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Mittwoch, 1. Dezember 2010

Gut und schlecht


Die Welt ist gut: Heute ging der Advendskalender zu Gunsten des Museums an den Start, das erste Türchen wurde geöffnet - und ihr könnt dolle Sachen ersteigern; es beginnt mit einem gigantischem Stoffattila und einem seltenen Trikot. Hier entlang meine Lieben.

Die Welt ist schlecht. Nicht nur, dass sich unsere Nummer vier, Maik Franz, verletzt hat und bis zum Ende der Hinrunde ausfällt, nein die Zeitung mit den vier Buchstaben hat ihn sogar an den Bornheimer Hang abgeschoben:

Sonntag, 20. Dezember 2009

Eis im Apfelwein


Das Spiel der Eintracht gegen den VfL Wolfsburg dürfte ähnlich wie die Partien gegen Kaiserslautern am 29.05.1999 und gegen Waldhof Mannheim am 27. Januar 2002 in die Geschichte eingehen. War das Spiel gegen Lautern wohl das heißeste, was ich je im Stadion gesehen habe und gegen Waldhof das nasseste so fällt mir spontan kein Besuch in einem Fußballstadion ein, an dem es kälter gewesen ist. Annähernd -10° zeigte das Thermometer - die ideale Temperatur, um bei Lebkuchen und Tee warm eingepackt auf dem Sofa drei Nüsse für Aschenbrödel zu sehen. Statt dessen tuckerten wir im eisgekühlten silbernen Golf in Richtung Louisa, die Coffinshakers sangen von fliegenden Hexen und erwachenden Dämonen, von Leuchtfeuern und der Walpurgis Nacht, während Menschen in den Fußgängerzonen umher eilten, um die Gabentische zu füllen.

Es war relativ früh, etwa 13:00 Uhr, als wir an der Louisa parkten und durch den Stadtwald stapften: noch vor Spielbeginn warteten einige Aufgaben im Museum auf uns - und ein heißer Kaffee dazu. Obgleich die Tore noch geschlossen waren. schafften wir es problemlos aufs Gelände zu kommen. Die Verkäufer in den mobilen Verkaufsständen bereiteten sich ebenso wie die Ordner auf den kommenden Ansturm vor, das Museumsfähnchen flatterte schon im Eiswind und nur wenige Minuten später stand Pia fröstelnd vor dem Museum und verkaufte Devotionalien, während ich eine Gruppe Jugendlicher durch die Historie der Eintracht führte und Geschichten erzählte; Geschichten von Fritz Becker, dem ersten Frankfurter Nationalspieler und erstem Torschützen in einem Länderspiel Deutschlands; Geschichten von dem verlorenen Finale um die Deutsche Meisterschaft 1932 oder dem La Coruna Pokal, dem größten und schwersten Pokal, den die Eintracht je errungen hatte. Natürlich durften Bilder vom Endspiel 1959 nicht fehlen, damals als die Eintracht Meister wurde.

Heutzutage heißt der amtierende Deutsche Meister VfL Wolfsburg, es ist kaum zu glauben - und eben jener VfL gastierte heute im Waldstadion zum letzten Spiel des Jahres 2009. Ich löste Pia beim Verkauf ab, Sitzkissen waren der Renner, und allerlei bekannte Gesichter schneiten auf einen Besuch vorbei, viel mehr Zeit als eine Umarmung oder ein Händedruck blieb jedoch nicht. Mein Dad war mittlerweile eingetrudelt, schwere Stiefel und ein langer Mantel schützten ihn vor der klirrenden Kälte und das war auch gut so. Ich selbst hatte meinen Schal zu Haus vergessen - das war natürlich weniger gut.

Kurz vor Spielbeginn eilten wir die Stufen zu unserem Block hinauf, sangen Im Herzen von Europa und schon ging es los. Die Wolfsburger sahen aus wie eine Ansammlung von Textmarkern, zehn leuchtend gelbe kickten auf dem Feld, ein orangener stand im Tor - und mein Fotoapparat lag noch im Museum; ich hatte ihn extra mitgenommen, um ihn noch aufzuladen - und so lud er nun. Mückenhirn.

Die Eintracht begann mit Franz für Jung und Spycher für Köhler, der auf Grund des Ausfalls von Korkmaz im linken Mittelfeld begann. Wolfsburg bot im Strurm die Herren Dzeko und Grafite auf, welche in der letzten Saison sage und schreibe 56 Tore geschossen hatten; eine Marke, die Eintracht Frankfurt in der Bundesliga zuletzt 1993/1994 erreicht hatte.

Gott war's gedankt, dass sich die beiden in dieser Saison mit dem Treffen etwas schwerer tun. Während sich die Eintracht engagiert über das Spielfeld schaufelte, konterte der VfL ein ums andere Mal, stieß unvermittelt in die Spitze vor und schaffte es nicht, Opa Nikolov aus kürzester Distanz zu überwinden. Eine Chance für die Eintracht war bis dahin zu bewundern, Tebers Distanzschuss konnte Benaglio noch abwehren.

In der 26. Minute zirkelte Köhler einen Freistoß schön in den Strafraum; Maik Franz stieg in die Luft, köpfte und der Ball landete im Netz; der fünfte Treffer unseres Verteidigers, der jubelnd abdrehte. Wir hüpften umeinander - wie hüpfen generell ein probates Mittel war, um dem Frost etwas entgegen zu setzen. Wir wollen hüpfen hüpfen hüpfen wollen wir.

Knapp zehn Minuten später hüpften die Gäste, Dzeko stand urplötzlich alleine vor Nikolov - und ließ sich diesmal die Chance nicht nehmen. Ausgleich. Aus dem Wolfsburger Block flackerte ein kleines Feuerchen auf, während der Apfelwein in den Händen unserer Sitznachbarn im Becher gefror. Noch vor der Halbzeit hatte der VfL die nächste Chance doch es blieb beim schmeichelhaften 1:1; hätte es 1:4 gestanden, es wäre auf Grund der Chancen nicht einmal unverdient obgleich die Eintracht spielerisch tapfer mitgehalten hatte.

Die zweite Halbzeit brachte ein unruhiges Spiel, Ochs wuselte sich nach vorne, Schwegler und Chris hatten hinten alle Füße voll zu tun und wir fühlten uns wie in einer Tiefkühltruhe; Pia saß mittlerweile schweigend auf ihrem Platz, den Schal vor dem Mund, hätte Schiedsrichter Stark die Partie abgepfiffen, hätte sich wohl niemand beschwert, so aber nahmen wir ein 1:2 hin, welches Josué humorlos aus der Strafraummitte erzielte. Köhler, der zuvor eine unverhoffte Chance auf dem Fuß hatte, als er freistehend vor Benaglio nicht wusste, ob er abseits stand, schießen oder passen sollte und sich für irgendwas entschied, wurde später gegen Caio ausgewechselt. Es war nicht Caios Wetter.

