sprich internationalen Plätzen, greifen konnten. Und nun also wieder Gladbach, jenes Team, welches am letzten Spieltag in Leverkusen mit 6:3 triumphierte - gegen die wiederum die Eintracht den letzten Sieg im März eingefahren hatte.

Alles hat ein Ende, nur der Tod nicht. Glaub ich und so war ich eigentlich guten Mutes obgleich ein Gutteil der Eintrachtfans nach den beiden Auftaktniederlagen eigentlich der Überzeugung war, dass wir haltlos Richtung Abstieg taumeln. Nuja, entschieden wird eine Saison nach dem letzten Spieltag und so waren wir sicher, dass auch heute nichts definitiv geklärt würde.

Bei strahlendem Sonnenschein treffen wir uns unten an der Günthersburgallee; Pia, Christian, Tanja, ich sowie der silberne Golf samt Eintrachtbadeente; der Badeadler dient ja höchstens als Mitbringsel für jene, die schon alles haben und bleibt zunächst im Fanshop. Für Tanja sollte es das erste Fußballspiel überhaupt werden und so versucht Christian ihr während der Fahrt beizubringen, dass ein Großteil der Zeit aus Leiden besteht, aus vergorenen Hoffnungen und trotziger Zuversicht und das Spiel ja nicht alles sei, da der Erlebnisfaktor "Auswärts" gleichwohl seinen Teil zu einem gelungenem Tag beiträgt.

Nach einem kurzen Stopp an der Tanke rollen wir auf die A66, die Uhr zeigt halbelf; Deutschland geht einkaufen und wir lauschen dem Rauschen der Motoren, derweil Arcade Fire, Iron Maiden oder Michael Holm für kurzweilige Unterhaltung sorgen; großartig auch die deutsche Version des Hermans Hermits Klassikers No milk today von den Four Kings; betitelt: Brötchen und Milch.



Derart beschwingt sausen wir über die A3 an Köln vorbei, überqueren den Rhein, folgen der A4 und sehen die Fabrik, in der Wolken gemacht werden, um dann auf der A61 in Mönchengladbach Holt die Autobahn zu verlassen. Erstaunlicherweise staut sich dort der Verkehr nicht in Richtung Stadion, sondern in Richtung Stadtmitte - und da wir etwas entfernt vom Stadion parken wollen, reihen wir uns brav ein. Nach ein paar Metern wird der Grund ersichtlich - eine Baustelle versperrt den klaren Weg, so parken wir den Golf am Straßenrand (völlig legal) mopsen uns einen Apfel und eine Brombeere und spazieren unter der lachenden Sonne durch eine Stadt, die ich ohne Fußball wohl nicht kennen würde.

Beim örtlichen Altbierhändler besorgen wir uns Wegzehrung und staunen über die hiesigen Bräuche; ein Zettel am Kiosk verkündet, dass gebrauchte Zeitungen nicht mehr umgetauscht werden können - auf Nachfrage erklärt der Verkäufer, dass es eine zeitlang Usus war, abgelaufene Fernsehzeitungen mit dem Argument hab nicht aufs Datum geachtet gegen eine aktuelle tauschen zu wollen. Sachen gibt's.

Fröhlich wandern wir an Peter Fischers Bäckerei vorbei und reihen uns in den Strom einlaufender Gladbachfans ein. Borussenfähnchen flattern an den Häusern, an einer Eckkneipe stehen ein paar Frankfurter und Gladbacher zusammen, trinken Bier - im Zweifel Kölsch.

Wir marschieren über die Autobahnbrücke, passieren den Friedhof mit angrenzender Totenhalle; dahinter ragen Flutlichtmasten in die Höhe; sie beleuchten wenn nötig das Hockeystadion, das unsere nächste Station ist. Grüner Kunstrasen umrandet von schwimmbadblauem Kunstrasen liegt torlos auf dem Boden, auf buntbestuhlten Rängen genießen wir die Sonne, bis wir nach einem Rundgang bei einem Supermarkt landen und Nachschub ordern; Astra und Brause - es ist ein schöner Tag irgendwo in Deutschland. Der Supermarkt liegt übrigens in der Helmut-Grashoff-Straße, benannt nach dem ehemaligen Manager der Borussia; in Frankfurt ist keine einzige Straße nach einem Eintrachtler benannt, sieht man einmal von der Rohrbachstraße und der Schaubstraße ab, deren Namen allerdings ursprünglich nicht mit den Kickern zu tun haben. Noch nicht einmal eine Alfred-Pfaff-Allee gibt es hier. Eine Schande.

