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Mittwoch, 4. November 2009

VW, Audi und der Fußball. Auch: Eintracht Frankfurt.


Da ist es also passiert. Während Bayern München sein Champions League Match gegen Bordeaux mit 0:2 vergeigte, triumphierte der VfL Wolfsburg bei Besiktas Istanbul mit 3:0 - mit der nicht unwahrscheinlichen Folge, dass Bayern wohl nach Ende der Gruppenphase im Cup der Verlierer ran darf; dem Uefa Cup der mittlerweile Uefa Europa League heißt; während Wolfsburg, vorausgesetzt ein Punkt gegen ZSKA Moskau, sich weiterhin an den großen Fleischtöpfen bedienen kann. Unterdessen hat Bayern München 10% der AG-Anteile an Audi verkauft: Dazu Uli Hoeneß: Das ist ein Betrag, der weit über 100 Millionen (Euro) sein wird - alles zusammen...

Interessant ist, wie bei diesem Screenshot von Kicker-online zu sehen, die Funktion von Martin Winterkorn, der im Aufsichtsrat der Bayern sitzt, Aufsichtsratsvorsitzender bei Audi zu sein scheint und zudem noch Vorstandsvorsitzender bei VW, dem sagen wir Großsponsor vom VfL ist. Wer gewinnt demnächst bei Wolfsburg gegen Bayern? Auf jeden Fall Winterkorn könnte man meinen. Sportlich brisant; die Marke Bayern München dürfte weltweit mehr Umsatz generieren als die Marke VfL Wolfsburg. Aber Audi gehört zu VW. Wie nun im Geschäft?

Sehen wir hier der Zukunft des Fußballs ins Gesicht? Die Firmenmannschaft von VW löst in der Champions League den Noch-Verein FC Bayern München ab, - sicherlich vorerst eine Momentaufnahme - während jene Bayern nach den 10% an Adidas im Jahr 2002 nun weitere 10% an Audi abgegeben haben - und auf dem besten Wege sind, ihre Identität zu verscherbeln. Weit über 100 Millionen Erlös; zusätzlich zu den im laufenden Geschäftsjahr generierten Geldern - das ist zwar eine Menge; aber selbst mit dem Geld von Adidas Anno 2002 (rund 77 Millionen Euro) stehen sie derzeit in der Liga nur mickrige drei Pünktchen vor der Eintracht auf Rang sechs. In den Startlöchern steht Hoffenheim/SAP resp. Hopp und zudem der Oberligist SSV Markranstädt, der seit laufender Saison RB Leipzig heißt - und unter den Fittichen von Mateschitz gelandet ist; dem Erfinder der geflügelten Brause Red Bull. Mit Bayer Leverkusen führt eine weitere Werksmannschaft die Bundesligatabelle an.

Gesetz den Fall, Bayern München qualifiziert sich nach derzeitigem Stand der Dinge nicht über die Liga für einen internationalen Wettbewerb, so bleibt der Pokal. Sollte auch dies unerwarteter Weise nicht klappen, würden die Audi Millionen ein Jahr Überleben auf höchstem nationalen Niveau sichern. Sollten sich weitere extern finanzierte Teams etablieren, kann Uli Hoeneß schneller vor den Trümmern seines Lebenswerkes stehen, als im lieb ist; bei der derzeitigen 50+1 Regel könnte der FC Bayern noch 29% seiner Anteile verkaufen. Kein Wunder, dass sie bei den notorisch klammen Löwen vermeintliche Schulden einfordern; Ribery, Klose, Robben, Tymoshchuk, Toni oder Gomez haben ihren Preis. Auch ein Manuel Neuer, der im Gespräch ist. Und auch die Herren Baumjohann und Andreas Ottl. Letzterer war zweimal bei der Eintracht im Gespräch - sitzt aber lieber in München auf der Tribüne.

Szenenwechsel.

