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Donnerstag, 19. März 2009

Sachen gibt's


Dass ich derzeit so ich an Eintracht Frankfurt denke eher missmutig werde, ist ein offenes Geheimnis. Die Fans sind zerstritten, die Mannschaft spielt oft erfolglos und lethargisch und so weiter und so fort.

Dennoch geschehen Dinge, die mich verwundert zurück lassen.

Vielleicht beginnt diese Geschichte am Abend des zwanzigjährigen Jubiläums des vorerst letzten Pokalsieges 1988. Im Museum der Eintracht stand eine Veranstaltung auf dem Programm, die ich moderieren sollte; eingeladen waren unter anderem Manni Binz; Libero der Siegermannschaft als auch Frank Demant, ehemaliger Taxifahrer, der seit einigen Jahren recht erfolgreich den Röschen-Verlag betreibt und zum damaligen Zeitpunkt fünf Frankfurt-Krimis veröffentlicht hatte. Der Grund seiner Anwesenheit war allerdings die Tatsache, dass er vor nunmehr einundzwanzig Jahren mit einem Fan-Bus nach Berlin gefahren war, um die Eintracht zu unterstützen; Frank ist nämlich nicht nur Schriftsteller, sondern auch Eintracht-Fan.

Da die Veranstaltung ausnahmsweise nicht sonderlich gut besucht war, hockten wir in kleinem Kreis beisammen und unterhielten uns über die damaligen Zeiten. Dies war höchst angenehm, da sich nicht nur Manni Binz locker und aufgeschlossen zeigte, sondern auch Frank sich als lustiger Zeitgenosse präsentierte; Gemeinsamkeiten waren nicht nur die Liebe zur Eintracht, sondern auch die Tatsache, dass sowohl Frank als auch ich etliche Jahre nachts Taxi in Frankfurt gefahren und beide auch als Schriftsteller tätig sind.

Und so kam es, dass ich Frank zu meiner neulichen Lesung im Museum eingeladen hatte, wobei er mangels Zeit leider absagen musste. Der Zufall wollte, dass er seinerseits gerade ein neues Buch veröffentlicht hatte, den sechsten Simon-Schweitzer-Krimi mit dem Titel Verschollen im Taunus - und er selbst für den 18.März sprich gestern eine Lesung in Fechenheim plante, zu der ich meinerseits beschloss, hinzugehen.

Derweil kam ich über das Forum der Eintracht mit Aigle Genevois ins Gespräch, der mich ebenfalls zu dieser Lesung eingeladen hatte - und mein eigenes Büchlein mit dem Titel Der Andermacher sogar in zwei Buchhandlungen in Frankfurt dem geneigten Leser zum Verkauf anbot. Ein weiterer Grund, die Lesung zu besuchen.

Am gestrigen Nachmittag schlenderte ich nachdenklich über die Berger Straße in Frankfurt, die anlässlich des sensationellen Spieles gegen Kaiserslautern anno 1999 in Erinnerung an den famosen Trainer kurzzeitig in Jörg Berger Straße umbenannt wurde und traf zufällig uff de Gass wie wir Frankfurter sagen auf Frank.

Wir unterhielten uns ein Weilchen über die Literatur und die Frankfurter Eintracht und verabschiedeten uns mit einem herzlichen Bis später.

Gegen halbacht schwang ich mich in den sattsam bekanten silbernen Golf, der uns auch am kommenden Samstag nach Düsseldorf bringen wird und rollte durch den Frankfurter Abend von Bornheim nach Fechenheim, was sich auf Frankfurterisch wie Fashionheim anhört.

Verbotenerweise parkte ich den Wagen in der kleinen Fußgängerzone direkt vor dem Kulturladen Ankergasse, dem gestrigen Veranstaltungsort. Brav bezahlte ich meinen Obulus und wurde sogleich von einem netten Mann angesprochen, der mich zuvor schon fotografiert hatte. Bist du der Beve? Jawoll, der bin ich und es stellte sich heraus, dass jener Fotograf Jason war, der sowohl in meinem Blog als auch bei Kid und vor allem bei Stefan im Blog-G aktiv - und wie wir alle großer Eintracht-Fan ist.