Wir bewegen uns allmählich Richtung Fußballstadion, die Parkplätze sind voll, die Gladbacher tragen Trikots, auf denen entweder Marvin oder Marin steht und so langsam kommt mir das Spiel in den Sinn. Eigentlich erwarte ich nichts, noch nicht einmal schlechte Laune. Der Einlass geht flott, ich gehe ungehindert zwischen den Ordnern hindurch und treffe wie stets auf jede Menge Leute, wir quatschen über die Aussichten, über die Anfahrt und mit Max über unterschiedliche Ansichten über die ein oder andere Aktion. Dabei saust die Zeit voran und ich kämpfe mich händeschüttelnd durch den Block zu meinen Begleitern. Es sind ne ganze Menge Frankfurter im Block, hier klopft mir Cino auf die Schulter, dort stehen die Geiselgängster, da die Sossenheimer; überall ein großes Hallo, bis ich Pia, Christian und Tanja erreiche; Marc steht dabei; jetzt kann's los gehen - und es geht los. Die Eintracht in Schwarz-Rot mit Nikolov im Tor und Altintop samt Gekas vorne; Gladbach in weiß - und schon nach wenigen Minuten mit dem Rücken anderwand.

Es ist Bewegung im Spiel; Tzavellas verteidigt links hinten gegen Idrissou, Köhler diesmal wieder weiter vorne - und nach 24 Minuten ganz weit vorne: einen von Bailly abgewehrten Kopfball schiebt unsere Nummer 7 überlegt zur Führung ins Netz. Na also, geht doch. Der Block raucht vor Freude, doch nicht allzulange; keine zehn Minuten später hat Idrissou gegen Nikolov den Ausgleich erzielt - denken alle. Doch Schiri Drees entscheidet auf Foul und annulliert den Treffer, das hat er fein gemacht. Denkt sich Oka.

Als dann noch vor der Pause Alex Meier einen schon fast verlorenen Ball von Torhüter Bailly erobert und ihn keck nach innen spielt, woraufhin Gekas recht mühelos das 0:2 erzielt, hat die Eintracht geschafft, was ihr in Hannover nicht gelungen war: einen schönen Vorsprung auf Grund überlegener Spielweise. Aber wir haben vor gar nicht allzulanger Zeit hier völlig verdient mit 2:0 geführt - um am Ende mit 3:4 die Segel zu streichen. Obacht also. Bitte kein Döppdöppdöppdödödöppdöppdöpp. Selbst das 3:0 nach der Pause durch einen fabelhaften Treffer des agilen Ochs nach einem tollen Pass von Schwegler lässt mich zwar ungläubig die Fäuste nach oben reißen - aber keineswegs an sichere drei Punkte denken. Pia hingegen bläst Luftballon um Luftballon auf und schickt den Adler auf die Reise; wenn er weiter in der Luft gehalten wird, freuen wir uns.

Gladbach hätte in diesem Spiel noch Stunden spielen können, es gelang nichts zwingendes, während die Eintracht durch eine fabelhafte Aktion und sauberem Zuspiel von Altintop auf Gekas noch den vierten Treffer erzielt. Der Block grinst und hüpft und freut sich - und dann kam Martins großer Einsatz: Hallo Gladbach, hallo Gladbach wisst ihr noch, wisst ihr noch, könnt ihr euch erinnern ruft er durchs Megafon- und keiner weiß, was jetzt kommen soll. Doch die gedanklichen Fragezeichen zerrinnen zu Staub als die Antwort kommt: Döppdöppdöppdödödöppdöppdöpp. Fangesänge können schön sein.

0:4 zeigt die Anzeigetafel auch nach Spielende. Wir feiern die Mannschaft, die sich allerdings alsbald verkrümeln will und wieder zurück geholt wird und bleiben, bis sich das Stadion fast ganz geleert hat. Und wir sollten belohnt werden, ein Flitzer eilt über den Rasen macht ein paar Faxen, wird von einem Ordner eingeholt, büxt wieder aus und sorgt für Gelächter. Hoffentlich passiert dem Kerl nichts. Jünter, dass Gladbacher Maskottchen trottet bedröppelt über den Rasen. Geil, 4:0 in Gladbach - das bringt Ruhe; zumindest bis zum nächsten Spiel. Aber heute ist heute, morgen ist ein andrer Tag. Und so verlassen wir gemächlich den Block und wandern durch den Gladbacher Spätsommerabend. Erbarme, zu spät: die Hesse komme.