73 Millionen Euro - dies wäre die Summe, die der Gesamtetat von Eintracht Frankfurt in der laufenden Saison 09/10 betragen könnte - wenn alles optimal gelaufen und beispielsweise alle Logen vermietet worden wären. Da dies nicht der Fall ist, beträgt der Etat 64 Mio. Die Stadionmiete beläuft sich derzeit auf 9,2 Mio Euro - Einnahmen für die Stadt Frankfurt - die Arena selbst kostete die Stadt Frankfurt 150 Mio Euro. In 15 bis 20 Jahren hätte also die Eintracht der Stadt ein Stadionneubau finanziert - so es in dem Trend weiter ginge. Das ist nun der Preis, dass das Stadion die Eintracht seinerzeit am Leben gehalten hat.

Der Lizenzspieler Etat liegt bei ca 30 Mio. Selbst wenn also Spieler abgegeben werden stellt sich die Frage, mit welchen Summen Verstärkungen finanziert werden sollen - ein Podolski kostete Köln um die 10 Millionen Ablöse, ein Marin Werder Bremen ca. deren Acht; zusätzlich Gehalt und Prämien in Millionenhöhe. Um Eintracht Frankfurt dauerhaft in internationale Ränge zu führen, wären Investitionen im dreistelligen Millionenbereich von Nöten - illusorisch oder selbstmörderisch. Selbst die Verstärkung auf einzelnen Positionen gerät zu einem finanziellen Drahtakt; einen Amanatidis adäquat zu ersetzen, könnte teurer kommen als ein Caio je war.

Interessant ist ein Gedanke des Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen (geäußert im Rahmen einer Veranstaltung im Museum), der darauf abzielt, dass ein Großteil der Spieler die für die Eintracht spielen zu kleinen Preisen gekommen sind; Nikolov, Ochs, Russ, Meier, Chris, Vasoski, Köhler - auch Amanatidis bei seinem Erstengagement. Die Versuche, jene Akteure durch bessere zu ersetzen hat bislang immer teurere Spieler gebracht - ohne dass diese bislang die alten Recken dauerhaft verdrängen konnten. Der Nachwuchs von Reinhard bis Ljubicic konnte sich nicht etablieren. Marko Marin bleibt (edit: neben Jermaine Jones, danke s'c) der einzige Spieler, der die Eintracht selbst verlassen und sich bei anderen Vereinen einen Namen gemacht hat, alle anderen die in der Jugend oder U23 das Trikot der Adler trugen spielen unterklassig. So einfach ist es also nicht, beim Neunten der Liga zu spielen - und billig schon gar nicht mehr. So lange Eintracht Frankfurt im jetzigen Rahmen wirtschaftet, solange ist der Verein resp. AG darauf angewiesen, dass sich ein Spieler aus der Jugend exorbitant entwickelt - schauen wir mal, wie dies bei Sebastian Jung der Fall ist - oder aber ein für relativ kleines Geld geholter Spieler fulminant einschlägt. Ob aber ein einziger Akteur in der Lage ist, die Gesamtausrichtung der Eintracht zu ändern ist fraglich. Wenn wir uns ansehen, mit welchem Wert die jetzigen Akteure der Eintracht gelistet sind (zugegeben steht diese Liste auf wackligen Beinen), fällt auf, dass sich der Preis für Neuerwerbungen der letzten Jahre in etwa mit dem deckt, wie langjährige Spieler Eintracht Frankfurt gelistet sind. Einzig Amanatidis und Fenin fallen dabei etwas aus dem Rahmen.

Hannover oder Köln haben in den letzten Jahren mächtig investiert - und rangieren derzeit hinter Eintracht Frankfurt. Im Moment sogar die letztjährigen Champions League Aspiranten Hertha BSC und VfB Stuttgart. Die Hertha verlor mit Simunic, Voronin und Pantelic gleich drei Spieler, deren Qualität bislang nicht ersetzt wurde, während Stuttgart Mario Gomez für über 30 Mio Euro nach München ziehen lassen musste. Dem stehen Transfers im Wert von über 17. Mio Euro entgegen - momentanes Resultat in der Liga: Platz 14