Aber es war das Wetter von Alex Meier. Die Eintracht bemühte sich um den Ausgleich, kam jedoch kaum zu Chancen, es fehlte in der Mitte ein Spieler, für den Bälle aufgelegt werden können; es ist zwangsläufig, dass sich Chancen für die Eintracht entweder aus Standards oder Fernschüssen ergeben, so auch in der 79. Minute als Liberopoulos es geschafft hatte, den Ball irgendwie zu Meier zu schaufeln, der von der Strafraumgrenze überlegt einschoss. Meier, dessen Fuß weiß, wo der Ball hinfliegen soll. Ausgleich. Einer wusste wohl nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Marcos Alvarez, unser U-19 Stürmer wartete schon in seinem Trikot mit der Nummer 35 an der Außenlinie und stand Zentimeter vor seinem ersten Bundesligaeinsatz; ein weiterer Lebenstraum schickte sich an, in Erfüllung zu gehen - bis Meiers Treffer Trainer Skibbe bewog, mit den gleichen Elf zu Ende zu spielen. Alvarez zog sich wieder an und betrachtete den Schlusspfiff von der Bank.

Meier hatte sogar noch eine Möglichkeit, verzog aber knapp, so dass es am Ende beim 2:2 blieb, ein Ergebnis mit dem alle leben können - auch wenn der Punkt glücklich für die Eintracht war; verdient war er allemal.

Das war's also im Jahr 2009, die Eintracht hat 24 Punkte und steht ordentlich da; besser als die letzten 15 Jahre, das ist doch schon mal was. Weihnachten steht vor der Tür, vielleicht bringt das Christkind ja einen Stürmer - wir jedoch hatten nur ein Ziel: Wärme. Und so wanderten wir durch den nachtkalten Stadtwald, stießen vereiste Atemluft in die Dunkelheit bekamen von Daddy noch eine Tüte von Mama gebackener Plätzchen in die Hand gedrückt und verabschiedeten uns mit einem Punkt und Platz 10 in der Tasche.

Stefan hat tolle Fotos vom Spiel in seinem Blog, schaut sie euch an und genießt die Situation bei der Eintracht, im Winter 2009. Wenn ihr wollt, könnt ihr ja auch mal wieder bei Kid oder Frank vorbei schauen. Kid macht zwar gerade Pause, aber die Spielberichte über die ruhmreichen Taten der Schlappekicker müssen ja auch geschrieben und vor allem: gelesen werden


Donnerstag, 10. Dezember 2009

Fies. Ganz fies.


Eigentlich wollte ich zu den Vorfällen rund um das Spiel der Eintracht gegen Mainz nichts weiter schreiben, als hier geschrieben steht. Aber gut; es gab das ein oder andere, was man durchaus hätte näher beleuchten können - und dieses Beleuchten gipfelte in einem Kommentar der Nürnberger Nachrichten; einen Auszug seht ihr hier als Screenshot:

Was hat sich eigentlich zugetragen, während des Spiels? Die Eintracht hatte Mainz 05 glücklich aber nicht unverdient mit 2:0 besiegt; es gab einige hitzige Wortgefechte, das ein oder andere Foul, mehrere Gelbe und eine Gelb-Rote Karte, obgleich es alles andere als ein überhartes oder unfaires Spiel war. Im Anschluss an die Partie reckte der Mainzer Stürmer Arisitide Bancé seinen Mittelfinger in die Luft. Soweit - so gut könnte man meinen.

In Interviews erwiesen sich Manager und Trainer von FSV Mainz 05 als schlechte Verlierer, anders als der Mainzer Kapitän Hoogland, der in einem Interview nach Spielende die Dinge abhakte. Während Heidel über Frankfurts Spieler Maik Franz herzog, brachte Trainer Tuchel den Schiedsrichter ins Gespräch, der jedoch alles andere als eine skandalöse Leistung ablieferte. Die Ampelkarte für Amri kann man geben, wiederholtes Foulspiel, taktisches Foul im Mittelfeld etcpp. - also alles im grünen Bereich. Wenn Narren jammern, rinnt die Schminke, heraus kommt ein Gesicht. Kein Schönes.

Richtig böse wurde es erst in den Tagen danach, als von Mainzer Seite zum Schutze Bancés Maik Franz rassistische Äußerungen unterstellt wurden; ein gewagter - und wie sich am End herausstellte ein unhaltbarer Vorwurf. Maik Franz wurde vom Sportgericht freigesprochen; niemand konnte die Unterstellungen belegen - aber wie so oft: wirf mit Dreck, es wird schon etwas hängen bleiben.

Mainz 05 hatte Angst; Angst davor, dass der Spieler Bancé, der schon im Trikot der Offenbacher Kickers zu merkwürdigen Gesten neigte und zudem außerhalb des Platzes nach vorausgegangener Provokation eine Frau geschlagen hatte, als Rabauke kategorisiert und länger gesperrt wird. Durch die inszenierte Relativierung des Vorgehen Bancés durch vermeintlich rassistische Provokation erhofften sich die Verantwortlichen Strafmilderung - und nahmen dabei die Stigmatisierung von Franz als Rassist in Kauf; ein perfides Vorgehen. Ein schmutziges Vorgehen.

Dass im End aber der Spieler Bancé auf Grund seines Mittelfingers nicht gesperrt wird, halte ich für völlig in Ordnung - da hätte es auch die perfide Vorgehensweise der Mainzer nicht gebraucht. Klar, so etwas macht man nicht - aber mein Gott, es war ein Fußballspiel, Bancé hatte keinen Stich gemacht, war entnervt und verärgert, so what? 6.000 Euro Geldstrafe, ein Profi wird es verschmerzen; die Sache ist abgehakt könnte man meinen, freuen wir uns aufs Rückspiel.

Und dann kommt oben gezeigter Screenshot aus Nürnberg ins Spiel, beginnend mit der Überschrift: Täter Franz. Dass die weltliche Gerichtsbarkeit ein wenig anders entschieden hat, spielt für W. Laaß keine Rolle, da versagt kurzerhand die DFB-Justiz. Da braucht es keine Beweise; keine Zeugen. Laaß behauptet einfach mal, Franz habe Bancé mit fiesen Tritten und fiesen Gesten provoziert. Dass nachweislich kein einziger Tritt von Franz im Spiel zu sehen war, auch dies spielt keine Rolle, ebenso wenig wie eine fiese Geste, was immer das sein soll. Und das Bancé Franz geschubst hat (in der Szene an der Bande) wird mirnichts, dirnichts ins Gegenteil verkehrt. Großartig.

