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Montag, 26. April 2010

Heimspiel in Mainz


Eine geschlagene Arbeitswoche lang lag ich bei strahlendem Sonnenschein im Bett, auf dem Boden verstreut Papierchen von Salbeibonbons und Asterixhefte; auf dem Tisch daneben dampfte eine Tasse Kamillentee während ich mir die Seele aus der Lunge hustete. Freitag Mittag sagte ich schweren Herzens die geplante Schifffahrt nach Mainz ab und verkabelte anschließend merkwürdige Laute von mir gebend die Anlage im Museum, um die lange Nacht der Museen vorzubereiten. Abends entschied ich mich dann doch nach Mainz zu fahren, im Zweifel mit der S-Bahn.

Der folgende Tag war ein schöner, im Ohr wummerten lässige Trance-Melodien, der Main glitzerte in der Sonne, Ruderer paddelten in Richtung Ruderdorf und ich hatte Glück; Uli und Bernie machten sich mit dem Auto in Richtung Mainz auf und hatten noch ein Plätzlein frei, den ich am Main-Plaza gerne in Anspruch nahm. Gesund geht anders; Matchdayfeeling geht anders, aber was solls - für Wolfsburg habe ich noch keine Karten, vielleicht wird dies mein letztes Auswärtsspiel in dieser Saison: Begonnen in Offenbach, beendet in Mainz.

Da Pia wegen eines privaten Termins mit dem silbernen Golf unterwegs war, saß ich nun in einem Citroen, ein Eintracht-Schal im Heckfenster kündete von unserer Gesinnung und im Autoradio liefen erstaunlicherweise die Smiths, als wir über Rhein und Weisenau nach Mainz einrollten - und in der Nähe des Gerichts parkten. Wie es so ist, wenn man mit Uli unterwegs ist führte der erste Weg in eine Metzgerei und der zweite zum Wochenmarkt in der Innenstadt. Ein Einheimischer ohne erkennbaren Fußballbezug rempelte mich unweit des Fanshops von Dimo Wache humorlos über den Haufen, ansonsten war die Stimmung in der Innenstadt unaufgeregt frühlingshaft. Denkmäler und große Häuser glänzten in der Sonne - ich bin eigentlich ganz gerne in Mainz - wenn nur der Fußball nicht wäre.

So röchelte ich von Zeit zu Zeit vor mich hin, als wir uns so langsam per Pedes Richtung Bahnhof und von dort Richtung Stadion aufmachten. Der Bus der 05er rollte an uns vorbei, Fähnchen flatterten lustlos an Wohnhäusern und sobald wir in die unmittelbare Nähe der Bruchbude kamen, hatte uns die Wirklichkeit eingeholt. Polizeiketten trennten die Guten von den Bösen während die Sonne auf den schwer bewachten Gästeeingang knallte. Peu a peu trudelten die Busse ein und brachten die Schifffahrer (erkennbar an knallroten Gesichtern) zum Eingang, während ich in neutraler Kleidung den nahe gelegenen Supermarkt aufsuchen wollte, um Wasser für uns zu besorgen. Der erste Versuch, die Polizeikette zu durchbrechen scheiterte am aufopferungsvollen Kampf eines Polizisten, der mich mit eisernem Griff am Arm packte. Ich guckte ihn verständnislos an und dachte, was man in solche Fällen zu denken pflegt - er aber stierte zurück und singsangte nach einer Weile: Was guggsten misch so aaaaa - wobei das aaaaa melodisch tiefergelegt war. Isch mach auch nur mei Aaaabeit.

Um mich herum marschierten Mainzer vor dem Gästeeinang, auf der anderen Seite Frankfurter im Mainzer Bereich - je nachdem wer von wo ankam - ich aber, der weder als Frankfurter noch als Mainzer zu erkennen war, ließ den singsangenden Arbeitmacher links liegen und marschierte ein paar Meter weiter fröhlich durch die Polizisten hindurch und sah, wie ein Eintrachtler von einer ganzen Gruppe schwer gepanzerter Arbeitmacher isoliert, gefilmt und polizeilich aufgenommen wurde.

Im Supermarkt war der Bereich für alkoholische Getränke säuberlich durch Folie verhängt und durch Mitarbeiter bewacht, die sich sichtbar unwohl fühlten, der Bereich Buttermilch und Wasser jedoch war frei zugänglich und so enterte ich mit drei Flaschen Wasser in der Hand erneut den Gästebereich.

