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Gestern Abend vermeldete die Frankfurter Rundschau die bevorstehende Trennung von Trainer Friedhelm Funkel, inklusive Kommentar. Der Blog_G verabschiedete den Trainer daraufhin würdevoll - interessant dabei ist, dass bislang noch keine offizielle Meldung seitens der Eintracht vorliegt. Dass Ingo Durstewitz von der FR nicht leichtfertig Spekulationen in die Welt setzt, scheint klar: Sollte sich diese Meldung als Ente erweisen, hätte er seinen Ruf verspielt.
Stellt sich die Frage, wer vor der offiziellen Pressekonferenz die Information über die bevorstehende Entlassung der FR zugespielt hat - und vor allem weshalb. Seriös ist die nicht; es untergräbt letzten Endes die Souveränität des Vorstandes, dessen ureigentliche Aufgabe, die Entscheidung und die Kommunkation zur Entlassung in den eigenen Händen zu halten, sichtbar entgleitet. Wir dürfen gespannt sein, wie sich Eintracht Frankfurt auf Führungsebene entwickelt.
Also nehmen wir an, dass Friedhelm Funkel bei Eintracht Frankfurt Geschichte ist, noch ehe die Saison beendet wurde. Die ist zwar einerseits traurig, Funkel hat viel für Eintracht Frankfurt geleistet, andererseits aber angesichts der relativ verheerenden Bilanz der letzten anderthalb Jahre nachvollziehbar. Zwar wird die Eintracht auch in dieser Saison die Klasse halten, vor allem aber das jüngste 0:2 in Bochum, als die Mannschaft viel zu wenig tat, um das vorherige 0:5 gegen Bremen vergessen zu lassen, zeigte, dass einiges im Argen liegt. Das Team tat nichts, um die Situation zu entschärfen, die in den letzten Wochen und Monaten phasenweise eskalierte. Hackerangiffe auf die offizielle Eintracht-Seite, Busblockädchen, Prügeleien der Fans untereinander, Beschimpfungen der übelsten Sorte; es schien als hätten etliche nur darauf gewartet, sich in der Ablehnung es Trainers, der Eintracht Frankfurt wieder in der Bundesliga zu etablieren vermochte, zu übertreffen. Vor diesem Hintergrund mutet es nahezu seltsam an, dass Funkel nach dem Bochum-Spiel davon sprach; es sei alles ok.
Als Nachfolger wird Michael Skibbe gehandelt, zumindest von der FAZ. Dies bemüßigt die Spezialisten unter den Fan's, weiterhin, die Messer zu wetzen: Die ersten Skibbe raus Rufe hallten durch das Internet - und sie werden bei Misserfolg auch durchs Stadion tönen, machen wir uns nichts vor. Der Souverän hebt oder senkt den Daumen und goutiert das entstehende Spektakel; die Konsequenzen müssen andere ertragen.
Erstaunlicherweise hat sich die Frankfurter Medienlandschaft nahezu geschlossen bis zum Spiel der Eintracht in Bochum zurückgehalten; Friedhelm Funkel ist nicht an der Medienwelt gescheitert - er ist am Unwillen der Fans gescheitert, an der miserablen Außendarstellung von Eintracht Frankfurt und an seinem Team, das den Schwanz einzog, als es darauf ankam, Flagge zu zeigen. Es ist nicht gelungen, die Notwendigkeit des Klassenerhaltes als Erfolg zu verkaufen. Die Spieler selbst suchten nicht die Kommunikation mit den Fans, keiner von ihnen fand den Mut, inhaltlich überzeugend mit denen zu kommunizieren, die Woche für Woche dem Team hinterher fahren und lange Jahre die Eintracht über die Gebühr unterstützten, wobei andere sagen würden: sich selbst unabhängig vom Spiel feierten. Kein Spieler redete Tacheles in der Öffentlichkeit, niemand wagte es, die Anfeindungen bspw. gegen Alex Meier oder Benny Köhler anzuklagen; das Treiben auf den Rängen hatte mit dem Treiben auf dem Platz nicht mehr viel gemein: Die da oben und die da unten - zwei verschiedene Kosmen.