Dass aber noch immer von rassistischen Äußerungen die Rede ist, elegant mit angeblich gemildert, der Begriff aber dennoch trotz anders lautendem Urteil erneut verwendet wird, ist eine demagogische Unverschämtheit zum Zwecke den Spieler Franz zu desavouieren. Welche Motivation hinter solchen Kommentaren steckt bleibt fraglich; vor allem wenn absichtliche Lügen wie die fiesen Tritte Verwendung finden. Aber vielleicht hält Laaß nur dem Spieler Bancé die Stange, so vom Nürnberger zum Mainzer Stürmer.

Sonntag, 6. Dezember 2009

Whatever works!


Samstag Morgen, ich liege auf dem Sofa, rotze vor mich hin und draußen dreht die Welt ihre Runden; noch weiß ich nicht, ob ich es ins Stadion packe. Derbyfieber? Derby? Gegen Mainz? Derby, das ist FSV Frankfurt gegen die Eintracht, so haben es die Großväter erlebt. Jener FSV der 1925 als erste Frankfurter Mannschaft das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreicht hatte. Derby, das ist Eintracht Frankfurt gegen Kickers Offenbach. Jene Kickers, die 1959 unseren Sieg im Finale in Berlin als Gegner versüßten. So haben es die Väter erlebt. Aber Mainz? Eine Bereicherung für die Liga ... wird gerne kolportiert - gemeint ist damit eine Bereicherung für die Medien; eine Bereicherung für den Mainzer Sender ZDF um genau zu sein, dazu später mehr.

In Woody Allens neuem Film Whatever works gibt es eine kurze Szene, in der die naive junge Melodie dem alternden Boris vorschlägt, irgendwohin zu gehen, wo es Spaß macht. Die sarkastische Antwort lautet mit Fragezeichen versehen: Ins Holocaustmuseum?

Wenn es funktioniert.

Es regnet, der BvB hat den Club mit 4:0 abgefidelt, Stuttgart kam über ein 1:1 gegen den VfL Bochum nicht hinaus und Hannover trotzte Bayer ein Pünktchen ab. Na gut, ich ziehe mich warm an, Stau auf der A661, Pia fährt, ich maule wegen der Fahrbahnverengung und rotze.

Louisa, Daddy ist schon da. Dunkel, Regen. Das Fanhaus liegt verlassen an den Gleisen, wir marschieren durch den Wald, nehmen beim Bratwurst-Walter eine Wurst und ein Bier, passieren erstaunlich flott den Eingang, und entern den Block: 41 G, wie immer. Die Kurve singt Im Herzen von Europa, einige tragen Nikolausmützen andere Hoffnung.

Anpfiff. Die Eintracht im Schwarz-Rot, die anderen in Grün; Fußball. Es geht hin und her, in der Mainzer Kurve wedeln fünf Fähnchen, später raucht es und der ein oder andere Karnevals-Bengalo illuminiert die Arena. So es Frankfurter gewesen wären, hätte es gehießen: unbelehrbare Chaoten, die sich nicht für Fußball interessieren; da es aber im hiesigen Falle die netten Mainzer waren, heißt es später im ZDF: Super Stimmung. Der Mainzer Torhüter Heinz Müller, geboren in Frankfurt, pariert großartig einen Kopfball von Liberopoulos; im Gegenzug hält Nikolov einen Schuß von Bancé, den Abpraller versemmelt Amri.

Super Stimmung. Die gab es dann in der 29. Minute, als Marco Russ einen weiten Ball in den Strafraum schlug und Maik Franz, der bis dato mit Bancé seinen Spaß hatte in den Ball rutschte und zum viel umjubelten 1:0 für die Eintracht traf. Narhallamarsch.

Fußball, Meier rackerte, Ochs machte Dampf, Korkmaz wuselte und Maik Franz gab alles; ließ sich nichts gefallen und sorgte für die Momente, die den Fan mitreißen und die den Fußball mit den Emotionen versehen, die uns die Zeit vergessen lassen.

In Halbzeit Zwei nahm Mainz das Zepter in die Hand; der hochgelobte Ivanschitz duschte sich bereits und die Eintracht wehrte sich halbherzig gegen die Mainzer Angriffe; hatte Glück, dass sich Bungert und Hoogland bei einem Kopfball gegenseitig behinderten. Selbst als Amri mit Gelb-Rot vom Platz musste, dem Schiedsrichter Beifall klatschte und Bajramovic den Ball aus der Hand schlug, konnte die Eintracht zunächst nicht dominieren. Nikolov wehrte einen erneuten Kopfball in letzter Sekunde ab; Franz wurde von einem Mainzer am Kopf getroffen, blieb liegen; mehrfache Rudelbildung sorgte für heitere Rufe aus der Frankfurter Ecke. Franz und Bancé, Franz und Pekovic; man muss zeigen, wer Herr im Hause ist. Whatever works. Verreck, verreck, Mainzer Dreck ...

In den letzten Minuten konterte die Eintracht endlich so, wie es sich für Elf gegen Zehn gehört und als der kurz vor Ende eingewechselte Teber schön per Hacke auf Ochs verlängerte, dieser nach vorne flitzte und dann clever auf Meier ablegte, der überlegt ins lange Eck schob, war in der 90. Minute der Geck erlegt; Narhallamarsch zum Zweiten.

Die Mainzer Humba fiel aus, die Einracht hatte ihren Job erledigt und die Medienwelt ihre Bilder. Feindbilder.

Wir trafen Kid: trotz Rotz und Kopfweh hatte es sich gelohnt, ins Stadion zu gehen waren wir uns einig - und auch in der Sicht der Dinge, dass wir in der ersten Hälfte Fußball gesehen hatten.

Vor dem Stadion hielt ein Reporter des "Bewusstlos durch den Vormittag-Senders" FFH einigen Eintrachtfans das Mikro unter die Nase, die würdelos den Blutsauger umtanzten anstatt diejenigen zu ignorieren, die stets dann präsent sind wenn Spektakel erhofft wird. Gegen Wolfsburg sind sie dann wieder auf dem Weihnachtsmarkt. Last Christmas und so.

Szenenwechsel, Sofa feat. Rotz.