Vor dem einzigen Eingang stapelten sich die Eintrachtler, so dass ich es vorzog, an einem Mäuerchen im Schatten die Zeit vergehen zu lassen. Thomas, der das FuFa-Schiff organisiert hatte, tat es mir gleich und erst als die Menschentraube kurz vor Beginn des Spiels auf überschaubare Maße zusammen geschrumpft war, betrat ich die Blechschüssel.

Der Stehplatzbereich war natürlich proppevoll und da ich wenig Lust verspürte, mich durch die Massen zu quetschen, verharrte ich oberhalb der Stufen und sah sogar von Zeit zu Zeit ein paar Quadratmeter vom Spielfeld. Das war auch ganz gut so - denn zweimal erkannte ich Alex Meier beim Schuss, zweimal lag die Kugel im Netz - aber es war nicht das erste Mal, dass die Eintracht hier mit zwei Treffern in Führung lag, gewonnen war noch gar nichts. Clark soll sogar auch mitspielen, gesehen hatte ich ihn bislang allerdings noch nicht. Aber das lag nicht an ihm.

Kurz und gut, Fußball ohne Fußball ist scheiße und so verließ ich die Bruchbude und wanderte an verdutzten Ordnern vorbei in die Freiheit. Ein Grüppchen Freund und Helfer stritt sich um ein Eis, die Sonne verhieß einen chilligen Nachmittag und so ließ ich mich durch einen Park in Richtung Bahnhof treiben. Schon wenige Meter vom Stadion entfernt war von Bundesliga so gut wie gar nichts zu spüren; am Bahnhof jedoch wurde ein Grüppchen Frankfurter von einer Hundertschaft durch die Gegend drangsaliert, in einer Spelunke namens Oberbayern erhaschte ich den aktuellen Spielstand und erkannte, dass Mainz den Anschlusstreffer geschafft hatte.

Ein paar Meter davon entfernt traf ich Steff vom Fanprojekt auf der Gass, welcher aus einer Kneipe kam, in die ich nun hinein marschierte. Gabi war auch schon dort und noch einige andere Frankfurter dazu, während die Wirtin mit eiserner Stimme das Regiment führte. Widerspruch zwecklos. Ich hockte bei einem Apfelwein aus seltsam ungerippten Gläsern, starrte auf den kleinen Fernseher und nahm den Ausgleich der Mainzer hin. Korkmaz erneuter Führungstreffer ließ mich hoffen, aus einer Ecke erhob jemand die Stimme für St. Pauli und es kam wie es kommen musste: kurz vor Schluss köpfte Bancé den erneuten Ausgleich für Mainz - und im End kann man sagen: Gott sei Dank blieb es dann auch dabei.

Bernie und Uli hatten mittlerweile die Polizeisperre nach Spielende durchbrochen und sammelten mich am Bahnhof auf. Gemeinsam mit Anno marschierten wir zum Auto und nach einem kurzen Stau vor der Autobahn sausten wir wieder in Richtung Heimat.

Gegenüber unseres Stadions verabschiedete ich mich von meinen Mitfahrern und latschte über die Brücke in Richtung Museum. Später flatterte Attila vorbei, noch später legte Henni Nachtsheim einen lustigen Auftritt hin, wiederum später plauderte ich mit Alex Schur über seine Sicht des Spiels und seine Mannschaft, die U17, die sich anschickt, Süddeutscher Meister zu werden und um die Deutsche Meisterschaft mit zu spielen und noch später sang der Polizeichor live und in Farbe: Im Herzen von Europa.

Tags drauf stand ich mit Pia am Bornheimer Hang und guckte mir den FSV gegen Augsburg an. Nachdem der Herr Bancé uns an der Tanke über den Weg gefahren kam. Im Block standen St. Paulianer, Osnabrücker, Eintrachtler und Bornheimer, gegenüber die Augsburger und rechts im Eck Lauterer, die Frankfurt unterstützten - und durch den Punktgewinn des FSV ihren Bundesligaaufstieg feierten. So kamen wir dann doch noch zum Fußball.

Donnerstag, 10. Dezember 2009

Fies. Ganz fies.


