Eben noch saßen wir draußen, der Fernseher lief und die Weltmeisterschaft in Südafrika beherrschte die Gespräche und manch Zeitplan; an den Fenstern und den Außenspiegeln flatterten Schwarz-Rot-Goldene Fähnchen und keinen Atemzug später scheint alles tiefste Vergangenheit, neue Themen beherrschen und erhitzen uns - und von Bestand und Tiefe ist nur der Tod könnte man meinen.
Und manchmal flattert eine Erinnerung vorbei, setzt sich draußen auf die Fensterbank und schaut hinein in dein Zimmer und in dich und du weißt, dass etwas hinter dir liegt, ein Etwas, was in dir arbeitet und auf Morgen verweist oder Zusammenhänge aufweist, die du selbst gar nicht kennst. Now on the street tonight the lights grow dim / The walls of my room are closing in / There’s a war outside still raging / You say it ain’t ours anymore to win / I want to sleep beneath peaceful skies / In my lover’s bed / With a wide open country in my eyes / And these romantic dreams in my head sang Bruce Springsteen im Song No Surrender. Eine Version davon höre ich seit ein paar Tagen und habe sie mir gestern auf eine Sommer CD gebrannt, darunter auch einen Song der neuen Gaslight Anthem CD American Slang, nämlich das unglaubliche Orphans.
Heute entdeckte ich auf Fritschs wunderbarer Seite ein Foto, unterlegt mit eben jenen Zeilen von No Surrender: With a wide open country in my eyes - und die Erinnerungen schweifen haltlos durch Zeit und Raum.
1985 - Kurz zuvor war Born in the USA erschienen, das Album welches Springsteen den endgültigen Durchbruch in Europa verschaffte; es war das Jahr in dem zum ersten Mal das Festival Rock am Ring an den Start ging, Springsteen gehörte zwar nicht zum Line-Up, aber aus allen Autoradios und Cassetten-Recordern der Besucher erklang das gleiche Lied: You can't start a fire without a spark, This gun's for hire, even if we're just dancing in the dark.
Nur wenige Wochen später gastierte der Boss höchstselbst in Frankfurt - es war das erste Mal, dass ich den Boden des Waldstadions betreten durfte, in der Hand einen 5-Liter Kanister Apfelwein - der nach über drei Stunden unglaublicher Performance Springsteens natürlich leer war - und was waren wir glücklich, überglücklich - es war einer einer Abende, die niemals enden dürfen und die natürlich doch vorbei gingen, so wie alles endlich ist - außer der Endlichkeit und der Traurigkeit vielleicht.
Zehn Jahre später fahre ich durch England, wir hatten einen alten Strich-Achter-Diesel und oben auf unsere Fahrräder gepackt, Springsteen war ein bisschen in den Hintergrund getreten, statt dessen gaben Pearl Jam oder DanceIITrance den Ton vor; wummerten Trance-Sounds aus den Boxen. Wir campierten in Salisbury, besuchten Stonehenge und machten uns dann auf nach Glastonbury. Den Mercedes parkten wir etliche Kilometer vor dem Gelände und radelten, bepackt mit Zelt und Schlafsack zum Festival - drei Tage voller Musik, Freaks, Technonächte, und Freiheit warteten auf uns. Nachmittags spielten unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Toten Hosen, The Cure gaben eines ihrer legendär schlechten Konzerte; Oasis, Prodigy und Portishead waren ebenso dabei wie Pulp und mein Highlight war sicherlich der Auftritt von Mike Scott, Sänger der Waterboys, der im Accoustic-Zelt mit Gitarre und Klavier die Menschen verzauberte, das Tape von dem Auftritt habe ich heute noch; mit dem Glastonbury-Song. Es waren heilige Tage, die mit einem Spaziergang auf den Glastonbury-Tor ausklangen; their's a green hill far away, I'm going back there one fine day.
Seither war ich nicht mehr dort.