Zweites Deutsches Fernsehen. Ansässig in Faschingshausen, verantwortlich für die Berichterstattung im Sinne der hiesigen Fußballer; zu Gast Formel1 Fahrer Sebastian Vettel, gebürtiger Heppenheimer und bekanntermaßen Eintrachtfan sowie Thomas Tuchel, Mainzer Übungsleiter - auch durchgehend als Sänger einer Hamburger Band der 90er Jahre.

Vettel überreichte Tuchel ein Präsent; einen Becher vom Spieltag mit der schriftlichen Erinnerung an das Ergebnis des heutigen Tages. Moderator Steinbrecher fragte den Formel1 Helden nahezu verständnislos wie man denn Eintrachtfan wird; mit dem gleichen Duktus hätte er auch fragen können, wehalb man denn Affenhirn essen würde. Der gute Mensch sollte von Geburt an Mainzfan werden, so lieb so nett und so drollig die Kerlchen; da übersieht man gerne einen gestreckten Mittelfinger von Bancé nach Spielende oder die Tatsache, dass aus der Mainzerfankurve wie eingangs erwähnt Rauch und Bengalos aufstiegen. Nicht, dass es mich groß stören würde, alleine die Doppelmoral Superstimmung versus unbelehrbare Chaoten je nach Gusto irritiert gewaltig.

Tuchel durfte sich über vermeintliche Ungerechtigkeiten ausweinen, Steinbrecher triefte vor Verständnis und so langsam können wir zur Normalität zurückkehren. Die heißt im Frankfurter Falle nächste Woche Hoffenheim und das Schlimmste ist zu befürchten: Hier die lustigen Hoppes und dort die bösen Franzfurter; wir, die schwarzgekleideten Fußballdesinterssierten Unbelehrbaren. Ich entschuldige mich schon jetzt für meine kommenden Entgleisungen.

Dass die Frankfurter Rundschau zum Spiel gegen Mainz Franz zum Buhman machen will, einen schmutzigen Sieg gesehen haben will und einen Mainzer unwidersprocen mit den Worten zitiert: Der Mainzer Manager Christian Heidel war zutiefst erschüttert vom Auftreten des Frankfurter Verteidigers passt ins Bild.

Nein, es war nicht schmutzig meine Herren; niemand hat an den Haaren gezogen, niemand hat hinterhältig gefoult, keiner ging auf die Knochen und kein Ellbogencheck war zu sehen. Das wäre schmutzig. Es war ein Fußballspiel; ein emotionales Fußballspiel - und es ist nicht Aufgabe der Medien, einen Spieler, der alles für die Eintracht getan hat, ohne unfair zu sein, durch den Dreck zu ziehen; schon gar nicht die Aufgabe der Frankfurter Medien.

Aber das könnte nach dem 2:0 gegen ZDF Mainz 05 auch egal sein. Ich habe es gestern schon geschrieben: Danke an die, die es möglich gemacht haben. Danke Maik Franz, danke Alex Meier aber auch Dank an Patrick Ochs, Oka Nikolov, Ümit Korkmaz, Marco Russ, Christoph Spycher, Nikos Liberopoulos, Zlatan Bajramovic, Pirmin Schwegler, Chris, Benny Köhler und Selim Teber.

Heute Morgen wehte noch der Geist des Sieges durch das Frankfurter Stadion; gleich, am Bornheimer Hang wird ein anderer im Mittelpunkt stehen: Christoph Preuß. Und darauf freue ich mich.



Whatever works.

Danke!


Eintracht Frankfurt - ZDF Mainz 05 2:0


1:0 Franz 29.

2:0 Meier 90.


Danke!




Die Autogrammkarte stamt vom Eintracht-Archiv. Woher sonst?

Montag, 2. November 2009

Eintracht Franzfurt - VfL Bochum 2:1


Augenhöhe.

Um mit dem PKW in ein Fußballstadion, namentlich hier in Frankfurt zu kommen, brauchst du:

Einen PKW
Einen Führerschein
Einen Fahrzeugschein
Eine TÜV-Plakette
Einen Anwohnerausweis (Home)
Eine ASU-Plakette
Eine Umweltzonenplakette
Und für den Nah-am-Stadion-Parker: Einen Parkschein.

Eine Eintrittskarte
Einen Mitgliedsausweis/Fanclubkarte
Einen Lichtbildausweis
Für den Durst eine Geldkarte "Just Pay"

sowie jede Menge Menschen, die all die Karten und Plaketten organisieren, kontrollieren und verwalten. Das heißt Fortschritt und ist gut. Oder?

Die Geldkarte für das Stadion spare ich mir; dennoch reichlich viel Bürokratie für einfache Tätigkeiten wie Autofahren oder Fußballgucken. Dazu kommt die Warterei am Eingang sowie das mal mehr oder mal weniger höfliche Abgetastet-werden. Dafür nehmen wir gerne alljährliche Preiserhöhungen in Kauf; es dient ja unserer Sicherheit. Dass es beim Spiel gegen den VfB Stuttgart vor einigen Wochen dennoch rauchte und böllerte darf dabei nicht verwundern; wer will kann jederzeit Material aller Art ins Stadion bringen - die Einlasskontrollen, die auch vor Kindern nicht halt machen, können gar nicht perfekt sein; zumal das Stadion unter der Woche geöffnet hat und jeder im weiten Rund zwischen den Bäumen was auch immer verstecken kann.

Zum Sport:


Die Eintracht begann gegen den VfL Bochum, dessen Trainer Heiko Herrlich erstmals auf der Bank saß, mit Caio, Teber und Liberopoulos an Stelle von Bajramovic, Steinhöfer und Fenin. Also wieder nichts mit Sebastian Jung. 37.500 Zuschauer sahen eine bemühte Eintracht, die sich Chancen herausspielte, die Liberopoulos knapp vergab. Schwache Bochumer versuchten zwar den ein oder anderen Nadelstich zu setzen, kamen aber nicht zwingend vor das von Nikolov gehütete Tor der Eintracht. In der 14. Minute erzielte Caio per Freistoß das 1:0, der Ball setzte kurz im Strafraum auf und zappelte im Netz. Schön.

Trotz aller optischer Überlegenheit schaffte es die Eintracht nicht, Bochum unter Druck zu setzen, zu bewegungsarm das Spiel - dennoch fiel höchst überraschend der Ausgleich; Epalle hatte viel Zeit zum Flanken, ein Bochumer verpasste und Maik Franz lenkte den Ball über Nikolov ins eigene Netz. Wenig später flimmerte über den Videowürfel eine Statistik: Torschüsse Frankfurt: 5, Torschüsse Bochum: 0. Spielstand: 1:1. Das muss erst mal einer nachmachen.

