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Dienstag, 14. Dezember 2010

Rainer Wendt über unschuldige Straftäter


Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft gab auf stadionwelt.de ein bemerkenswertes Interview zu den Themen Stadionverbot, Beteiligung der Vereine an Polizeieinsätzen und Kennzeichnungspflicht für Beamte. Dabei purzelte ein Weltbild ans Tageslicht, welches grob gerastert scheint. Kurz gesagt, Dinge, die ihm nicht passen sind das Werk linker Genossen, ansonsten ist die (Fußball)Welt eingeteilt in Straftäter und Polizisten. Indianer und Cowboy. Gut und Böse.

Bemerkenswert vor allem der Satz zum Thema Stadionverbot: Ich habe auch ganz selten Straftäter getroffen, die nicht „unschuldig“ waren.


Übersetzt heißt dies eigentlich: ich habe kaum Straftäter getroffen, die schuldig waren. Das klingt zunächst wirr. Nehmen wir wohlwollend einen Grammatikefehler an, so bliebe der Satz: Ich habe auch ganz selten Straftäter getroffen, die nicht schuldig waren. Damit dokumentiert Herr Wendt ein klares Feindbild, nämlich den Fußballfan an sich, der per sé als Straftäter gesehen wird. Ob schuldig oder unschuldig scheint nur eine Frage der Zeit. Dass jemand der unschuldig ist natürlich auch nicht als Straftäter zu bezeichenen ist, spielt dabei für Herrn Wendt keine Rolle.

Weshalb auch? So verwechselt der Herr Wendt auch gerne mal die Privatsphäre mit der Öffentlichen: Wenn Sie jemanden nicht in ihre Wohnung einladen oder hereinlassen wollen, müssen Sie das auch nicht begründen. Das ist natürlich richtig. Ein Fußballstadion ist aber keine Wohnung und wir leben hier in einem Rechtsstaat. Weshalb also sollte ein Fußballverein ohne Grund zahlende Kunden ausschließen, die sich nichts zu Schulden haben kommen lassen? Die Antwort liegt auf der Hand: Weil es der Herr Wendt gerne so hätte.

Und wenn der gute Mann schon der Ansicht ist, dass das Stadionverbot ... mit Strafverfolgung nichts zu tun (hat). Es ... im Prinzip nichts anderes als die Ausübung des Hausrechts durch die Vereine (ist) und ... von keinem Gericht durch Strafspruch bestätigt werden (muss) dann muss er sich die Frage stellen, welche Rolle denn die Polizei darin spielt. Diese wiederum empfiehlt ganz gerne mal den Vereinen, Stadionverbote auszusprechen. Mit welcher Begründung? Begründung? Das braucht doch der Herr Wendt genau so wenig wie ein Urteil - denn die Betreffenden sind ja in seinen Augen sowieso alles Straftäter.

Und mit Straftätern ist ein rüder Umgang erlaubt. Deshalb möchte der Herr Wendt auch keine Kennzeichnungspflicht für Polizisten im Dienst. Unsere Einsatzkräfte sind willkürlichen Anschuldigungen hilflos ausgeliefert, müssen erhebliche berufliche und persönliche Nachteile hinnehmen, wenn es nur der Nennung einer Nummer bedarf, um entsprechende strafrechtliche Ermittlungen gegen sie einzuleiten. Jahrelanges Beförderungsverbot, Umsetzungen und Ansehensschädigung, bis hin zu erheblichen psychischen Belastungen durch jahrelange Ermittlungen - und das alles nur, damit linke Gruppen als Wählerklientel bedient werden.

Prinzipiell sind für Herrn Wendt Beschwerden über Polizisten, die über die Stränge schlagen also willkürlich. Nicht nur, dass dabei eine ganze Reihe dokumentierter Verstöße ignoriert werden, (einige davon werden hier gelistet) so erstaunt es doch immer wieder, dass die beliebte: Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten-Argumentation stets für andere gilt, doch niemals für die eigenen Reihen. Wenn also demokratisch gewählte Parteien Entscheidungen treffen, die dem Herrn Wendt nicht passen, dann werden linke Wählerklientel bedient. Interessantes Demokratieverständis eines Gewerkschaftlers.