Das heißt mit anderen Worten, dass der Überlebenskampf und die Inthronisierung der von Hannovers Präsident Kind gewünschten Abschaffung der 50+1 Regel schon schleichend begonnen hat; Schalke hat gerade 25% seiner Stadionanteile an die GEW Gelsenkirchen verkauft - um die laufende Saison zu finanzieren. Sie werden so sie weiterhin international spielen wollen sich etwas einfallen lassen müssen für die nächsten Jahre. Die Bayern machen es vor, Anteile zu verkaufen bringt frisches Geld - das bei Pech oder Unvermögen schneller weg ist als ein Achter-Bembel; Octagon lässt grüßen. Und dann? Werden sich auch die Bayern der Abschaffung von 50+1 nicht verschließen können, um den gewohnten Platz an der Sonne anvisieren zu können

Heribert Bruchhagen bleibt bislang wehrhaft, auch Bernd Hoffmann vom HSV - aber auch die Eintracht wird eines Tages vor der Frage stehen: Mitspielen und Spielball eines oder mehrerer Investoren werden, die über Wohl und Wehe entscheiden - oder aber sportlich den Weg von sagen wir mal Eintracht Braunschweig zu gehen, wenn andere Vereine plötzlich Hunderte von Millionen Spielgeld ins Spiel bringen.

Relativ bald schon könnte eine Allianz aus sagen wir Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen, Hannover, Schalke und München ein ganz anderes Gewicht bekommen, als es das Getrommel von Kind bislang geboten hatte. Interessant dabei ist, dass der Präsident von Hannover scheinbar glaubt, die Roten könnten im Ballett der Großen dann eine Rolle spielen. Wobei, wenn ich mir heute den Stellenwert von Fortuna Düsseldorf im Verhältnis zur TSG Hoffenheim ansehe ist vieles möglich. Am aktuellen Beispiel Wolfsburg versus Bayern München schön zu sehen.

Vereine, die sich in den letzten Jahren in die Phalanx der Großen gemogelt haben, ohne außergewöhnlich zu investieren fanden sich gewöhnlich in der Folgesaison in der Zweiten Liga wieder, Freiburg, Bochum, Karlsruhe, Nürnberg. Derzeit schickt sich Mainz an, eine gute Rolle zu spielen; warten wir ab, was die Zeit bringt.


Nachtrag:

Kleinkariert.

48 Kommentare:

  1. Aber Hallo. Graue Maus - Pah ...

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  2. Eine wahrhaft gelungene Analyse.

    Ja, das ist die Zukunft des Fußballs. Inklusive Wettbewebsverzerrung und Interessenkonflikt.
    Ekelhaft.

    Warten wir mal 10 Jahre ab. Ich sehe das auch so. Uli Hoeneß verläßt bald den Dampfer. Und dann wird wahrscheinlich Herr Piech ,oder wer auch immer entscheiden, wer Deutscher Meister wird.

    Keine schönen Aussichten.

    Über die Wahnvorstellungen von Herrn Kind ist ja auch schon alles gesagt.


    LG Uli

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  3. Eine fussballwirtschaftlichjournalistische kleine Doktorarbeit.Danke Dr.Beverungen.

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  4. ein anderer Stefan4. November 2009 um 14:14

    Super Artikel. Macht... komische Laune.

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  5. Nach.Denken. Nach. Nicht: Voraus! Merken.

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  6. Ich bin gesegnet. Ich werde den Gedanken nicht los, daß ich die besten Zeiten miterlebt habe.

    Gruß

    miep

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  7. jo, finstere aussichten - aber die zukunft des fußballs incl.flackerwerbung und firmenbeteiligung beinhaltet die möglichkeit, sich entspannt auf sportplätzen der niedrigen ligen zu tumeln, ohne das gefühl zu haben, etwas zu verpassen. wie es derzeit schon in der cl praktiziert wird.

    dank und gruß

    beve

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  8. Prima Axel, so sieht die schöne Fußballwelt wohl bald aus. Keine Ahnung, wie man dagegen ankämpfen kann. Sehe da irgendwie ziemlich schwarz.
    Trotzdem, kämpfende schwarz-rote Grüße
    Simone

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  9. Ich denke es gibt nicht nur schwarz und weiss.
    Der Artikel ist zwar ganz nett zu lesen, ist aber sehr subjektiv und soll nur Ängste vermitteln.