Das Zeitenrad drehte sich weiter, die Jahre kamen und gingen und ist es knapp zwei Jahre her, als ich eine neue Band entdeckte, deren Sound mich von den Socken holte - obgleich er eigentlich völlig unspektakulär ist: The Gaslight Anthem aus New Jersey, der Heimatstadt von Bruce Springsten und wenn man genau hinhört, dann klingt Brian Fallon ein wenig nach dem Boss. Einer meiner Lieblingssongs ist The 59sound - nicht nur deshalb, weil 1959 die Eintracht letztmalig Deutscher Meister geworden ist; davon jedoch erzählt der Song nicht. Er verhandelt vielmehr den Verlust eines Freundes, der bei einem Autounfall ums Leben kam, als die Band einen Auftritt hatte und dazu von der Frage, welcher Song der letzte ist, den du in diesem Leben hörst. 1959 - das Jahr, in dem die Musik starb, the day, the music died.
And I wonder which song they're going to play when we go.
I hope it's something quiet mannered, peaceful, and slow.
When we throw out into the ether.
Into the everlasting arms.
Von mir aus, kann in einem Falle dieses Lied gespielt werden, auch der Glastonbury Song oder Dancing in the Dark. Aber das spielt hier keine Rolle. Letztes Jahr spielte Gaslight Anthem in Glastonbury und zum Song 59 Sound kam tatsächlich Bruce Springsteen auf die Bühne - und obgleich ich nicht dabei war, standen mir beim Anschauen des Videos die Tränen in den Augen. Springsteen, Glastonbury, The Gaslight Anthem - der Kreis ist geschlossen. Was für ein Gefühl muss es sein, wenn dein Idol plötzlich auf der Bühne mit dir steht und deinen Song singt. Ein Gefühl für die Ewigkeit.
Und dann sitzt du hier, schaust in den Sommer, versuchst zu begreifen, weshalb Fritschs Blogeintrag, Springsteen, das Waldstadion, Glastonbury und The Gaslight Anthem zusammenhängen, zusammenkommen und welche Bedeutung dies alles für dich hat; diese Schönheit gepaart mit der Vergänglichkeit - als wäre manches Augenzwinkern des Weltenrades nur für dich gemacht - und der ganze Irrsinn des Alltages ein tumbes Älterwerden; gesponsert von der Verblödungsindustrie, die uns eingemeindet und uns vorgaukelt, dass Glück darin besteht, Dinge zu kaufen und zu produzieren die uns im Grunde unseres Herzens einen Scheiß interessieren und von denen wir doch alle glauben, so und nicht anders müsste es sein weil wir kaum noch auf den Gedanken kommen, das Leben könnte auch anders sein. With a wide open country in my eyes / And these romantic dreams in my head.
Goodbye circus wheel
May you rest along the sea
I have given you the fire of my youth
And the triumph o're my enemies
Goodbye fair weather home, and your faithless factories
I have given you the blood and the truth
from the wounds they laid onto me
And whatever they left, well, I kept it for my own heart.
Und manchmal flattert eine Erinnerung vorbei, setzt sich draußen auf die Fensterbank und schaut hinein in dein Zimmer und in dich und du weißt, dass etwas hinter dir liegt, ein Etwas, was in dir arbeitet und auf Morgen verweist oder Zusammenhänge aufweist, die du selbst gar nicht kennst. Now on the street tonight the lights grow dim / The walls of my room are closing in / There’s a war outside still raging / You say it ain’t ours anymore to win / I want to sleep beneath peaceful skies / In my lover’s bed / With a wide open country in my eyes / And these romantic dreams in my head sang Bruce Springsteen im Song No Surrender. Eine Version davon höre ich seit ein paar Tagen und habe sie mir gestern auf eine Sommer CD gebrannt, darunter auch einen Song der neuen Gaslight Anthem CD American Slang, nämlich das unglaubliche Orphans.
Heute entdeckte ich auf Fritschs wunderbarer Seite ein Foto, unterlegt mit eben jenen Zeilen von No Surrender: With a wide open country in my eyes - und die Erinnerungen schweifen haltlos durch Zeit und Raum.
1985 - Kurz zuvor war Born in the USA erschienen, das Album welches Springsteen den endgültigen Durchbruch in Europa verschaffte; es war das Jahr in dem zum ersten Mal das Festival Rock am Ring an den Start ging, Springsteen gehörte zwar nicht zum Line-Up, aber aus allen Autoradios und Cassetten-Recordern der Besucher erklang das gleiche Lied: You can't start a fire without a spark, This gun's for hire, even if we're just dancing in the dark.
