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Donnerstag, 29. Oktober 2009

Kampf für Glanz und Gloria


Eintracht Frankfurt - Bayern München 0:4

Beginnen wir mit dem Besten. Zu Beginn des Spiels inszenierte die Eintracht-Kurve eine Choreo mit dem Banner Kampf für Glanz und Gloria. Das Stadion war ausverkauft und die Partie wurde live im Arme-Leute-TV übertragen. Mit knapper Verspätung begann das Spiel, das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Bayern München. Ziel: Berlin.
Was dann folgte, war eine Blamage allererster Güte.

Noch in der letzten Saison hatte die Eintracht in München desaströs mit o:4 verloren, ebenso in Dortmund - gegen Werder Bremen hieß es gar zweimal 0:5. Die Folgen sind bekannt, die Volksseele tobte, forderte vehement die Entlassung des Trainers und den Einsatz des Spielers Caio. Erfolgreich, wie sich am Ende herausstellte. Funkel musste gehen, Skibbe kam und Caio durfte spielen. Trainer Michael Skibbe in der FR im Juli 2009:

Aber es wird besser und besser. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen als in der letzten Saison und auch als in den ersten Wochen der Vorbereitung. Da bin ich mir ganz sicher.

Ich habe jetzt ganz genau hingeguckt; gegen Nürnberg, gegen Stuttgart, in Gelsenkirchen, in München und vor allem beim gestrigen Heimspiel. Was ich sah war eine Eintracht, die sich im Vergleich zur letzten Saison kein Stück geändert hat; wir haben gegen Zweit- und Drittligisten sowie gegenüber den (anderen) grauen Mäusen der Bundesliga jederzeit eine Chance zu gewinnen, während gegen ambitionierte Teams die Defizite augenscheinlich sind. Funkel hat dies genau so formuliert; Skibbe wollte durch anderen Sprachgebrauch eine Euphorie erzeugen, die Sand in die Augen derer gestreut hat, welche eine woher auch immer kommende Sehnsucht nach attraktivem Fußball verspürt haben.

Wo anfangen. Beginnen wir mit dem Spiel des VFL Osnabrück gegen Dortmund. Dort war ein Mann dabei, den Eintracht Frankfurt vor der Saison 2008/2009 aus Emden geholt hat; Alexander Krük, derzeit ausgeliehen nach Osnabrück. Osnabrück ist Drittligist - und steht anders als unsere Eintracht im Viertelfinale des DFB-Pokals. Ob Alex uns in der derzeitigen Situation weiter helfen würde, bleibt fraglich. Dies gilt ebenso für Leonard Kweuke, der nach einem halben Jahr in Frankfurt nun in Cottbus spielt. [edit: Bellaid, auch kein Schnäppchen kick derzeit in Straßbourg] Nikola Petkovic spielt gar nicht und Caio, einer der teuersten Einkäufe der Eintrachthistorie spielt kaum; durchaus begründet. Ümit Korkmaz spielt derzeit vorwiegend Regionalliga. Man kann nicht gerade von einem glücklichen Händchen bei den Neuverpflichtungen sprechen, wenn es um eher unbekannte Spieler geht; was Franz, Schwegler und Teber können - oder auch nicht, war hingegen aus Jahren der Bundesliga bekannt, um diese zu entdecken braucht es kein Scoutingsystem, da reichte Premiere völlig aus.

Mittlerweile sollten diejenigen, welche über Monate vehement die Entlassung von Funkel und den Einsatz von Caio gefordert haben, auf Knien Abbitte leisten. Ein Jahr voller Hass - nun dürften es auch die letzten begriffen haben: An Funkel hat das seltsame Auftreten des letzten Jahres nicht gelegen, auch wenn der Mann Fehler gemacht hat; er hat ohne zu Murren mit den vorhandenen Spielern versucht, das Beste heraus zu holen - es hatte immerhin für den Klassenerhalt gereicht. Und das wird weiterhin das (Mindest)Ziel der Eintracht sein müssen; zumindest solange die Investitionen nicht in den dreistelligen Millionenbereich gehen - und wenn schon, dann bitte mit einem jungem Team, das uns wieder mitreißt.