Eigentlich wollte ich zu den Vorfällen rund um das Spiel der Eintracht gegen Mainz nichts weiter schreiben, als hier geschrieben steht. Aber gut; es gab das ein oder andere, was man durchaus hätte näher beleuchten können - und dieses Beleuchten gipfelte in einem Kommentar der Nürnberger Nachrichten; einen Auszug seht ihr hier als Screenshot:

Was hat sich eigentlich zugetragen, während des Spiels? Die Eintracht hatte Mainz 05 glücklich aber nicht unverdient mit 2:0 besiegt; es gab einige hitzige Wortgefechte, das ein oder andere Foul, mehrere Gelbe und eine Gelb-Rote Karte, obgleich es alles andere als ein überhartes oder unfaires Spiel war. Im Anschluss an die Partie reckte der Mainzer Stürmer Arisitide Bancé seinen Mittelfinger in die Luft. Soweit - so gut könnte man meinen.

In Interviews erwiesen sich Manager und Trainer von FSV Mainz 05 als schlechte Verlierer, anders als der Mainzer Kapitän Hoogland, der in einem Interview nach Spielende die Dinge abhakte. Während Heidel über Frankfurts Spieler Maik Franz herzog, brachte Trainer Tuchel den Schiedsrichter ins Gespräch, der jedoch alles andere als eine skandalöse Leistung ablieferte. Die Ampelkarte für Amri kann man geben, wiederholtes Foulspiel, taktisches Foul im Mittelfeld etcpp. - also alles im grünen Bereich. Wenn Narren jammern, rinnt die Schminke, heraus kommt ein Gesicht. Kein Schönes.

Richtig böse wurde es erst in den Tagen danach, als von Mainzer Seite zum Schutze Bancés Maik Franz rassistische Äußerungen unterstellt wurden; ein gewagter - und wie sich am End herausstellte ein unhaltbarer Vorwurf. Maik Franz wurde vom Sportgericht freigesprochen; niemand konnte die Unterstellungen belegen - aber wie so oft: wirf mit Dreck, es wird schon etwas hängen bleiben.

Mainz 05 hatte Angst; Angst davor, dass der Spieler Bancé, der schon im Trikot der Offenbacher Kickers zu merkwürdigen Gesten neigte und zudem außerhalb des Platzes nach vorausgegangener Provokation eine Frau geschlagen hatte, als Rabauke kategorisiert und länger gesperrt wird. Durch die inszenierte Relativierung des Vorgehen Bancés durch vermeintlich rassistische Provokation erhofften sich die Verantwortlichen Strafmilderung - und nahmen dabei die Stigmatisierung von Franz als Rassist in Kauf; ein perfides Vorgehen. Ein schmutziges Vorgehen.

Dass im End aber der Spieler Bancé auf Grund seines Mittelfingers nicht gesperrt wird, halte ich für völlig in Ordnung - da hätte es auch die perfide Vorgehensweise der Mainzer nicht gebraucht. Klar, so etwas macht man nicht - aber mein Gott, es war ein Fußballspiel, Bancé hatte keinen Stich gemacht, war entnervt und verärgert, so what? 6.000 Euro Geldstrafe, ein Profi wird es verschmerzen; die Sache ist abgehakt könnte man meinen, freuen wir uns aufs Rückspiel.

Und dann kommt oben gezeigter Screenshot aus Nürnberg ins Spiel, beginnend mit der Überschrift: Täter Franz. Dass die weltliche Gerichtsbarkeit ein wenig anders entschieden hat, spielt für W. Laaß keine Rolle, da versagt kurzerhand die DFB-Justiz. Da braucht es keine Beweise; keine Zeugen. Laaß behauptet einfach mal, Franz habe Bancé mit fiesen Tritten und fiesen Gesten provoziert. Dass nachweislich kein einziger Tritt von Franz im Spiel zu sehen war, auch dies spielt keine Rolle, ebenso wenig wie eine fiese Geste, was immer das sein soll. Und das Bancé Franz geschubst hat (in der Szene an der Bande) wird mirnichts, dirnichts ins Gegenteil verkehrt. Großartig.

Dass aber noch immer von rassistischen Äußerungen die Rede ist, elegant mit angeblich gemildert, der Begriff aber dennoch trotz anders lautendem Urteil erneut verwendet wird, ist eine demagogische Unverschämtheit zum Zwecke den Spieler Franz zu desavouieren. Welche Motivation hinter solchen Kommentaren steckt bleibt fraglich; vor allem wenn absichtliche Lügen wie die fiesen Tritte Verwendung finden. Aber vielleicht hält Laaß nur dem Spieler Bancé die Stange, so vom Nürnberger zum Mainzer Stürmer.