    Es gibt nicht nur "Hurra mit Investoren wird alles besser" und "Ohh Gott jetzt gibt es bald keinen Fussball mehr und alles geht vor die Hunde".

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  10. Die U23 wird's ja hoffentlich weiter geben, oder?

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  11. was ist an dem artikel subjektiv verehrter anonymus? die zahlen, die personelle konstellation winterkorns oder der erfolg der firmenmannschaften?

    bitte um aufklärung, gerne auch nicht anonym.

    simone, kämpfen - was sonst?

    viele grüße

    beve

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  12. u23 - du bist unsere zukunft - :-)

    stefan, jawoll!

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  13. wie immer sehr nachdenkenswert !

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  14. Erstmal danke für deinen großartigen Text.
    Es ist leider traurig welche Entwicklung der Fußball nimmt. Was noch trauriger ist, ist dass man Sontags, um 10 Uhr morgen, im Fernsehen von angeblichen Experten zugebabbelt wird, obwohl man Leuten wie dir, diese Sendezeit geben sollte, damit man auch mal wieder eine qualitativ hochwertige Fußballdiskussion sehen kann.

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  15. Tja Beve,

    keiner weiß so ganz genau, wie es weitergehen wird, ich fürchte Du liegst da ziemlich richtig.
    Die DFL/DFB zerschießen sich ganz ohne Not mit einer Fülle von Ausnahmeregeln schon im vorauseilenden Gehorsam die 50+1 Regel sowie das Verbot, dass sich einer an mehreren Vereinen beteiligen kann, denn dass Audi von VW unabhängig ist, glauben die Herrschaften der DFL/DFB ja wohl selber nicht.

    Ich denke, solange uns Bruchhagen erhalten bleibt, bleibt uns auch die Eintracht (Profifißball) erhalten.

    Was danach kommt, die Zukunft wird es weisen, ich befürchte aber das Schlimmste.

    P.S. Ein Wunder! Zum ersten mal seit Wochen blockt unsere Firewall nicht den Zugriff auf die Kommentierungsmöglichkeit

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  16. "P.S. Ein Wunder! Zum ersten mal seit Wochen blockt unsere Firewall nicht den Zugriff auf die Kommentierungsmöglichkeit"

    Ich lasse das wieder richten.

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  17. Franfurter-Bob, solange mich h. bruchhagen beim dsf vertritt, kann ich damit leben :-)

    uli, ein wunder :-)

    dank und gruß

    beve

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  18. sehr guter und lesenswerter eintrag, beve.
    es muss richtig etwas passieren um diese entwicklung, die bewiesenermaßen den von uns allen so geliebten sport in seiner heutigen form kaputt macht (england,jemand?), noch zu aufzuhalten.
    das bedarf einer enormen anstrengung, findet man selbst in unserer fanszene befürworter von investoren um: "endlich oben mitzuspielen."
    auch wen es noch die absolute minderheit ist.
    sie wächst habe ich den eindruck.

    wenn es nicht gelingt dem entgegenzuwirken und aufzuklären, dann gute nacht. vielleicht nicht heute, aber übermorgen.
    auch deshalb nochmal danke für den text.

    wenn ich darf, verweise ich auch gerne auf den artikel von Stefan Minden aus der aktuellen fan geht vor.

