Pia hingegen träumte vom Baggersee und plante für Samstag einen Ausflug mit den Kids, während ich die Gelegenheit hatte, einen Platz bei Suse und Muelli im Auto zu ergattern. Da Uli noch ein Kärtchen für mich übrig hatte, marschierte ich früh am Spieltag brav zur Rothschildallee, während der silberne Golf darauf wartete, nachmittags nach Groß Krotzenburg zum See zu rauschen. Es sollte die weisere Entscheidung gewesen sein - so stand es zumindest Stunden später um 17:15 fest.


Alsbald marschierten wir ums Stadion, landeten vor dem Gästebereich und begrüßten die ankommenden Eintrachtler. Die UF schleppte Choreobestandteile ins Stadion, die Fanbetreuung beobachtete das muntere Treiben und alle naslang ein großes Hallo und ein herzhaftes Guude. Christian und Uwe waren mittlerweile auch eingetroffen, und während Suse und Muelli sich in Richtung Sitzplatz aufmachten, organisierte ich ein Stadionmagazin und spazierte zum Eingang für Stehplätze. Der Ordner tastete mich penibel ab, sogar meinen Geldbeutel musste ich öffnen (Münz- und Scheinfach) und auf meine Frage hin, ob er das Einkommen der Eintrachtler überprüfen wolle, klärte er mich auf, dass er Aufkleber suche. Hätte er was gesagt, ich hätte ihm welche besorgen können. So stand ich da (streng auf die fünfzig zugehend) und musste mit ansehen, wie mein Portemonnaie befingert wurde. Es wird Zeit, dass man Sie zu mir sagt.

Die Eintracht begann erstaunlicher Weise exakt mit der Aufstellung, die ich vor wenigen Wochen vorher gesagt hatte - für den verletzten Chris stand Russ in der Innenverteidigung und im Gegensatz zum Pokalspiel durfte Gekas an Stelle von Altintop neben Amanatidis stürmen. Ein paar Fahnenschwenker wedelten auf dem Platz damit herum, an den verstorbenen Torhüter Enke erinnerte weder auf den ersten noch auf den zweiten Blick etwas und dann begann sie, die sechste Bundesligasaison der Eintracht in Folge. Mit Einlaufen der Mannschaften hielten wir die Papptafeln in die Höhe und schon nach wenigen Sekunden blieb ein Hannoveraner verletzt liegen, Neuzugang Carlitos musste ausgewechselt werden - die Diagnose lautete später: Kreuzbandriss.
Die Eintracht übernahm das Kommando, vor allem Köhler hatte einige gute Szenen und Amanatidis verzog nur knapp, raufte sich in altbekannter Manier die Haare, was ich kurz darauf gleichfalls machen sollte. Quasi aus dem Nichts hatte 96 in weinroten Trikots den Führungstreffer erzielt. Sieben Minuten später war alles wieder im Lot, Köhler hatte zum Ausgleich getroffen und das Spiel auf eine vernünftige Basis gestellt. Noch vor der Halbzeit konnte Nikolov spektakulär den Rückstand verhindern; Schulz stand frei vor ihm und brachte die Kugel nicht im Netz unter.
Nach dem Seitenwechsel kombinierte die Eintracht phasenweise recht gefällig, doch Torchancen blieben Mangelware - die größte Aufregung gab's, als ein Handelfmeter für die Eintracht nicht gepfiffen wurde - und so musste Gekas nach einer Stunde vom Platz, für ihn kam Altintop. Tzavellas auffälligste Tat folgte auf dem Fuß, er konnte seinem Gegenspieler nicht folgen und riss ihn einfach um, dafür gab's zu Recht gelb und kurz darauf die Quittung - Auswechslung gegen Korkmaz. Skibbe wird ihm sicherlich erklären, was es heißt, linker Verteidiger zu spielen. Links ist links und Verteidiger bedeutet: Hinten.
Hannover merkte plötzlich, dass sie ja eigentlich mitspielen können und so düpierte Ya Konan die gesamte Frankfurter Hintermannschaft und zog im Strafraum ab; glücklicherweise knallte der Ball an die Latte. Unterdessen hatte Lars den Spielstand unserer zweiten Mannschaft aus Ulm erfahren: 5:3 in Ulm gewonnen, na also; es geht doch - obgleich in den letzten fünf Minuten vier Tore gefallen sind.

SMS an Pia: 2:1 Hannover.
Antwort: Fuck!
Und wer gedacht hatte, die Eintracht würde wild entschlossen das Heft wieder in die Hand nehmen, der wurde aufs Gröbste enttäuscht, daran änderte auch die Einwechslung von Caio für Schwegler nichts - wobei Attribute wie wild entschlossen mit Caio nicht das Geringste zu schaffen haben. Wenn irgendjemand fürderhin auf die Idee kommen sollte, in den leiernden Singsang Caio, Caio einzufallen, muss er acht geben, dass ich ihm nicht kommentarlos eine schaller. Sei's drum: Weder Ochs noch Amanatidis vermochten das Ruder herum zu reißen; erst in den letzten Sekunden bäumte sich die Eintracht auf; Russ köpfte ans Gestänge und Amanatidis konnte den Ball gleichfalls nicht im Tor von Fromlowitz unterbringen.
SMS an Pia: Aus!
Antwort: Shit.
Es war wie gehabt, die Eintracht war nicht in der Lage, gegen eine schwächelnde Mannschaft zu punkten und ziert fürs Erste die hinteren Regionen der Tabelle. Russ wirkte in der Innenverteidigung überfordert und dürfte nach Chris Genesung auf der Bank landen; Gekas spielt nicht wirklich mit, Schwegler hatte einen gebrauchten Tag erwischt und die Einwechselspieler bestätigten auf eindrucksvolle Weise, weshalb sie nicht von Beginn an auf dem Platz standen. Spielerisch gefällig, fehlte der Eintracht Druck und Wille, solch ein Spiel zu gewinnen. Positiv vielleicht noch Jung und Köhler, während Meier für meinen Geschmack zu weit hinten agierte. Und Nikolov - Weltklasse gegen Schulz und Kreisklasse gegen Ya Konan - so kennen wir ihn. Das macht es nicht besser.
Völlig überflüssig die erste Niederlage eingefangen - in Hannover. In HANNOVER.


Später lief im HR noch ein Frankfurter Tatort von 1985; der Ehemann der Toten kam - es wurde mehrfach betont - aus Hannover. Ach leck mich.