Alsbald begann die Lesung; Frank erzählte einige Anekdoten, sowohl aus älteren Werken als auch aus dem aktuellen Buch, welches neben Sachsenhäuser Lokalkolorit auch so einiges über die Frankfurter Eintracht beinhaltete. Wenn ihr also wissen wollt, wer Pierre Angler oder Herbert Buch ist, oder was ein Russischer Milliardär im Umfeld des Riederwaldes so treibt, dann werft mal einen Blick hinein.

Der Aigle Genevois betrieb während der Veranstaltung einen kleinen Büchertisch, Eintracht Schals und Fahnen hingen derweil an den Wänden und wir erlebten einen kurzweiligen Abend und erfuhren, was es mit der ünneren Ongelöchenheit dör BÄ Är Dää anoo 1988 so auf sich hatte und weshalb der Name des Röschen-Verlag ganz direkt mit einem Fußballverein in Sachsenhausen zu tun hat.

Frank schenkte mir zum Abschied sein Werk, Jason schoss noch ein Foto und ein wenig später nahm ich Frank mit nach Bornheim. Wir schwatzten über Oberst Schiel und auch über die Blogs, und ich wies ihn auf den Blog von Kid hin, den er bis dato nicht kannte. Abends hockte ich dann neben Pia auf dem Sofa und hatte meinen Abstecher nach Fashionheim ganz und gar nicht bereut.

Heute las ich in Franks Buch und warf wie jeden Tag einen Blick in Kids Blog - und musste schmunzeln. Völlig unabhängig von meinen Erlebnissen entdeckte ich den Eintrag: Die Welt ist ein Dorf - Ein Beitrag, der von einem anderen Frank handelt und von Frank Demant dazu - und wie es dazu kam, dass die Welt ein Dorf ist.

Aber das müsst ihr nun selbst nachlesen; ich finde es seltsam, wie so manche Dinge zusammenkommen, ohne dass irgendjemand dieses Zusammenkommen forciert hätte.

Sachen gibt's.


Beve - Frank Demant




Das Foto ist von Elmar Jason Lütge. Danke dafür.

9 Kommentare:

  1. Ja, the world is my oyster oder auch ein Dorf. :-)

    So so, das "Röschen" kannte also meinen Blog nicht. Macht nichts, ich kannte ja bis vor einer Woche seine Bücher nicht. :-) Mich überrascht das nicht bei den ca. 150 Lesern, die täglich durch die virtuelle Klappergass schlendern. Aber ich frage mich, ob das jemanden enttäuschen wird, der in einem Forum mit über 80.000 registrierten Nicknames meinte, unsere Blogs würden einen Gegenpol benötigen? ;-)

    Danke für die kurzweiligen und schönen Zeilen, die mich bestätigt haben: Im Museum eine Veranstaltung zu verpassen, ist immer schade!

    Gruß aus der Klappergass´
    Kid

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  2. ach du lieber gott, das philosophische statement ist glatt an mir vorbeigerauscht; nuja, wenn er meint :-)

    übrigens gibt es das heft "zico" nicht mehr - aber ein ehemaliger redakteur ist handelnder journalist im krimi.

    viele grüße

    beve

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  3. Ein Journalist auf "Stipp"-Visite, sozusagen. :-)

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  4. Vielen Dank für diesen Bericht über ein wieder von mir verpasstes Ereignis, Beve. Wäre ich doch nur bei Euch um die Ecke. Und danke für die Verwunderung, an der Du mich teilhaben lässt. Ich bin mir sicher, passender kann man es nicht beschreiben.

    Und ganz nebenbei bemerkt: Das T-Shirt, daß Du trägst, will ich auch haben.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  5. "Aber ich frage mich, ob das jemanden enttäuschen wird, der in einem Forum mit über 80.000 registrierten Nicknames meinte, unsere Blogs würden einen Gegenpol benötigen?"

    Darf ich kurz anfragen worüber zum Henker ihr redet? ;)

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  6. moin fritsch, das shirt ist schon ein paar jahre alt, anlässlich einer demo gegen polizeiwillkür anno 2005 haben die leute shirts bekommen mit dem aufdruck der stadt (vorne) und hinten: getrennt in den farben, vereint in der sache.

    es gibt es also nicht mehr, schade.

    stefan, im forum schrieb ein user diesen satz mit dem gegenpol in bezug auf die kommentare eines anderes usern, der seit monaten seine haltung in bezug auf trainer etc in penetranter wiederholung unters volk streut.

    http://www.eintracht.de/meine_eintracht/forum/1/11159457/?page=2#f12177435

    viele grüße

    beve

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  7. Ja das ist sehr schade, Beve. Dafür habe ich dann gleich mal meine Unetrstützung für die Hartplatzhelden geleistet.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  8. Eine Woche habe ich jetzt nur gearbeitet und geackert und bin zu wirklich gar nix anderem mehr gekommen.

