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Sonntag, 14. Dezember 2008

Manchmal


Was soll ich mich nach einem 0:1 der Eintracht in Hamburg mit dem Spiel beschäftigen, zumal ich eh nicht dort war, sondern Kindern im Museum Limo und Würstchen serviert habe. Trainer hier, Spieler dort - morgen ists ein weißtdunoch und übermorgen Staub.

Vielleicht sind auch der Worte genug gewechselt, geschrieben. Denn ähnlich schnell wie Unmengen von Fotos ganz schnell im www versinken, so schnell versinken geschriebene Worte. Irgendwie komme ich gar nicht dazu, mich mit all dem zu beschäftigen, was durchaus kluge Köpfe produzieren. Kaum gelesen, wird nachgelegt; immer schneller, immer neuer - wie ein Kreisel, der sich an allem vorbeidreht und doch nichts fassen kann. Beständig ist stets der Wechsel und verschüttet die Substanz dessen, was unser Leben eigentlich ausmacht; die Menschen und Geschichten, manchmal nur Worte und Gefühle, die sich in deine Seele einfräsen und dann zugeschüttet werden von der Hatz des Alltages, der meist nur Belangloses produziert und doch dein Hirn in Trab hält. Oder in Raserei. Oder in der Endlosschleife der Wiederholung des Gedankens von gestern.

Was ist wirklich wichtig, was nicht nur Tünche für ein vorbeihastendes Leben? Was ist Ich und was will es? Die gesamte digitale Welt riecht nicht und sie schmeckt nicht. Sie frisst bunt deine Zeit, die nicht wiederkommt. Angetreten mit Träumen groß wie das Leben der Kinder von Bullerbü, gelandet im Krieg ums Geld; aus Utopien wurden Sachverwaltungen im Dienste der Aufrechterhaltung eines Daseins, das sich nicht aus der Zeit befreien kann.

Manchmal möchte man in den Wald gehen und schreien. Manchmal alles kurz und klein hauen, sich selbst dazu. Und manchmal am Meer sitzen und weinen. Ein Feuer knistert dazu, der Duft gebratener Sardinen weht herüber, draußen am Horizont funkeln die Lichter der Fischerboote und Gott flüstert ins Ohr: Lebe. Jetzt.


11 Kommentare:

  1. tja, die virtuelle welt riecht und schmeckt nicht. noch nicht. vielleicht ist das auch bald möglich. mal ein bisschen am bildschirm gerieben, schon entfaltet sich ein duft, den man vorher per mouseclick ausgewählt hat.

    ich hab heute mit meinen jungs schiffchen gebastelt. aus echtem papier. und memory gespielt. ohne touchscreen mit echten memorykärtchen. fußballmemory natürlich :-)

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  2. Ja, ich bin ein lebender Anachronismus. Ich sammle Vinyl und höre lieber Schallplatten. Ich schreibe lieber mit einem Bleistift in ein Notizbuch.

    Digital ist der kleinste aber nicht gemeinsame Nenner. Für mich.

    Pia, bitte mach mir keine Angst: Wenn es soweit ist, daß Bildschirme riechen, dann ist die Zeit gekommen, für mich zu gehen. Ich rieche lieber an richtigen Menschen oder Sardinen.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  3. Bei einem wärmenden Feuer am Meer sitzen und weinen. Ja. Doch Gott wird nicht in mein Ohr flüstern, er wird schweigen. Vielleicht spricht er auch und ich höre ihn nicht. Vielleicht bin ich zu ungeduldig, wo ich noch warten müsste. Besonders zu Weihnachten.

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  4. Ich sags mal weniger pathetisch: Bin froh, dass Winterpause ist. Bin froh, dass bald Weihnachten vorbei ist. Irgendwie nervt mich gerade alles. Vielleicht sollte ich auch mit Kindern Papierflieger oder so bauen... ;-)

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  5. andy, so könnte man es auch sagen. fast :-)

    kid, wenn du ihn nicht hörst, dann sagt er nichts. wer weiß, ob ers überhaupt ist.

    für alles gibt es eine zeit sangen die byrds - mögen sie recht haben, denn was auf deinen buckel draufgepackt wird, reicht grad für mehr als ein leben.

    fritsch, bei mir mengt sich grad alles - digital ist mächtig, und die insignien der zeit richtig zu nutzen ist eine kunst. immerhin ist dieses und das deinige blog auch digital. kämpfen und siegen.

    pia, fußballmemory - das sind zwei trainer für die eintracht, manch einer mag sagen: oje :-)

    danke und viele grüße

    beve

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  6. ich weiß nicht, am meer baue ich lieber analoge sandburgen, statt zu weinen...

    und ich kann zwar die grundsatzkritik am digitalen noch nicht ganz teilen, probier dich aber jetzt mal analog an die strippe zu bekommen, bevor ich hier digitale botschaften sende ;)

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  7. Beve, kämpfen und siegen ist richtig. Und es ist auch richtig sich mit den Insignien der neuen Zeit auseinaderzusetzen. Digital ist gut, solange wir es beherrschen. Und das liegt in unsere Hand.

    Ich wollte eigentlich nur sagen: Ich höre gerne Schallplatten & benutze ein Benzinfeuerzeug.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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  8. andi, in manchen punkten gebe ich dir sicherlich recht, was bleibt ist die vermassung, die aus der demokratisierung der meinungsvielfalt wurde. und weder sind musik, literatur, fotos, filme etc besser geworden, eher anders. ich stelle vielleicht eine mangelnde intensität in der beschäftigung fest, das mag aber auch daran liegen, dass wir älter geworden sind und gleiches verhalten auch analog zu beobachten wäre.


    fritsch, ich höre leider nur noch ganz selten vinyl, mag es platzmangel, geldmangel oder bequemlichkeit sein. vielleicht trauere ich nur einem lebensgefühl hinterher, das längst vergangen nur noch in der erinnerung aufflammt.

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  9. Sehnsucht und Schwermut, wer kennt sie nicht die Schlingel. Zwei nahe Verwandte der Sentimentalität. Manchmal wenn es mir für einen Moment gelingt mich selbst mal schief von der Seite anzuschauen und sich so etwas wie Bewußtsein einstellt, kommen sie vorbei, bleiben ein bißchen zu Besuch und sorgen für wohliges Herzeleid. Irgendwann gehen sie dann wieder und weiter gehts...Ich finde das ist OK so.
    Michel.

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  10. Beve, mit der Erinneung könntest Du Recht haben. Aber sind wir wirklich sentimentale Herrschaften? Ich will es noch nicht wahr haben.

    Dann lieber eine gepflegte Erinnerung und die Beherrschung der modernen Zeiten. Irgendwann war ja Vinyl auch einmal modern.

    Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
    Fritsch.

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