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Dienstag, 22. Dezember 2009

Wort des Monats November 2009



Mittlerweile hat die Eintracht vier Spiele am Stück nicht verloren - dies sah vor wenigen Wochen noch etwas anders aus, vor allem die ernüchternden Niederlagen gegen die Bayern im Pokal sowie das Debakel in Leverkusen ließ die Laune der Fans in den Keller sinken, wenig zur Besserung trug dazu ein 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach bei. Trainer Skibbe ließ seinem Frust vor laufenden Kameras freien Lauf und stellte vieles in Frage - außer sich selbst. Im Museum hielt derweil Prof. Dr. Steinacker einen erfrischenden Vortrag zum Thema Begeisterung. Die jedoch war uns zu diesem Zeitpunkt flöten gegangen. Gerade mal 2% von euch stimmten für das Wörtlein, und so landete die Begeisterung abgeschlagen auf dem letzten Platz. Zu diesem Zeitpunkt völlig zu Recht will ich meinen.

An der Spitze entwickelte sich ein Dreikampf, welcher den Pausensport denkbar knapp als Verlierer erlebte. Ein Wort, geprägt vom Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen auf der Jahreshauptversammlung der Eintracht. Während Vertreter von Eintracht Frankfurt e.V. über die Erfolge des Vereins im vergangenen Jahr referierten (Tischtennis mit Roland Koch, Händeschütteln mit Angela Merkel, Partnerschaft mit einem Autohaus sowie Kooperation mit einer Krankenkasse im Rahmen der Pausenliga) trat Bruchhagen ans Rednerpult. Wissend um das Defizit des Vereins, welche über eine für ihn überraschende Gewinnausschüttung seitens der AG ausgeglichen wurde, stellte er fest, dass sich der Vorstand der AG nicht mit Pausensport sondern mit Bundesligafußball beschäftigt; fürwahr etwas Anderes. 22% von euch votierten für diesen Begriff - Bronze im Dezember. Falls ihr mal Zeit habt, geht mal auf die Homepage der Eintracht, sucht im Pressespiegel nach dem Stichwort Pausensport - und betrachtet das Ergebnis. Vor allem das Aufrufen der verlinkten Artikel.

Mit 23% eurer Stimmen landete das Scouting auf dem silbernen Treppchen. Arg in die Kritik gerieten unversehens Bernd Hölzenbein und sein Team nicht zuletzt durch süffisante Bemerkungen des Trainers, der später jedoch klar stellte, dass Holz und Co gute Arbeit abliefern. Die Eintracht hat ein kleines Scoutingteam, der 1.FSV Mainz 05 gar keines und der 1.FC Köln arbeitet gar mit der Kölner Sporthochschule zusammen; modernste Technik und aufwendiges Datenmaterial fanden dort zum Beispiel den Spieler Lukas Podolski. Die Spieler Kweuke und Petkovic, welche zu Beginn des Jahres zur Eintracht gestoßen waren, dürfn wir im Nachhinein getrost als Fehlgriff bezeichnen; doch zeigt die Entwicklung der letzten Jahre, dass die Eintracht mit solchen Entscheidungen nicht alleine dasteht. Und inwiefern das Scouting ursächlich dafür verantwortlich ist und nicht etwa der Wille eines Trainers oder eines Aufsichtrates oder gar der sportlichen Leitung, ist noch zu klären. Scouting, Silber im November 2009.

Kommen wir zum Spitzenreiter, der sich letztlich mit 29% der Stimmen verdient durchgesetzt hatte. Depression. Ein Wort, das jeder von uns kennt und dem verschiedene Bedeutungen anhaften; umgangssprachliche, wissenschaftliche, philosophische, medizinische. Der Selbstmord des Nationaltorhüters Robert Enke, der im November nicht nur die Fußballnation schockierte, basierte auf dem Leiden an Depression. Eine ultimative Begriffsdefinition steht noch aus, für die Einen ist es eine Krankheit, für andere die natürliche und einzige legitime Reaktion auf den Gang der Welt. Werden uns als Kinder Osterhase, Christkind und der Weihnachtsmann versprochen, so wissen wir nur wenig später, dass es diese gar nicht gibt - statt dessen aber Massenvernichtung, Konzentrationslager und hungernde Kinder in Afrika. Da muss der Mensch erstmal mit klar kommen. Manch einer sagt, der Mensch ist wie er ist, krank die Welt in der er lebt. Nun gut, im Anschluss an den Tod Enkes wussten viele, dass es so nicht weiter gehen könne, dass sich Dinge ändern müssen und überhaupt. Dass es natürlich genau so weiter geht, hätte man wissen können. Weiterhin hungern Kinder, fallen Bomben und besteht diese unsere Welt aus den Lügen, welche nicht zuletzt die Gier als sozial und wirtschaftliche notwendige Basis eines funktionierenden Kapitalismus/Sozialismus/Irgendeinismus verkleistern. Wer Dinge dunkel sieht, bleibt weiterhin alleine mit sich und der Welt und bei näherer Betrachtung sind wir alle alleine mit uns und der Welt. Die finale Heilung ist der Tod. Zwischendrin passiert etwas. Das ist unser Leben. Depression. Gold im November 2009.

Danke fürs Mitmachen, genießt die glücklichen Momente und macht euch nichts vor. Der Weihnachtsmann ist eine Erfindung der Werbeindustrie.

5 Kommentare:

  1. Pausensport. Mein Favorit war Pausensport. Das wird dich nicht überraschen, Beve.

    Danke für den Eintrag und besonders für deine Schilderung des Kontextes, in dem Bruchhagen über den Pausensport referierte.

    Gruß vom Kid

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  2. Ist das Pressespiegel-Archiv auf eintracht.de so eine Art Bermuda-Dreieck des Internets?

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  3. “We’ll never get out of this world alive.” So ist das wohl. Die Welt ist nicht schön und es gibt viele Gründe an ihr zu leiden und zu (ver-)zweifeln. Trotzdem sollte das einen nicht daran hindern, ein paar Dinge richtig zu machen. Und ich denke mal :-): das tust und versuchst du. Deswegen gerade und trotzdem: Es lebe der Weihnachtsmann. Frohe Weihnachten!

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  4. Pausensport ist auch mein Favorit gewesen. Danke, Beve! Danke für ein Jahr voller toller Beiträge, Einträge, Diskussionen, Niederlagen & Siegen. Es war & ist immer wieder eine Freude mit Dir unterwegs zu sein. Eine schöne & weihnachtsmannfreie Zeit.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  5. Der Pausensport, der hat was, vor allem im Kontext. Verschwunden die Artikel im Archiv des Pressespiegels. Weg. Nie gegeben.

    Wird von uns mehr haften beiben?

    Wichtig ist nun.

    Danke euch, und eine schöne Zeit wünsche ich dazu.

    Viele Grüße

    Beve

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