Franz konnte kaum glauben, was das Schicksal in dieser Woche mit ihm vor hatte; nach den drei Klöpsen gegen die Bayern nun der nächste; obgleich die Situation weniger dämlich als unglücklich war.

Im Verlauf der ersten Hälfte agierten Ochs und Schwegler engagiert; Spycher, Meier und Teber unglücklich und Caio - Caio hatte die nächste Chance, als er einen Ball schön annahm, aber über das Tor schluppte. Halbzeit.

In der zweiten Hälfte versuchte die Eintracht zu kombinieren; Ochs und Franz hatten über Außen viel Raum aber erst eine Ecke, von Ochs getreten, von Chris verlängert und von Franz, ausgerechnet Franz, per Kopf ins Tor befördert, brachte die verdiente Führung. Unsere Jungs freuten sich - bis Franz den davon eilenden Sestak kurz checkte und der herauslaufende Nikolov am Sechzehner dabei unsanft zu Boden ging. Fährmann machte sich bereit, aber Nikolov konnte unter dem Beifall der Fans weitermachen. Viel zu tun hatte er nicht; Bochum zeigte das graueste Grau - doch konnte die Eintracht von Glück reden, als Klimowicz aus wenigen Metern völlig frei am Tor vorbei köpfte. Meier hatte auf Seiten der Frankfurter noch eine schöne Chance, schob aber knapp am Kasten vorbei.

Ab der 80. Minute kickte der VfL zu Zehnt weiter, Ono sah binnen einer Minute zweimal die gelbe Karte und ersparte sich den Auftritt vor der Kurve nach Spielende. Relativ ungefährdet brachte die Eintracht das 2:1 über die Runden; es war kein glanzvoller aber eminent wichtiger Sieg, der durchaus hätte höher ausfallen müssen. Insgesamt vermisste ich Bewegung bei eigenem Ballbesitz; Druck und unbedingter Wille konnte man bei Ochs und Schwegler, auch bei Franz wahrnehmen; weshalb Spycher Kapitän dieser Mannschaft ist, erschließt sich mir nicht so ganz und hinzugefügt sei noch, dass unsere U23 am Tag zuvor gegen die Spvgg Weiden am Bornheimer Hang mit 5:0 gesiegt hatte. Vier Treffer erzielte Martin Hess, einer ging auf das Konto von Marcel Heller - und somit schob sich das Team von Trainer Frank Leicht nach vier Siegen aus den letzten vier Spielen und dabei erzielten 16:2 Treffern auf den vierten Platz der Regionalliga Süd. Die große Eintracht bleibt mit 16 Punkten auf Rang neun - drei Punkte hinter den ganz großen Bayern.

Ausgerechnet.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

Kampf für Glanz und Gloria


Eintracht Frankfurt - Bayern München 0:4

Beginnen wir mit dem Besten. Zu Beginn des Spiels inszenierte die Eintracht-Kurve eine Choreo mit dem Banner Kampf für Glanz und Gloria. Das Stadion war ausverkauft und die Partie wurde live im Arme-Leute-TV übertragen. Mit knapper Verspätung begann das Spiel, das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Bayern München. Ziel: Berlin.
Was dann folgte, war eine Blamage allererster Güte.

Noch in der letzten Saison hatte die Eintracht in München desaströs mit o:4 verloren, ebenso in Dortmund - gegen Werder Bremen hieß es gar zweimal 0:5. Die Folgen sind bekannt, die Volksseele tobte, forderte vehement die Entlassung des Trainers und den Einsatz des Spielers Caio. Erfolgreich, wie sich am Ende herausstellte. Funkel musste gehen, Skibbe kam und Caio durfte spielen. Trainer Michael Skibbe in der FR im Juli 2009:

Aber es wird besser und besser. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als in der letzten Saison und auch als in den ersten Wochen der Vorbereitung. Da bin ich mir ganz sicher.

Ich habe jetzt ganz genau hingeguckt; gegen Nürnberg, gegen Stuttgart, in Gelsenkirchen, in München und vor allem beim gestrigen Heimspiel. Was ich sah war eine Eintracht, die sich im Vergleich zur letzten Saison kein Stück geändert hat; wir haben gegen Zweit- und Drittligisten sowie gegenüber den (anderen) grauen Mäusen der Bundesliga jederzeit eine Chance zu gewinnen, während gegen ambitionierte Teams die Defizite augenscheinlich sind. Funkel hat dies genau so formuliert; Skibbe wollte durch anderen Sprachgebrauch eine Euphorie erzeugen, die Sand in die Augen derer gestreut hat, welche eine woher auch immer kommende Sehnsucht nach attraktivem Fußball verspürt haben.

Wo anfangen. Beginnen wir mit dem Spiel des VFL Osnabrück gegen Dortmund. Dort war ein Mann dabei, den Eintracht Frankfurt vor der Saison 2008/2009 aus Emden geholt hat; Alexander Krük, derzeit ausgeliehen nach Osnabrück. Osnabrück ist Drittligist - und steht anders als unsere Eintracht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Ob Alex uns in der derzeitigen Situation weiter helfen würde, bleibt fraglich. Dies gilt ebenso für Leonard Kweuke, der nach einem halben Jahr in Frankfurt nun in Cottbus spielt. [edit: Bellaid, auch kein Schnäppchen kick derzeit in Straßbourg] Nikola Petkovic spielt gar nicht und Caio, einer der teuersten Einkäufe der Eintrachthistorie spielt kaum; durchaus begründet. Ümit Korkmaz spielt derzeit vorwiegend Regionalliga. Man kann nicht gerade von einem glücklichen Händchen bei den Neuverpflichtungen sprechen, wenn es um eher unbekannte Spieler geht; was Franz, Schwegler und Teber können - oder auch nicht, war hingegen aus Jahren der Bundesliga bekannt, um diese zu entdecken braucht es kein Scoutingsystem, da reichte Premiere völlig aus.

Mittlerweile sollten diejenigen, welche über Monate vehement die Entlassung von Funkel und den Einsatz von Caio gefordert haben, auf Knien Abbitte leisten. Ein Jahr voller Hass - nun dürften es auch die letzten begriffen haben: An Funkel hat das seltsame Auftreten des letzten Jahres nicht gelegen, auch wenn der Mann Fehler gemacht hat; er hat ohne zu Murren mit den vorhandenen Spielern versucht, das Beste heraus zu holen - es hatte immerhin für den Klassenerhalt gereicht. Und das wird weiterhin das (Mindest)Ziel der Eintracht sein müssen; zumindest solange die Investitionen nicht in den dreistelligen Millionenbereich gehen - und wenn schon, dann bitte mit einem jungem Team, das uns wieder mitreißt.