Sämtliche Spieler die Eintracht Frankfurt abgeben wollte, haben bei anderen Vereinen bestätigt, dass es richtig war, sie abzugeben: Lenze, Husterer, Reinhard, Rehmer, Cimen, Weißenberger - um nur einige zu nennen - der Trainer scheint ein so falsches Auge nicht zu haben, was die Beurteilung der Qualität angeht. Die Abgänge, die sportlich schmerzten, gingen auf Initiative der Spieler zurück: Kyrgiakos, Jones, Streit - im End auch Takahara. Unstrittig dürfte in den meisten Fällen auch die Wahl der Spieler sein, die Friedhelm Funkel eingesetzt hat. Spychers Qualität fiel auf, als er verletzt war, Mehdi saß zurecht meist auf der Bank - bis Steinhöfer schwächelte. Ochs, Russ, Fenin, Fink, Chris, Liberopoulos waren mehr oder minder gesetzt - kaum jemand hätte dies anders gesehen. Pröll oder Nikolov - wer wollte einen Torhüter eindeuig präferieren, zumal auf Grund von Verletzungen sich die Frage meist nicht stellte, wer spielt. Amanatidis, Bajramovic, Preuß, Vasoski waren oder sind langzeitverletzt. Bellaid oder Inamoto spielten - oder sie spielten nicht- kaum jemand von uns hätte großartig anders gehandelt. Korkmaz und Meier haderten mit mehrfachen Verletzungen. Toski, ein begnadeter Techniker , bot im End zu wenig und wanderte auf die Bank. Köhler wurde als linker Verteidiger gestellt - dies war nicht überzeugend - aber aus der Not geboren. Einzig an der Personalie Caio entzündete sich der wohlwollend gesagt: Unmut. Dabei stellt sich die Frage, weshalb ein Trainer, der die richtigen Spieler abgegeben hat, und meist die richtigen Spieler eingesetzt hat, ausgerechnet bei einem Spieler so völlig konträr zur Meinung vieler steht - und dies zu den bekannten Szenarien führte. Die vielen, die ganz gerne übersehen, dass ein Spieler noch weit weniger Einsätze bekam als Caio und der seit etlichen Jahren bei Eintracht Frankfurt spielt; dazu noch im U21 Nationalteam seines Landes. Die Rede ist von Kreso Ljubicic, dessen Abgang klaglos hingenommen wurde. Wenn einer keine Chance bekam, dann ist es Kreso. Wenn einer nach Trainingsleistung und nicht nach dem Spiel bewertet wurde, dann ist es der junge Mann aus Maintal/Kroatien mit dem Adler im Herzen.
Danke Friedhelm Funkel. Danke dafür, dass wir auch in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen werden; aller Voraussicht nach wieder gegen den Abstieg, was durchaus auch einen einstelligen Tabellenplatz beinhalten kann. Egal, wer die Eintracht trainiert. Die Fans aber haben in den letzten Wochen und Monaten ein Gesicht gezeigt, dass es mir fürderhin verbietet von Wir zu sprechen. Und das ist vielleicht der tragischste Verlust; der Zusammenhalt der Fanszene und der Glaube, dass es Gemeinsamkeiten geben könnte.
Es ist wirklich beschämend das die FR gestern schon sachen verkündet die heute erst auf der PK erläutert werden sollen.
AntwortenLöschenTypisch Eintracht
Hoffentlich verjagen diese Maulwürfe nicht auch noch HB mit so einem Unding.
Gruss
Niemiec
Ebenso Typisch Eintracht ist die Startseite des InternetAuftritts.
AntwortenLöschen''Madonnas fürchterliche Rache''
Nö, aktuell gibts sicher nichts wichtigeres zu verkünden. Das es um 12Uhr ne PK gibt braucht ja keiner wissen.
Nochma
Der Pole
:-)
nuja, vielleicht weiß ja der trainer schon bescheid und hat's ingo gesteckt - damit dieser leif sundermann zuvorkommt :-)
AntwortenLöschenmadonna ist wichtig!
Immer wenns wichtig wird knickt die Seite ein ...
AntwortenLöschenDanke, Friedhelm Funkel!