Wenn Eintracht Frankfurt in einem Achtelfinale vor über 50.000 Zuschauern und Millionen an den Bildschirmen sich so von den Bayern vorführen lässt und nur Dank der Gnade des Gegners nicht zweistellig verliert, dann laufen Dinge grundlegend falsch.

Es beginnt mit dem öffentlichen Scharmützel zwischen Bruchhagen und Skibbe. Wenn sich Heribert Bruchhagen öffentlich äußert, dann muss ich auch öffentlich meine Meinung vertreten ... sagte Michael Skibbe. Er wäre als Angestellter des Vereins besser beraten, die Klappe zu halten und seine Mannschaft auf dem Platz so einzustellen, dass die Leistung für sich spricht. Da dies nicht gelingt, muss er sich hinterfragen, weshalb nicht. Die Bayern hatten meterweise Platz, Bälle anzunehmen und in aller Ruhe weiter zu spielen. Grundlegende Aufgaben wurden nicht umgesetzt, kein Pressing, kein Doppeln, kein Verschieben. Kein Wille. Individuelle Fehler passieren, keine Frage; ich will hier nicht den Stab über Franz brechen, wenn er es nicht ist, dann ein anderer - aber die gesamte Haltung des Teams spricht nicht dafür, sich für eine längere Beschäftigung bei Eintracht Frankfurt anzubieten. Unsere Zukunft besteht aus Ralf Fährmann, Sebastian Jung, Marcel Titsch-Rivero, Cenk Tosun, Marcos Alvarez; wenn sie gesund sind, lasst sie spielen. Und aus der Beantwortung der Frage, wie Eintracht Frankfurt fürderhin Tore erzielen will. Die einzige Antwort lautet derzeit absurderweise: Standard Steinhöfer. Oder aber: irgendwie durchwurschteln, bis Meier oder Libero irgendwie abstauben; für Systemfußball ist das zu wenig. Über Außen geht nichts; wie sieht die Raumaufteilung bei Angriffen aus, wer bewegt sich wohin. Oder besser: Wer bewegt sich? Ochs; der bewegt sich, klar - aber wer ist in seiner Nähe? Wie will man ein Spiel gewinnen mit gefühlten acht Sechsern und zwei Stürmern, die sich in der Mitte tummeln. Müssen. Weshalb bekommt der junge Heller keine Chance, sich zu beweisen? Er hat zumindest die Schnelligkeit, sich über Außen durchzusetzen; könnte Akzente setzen. Wenn schon verlieren, dann wenigstens mit Leidenschaft und Herzblut.

Alles muss auf den Prüfstand; es beginnt beim Scouting, geht weiter bei der Außendarstellung, über die Torhüterposition und über die Einstellung der Mannschaft. Wenn schon keine grandiosen Einzelkicker für die Eintracht auflaufen, dann kann das Spiel nur über Teamgeist funktionieren; über den Willen, sich zu zerreißen. Die derzeitigen Akteure haben eine Choreo und einen Support wie beim gestrigen Spiel nicht verdient. Und wir haben haben es nicht verdient, uns so vorführen zu lassen. Ihr habt uns blamiert. Kampf für Glanz und Gloria. Dankeschön. Und geht mir fort mit Lincoln.

Nachtrag:

Mein Respekt an Maik Franz!

Montag, 26. Oktober 2009

Samstags in Frankfurt


Normalerweise beginnt ein Blogeintrag nach einem Auswärtsspiel der Eintracht mit einem Heimspiel in ...

Heute nicht, der Grund ist simpel: Ich war nicht da. München und Fußball, das ist etwas für Junggesellenabschiedsfeierer oder Frauen mit Hut feat. Krähenfeder - oder ein Fest für die ganze Familie. Ich habe mir das Schlauchboot zweimal gegeben, einmal in Rot, das war grausam und einmal in Blau, das war annehmbar. Blau fällt für's Erste aus, also heißt es: TV.

