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Mittwoch, 27. Januar 2010

24 Stunden


Gestern war es, so gegen 16:00 Uhr. Warm eingepackt verließ ich mein Zuhause und ließ mich mit der Trambahn nach Sachsenhausen rumpeln, ein heißer Apfelwein und nettes Nachmittagsgeplauder wartete auf mich. Wir saßen und schwatzen über dies und jenes und über die Eintracht sowieso, großartig Neues kam nicht auf den Tisch, außer heiße Leberwurst und Sauerkraut. Der Abend brachte einen Film über den Serienmörder John Wayne Gacy sowie Inglorious Basterds mit einem groß aufspielendem Christoph Waltz; der Morgen danach Aufräum- und Sortierarbeiten; da ist es ganz praktisch, dass man derzeit keinen Internetanschluss besitzt und sich nicht groß irritieren lässt; was soll auch an einem eisigen Mittwoch schon groß passieren? Von Zeit zu Zeit liebe ich es ja, abgeschnitten von der Welt in meiner Hinterhauswohnung zu sitzen und mich um meinen Kram zu kümmern; manchmal fällt mir eine ewig ungehörte CD in die Finger, manchmal eine alte Eintrittskarte und die Gedanken lösen sich von der Wirklichkeit - oh heilige eigene kleine Welt.

In der Küche hing mein Handy am Ladegerät, während ich nebenan rumorte - eingehende SMS werden da gerne überhört; doch Pia ließ nicht locker - und rief an:

Altintop kommt.

Nikolov geht.

Preuß verletzt.

?

Einmal nur knapp 24 Stunden nicht online - und schon passiert's. Im Ernst, es passiert natürlich auch sonst jede Menge; alle naslang werden Kinder geboren, sterben Menschen, gehen Landstriche zu Grunde. Dies geschieht aber nur, wenn man davon in Kenntnis gesetzt wird und - ich gebe es zu: Ich will eigentlich gar nicht dauernd und ständig in Kenntnis gesetzt werden. Oder mich gar dazu äußern. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß sagt der Volksmund, der es ja wissen müsste und wer will schon permanent überhitzt durchs Dasein laufen.


Altintop kommt.

Nikolov geht.

Preuß verletzt.

?

Das sind natürlich drei Nachrichten von ungeheurer Qualität. Dass die Eintracht einen neuen Stürmer verpflichtet, ist wenig überraschend; schließlich läuft die Transferphase noch bis zum nächsten Montag - alle Beteiligten wissen ob der Verletztenmisere und kennen die finanziellen Verhältnisse, die es zwar nicht erlauben einen Herrn Kießling oder Gomez zu verpflichten aber durchaus einen unzufriedenen Bankdrücker eines anderen Bundesligisten. Dies dürfte zwar unsere Nachwüchslinge vom Schlage eines Marcos Alvarez nicht entzücken, aber dieser kam ja auch ohne Neuverpflichtung zu keiner einzige Bundesligaspielminute. Und das, obwohl der Trainer ja mit Jungen kann. Sagt er. Jetzt also Halil Altintop.

Dank meines türkischen Freundes Ergin bin ich auch sofort über die wesentlichen Dinge aufgeklärt worden.

Punkt 1: Altin heißt auf deutsch Gold und Top heißt Ball. Oder Kanone. Das muss doch Glück bringen. Halil Goldball. Bei gleicher Gelegenheit erfuhr ich übrigens, dass Korkmaz hat keine Angst bedeutet. Auf geht's ihr Buben.

Und so ganz nebenbei gibt es hier unentgeldliche Spachtipps von Ergin, der es ja wissen muss:

Altintop sprechen ALLE - ausnahmslos ALLE - Deutschen falsch aus. Richtig wird es ausgesprochen wie "Altentop", mit einem stimmlosen "e" wie in "Blume" zum Beispiel. Weil über dem i der Punkt fehlt -> "ı" -> Altıntop.

Jetzt wisst ihr's.

Auf geht's könnte es auch demnächst für Oka Nikolov heißen. Die New York Red Bulls locken ihn über den großen Teich - und wenn ich Oka wäre, ich würde den Abflug machen. Dies dachte sich Oka selbst auch und lehnte ein zweijähriges Angebot der Eintracht ab. Blöd nur, dass die Liga in den Vereinigten Staaten schon am 15. März beginnt, die Eintracht ihn aber bislang nicht ziehen lassen will - was ich auch gut verstehen kann.