Wenn Eintracht Frankfurt in einem Achtelfinale vor über 50.000 Zuschauern und Millionen an den Bildschirmen sich so von den Bayern vorführen lässt und nur Dank der Gnade des Gegners nicht zweistellig verliert, dann laufen Dinge grundlegend falsch.

Es beginnt mit dem öffentlichen Scharmützel zwischen Bruchhagen und Skibbe. Wenn sich Heribert Bruchhagen öffentlich äußert, dann muss ich auch öffentlich meine Meinung vertreten ... sagte Michael Skibbe. Er wäre als Angestellter des Vereins besser beraten, die Klappe zu halten und seine Mannschaft auf dem Platz so einzustellen, dass die Leistung für sich spricht. Da dies nicht gelingt, muss er sich hinterfragen, weshalb nicht. Die Bayern hatten meterweise Platz, Bälle anzunehmen und in aller Ruhe weiter zu spielen. Grundlegende Aufgaben wurden nicht umgesetzt, kein Pressing, kein Doppeln, kein Verschieben. Kein Wille. Individuelle Fehler passieren, keine Frage; ich will hier nicht den Stab über Franz brechen, wenn er es nicht ist, dann ein anderer - aber die gesamte Haltung des Teams spricht nicht dafür, sich für eine längere Beschäftigung bei Eintracht Frankfurt anzubieten. Unsere Zukunft besteht aus Ralf Fährmann, Sebastian Jung, Marcel Titsch-Rivero, Cenk Tosun, Marcos Alvarez; wenn sie gesund sind, lasst sie spielen. Und aus der Beantwortung der Frage, wie Eintracht Frankfurt fürderhin Tore erzielen will. Die einzige Antwort lautet derzeit absurderweise: Standard Steinhöfer. Oder aber: irgendwie durchwurschteln, bis Meier oder Libero irgendwie abstauben; für Systemfußball ist das zu wenig. Über Außen geht nichts; wie sieht die Raumaufteilung bei Angriffen aus, wer bewegt sich wohin. Oder besser: Wer bewegt sich? Ochs; der bewegt sich, klar - aber wer ist in seiner Nähe? Wie will man ein Spiel gewinnen mit gefühlten acht Sechsern und zwei Stürmern, die sich in der Mitte tummeln. Müssen. Weshalb bekommt der junge Heller keine Chance, sich zu beweisen? Er hat zumindest die Schnelligkeit, sich über Außen durchzusetzen; könnte Akzente setzen. Wenn schon verlieren, dann wenigstens mit Leidenschaft und Herzblut.

Alles muss auf den Prüfstand; es beginnt beim Scouting, geht weiter bei der Außendarstellung, über die Torhüterposition und über die Einstellung der Mannschaft. Wenn schon keine grandiosen Einzelkicker für die Eintracht auflaufen, dann kann das Spiel nur über Teamgeist funktionieren; über den Willen, sich zu zerreißen. Die derzeitigen Akteure haben eine Choreo und einen Support wie beim gestrigen Spiel nicht verdient. Und wir haben haben es nicht verdient, uns so vorführen zu lassen. Ihr habt uns blamiert. Kampf für Glanz und Gloria. Dankeschön. Und geht mir fort mit Lincoln.

Nachtrag:

Mein Respekt an Maik Franz!

Montag, 26. Oktober 2009

Samstags in Frankfurt


Normalerweise beginnt ein Blogeintrag nach einem Auswärtsspiel der Eintracht mit einem Heimspiel in ...

Heute nicht, der Grund ist simpel: Ich war nicht da. München und Fußball, das ist etwas für Junggesellenabschiedsfeierer oder Frauen mit Hut feat. Krähenfeder - oder ein Fest für die ganze Familie. Ich habe mir das Schlauchboot zweimal gegeben, einmal in Rot, das war grausam und einmal in Blau, das war annehmbar. Blau fällt für's Erste aus, also heißt es: TV.

Noch am Morgen fiel mir etwas ganz anderes in die Hände; ich möchte es euch nicht vor enthalten:

Da war der Tag noch lustig. Der silberne Golf kam auch ins Spiel, die Reise jedoch war kurz: Nordend, Neu Isenburg, Sachsenhausen. Es herbstelte, aber ich kann es nicht lassen - anstatt weltvergessen durch einen Wald zu wandeln, dem Farbwandel der Natur zu zu sehen und meinen Kopf innwendig zu reinigen, hockte ich inmitten etlicher anderer Freaks in einer Spelunke in Frankfurt und starrte auf eine Leinwand. Leicht irritiert nahm ich die Aufstellung der Eintracht zur Kenntnis; Ochs im Mittelfeld, Chris in der Innenverteidigung und Franz als rechter Verteidiger; Schwegler, Bajramovic mit Teber im Mittelfeld, Spycher und Russ wie gehabt auf Links bzw Innen. Blieben noch Meier und Liberopoulos für ganz vorne und Nikolov für ganz hinten. Die Ansage unter Funkel wäre klar gewesen: Bitte nicht zweistellig verlieren; Skibbe verkaufte uns dies anders: Wir wollen mindestens einen Punkt holen.

Es kam, wie es kommen musste, während der gesamten ersten 45 Minuten tauchte die Eintracht kein einziges Mal im Strafraum der Bayern auf, während diese einen Stiefel zusammen rumpelten, dass der Bayernkunde ab Minute 38 zu pfeifen begann. Dies änderte jedoch nichts daran, dass es gut und gerne zur Pause 3:0 hätte stehen können. Apropos Stehen können: Dies könnte ein Stichwort für den Spieler Thomas Müller sein: Der hoch gelobte Bayern Jungstar segelte ein ums andere Mal ohne jegliche Feindberührung über das Spielfeld, dass er in meiner Hassliste den Ex-Bremer Diego ablöste und sich fortan Platz eins mit Marin teilen darf. Man hätte es Maik Franz nicht verübeln können, wenn er nachträglich noch dafür gesorgt hätte, dem Schnösel einen Grund für seine Fallsucht zu geben. Aber Franz hatte sich im Griff.