Noch am Morgen fiel mir etwas ganz anderes in die Hände; ich möchte es euch nicht vor enthalten:

Da war der Tag noch lustig. Der silberne Golf kam auch ins Spiel, die Reise jedoch war kurz: Nordend, Neu Isenburg, Sachsenhausen. Es herbstelte, aber ich kann es nicht lassen - anstatt weltvergessen durch einen Wald zu wandeln, dem Farbwandel der Natur zu zu sehen und meinen Kopf innwendig zu reinigen, hockte ich inmitten etlicher anderer Freaks in einer Spelunke in Frankfurt und starrte auf eine Leinwand. Leicht irritiert nahm ich die Aufstellung der Eintracht zur Kenntnis; Ochs im Mittelfeld, Chris in der Innenverteidigung und Franz als rechter Verteidiger; Schwegler, Bajramovic mit Teber im Mittelfeld, Spycher und Russ wie gehabt auf Links bzw Innen. Blieben noch Meier und Liberopoulos für ganz vorne und Nikolov für ganz hinten. Die Ansage unter Funkel wäre klar gewesen: Bitte nicht zweistellig verlieren; Skibbe verkaufte uns dies anders: Wir wollen mindestens einen Punkt holen.

Es kam, wie es kommen musste, während der gesamten ersten 45 Minuten tauchte die Eintracht kein einziges Mal im Strafraum der Bayern auf, während diese einen Stiefel zusammen rumpelten, dass der Bayernkunde ab Minute 38 zu pfeifen begann. Dies änderte jedoch nichts daran, dass es gut und gerne zur Pause 3:0 hätte stehen können. Apropos Stehen können: Dies könnte ein Stichwort für den Spieler Thomas Müller sein: Der hoch gelobte Bayern Jungstar segelte ein ums andere Mal ohne jegliche Feindberührung über das Spielfeld, dass er in meiner Hassliste den Ex-Bremer Diego ablöste und sich fortan Platz eins mit Marin teilen darf. Man hätte es Maik Franz nicht verübeln können, wenn er nachträglich noch dafür gesorgt hätte, dem Schnösel einen Grund für seine Fallsucht zu geben. Aber Franz hatte sich im Griff.

Der erste Höhepunkt in Halbzeit zwei war eine SMS von Roland, der unsere U23 in Wiesbaden beim Regionalligaspiel bei Wehen II gesehen hatte und mich von dem 5:1 Auswärtssieg der Eintracht in Kenntnis setzte, der zweite Höhepunkt die sensationelle Führung der Eintracht; Ochs auf Meier und der Lange wuppte das Bällchen an Butt vorbei ins Netz. Unverdient aber egal. Nur wenig später pfiff Schiedsrichter Dr. Jochen Drees Alex Meier auf dem Weg zum 2:0 harsch zurück, er hatte als einziger unsere 14 im Abseits gesehen - in einer Zeit, als die Eintracht tatsächlich Fußball spielte und sich durch Ochs noch eine weitere Chance erarbeitet hatte.
Wenig später konnte Nikolov einen Ball im Strafraum nicht sichern und prompt schob Robben, wenige Minuten zuvor eingewechselt, zum Ausgleich ein. Und als aus Zittern ein Beten wurde, trat uns der liebe Gott in den Hintern, derweil van Buyten zum Siegtreffer der Bayern einköpfte. Abpfiff, verloren, aus und vorbei.

Teber wusste wohl selbst nicht, weshalb er durchgespielt hatte; Oka wird nicht mehr viele Spiele für die Eintracht machen, während Maik Franz für mich zum Liebling des Tages wurde. Klar ist aber eines: Geändert hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht viel. Der alte Trainer sagte, wie es war, der neue was er glaubt, was gerne gehört wird. Entscheidend aber ist noch immer auf dem Platz. Nichts Neues also; Mittwoch geht's weiter. Dann allerdings ohne die Männchen, die in München ganz in Weiß auf der Tribüne platziert werden - und zwar so, dass sie das Logo eine Telekommunikations-Unternehmens nachbilden.

Noch jetzt weiß ich nicht, wo ich beginnen und wo enden soll - mit Ärgern. Das beste ist, ich halte die Klappe und schaue mir nachher Christoph Preuß im Mannschaftstraining an. Was bliebe sonst zu tun?