Mensch, wenn Oka die Eintracht verlässt , das wär ein Ding. Aber mit 35 noch zwei, drei Jährchen in New York zu kicken und zu leben und dabei noch gutes Geld zu verdienen, nebenbei noch Englisch lernen - das sind doch unschätzbare Erfahrungen, um die - so sie denn eintreffen - ich ihn beneide. Und sollte es wirklich so kommen, dann tritt er bei der Eintracht mit einem Standing ab, das ihn für alle Zeit den ewigen Oka bleiben lässt. Besser, als vielleicht schon in der nächsten Saison nach einigen Patzern in Frankfurt auf der Tribüne zu hocken. Ein Tränchen dürfen wir aber schon verdrücken; vor allem die Jüngeren - viele von ihnen sollen ja tatsächlich glauben, Oka hätte schon bei Gründung der Victoria anno 1899 im Tor gestanden.

Christoph Preuß verletzt; das ist natürlich eine niederschmetternde Neuigkeit; Einriss im Meniskus des rechten Knies lautet eine mögliche Diagnose und wer die Vorgeschichte kennt (und welcher Eintrachtler kennt sie nicht) der ahnt, was es für Christoph bedeutet. Noch weigere ich mich schlimm zu denken und drücke die Daumen, dass alles halb so wild ist. Alles andere sehen wir wenn es an der Zeit ist. Gute Besserung wünsche ich von dieser Stelle von ganzem Herzen. Und grüße an dieser Stelle auch ganz herzlich meinen Freund Kid Klappergass, der keine Worte findet.



Die Zeichnung von Oka zeigt einen Ausriss aus einem Comic von Michael Apitz
Die Autogramkarte von Christoph stammt, wen wunderts, von Franks Archiv

8 Kommentare:

  1. Hinterhaus - die analoge Alternative zum digitalen Overkill unserer Zeit. Im hinterhaus findest Du die richtigen Worte, Beve! Da kann ich mich dem Kid nur anschließen: Danke, Beve!

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  2. Von mir auch danke, lieber Axel! Sollte es mit Christoph so kommen, wie befürchtet, würde es mir für den Jungen sehr leid tun. Er machte einen sehr optimistischen Eindruck im Museum. Ein Meniskusanriss ist nichts Schlimmes, wie ich aus eigener Erfahrung weiss, ein Knorpelschaden allerdings schon. Warten wir´s ab und hoffen wir auf gute Nachrichten heute Nachmittag auf der PK

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  3. bitte kid, es sieht wohl nicht gut aus; aber wie ergin sagt: abwarten.

    fritsch, manchmal kommen die worte auch aus dem nordend. pia ist online :-)

    viele grüße

    beve

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  4. Zu Halil: Wenns ohne automatischem Anschlussvertrag ist kann man nicht meckern, wobei ich als Ahnungsloser nicht glaube das er jemals wieder ans seine gute Saison beim FCK anknüpfen kann.Mein Wunsch angesichts unserer 28 Punkte wäre gewesen den Rest mit den Jungen zu spielen und gegebenenfalls in der Sommerpause zu handeln.

    Zu Oka: Man sollte Oka`s Wunsch entsprechen und
    ihn im März ziehen lassen, für ihn wohl ein erstklassiges Angebot mit NY zum Ende seiner aktiven Laufbahn und wie du erwähnt hattest gäbe es für ihn einen würdigen Abgang. Die letzten 8 Spiele sollte man auf Fährmann setzen, oder für was hat man ihn verpflichtet.

    Zu Christoph:
    Unendlich traurig, aber zu Kommentaren wie Schicksalsschlägen habe ich eine andere Einschätzung.
    Hoffe immer noch,das es keine so schlimme Verletzung ist, doch lässt eine anberaumte PK
    leider auf etwas anderes zu schliessen:-((

    Grüsse vom Bodensee

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  5. Was Oka betrifft: Wir Fans sollten dem alten SMS'er einen fulminanten Abgang bereiten. Ich gönne ihm 2 Jahre Big Apple von ganzem Herzen. N. Y. ist eine der geilsten Städte der Welt überhaupt. Mach et, Oka!

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  6. jo, seh ich genau so. und wer bei oka klagt, möge bedenken, dass noch vor kurzer zeit ihn etliche fans an die wand nageln wollten.

    dank und gruß

    beve

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  7. Ich werde bei Oka nicht klagen, Beve. Aber ganz so gut wie bei euch hier und gestern in der Kurve, kommt er bei mir nicht weg. Mal sehen, vielleicht schreibe ich noch etwas - natürlich Längeres - in meinem Blog dazu.

    Gruß vom Kid

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