Vor einer Wirtschaft parkt ein Reisebus der Odenwälder Fohlen, im Biergarten ist noch Platz und so entern wir den Laden, in dem DJ Norbert später für DJ-Norbertige Musik sorgen wird und stärken uns für die kommende Heimfahrt, während wir Tanja erklären, dass das heutige Spiel keineswegs das angekündigte Leiden bedeutet. Glaub ja nicht, dass das immer so ist. So recht will uns nicht einfallen, wann die Eintracht zum letzten Mal ein Punktspiel in der Bundesliga auswärts mit vier Toren Unterschied gewonnen hat, die Erinnerung trägt uns zum Beginn der 90er, aber so ganz genau wissen wir das nicht mehr. Aue war Zweite Liga. Christian murmelt was von einem 4:0 in Gladbach, das lassen wir mal so stehen.

Die Odenwälder Fohlen verlassen die Wirtschaft, wir folgen ihnen alsbald und wundern uns, dass auf dem Weg zum Auto echter Hopfen am Straßenrand wächst. Bald sitzen wir wieder im silbernen Golf, der uns so brav durch die Republik kutschiert und tuckern nach wenigen Metern wieder auf die Autobahn. Im Westen versinkt die Sonne, zaubert einen malerischen Himmel zur anbrechenden Nacht und während der leider im Januar verstorbenen Alistair Hulett uns musikalisch daran erinnert, dass immer mehr die einstigen ärmeren Stadtteile in Yuppietown verwandelt werden, spulen wir unspektakulär Kilometer um Kilometer ab. Als wir Hessen erreichen stellen wir fest, dass das jahrzehntelang warnende Schild mit der auffälligen Katze am Elzer Berg verschwunden ist, geahnt haben wir es ja schon länger, doch diesmal haben wir genau darauf geachtet. Wir fahren dennoch langsam, sehen rechts den Limburger Dom, geradeaus Frankfurt und genau dort landen wir nach etwas mehr als zwei Stunden. Nach dem Abschied von Christian und Tanja und rechtzeitig zum Sportstudio rollen wir wieder im Nordend ein, während draußen im Stadion Wladimir Klitschko gerade den Samuel Peter verprügelt; hoffentlich ist der Rasen bis zum nächsten Spiel gegen Freiburg wieder fit.

Drei Punkte hat die Eintracht nun auf dem Konto; 50 sollen es werden - was im End aber auch niemanden mehr interessieren wird. Egal ob es so kommt oder auch nicht. Während in den letzten Wochen Gekas quasi schon als Fehleinkauf klassifiziert wurde, so dürfte nun Amanatidis der nächste Sündenbock sein, der verletzungsbedingt ausfiel und sich jetzt erstmal wieder ins Team kämpfen muss. Wie auch immer, ein 4:0 in Gladbach fühlt sich geil an. Und hier könnt ihr mehr über den sportlichen Aspekt nachlesen. Auswärtssieg!




Montag, 2. August 2010

Heimspiele in Hierzulande

Dienstag, 27.07.2010

Aus dem CD-Player des silbernen Golfs pluggerten Ambientsounds einer russischen Radiosendung mit dem Titel Orangereya, passend zum Ambiente eines chilligen Sommertages. Unser Ziel war Göttingen, die Eintracht sollte am Abend in einem Freundschaftsspiel auf den spanischen Erstligisten Racing Santander treffen, die wenige Tage zuvor gegen Werder Bremen 1:3 unterlegen waren. Wir nutzten den sonnigen Tag, um einen Abstecher in das ehemalige Zonenrandgebiet zu machen, tuckerten durch die Alleen und besuchten Heiligenstadt, einen Kurort nahe der Deutschen Märchenstraße, wo etliche Geschäfte leer stehen und eine Gaststätte Schwarzer Adler heißt.

Von dort gings über die Landstraße nach Göttingen ins Jahnstadion. Und wenn die Namen Göttingen und Jahnstadion im Zusammenhang mit Eintracht Frankfurt fallen, dann denken wir natürlich sofort an Lothar Sippel.

Stimmt natürlich nicht, erst der Blick ins Eintracht-Archiv zeigt, dass die Eintracht in der Saison 83/84 in der ersten Pokalrunde bei Göttingen 05 mit 2:4 unterlegen war (nach 18 Minuten führte der Oberligist damals mit 3:0) und Lothar Sippel, der in der Saison 91/92 14 Treffer für die Eintracht erzielen konnte, seinerzeit in der 76. Minute eingewechselt wurde. Bei Göttingen.