    lg daniel

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  19. In dem Fall mit der Rechnung bzgl. der Stadionmiete hat der Herr Anonym mit Sicherheit nicht unrecht. Wirtschaftlich gesehen verstehe ich nicht was es an den 9,2 Millionen Miete pro Jahr auszusetzen gibt. Schließlich ist die so exorbitant gestiegene Zuschauerzahl vorallem dem neuen Stadion zu verdanken und das die Stadt das nicht aus karitativen Gründen gemacht hat ist klar. Hierbei finde ich profitiert sowohl die Ag, als auch die Stadt Frankfurt. Schließlich hat man ja ein neues Stadion gebraucht (nicht nur für die in meinen Augen unnötige WM).
    Zudem sind die 15-20 Jahre unrealistisch die du ansprichst, da es laufende Kosten an so einem Stadion gibt, welche die Ausgaben für die Stadt nicht bei 150Millionen beruhen lassen.Es muss immer etwas investiert werden in ein Stadion. Die Sanierung nach ca. 20 Jahren muss auch beachtet werden. Dadurch wären erneut rund 15 Millionen einzukalkulieren die du "nicht berücksichtigst".

    In den anderen Punkten denke ich muss Anonym einfach auch beachten das Beve und die meisten anderen die schon lange zur Eintracht gehen eine Wertschätzung auf weit mehr als nur das Geschehen auf den Platz legen. Schließlich braucht man dafür nicht jede Woche durchs Land zu reisen, Sky bringts sogar billiger.
    Sicher verstehe ich auch die Aussage bzgl. Stadionmiete, jedoch kann man dies sicherlich aus mehreren Winkeln betrachten.

    Viele Grüße
    Passi

    Viele Grüße

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  20. bitte daniel. der beitrag von stefan ist in der tat lesenswert; vielleicht erscheint er ja noch online.

    gruß

    beve

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  21. passi, dass die hohe stadionmiete natürlich im zusammenhang mit dem überleben der eintracht vor der wm 2006 steht deutete ich an. ich wollte damit nur aufzeigen, welche belastung eintracht frankfurt im etat zu berücksichtigen hat - geld, dass nicht in fußballer investiert werden kann.

    bruchhagen sagte: win/win

    nebenbei ist die eintracht ja nicht der einzige mieter; miete wurde ja vom betreiber von der galaxy bis zum fsv, von den zeugen jehovas bis bruce springsteen generiert.

    gruß

    beve

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  22. @zamusi
    Es wird uns nicht gelingen dem entgegenzuwirken. Die DFL hat durch die Ausnahmeverfahren und das lasche Lizenzierungsverfahren (siehe Schalke) schon angefangen, den Zement bröckeln zu lassen.

    Die Romantiker werden den Kampf verlieren. Wie sie den Kampf um "Sanstag, 15:30 Uhr" verloren haben.

    Klar - weiter, immer weiter. Wie der schwarze Ritter im Monty Python Film.

    Vielleicht einigt man sich ja auf ein Unentschieden.

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  23. Inwieweit 50+1 durch solche Geschichten wie in München oder auf Schalke aufgeweicht wird, erschließt sich mir nicht ganz. Ich dachte es wäre gerade der Sinn des Systems, den Vereinen bis zu einem gewissen Punkt die Chance zu geben, Anteile zu verscheuern. Dass sowas im Falle der Schalker Stadion-AG zum Problem werden könnte wenn selbige einfach komplett verkauft würde, steht auf einem anderen Blatt, allerdings ist nicht gesagt dass die DFL das mit sich machen ließe.

    Das tatsächliche Problem sitzt für mich an anderer Stelle, und zwar nicht bei den Vereinen die von vorne herein außerhalb der 50+1-Regel laufen. Hoffenheim gehört da soweit ich weiß NICHT dazu, stellt aber an sich genau den Punkt heraus, der hier besprochen wird: Die Aufweichung von 50+1. Bei Wolfsburg und Leverkusen ist 50+1 schlicht ausgesetzt, selbiges gilt für Leipzig. Hoffenheim gehört aber weder SAP noch Herrn Hopp, wird aber von selbigem behandelt als wäre es sein Eigentum, geschützt von Zwanziger und Konsorten. Das ist der faule Apfel im Korb, bei allen anderen Clubs gelten klare Regeln.

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  24. Sehr schöner Beitrag, Gratulation!

    Ich bin übrigens Dr.Duc aus dem Blog-G, habe aber keine URL, was auch immer das ist...