AntwortenLöschenDanke, Beve, für die richtigen Worte. Ich bin traurig & erschüttert, darüber wer im Umfeld wie Meinung machen machen darf & sich am Ende damit durchsetzt.
"Die Fans habe in den letzten Wochen und Monaten ein Gesicht gezeigt, daß es mir fürderhin verbietet von Wir zu sprechen." Wie wahr, Beve. Wie wahr.
Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
Fritsch.
Auch wenn's aus meiner Sicht letztlich die richtige Entscheidung ist.. die Begleitumstände, vor allem die Veränderungen im Umfeld stimmen mich traurig.
AntwortenLöschenUnd nicht zuletzt.. irgendwie hat man sich an den grimmigen Funkel auch gewöhnt. Ist ja nun doch auch viel passiert in den letzten Jahren. Ich durfte mein erstes Pokalfinale mit der Eintracht erleben etc.
Hört sich vielleicht komisch an, aber ich komme mir gerade vor wie bei einer Beziehung, bei der man sich zwar einig ist, dass es besser ist, sich zu trennen, aber ohne Klos im Hals geht sowas trotzdem nicht von statten.. bei mir zumindest nicht.
Mach's gut Friedhelm. Von Herzen alles Gute...
danke beve,
AntwortenLöschenklare worte die ich in dieser form jedereit unterschreiben würde.
eben gab es als ticker auf n24 die meldung, dass das kapitel funkel nach dieser saison in frankfurt beendet ist. die pressekonferenz konnte nirgends verfolgt werden, so wichtig die eintracht für uns ist so unwichtig scheint sie der medienlandschaft.
irgendwie fast ein erfolg.
Sehr guter Kommentar. Genau diese WIR der Fanszene sehe ich auch als großen Verlust und die Erkenntnis, dass es einfach zu viele gibt, die meinen alles zu wissen und doch keine Ahnung haben. Ich bin gespannt, wie die neue Saison verläuft. Vielleicht werden wir diesen Tag irgendwann noch schmerzlich bereuen. Danke Friedhelm Funkel, ein wirklich guter Trainer verlässte eine überschätzte Mannschaft.
AntwortenLöschen"Die Fans aber haben in den letzten Wochen und Monaten ein Gesicht gezeigt, dass es mir fürderhin verbietet von Wir zu sprechen. Und das ist vielleicht der tragischste Verlust; der Zusammenhalt der Fanszene und der Glaube, dass es Gemeinsamkeiten geben könnte."
AntwortenLöschenAlles richtig, danke!!
So, das war es also.
AntwortenLöschenIch schrieb es neulich schon, hoffentlich ist niemand glücklich über das was sich zur Zeit bei uns abspielt und das was daraus resultiert.
Ursache und Wirkung gehen in meiner Würdigung diametral auseinander.
Es ist letzten Endes unumgänglich geworden die nächste Saison mit einem neuen Trainer anzugehen, aber man muss sich nichts vormachen: Die ausschlaggebenden Gründe waren letztlich nicht die sportlichen Darbietungen, sondern der geschürte Hass im Umfeld.
Nun habe ich ein Wort genutzt dass ich im Fußball mit Vorsicht genieße, wenn nicht ganz ausschließe.
Aber hier ist es tatsächlich in Teilen der Fanszene (in der ich zukünftig mein eigenes Grüppchen zu sein beschlossen habe) genau zu solchem gekommen.
Hilft nichts, es ist vorbei.
Anlässe hätte es natürlich auch so genug gegeben und auch ich habe ja nach dem Bremenspiel erstmals öffentlich darum gebeten den Vertrag aufzulösen.
Das Wie wird mich noch sehr lange beschäftigen.
Tobi hat es gut beschrieben mit dem Gefühl einer auseinander gehenden Beziehung in der man einander dennoch sehr schätzt ein "wir sollten Freunde bleiben" aber natürlich nicht funktioniert.
Was bleibt:
Danke Friedhelm für deine 5 Jahre die im Gesamten überragend waren und so sehr andere auf Misserfolge abstellen, so sehr sind bei mir andere Dinge im Hinterkopf geblieben.
Ohne dich hätte ich niemals einen unvergesslichen Nachmittag am Strand in Vigo verbracht, dem Hexenkessel in Istanbul 82 Minuten lang entgegen geschrieen.