Der erste Höhepunkt in Halbzeit zwei war eine SMS von Roland, der unsere U23 in Wiesbaden beim Regionalligaspiel bei Wehen II gesehen hatte und mich von dem 5:1 Auswärtssieg der Eintracht in Kenntnis setzte, der zweite Höhepunkt die sensationelle Führung der Eintracht; Ochs auf Meier und der Lange wuppte das Bällchen an Butt vorbei ins Netz. Unverdient aber egal. Nur wenig später pfiff Schiedsrichter Dr. Jochen Drees Alex Meier auf dem Weg zum 2:0 harsch zurück, er hatte als einziger unsere 14 im Abseits gesehen - in einer Zeit, als die Eintracht tatsächlich Fußball spielte und sich durch Ochs noch eine weitere Chance erarbeitet hatte.
Wenig später konnte Nikolov einen Ball im Strafraum nicht sichern und prompt schob Robben, wenige Minuten zuvor eingewechselt, zum Ausgleich ein. Und als aus Zittern ein Beten wurde, trat uns der liebe Gott in den Hintern, derweil van Buyten zum Siegtreffer der Bayern einköpfte. Abpfiff, verloren, aus und vorbei.

Teber wusste wohl selbst nicht, weshalb er durchgespielt hatte; Oka wird nicht mehr viele Spiele für die Eintracht machen, während Maik Franz für mich zum Liebling des Tages wurde. Klar ist aber eines: Geändert hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel. Der alte Trainer sagte, wie es war, der neue was er glaubt, was gerne gehört wird. Entscheidend aber ist noch immer auf dem Platz. Nichts Neues also; Mittwoch geht's weiter. Dann allerdings ohne die Männchen, die in München ganz in Weiß auf der Tribüne platziert werden - und zwar so, dass sie das Logo eine Telekommunikations-Unternehmens nachbilden.

Noch jetzt weiß ich nicht, wo ich beginnen und wo enden soll - mit Ärgern. Das beste ist, ich halte die Klappe und schaue mir nachher Christoph Preuß im Mannschaftstraining an. Was bliebe sonst zu tun?

Sonntag, 13. September 2009

Heimspiel in Freiburg


Lange ist's her, dass die Eintracht in Freiburg gespielt hat, der Trainer hieß damals Reimann, der Spieler Bajramovic kickte für die Freiburger und Cha für die Eintracht während Schiedsrichter Fröhlich einen derartigen Unfug zusammen pfiff, dass die Eintracht keine andere Wahl hatte, als mit 0:1 zu verlieren - was einem Kumpel von mir das Handy kostete.
 
Knapp sechs Jahre sind seither vergangen - und vieles hat sich verändert; einiges ist gleich geblieben - so zum Beispiel die Option, eine Fahrt nach Freiburg mit einem Ausflug zu Freunden zu verbinden.
 
Freitag, 11.09.2009
 
Etwas später als geplant rollt ein silberner Golf durch die Baustelle der Friedberger Landstraße, das schwarze Badeentchen lugt aus der Beifahrerseite in den sonnigkühlen Tag, die letzten Stunden des Sommers sind angebrochen. Über den Frankfurter Flughafen geht's auf die A5, hinter uns Frankfurt im Rückspiegel und vor uns der Highway.
 .
hang up the chick habit
hang it up, daddy,
or you'll be alone in a quick
hang up the chick habit
hang it up, daddy,
or you'll never get another fix 
 
Lässig spulten wir die Kilometer runter, ebenso lässig und fast so cool wie die Mädels in Death Proof flogen die Köpfe zur Musik hin und her bis wir auf einem kleinen Parkplatz einen kurzen Stopp einlegten. Fliegwiese, kein guter Platz um länger als nötig zu verweilen. Für uns. Für andere mag dies anders aussehen, die an die Wände gekritzelten Sprüche zeugen von reger Kommunikation. Auf dem Parkplatzschild pappt ein Aufkleber des infernalischen SV Wehen - ob ein Zusammenhang besteht, scheint unklar.
 
Dave Dee, Dozy, Beaky Mick and Tich schrammeln hold tight, Heidelberg, Karlsruhe, Baden Baden - Oos. In Baden Baden-Oos wurde zu Beginn der Siebziger ein Video zu Barry Ryans Song Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt gedreht, Zeit für uns die A5 zu verlassen; Zeit, gemütlich durch den Schwarzwald zu cruisen. Wir schlängeln durch Baden Baden und rollen auf die Schwarzwaldhochstraße, die 75 PS des Golfs haben nun kräftig zu arbeiten, Mink deVille unterstützte ihn dabei:

Nebel zerwaberte die Täler des Schwarzwaldes, Ausflügler und Touristen sind rar an diesem Freitag, von Zeit zu Zeit fuhren wir rechts ran, ließen einen flotten Einheimischen überholen und spielten akinator. Das Spiel ist ganz einfach, einer denkt sich eine Figur aus (Idefix, Bruce Springsteen, Jack the Ripper, etc ) und der andere muss Fragen stellen, die mit ja, nein, teilweise, nicht wirklich oder weiß nicht beantwortet werden - bis man auf den Trichter kommt, wer gemeint ist. Ich denke, ich finde es lustiger als Pia, die aber tapfer mitspielt. Wir raten nacheinander Fritz Becker, die Runkelroiweroppmaschin oder Rex Gildo. Die Schwarzwaldtäler ziehen vorüber und bieten fantastische Ausblicke, die Orte heißen Zuflucht oder Kniebis und wer weiß, ob nicht in einem der Täler der Holländer Michel dem Kohlenmunk-Peter das kalte Herz angedreht hat.
 
Mittlerweile nagte der Hunger, allein die Suche nach einem Metzger gestaltete sich schwierig, selbst als wir die Höhe des Schwarzwaldes verlassen ist die Mittagsruhe in jener Gegend ein hohes Gut, bloß Holz, das hätten wir in rauen Mengen kaufen können. Wie ausgestorben reihten sich die Ortschaften aneinander, auf Papptafeln warb Herr Fuchtel um Wählerstimmen; jener Herr Fuchtel, dessen Webseite derzeit von Google als gefährlich eingestuft wird und der sich ganz bestimmt nicht die Haare färbt, was aber völlig egal ist.
 
Wolfach. Die Kinzig mäandert durchs Tal und wir parkten den Golf am Straßenrand um zu Fuß den Metzger zu finden, den es doch hier irgendwo geben muss. Ein langes Floß harrte im Wasser einem kommendem Fest, Touristen schlenderten die Hauptstraße entlang und wir entschieden uns zu guter Letzt dann doch für einen Bäcker, der jedoch auch Fleischkäs'weck im Angebot hatte und so geht ein großer Dank an die Stadtbäckerei Schmieder, die uns dem Hungertod entriss.
 