    Der Verweis auf England fehlt vielleicht, was hat sich da alles geändert und wie gehen die Fans damit um?

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  25. Manchester hat es mit dem FC United of Manchester vorgemacht.

    Let's go Einträchtliche Adler von Frankfurt!

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  26. lieber stefan,

    ich muss sagen leider hast du recht.
    die realität spricht eine andere sprache. es fällt mir nur so unglaublich schwer, dies einfach so hinzunehmen.

    bin auch am überlegen, welches druckmittel wir dagegen in der hand haben.
    komme aber zu dem schluß, dass nicht mal ein fernbleiben von uns allem die entwicklung noch aufhalten könnte.
    unterm strich ist es den herren wahrscheinlich ziemlich egal, wer nun die ränge füllt.
    und jemand, der den neu gekauften superstar bewundern möchte wird sich vermutlich schnell finden lassen. sieht man ja schon gegen die bauern, wo auf einmal jeder unter der woche zeit hat, der gegen aachen leider überhaupt keine zeit hatte.

    es tut sehr weh zu erkennen, dass man eigentlich schon verloren hat bevor man richtig angefangen hat zu kämpfen. ernüchternd.

    ich hol mir trotzdem gern ein blaues auge. einfach aus trotz.

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  27. stefan, alter kämpfer :-)

    markus, wenn münchen und schalke beginnen, das tafelsilber zu veräußern - dann werden sie nicht lange zusehen, wie wolfsburg oder hoffenheim ihnen den rang ablaufen. und wenn diese schwergewichte sich anders positionieren, dann dürfte es mit 50+1 gewesen sein.

    dr.duc, du brauchst normalerweise keine url. ene url ist die komplette adresse einer homepage. kannst nichts angeben, oder aber z.b. http://www.blog-g.de. dann würde dein name auf diese adresse verlinkt.

    england - das ist einen eigenen beitrag wert.

    dank und gruß

    beve

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  28. blaues auge, was bliebe sonst zu tun?

    resignieren? noch nicht. noch nicht!

    jo, die fans von manu aber auch salzburg haben es vorgemacht; völlig richtig gragy-wagy.

    viele grüße

    beve

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  29. Ist denn schon sicher, dass die DFL einen Anteileverkaut der Bayern München AG an die Audi AG zustimmen wird?

    Es kann doch nicht sein, dass sich ein Unternehmen, hier die Volkswagen AG, einmal unmittelbar zu 100%, durch die VfL Wolfsburg GmbH und eimal mittelbar, über ein Tochterunternehmen, dessen Anteile zu 99,14% in VW Besitz sind an 10% der Bayern München AG beteiligt und dadurch Anteilseigner bei zwei Lizenzspieler-Mannschaften wird.

    Was kommt als nächstes?
    Fraport kauft noch 20% der Hertha BSC Berlin GmbH & Co. KGaA und Dietmar Hopp beteiligt sich noch zu 30% am VfB Stuttgart (die dafür extra eine AG ausgründen)?

    Will man, dass in 5 Jahren der deutsche Fußballmeister am Konferenztisch oder bei einer netten Partie Golf ausgemacht wird?
    Je nachdem in welches Marketingkonzept der eigenen Firma bzw. Tochterfirma der Meistertitel gerade besser passt?

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  30. mein persönlicher kampf wird anfangen bei den videobanden. im moment seh ich die dinger gottseidank von meinem platz aus nicht.
    hab das auch erst gar nicht so registriert, dass wir nun auch solche banden haben. auf geflimmere wie in berlin hab ich keine lust.

    auch wenn es ein kampf gegen windmühlen wird - ich nehm ihn auf und hoffe auf mitstreiter!

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  31. wie soll denn dieser Kampf aussehen, liebe Pia?

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  32. lieber anonym,

    ich sagte ja bereits - windmühlen und so. man mag darüber lächeln, aber unversucht werde ich nichts lassen. ich bin gerade dabei mir ein paar sachen zu überlegen ...