Die Fahrt nach Bröndby wird irgendwann meine Enkel langweilen (sofern vorhanden).
Ein Pokalfinale habe ich erlebt, die Demütigung der Scheißböcke in unserem Stadion, die Demontage Schalkes mit dem vermeintlich besten Trainer der heute durch die Welt stapft.
Und auch in dieser Saison gab es Spiele die ich im Positiven so schnell nicht vergessen werde, namentlich das in Cottbus.
Ich habe keine Lust mich an Ärgernissen aufzuhalten, den Teil werden genügend andere schon übernehmen. Letztlich sind sie auch egal.
Vorbei. Danke.
Weiter gehts.
Halt, eines noch:
Dass Funkel ein würdiger Abschied verwehrt wurde, weil mal wieder irgendeiner seine Fresse nicht halten konnte, ärgert mich maßlos.
Das hatte er verdient, seinen Rücktritt selbst bekannt zu geben.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschen... und ich liebe die graue Mouse !!!
AntwortenLöschenPrima Bilanz, Beve.
AntwortenLöschenGruß
Stefan
blog-g.de
dfdsf
AntwortenLöschenvielen dank für die kommentare und die ausführliche schilderung eurer gefühls-und erfahrungslage; unsre eigenen kleinen grüppchen werden auch in der neuen saison dabei sein. ich und ich ist noch lange nicht wir. aber ganz alleine ist man nie. oder immer!
AntwortenLöschenviele grüße
beve
" ... unsere eigenen kleinen grüppchen werden auch in der neuen Saison dabei sein. ... ganz alleine ist man nie ..."
AntwortenLöschenEin tröstlicher Gedanke bei all dem Frust, der Müdigkeit, die sich nach einer wildbewegten Saison eingestellt hat.
Bei aller Erleichterung, dass nun doch noch ein halbwegs versöhnlicher Ausklang und Abschied vom Trainer möglich sein sollte, bei aller Ernüchterung angesichts von Agressionen, Grabenkämpfen und undichter Stelle, mit denen wir wohl weiterleben müssen.
"Eintracht" scheint in weiter Ferne und doch: für mich persönlich war es nicht nur eine verkorkste Saison. Mir jedenfalls bleiben auch schöne Erinnerungen, die ich mir nicht nehmen lasse, an gemeinsame Erlebnisse, im und um das Stadion, im Museum, an der Konsti:
neue Bekannte, gute Gespräche und viele nette Leute. Und wenn es auch nur eine kleine Gruppe sein mag: es war schön, diesen Teil der Eintracht-Familie kennenzulernen. Es war schön, dort willkommen zu sein.
In diesem Sinne Danke Beve, danke Pia, Stefan, Kid, Heinz, Ursula, Katja, Till, Petra Hermann, Bernie, Thorsten, Tassie, Dr. Hammer und und und ...
Ich habe zwar keine Karte, aber vielleicht klappt es und ich komme einfach mal so zum GD, um für diesmal Tschüss zu sagen.
Und es geht ja doch auch immer weiter. Und jedem Neuanfang wohnt bekanntlich ein Zauber inne. Wer weiß?
danke tom. eine karte habe ich noch, ich bringe sie mit ans gd.
AntwortenLöschensamstag wird ein seltsam spiel. wehmut, trotz, gleichgültigkeit? wir werden sehen!
viele grüße
beve
Vielen Dank, beve, das ist toll.
AntwortenLöschenIch nehme die Karte gerne.
Viele Grüße und bis morgen.
Tom
Die "eineinhalb Jahre", Beve", die will ich nicht unterschreiben, sonst wie gewohnt recht viel. Ich hab's ja in letzter Zeit teilweise ähnlich ge- und beschrieben, unsere Sicht der Dinge und die Gefühlslagen sind da nicht weit auseinander, schätze ich.
AntwortenLöschenIch bin nur noch eines: müde.
Friedhelm Funkel und Heribert Bruchhagen haben eine würdige Form des Abschieds gefunden. Das bleibt. So wie die Tore von Köhler und Ama gegen den KSC. Und einiges andere bleibt leider auch. So ist das Leben, so war auch die Saison.
Gruß vom Kid