    Abends erst immer spät nach Hause gekommen und dann meist einfach nur noch umgefallen. Aber eines habe ich doch immer wieder gemacht, irgendwie konnte ich nicht anders. Hier bei Dir, Beve, und auch bei Kid mal reingeschaut und mich in einer Mischung aus Nachdenklichkeit und Besorgnis darüber informiert, wie es euch so geht nach dem Spiel letzte Woche.

    Traurig, wie es derzeit rund um die Eintracht im Großen derzeit bestellt ist, aber auch schön, wie viel Wärme und Zuneigung im Kleinen Dir hier verschenkt wird.

    Alle singen Sie Dir dasselbe Lied

    "....
    That's what friends are for.
    For good times and bad times
    I´ll be on your side forever more
    That´s what friends are for
    Keep smilin´, keep shinin´
    Knowing you can always count on me for sure
    That´s what friends are for
    ....
    In good times and bad times
    I´ll be on your side forever more
    Oh, that´s what friends are for ..."

    Neulich nachts - ich bin derzeit nur noch nachts hier - saß ich da und hatte das Bedürfnis, etwas Aufmunterndes zu sagen, zumindest etwas Solidarität zu bekunden, aber ich war leer und was ich sagen wollte, kam mir hohl vor.

    Was mir diffus durch den Kopf ging, war die Erinnerung an einen Film, einen zugebenermaßen sehr sentimentalen, den ich aber nichts desto trotz sehr liebe: Frank Capras Weihnachtsklassiker "It's a wonderful life".

    James Stewart spielt da einen Mann, dessen Träume endgültig geplatzt zu sein scheinen und der nicht mehr weiterkann, der plötzlich auch keine Kraft mehr hat, weiter zu kämpfen. Und der, bevor er sich am Heiligen Abend von der Brücke stürzen kann, von einem Engel zweiter Klasse, der sich noch die Flügel verdienen muss, gezeigt bekommt: Es gibt keinen Grund zur Resignation. Ein Mensch, der gute Freunde hat, hat sich nie umsonst bemüht, ist nie ein Versager.

    Und George Bailey hatte Freunde. Und Du hast die anscheinend auch, nah und fern. Ein Fritsch oder ein Kid, man könnte meinen, das sind Engel, die zu Dir geschickt werden und nicht mal welche zweiter Klasse.

    Was mich gar nicht wundert. Es gibt Menschen, die brauchen wie letzten Samstag nachmittag im Vorbeigehen nur ein freundliches "Hallo Tom" zu sagen, und ich fühle mich zuhause, ohne überhaupt an diesem Tag weiter mit Dir gesprochen zu haben.

    Und wenn man dann am nächsten Tag liest, was Dir ein paar Minuten später passiert ist, und was Kid und anderen ganz ähnlich widerfahren ist, dann tut das schon weh.
    Das ging mir die letzten Tage schon nach.

    Aber was ich hier lese, tut gut und macht Mut. Wahrscheinlich liege ich völlig daneben, aber Irgendwie kommt es mir vor, als wird die Filmgeschichte hier mit etwas anderem Drehbuch und anderen Rollen gespielt und der Fußball schreibt sie ein Stück mit.

    Ich schaue hier herein und der Glaube kommt ein Stück weit zurück: It's a wonderful life.

    Danke dafür und Dir alles Gute. Es geht ja immer weiter und dass Du nach Leverkusen aufbrichst, freut mich. Bring drei Punkte und gute Laune mit zurück.

    Viele Grüße
    Tom

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  9. danke tom für diesen freundlichen und offenen kommentar; und es stimmt, es gibt draußen in der welt diese engel, auch wenn die flügel fehlen; auch wenn sie selbst alle kraft für die eigenen kämpfe brauchen. dabei habe ich es ja noch gut, pia hält mich ja auch aus :-)

    schade, dass es mit den drei punkten in düsselkusen nicht geklappt hat, immerhin: unterwegssein ist klasse.

    danke und viele grüße

    beve

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