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  33. Absolut geil geschrieben, danke und weiter so! :-)

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  34. Lieber Beve,
    mich friert, wenn ich über die Konsequenzen der Entwicklungen nachdenke, die du hier so gut beschreibst. Ich hoffe, dass wir nicht Verhältnisse wie in England bekommen, wo ein normaler Verdiener es sich kaum noch leisten kann ins Stadion zu gehen, geschweige denn mit seiner/ihrer Familie.
    Sollte allerdings Bayern münchen echte finanzielle Probleme aufgrund anhaltender geringer Erfolge bekommen, wäre ich nicht traurig.

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  35. Auch in England wird die Meisterschaft noch auf dem Fußballplatz entschieden. Von einer Absprache der Investoren zu reden geht mir ein bisschen zu weit.

    Aber das Beispiel England finde ich sehr wichtig: Eine Liga, in der nur 4 Mannschaften Meister werden können, finde ich sterbenslangweilig.

    Ich gehe davon aus, dass eine Änderung der 50+1 Regel nicht vorgenommen wird. Es werden wenn nur weitere "Ausnahmen" bewilligt.

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  36. Ja @Markus, Hoppenheim ist der faule Apfel. Bruchhagen sagte aber auch im DSF, dass die DFL die Werksclubs-Regelung auch schon bedauere. Zumindest er. Interessant war, wie Bruchhagen von den versammelten Journalisten angegriffen wurde. Habe selten so gekotzt.

    Ach ja, und um auch noch auf Beves hervorragenden Beitrag einzugehen. Mir macht es immer weniger Spaß in der "Arena". Gehe auch kaum noch hin. Lieber den Braunschweiger Weg. Aber der ist dort nicht beabsichtigt.

    Ich schaffe es erstaunlich gut mir Fußball abzugewöhnen. Konzentriere mich auf das Geschwätze im Freundeskreis oder im Internet. Vielleicht schreibe ich auch mit Frank ein Buch über das Früher. Mit der Saison 96/97 stehe ich im Wort. Der Rest interessiert mich immer weniger. Fieber habe ich schon lange nicht mehr...

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  37. traurig bin ich auch nicht, wenn die bayern ein wenig land verlieren - aber kriegsgewinnler wie die konzernvereine an deren stelle mag ich noch weniger.

    inwiefern bei einer interessekonstellation der firmen (audi/vw) sportliche fragen am grünen tisch entschieden werden, vermag ich nicht zu sagen - die erfahrung zeigt aber, dass monetäre interessen über den sportlichen rangieren.

    danke fürs feedback, und andy: - auf das buch freu ich mich. raff dich auf.

    viele grüße

    beve

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  38. @Pia, ich bin bei Dir!

    Geld schiesst keine Tore. Es erfüllt mich mit klammheimlicher Freude, wenn ich sehe, wie sich die grossen Bayern sang- und klanglos aus der Champions League verabschieden.

    Messerscharfe Analyse, lieber Axel. Ähnlich wie miep bin ich froh, dass ich - durch die Gnade der frühen Geburt - noch den Fussball eines Grabi und eines Hölzenbein erleben durfte.

    Vielleicht war früher nicht alles besser!

    Aber anders!

    @Axel, warum funktionieren hier keine Cursor-Tasten? Ich gehöre zu denen, die noch ohne Maus aufgewachsen sind

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  39. ergin, die tasten funktionieren doch - oder stehe ich auf dem schlauch?

    viele grüße

    beve

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  40. hm... also ich kann mit der cursor-links-taste, wenn ich einen beitrag verfasse oder editiere, zum beispiel nicht an den anfang eines wortes gelangen. nur mit der maus (touch-pad in diesem fall). und wenn ich am anfang, bin kann ich mit der cursor-rechts-taste auch nicht an das ende.

    als wären diese tasten ausser betrieb.

    klappt in kids blog übrigens auch nicht. in stefans blog wiederum funzt es. daher liegt es wohl nicht an meinem notebook. ist aber off topic. don´t care!

    auf 3 punkte bei osram!