In Göttingen folgten wir dem Eintracht-Bus, der uns urplötzlich entgegenkam und passierten einen kleinen See, dem nach wenigen Metern das Stadion folgte. Fußballerisch ist Göttingen seit Jahren Diaspora nachdem der SC Göttingen 05 nach zwei kurzen Interemezzi in der zweiten Liga Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger durch die Ligen trudelte, 2003 gar pleite ging und nach Auflösung und Neugründung durch die Fusion mit dem RSV Geismar nun den Namen RSV Göttingen 05 trägt. Bis 2003 war das Jahnstadion die Spielstätte des SC, seither wird es nur noch gelegentlich genutzt, so wie heute durch die Eintracht.

Wir parkten bei strahlendem Sonnenschein direkt neben dem Stadion, begrüßten etliche bekannte Gesichter und trafen uns mit Thorsten und Ruth, die ebenfalls aus Frankfurt angereist waren. Auch Steffen aka BlackDeath2k schneite vorbei, für ihn war es ein Heimspiel - nur wenige Meter vom Stadion entfernt ist er aufgewachsen.

Die Sonne glänzte vom Himmel und wir wanderten auf die Gegengerade, die ganz nett gefüllt war; später gab der Stadionsprecher die offizielle Zuschauerzahl durch: 2.400 - und sollte dies Sekunden später auf 1.400 korrigieren. Die Anzeigentafel blinkte und zeigte lustige Smilies mit dem Text Anfeuern: Ja, Randale: Nein - und daran hielten wir uns natürlich. Pia hatte sich mit Kamera bewaffnet schnurstracks in Richtung Laufbahn aufgemacht, während wir dem nunja, munteren Treiben auf dem arg ramponierten Platz zusahen.

Racing erspielte sich kaum Torchancen, die Eintracht erwies sich optisch überlegen, doch es sollte bis zur 41. Minute dauern, bis der erste Treffer fiel - Caio hatte die Torfabrik aus knapp 30 Metern ins Tor gehämmert, wobei Coltorti im Racing Tor eher alt aussah.

In der zweiten Hälfte wurde munter durchgewechselt; Nikolov verdiente sich einen Scorerpunkt, in dem er Altintop den Ball zukickte, woraufhin dieser ein paar Meter lief und das 2:0 erzielte. So wurde mir zumindest berichtet, ich stand am Bierstand zwecks Verpflegung. Aufreger war wenig später eine Großchance von Gekas, der die Wahl hatte, entweder zu treffen oder Altintop anzuspielen, sich aber dann doch dafür entschied, den Torhüter von Santander in Szene zu setzen.

Kurz vor Abpfiff schaffte Santander noch den Anschlusstreffer, was unsere Stimmung aber keineswegs trüben sollte. Unser Weg führte dann in die Göttinger Innenstadt, jede Menge Studenten tummelten sich in der Fußgängerzone, wo wir uns mit noch mit Steffen trafen und ganz nebenbei die Gänseliesel bewunderten.


Mittwoch, 28.07.2010

Der nächste Morgen begann gegen elf Uhr mit einem Anruf unseres geschätzten Museumsdirektors Thoma, der dezent nachfragte, wo ich den bliebe. Oha, während ich eigentlich erst um zwölf Uhr im Museum aufschlagen wollte, zeigte der Terminplan zweifelsfrei zehn an. Shit Happens, ich sauste los, baute die Anlage auf und begrüßte wenig später jede Menge Kinder, die sich anlässlich der bevorstehenden Kinderpressekonferenz mit Ralf Fährmann eingefunden hatten. Und dann kommt er auch schon, der 21-jährige Schlussmann der Eintracht. Wie heißt du - spannende Fragen stellten die Kids und Ralf nahm sich geduldig die Zeit, wirklich jede Frage zu beantworten; annähernd eine Stunde später wussten die Kids Bescheid: Ralf hat einen Bruder, einen Hund und isst am liebsten Pizza - und sie gaben ihm klasse Tipps, wie er seinen Bruder an besten ärgern könne: Einen Eimer Wasser auf die Türklinke stellen. Nachwuchsjournalisten der FR notierten eifrig die Antworten des Tages und schrieben anschliessend einen netten Artikel über den munteren Nachmittag, während Ralf noch Jacken, Arme und Taschen mit Autogrammen verzieren durfte. Ich baute derweil die Anlage wieder ab.