Konsequent auch die Forderung nach Abschaffung der Stehplätze, geäußert nach den Unruhen im Berliner Olympia-Stadion im März diesen Jahres, als Fans aufs Spielfeld gelaufen sind. Dass es in Berlin allerdings keine Stehplätze gibt, die Aktion also notwendigerweise von Sitzplätzen ausging, spielt für Herrn Wendt keine Rolle. Weshalb auch, gegen Straftäter ist jedes Mittel recht - auch wenn es noch so unsinnig ist und die Straftäter unschuldig - also gar keine sind.

Morgen erscheint der zweite Teil des Interviews. Dann geht es um Pyrotechnik, Stadtverbote und das Verhältnis Ultras/Polizei. Ich bin gespannt.

10 Kommentare:

  1. Wenn man Wendt nicht "kennen" würde würde man es nicht für möglich halten.

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  2. Rainer Wendt, der Mann bei dem man hindertprozentig davon ausgehen kann, das nur gequirlte Scheiße rauskommt wenn er das Maul aufmacht.
    Gegen dem seinen Loserverein Deutsche Polizeigewerkschaft ist die GdP fast linksradikal.

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  3. Ich glaube der gute Herr meint mit seinem Satz, er habe kaum "Unschuldige" getroffen, dass sowieso jeder Straftäter behauptet, unschuldig zu sein ...
    Trotzdem wird daraus kein Argument für Anonymität der Polizisten.

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  4. Manchmal frage ich mich, wieso ich deinen Namen noch nie im Zusammenhang mit irgendeinem deutschen Pressepreis gehört habe :)

    Mal wieder ein wunderschöner Kommentar unter vielen ;)
    Danke dafür!

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  5. Klasse Beve, weiter so, deine Seite ist Plichtlektüre bei mir :) Grüße Uli

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  6. beve hat wie immer recht.

    danke für einen erneut sehr guten blogbeitrag - abber des sinn mer ja auch net annerster von dir gewohnt... ;-))

    gude,
    alex

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  7. so, damit ist nun auch der zweite teil online; die sprache kam auch auf personalisierte tickets.

    antwort wendt:

    Wer sich identifiziert hat, neigt erfahrungsgemäß weniger dazu, sich daneben zu benehmen. Ich halte das für einen vernünftigen Weg und im Zeitalter moderner Kommunikationstechnik auch nicht für schwierig.


    nimmt man diese aussage im zusammenhang mit der zur kennzeichnungspflicht von polizisten, kommt man aus dem staunen nicht mehr heraus.

    hier gibt´s den zweiten teil des interviews.

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  8. Teil 1. "Kennzeichnung von Polizisten:
    Wendt: Es gibt überhaupt keine Veranlassung, alle Polizistinnen und Polizisten unter Generalverdacht zu stellen, sie könnten Straftäter sein, die man identifizieren muss."
    Teil 2, personalisierte Tickets:
    Wendt: "Warum nicht? Wer sich identifiziert hat, neigt erfahrungsgemäß weniger dazu, sich daneben zu benehmen. Ich halte das für einen vernünftigen Weg"

    Merkbefreiung deluxe!

    Ich hab ja nix gegen multiple Persönlichkeiten, solche Leute sind krank, aber denen kann geholfen werden. Aber müssen die ausgerechnet beide dampfplaudernde Vorsitzende einer Polizeigewerkschaft werden?

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  9. Nur um einmal Irrtümer vorzugreifen:

    "Ich habe auch ganz selten Straftäter getroffen, die nicht „unschuldig“ waren. "

    Damit möchte er aussagen, dass er selten geständige Straftäter antrifft.

    "Ich habe auch ganz selten Straftäter getroffen, die nicht (behaupten) "unschuldig" zu sein"

    wäre hier zwar die bessere Formulierung gewesen, ist aber dank der Anführungszeichen eigentlich deutlich zu verstehen.

    Dass unser werter Herr Wendt einen leicht labilen Eindruck mit seinen Aussagen hinterlässt ist aber ansonsten unschwer zu erkennen.

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