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  41. OT: Die Steuerung per Cursortasten bei Eingaben im "Kommentar veröffentlichen" Feld funktioniert bei mir auch (meist) nicht. Warum und wieso konnte ich noch nicht herausfinden.

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  42. Musterung. – Wer, wie das so heißt, in der Praxis steht, Interessen zu verfolgen, Pläne zu verwirklichen hat, dem verwandeln die Menschen, mit denen er in Berührung kommt, automatisch sich in Freund und Feind. Indem er sie daraufhin ansieht, wie sie seinen Absichten sich einfügen, reduziert er sie gleichsam vorweg zu Objekten: die einen sind verwendbar, die andern hinderlich. Jede abweichende Meinung erscheint auf dem Bezugssystem je einmal vorgegebener Zwecke, ohne welches keine Praxis auskommt, als lästiger Widerstand, Sabotage, Intrige; jede Zustimmung, und käme sie aus dem gemeinsten Interesse, wird zur Förderung, zum Brauchbaren, zum Zeugnis der Bundesgenossenschaft. So tritt Verarmung im Verhältnis zu anderen Menschen ein: die Fähigkeit, den andern als solchen und nicht als Funktion des eigenen Willens wahrzunehmen, vor allem aber die des fruchtbaren Gegensatzes, die Möglichkeit, durch Einbegreifen des Widersprechenden über sich selber hinauszugehen, verkümmert. Sie wird ersetzt durch beurteilende Menschenkenntnis, für die schließlich noch der Beste das kleinere Übel ist und der Schlechteste nicht das größte. Diese Reaktionsweise aber, das Schema aller Administration und »Personalpolitik«, tendiert bereits von sich aus, vor aller politischen Willensbildung und aller Festlegung auf ausschließende Tickets, zum Faschismus. Wer es einmal zu seiner Sache macht, Eignungen zu beurteilen, sieht die Beurteilten aus gewissermaßen technologischer Notwendigkeit als Zugehörige oder Außenseiter, Arteigene oder Artfremde, Helfershelfer oder Opfer. Der starr prüfende, bannende und gebannte Blick, der allen Führern des Entsetzens eigen ist, hat sein Modell im abschätzenden des Managers, der den Stellenbewerber Platz nehmen heißt und sein Gesicht so beleuchtet, daß es ins Helle der Verwendbarkeit und ins Dunkle, Anrüchige des Unqualifizierten erbarmungslos zerfällt. Das Ende ist die medizinische Untersuchung nach der Alternative: Arbeitseinsatz oder Liquidation. Der neutestamentliche Satz: "Wer nicht für mich ist, ist wider mich" war von jeher dem Antisemitismus aus dem Herzen gesprochen. Es gehört zum Grundbestand der Herrschaft, jeden, der nicht mit ihr sich identifiziert, um der bloßen Differenz willen ins Lager der Feinde zu verweisen: nicht umsonst ist Katholizismus nur ein griechisches Wort für das lateinische Totalität, das die Nationalsozialisten realisiert haben. Sie bedeutet die Gleichsetzung des Verschiedenen, sei's der "Abweichung", sei's des Andersrassigen, mit dem Gegner. Der Nationalsozialismus hat auch darin das historische Bewußtsein seiner selbst erreicht: Carl Schmitt definierte das Wesen des Politischen geradezu durch die Kategorien Freund und Feind. Der Fortschritt zu solchem Bewußtsein macht die Regression auf die Verhaltensweise des Kindes sich zu eigen, das gern hat oder sich fürchtet. Die apriorische Reduktion auf das Freund-Feind-Verhältnis ist eines der Urphänomene der neuen Anthropologie. Freiheit wäre, nicht zwischen schwarz und weiß zu wählen, sondern aus solcher vorgeschriebenen Wahl herauszutreten.

    Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Musterung

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  43. Hallo Axel,
    viel Zeit investiert - aber gut.

    Gruß

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  44. adorno im blog, na das ist doch was.

    danke baba :-)

    viele grüße

    beve

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