Sonntag, 01.08.2010

Manchmal ist es ganz praktisch im Museum der Eintracht an Spieltagen zu arbeiten, eine Arbeitskarte berechtigt nicht nur zum Einlass auf das Gelände, sondern bringt es mit sich, auch ein Fußballspiel ansehen zu können, für das ich sonst keinen Eintritt bezahlt hätte: Die Eintracht gegen Chelsea FC, den amtierenden Englischen Meister. Pia und Daddy waren dabei und wir parkten in der Tiefgarage, wo wir auf Bernd Hölzenbein trafen, der allerdings nicht mitspielen sollte. Wir marschierten zunächst ins Museum und anschließend entgegen den Bundesligaspielen nicht zu unserem angestammten Platz in Block 41G, sondern orientierten uns Richtung Block 42, dem äußersten Stehplatzbereich und hockten uns auf die Stufen. Die Erfahrung aus der Partie gegen Real Madrid vor zwei Jahren hatte uns gezeigt, dass Spiele gegen namhafte Gegner in der Saisonvorbereitung eher unter dem Aspekt Sommerfußball abzulegen sind; die Eintrittspreise jedoch gesalzen sind. So auch dieses Jahr. Zwar ist es ganz interessant die Herren Terry oder Malouda, Lampard oder Essien, Anelka oder Mikel aus der Nähe zu sehen, sportlich jedoch ist solch Spektakel in dieser Phase nur bedingt reizvoll.

Das Dach im Stadion war geschlossen, dafür flackerte die Leuchtreklame vor den Kurven arg irritierend und lenkte permanent vom Spiel ab. Werbebande, so heißen diejenigen, die solche Reklametafeln installieren, nahezu Bandenterror. Nachdem im Vorfeld Wladimir Klitschko und Samuel Peter - die am 11.09. im Stadion auf den Spuren von Muhammed Ali und Karl Mildenberger wandeln werden - von Frau Rauscher mit einem Bembel und von den Mannschaftskapitänen mit Trikots beglückt wurden, pfiff Schiri Brych die Partie vor 45.000 Zuschauern an.

Aufschlussreich war die Erkenntnis, dass Georgios Tzavellas durchaus in die Fußstapfen von Christoph Spycher treten kann, dass Altintop die eher durchwachsene Form der letzten Spiele konserviert hat und Sebastian Jung sich anschickt, mein aktueller Lieblingsspieler zu werden - neben Amanatidis natürlich, der im Zusammenspiel mit Ochs einen schon verloren geglaubten Ball zurück eroberte und erneut zu Ochs passte, welcher die Eintracht mit 1:0 in Führung brachte - wobei der Torhüter von Chelsea alles andere als souverän aussah; zum Running Gag sollten sich während der gesamten Partie dessen Abschläge entwickeln.

Nach der Halbzeit ersetzte Ralf Fährmann den ewigen Oka, während Habib Bellaid für Maik Franz ins Spiel kam. Später folgten noch Altintop, Rode, Caio, Fenin, Korkmaz, und Heller, während Clark und Kittel auf der Bank schmoren mussten. Tisch-Rivero, Steinhöfer und Petkovic gehörten diesmal nicht zum Kader. Chelsea wechselte bis zum Schluss außer dem Torhüter komplett durch und die Partie passte sich ein wenig dem Rasen an, der durch die Footballspiele der letzten Wochen doch arg waidwund daherkam.

Von den Rängen ertönte: Ihr werdet nie Deutscher Meister oder In Europa kennt euch keine Sau, was Lampard aber nicht davon abhielt, den zwischenzeitlichen Ausgleich zu erzielen. Als Russ im Strafraum umgerissen wurde, nahm sich Altintop Pille und Herz und verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:1 Siegtreffer für die Eintracht. Gewinner des Spiels waren neben der Eintracht sicherlich die Herren Amanatidis, der einen strammen Schuss knapp neben das Tor setzte, Köhler, der sich allmählich zu Uwe Bindewald zwei entwickelt sowie Nikolov; Fährmann sah beim Treffer Lampards nicht wirklich glücklich aus - aber er ist noch jung und voller Hoffnung.

Heute hat uns dann Attila besucht, eine ganze Gruppe Kinder hing gebannt an den Lippen des Falkners Norbert Lawitschka und beantworte lautstark dessen Fragen: Was frisst ein Mäusebussard? Mäuse. Ein Fischadler? Fische: Ein Steinadler? Steine.

Naja, fast.