Keine fünf Minuten später entdeckten wir eine Metzgerei - es war ja nicht anders zu erwarten, wir aber gönnten uns ein Eis und zöckelten dann weiter in Richtung Emmendingen, der ersten Etappe unserer Reise. Wir überquerten binnen weniger Minuten mindestens fünf mal die Kinzig während Pia noch souverän Mike den Stuntman erriet und schon parkten wir den Golf und klingelten bei unseren Freunden. Das Gastgeschenk, unter Anderem ein schwarzes Badeentchen sorgte für Gelächter.
 
Samstag, 12.09.2009
 
Nach dem Besuch des kleinen Marktes in Emmendingen und einem kleinen Schwatz mit Yorick, der tapfer eingelegte Oliven und Schafskäse verkaufte und mit Lea, die nebenan Obst und Gemüse unters Volk brachte sowie einer eingelösten Wettschuld in Form einer Rolle Smarties für Keshia verließen wir den Platz. Nebenan wurde eine Bühne für den bevorstehenden Auftritt des Ministerpräsidenten hergerichtet, während alle anderen Parteien origineller Weise Luftballons verteilten. Eine Wahl scheint bevor zu stehen.
 
Kurze Zeit später rollten wir über die Elz nach Freiburg. Wir umkurvten die Innenstadt mit dem Ziel, nahe der Schwarzwaldstraße zu parken und dann die restlichen Meter zu laufen - ein tückisches Unterfangen, denn in dem Wohngebiet war Parken nur mit Parkschein erlaubt und das Verlassen des Wohngebietes endete kurz und schmerzlos auf einer Autostraße die in einem Tunnel mündete, der uns aus der Stadt hinaus führte. Ein weiter Tunnel folgte und alsbald blieb uns nichts anderes übrig, als eine Ehrenrunde zu drehen und einen erneuten Versuch zu wagen, der erfolgreicher verlief.
Ein Tannenzäpfle später marschierten wir an der Dreisam entlang Richtung Stadion. Das Flüsslein perlte über Steine, ab und an lag jemand im Gras und schlief während der ein oder andere Anhänger des Sportclubs gleichfalls am Wasser zum Sport wanderte.
 
Bald ragte das Flutlicht in die Höhe, das Stadion, etliche Jahre nach dem Fluss benannt heißt nun nach einem Energieversorger und wird malerisch umrahmt vom Schwarzwald. Im Biergarten nebenan hockten Freiburger und Frankfurter beisammen, tranken Bier und schwatzen, während nur ein paar Meter entfernt die wirkliche Welt wartete, Polizeiwagen reihte sich an Polizeiwagen während ich nach Ina suchte, die noch unsere Tickets hatte. Ein Hallo hier, ein Guude dort und schon hockten wir wieder bei einem Schöppchen beisammen. Koi war unterwegs, ebenso wie die Sossenheimer (ja, wir sind's wirklich) oder die Griesheimer, die Nieder oder die Geiselgangster wie die Ultras, all die Bekloppten, die Woche für Woche durch die Republik reisen, um immer wieder den gleichen Polizeiwagen und -taktiken ins Gesicht zu glotzen.
 
Freiburg ist bekanntlich ein hartes Pflaster, zumindest was den Besuch von Fußballspielen angeht - als Gästefan. Irgendwie müssen die glauben, dass die Frankfurter gleich hinter den Taliban verantwortlich für das Übel in der Welt seien, entsprechend die Eingangskontrollen; entsprechend der Empfang. Da wir keine Lust hatten, uns stundenlang vor dem Einlass in Menschentrauben zu stürzen, warteten wir, bis sich das Menschenknäuel aufgelöst hatte und trafen noch auf die Geiselgangsterin die noch nicht ganz entschieden hatte, wo sie sich das Spiel anschauen soll. Pia musste ihre Schuhe beim Einlass ausziehen und als wir es
endlich nach Oben geschafft hatten, trat genau das ein, was zu befürchten war: Der Block war dermaßen überfüllt, dass es nicht wirklich möglich war, einen Blick aufs Spielfeld zu erhaschen. Zwischen Dach und Köpfen bestaunten wir die Hügel des Schwarzwaldes auf denen sich munter Windräder drehten; mit Ach und Krach erspähten wir auf der Anzeigetafel, dass Chris von Beginn an dabei war und Caio auf der Bank schmoren musste. Oberhalb der Stehränge hing ein Fernsehgerät an der Decke, so konnte man immerhin die ein oder anderen Spielszene erkennen. Da dies aber nicht das Gelbe vom Ei war, nutzte ich die Gelegenheit für einige Hintergrundgespräche, bestaunte die Mitglieder von Per Sempre die anlässlich des fünjährigen Bestehens allesamt in Hawaiihemden aufgelaufen waren und ärgerte mich darüber, dass ich in einem Fußballstadion kein Fußball sehen konnte, obgleich ich dafür bezahlt hatte. 
Da es Pia nicht anders ging, verließen wir nach der Pause den Schuppen und hockten uns nebenan in die Kneipe zu einem weintrinkenden Badener, der freundlich dem Spiel beiwohnte. Endlich Fußball. 
Peu a peu trudelten dann jede Menge Frankfurter ein, Oli hockte sich zu uns und gemeinsam bejubelten wir den Führungstreffer von Maik Franz. Es fühlte sich an, wie die gerechte Rache die Alex Meier nach Vorarbeit von Köhler noch auf die Spitze trieb. 90. Minute: 0:2. Ja. Jaa. Jaaaaa
Zwischenzeitlich hatte Nikolov zwar noch ein paar Bällchen zu halten, im End aber stand ein Auswärtssieg zu Buche, der kräftig gefeiert wurde - und so langsam kehrte die gute Laune zurück. 
 
Der Biergarten füllte sich nun zusehends und wir blieben noch eine ganze Weile, bis wir an der Dreisam zurück zum Golf wanderten. Nach einem Abschiedsessen in Emmendingen und dem Versprechen, uns bald wieder blicken zu lassen tuckerten wir über die B3 zurück auf die Autobahn. Durch die Dunkelheit rauschten wir an Offenburg vorbei, an Baden Baden und Karlsruhe, an Heidelberg und Darmstadt, über Flughafen und Miquelallee zurück in die Heimat. Todmüde blieb noch ein kurzer Blick auf die Wiederholung des Sportstudios, doch noch während Ribery seinem Trainer in die Arme hüpfte robbten wir in das Reich der Träume.
 
Heute morgen besiegte dann die U19 das Team von Darmstadt 98 mit 3:0 und holte sich endlich den ersten Saisonsieg. Trotzdem: Der Herbst kommt. Und falls ihr mal in Emmendingen seid und es ist zufällig Samstag früh, dann kauft dem jungen Mann am Stand Schafskäse und Oliven ab. Und grüßt ihn von mir.