Nur wenige Wochen später gastierte der Boss höchstselbst in Frankfurt - es war das erste Mal, dass ich den Boden des Waldstadions betreten durfte, in der Hand einen 5-Liter Kanister Apfelwein - der nach über drei Stunden unglaublicher Performance Springsteens natürlich leer war - und was waren wir glücklich, überglücklich - es war einer einer Abende, die niemals enden dürfen und die natürlich doch vorbei gingen, so wie alles endlich ist - außer der Endlichkeit und der Traurigkeit vielleicht.
Zehn Jahre später fahre ich durch England, wir hatten einen alten Strich-Achter-Diesel und oben auf unsere Fahrräder gepackt, Springsteen war ein bisschen in den Hintergrund getreten, statt dessen gaben Pearl Jam oder DanceIITrance den Ton vor; wummerten Trance-Sounds aus den Boxen. Wir campierten in Salisbury, besuchten Stonehenge und machten uns dann auf nach Glastonbury. Den Mercedes parkten wir etliche Kilometer vor dem Gelände und radelten, bepackt mit Zelt und Schlafsack zum Festival - drei Tage voller Musik, Freaks, Technonächte, und Freiheit warteten auf uns. Nachmittags spielten unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Toten Hosen, The Cure gaben eines ihrer legendär schlechten Konzerte; Oasis, Prodigy und Portishead waren ebenso dabei wie Pulp und mein Highlight war sicherlich der Auftritt von Mike Scott, Sänger der Waterboys, der im Accoustic-Zelt mit Gitarre und Klavier die Menschen verzauberte, das Tape von dem Auftritt habe ich heute noch; mit dem Glastonbury-Song. Es waren heilige Tage, die mit einem Spaziergang auf den Glastonbury-Tor ausklangen; their's a green hill far away, I'm going back there one fine day.
Seither war ich nicht mehr dort.
Das Zeitenrad drehte sich weiter, die Jahre kamen und gingen und ist es knapp zwei Jahre her, als ich eine neue Band entdeckte, deren Sound mich von den Socken holte - obgleich er eigentlich völlig unspektakulär ist: The Gaslight Anthem aus New Jersey, der Heimatstadt von Bruce Springsten und wenn man genau hinhört, dann klingt Brian Fallon ein wenig nach dem Boss. Einer meiner Lieblingssongs ist The 59sound - nicht nur deshalb, weil 1959 die Eintracht letztmalig Deutscher Meister geworden ist; davon jedoch erzählt der Song nicht. Er verhandelt vielmehr den Verlust eines Freundes, der bei einem Autounfall ums Leben kam, als die Band einen Auftritt hatte und dazu von der Frage, welcher Song der letzte ist, den du in diesem Leben hörst. 1959 - das Jahr, in dem die Musik starb, the day, the music died.
And I wonder which song they're going to play when we go.
I hope it's something quiet mannered, peaceful, and slow.
When we throw out into the ether.
Into the everlasting arms.
Von mir aus, kann in einem Falle dieses Lied gespielt werden, auch der Glastonbury Song oder Dancing in the Dark. Aber das spielt hier keine Rolle. Letztes Jahr spielte Gaslight Anthem in Glastonbury und zum Song 59 Sound kam tatsächlich Bruce Springsteen auf die Bühne - und obgleich ich nicht dabei war, standen mir beim Anschauen des Videos die Tränen in den Augen. Springsteen, Glastonbury, The Gaslight Anthem - der Kreis ist geschlossen. Was für ein Gefühl muss es sein, wenn dein Idol plötzlich auf der Bühne mit dir steht und deinen Song singt. Ein Gefühl für die Ewigkeit.
Und dann sitzt du hier, schaust in den Sommer, versuchst zu begreifen, weshalb Fritschs Blogeintrag, Springsteen, das Waldstadion, Glastonbury und The Gaslight Anthem zusammenhängen, zusammenkommen und welche Bedeutung dies alles für dich hat; diese Schönheit gepaart mit der Vergänglichkeit - als wäre manches Augenzwinkern des Weltenrades nur für dich gemacht - und der ganze Irrsinn des Alltages ein tumbes Älterwerden; gesponsert von der Verblödungsindustrie, die uns eingemeindet und uns vorgaukelt, dass Glück darin besteht, Dinge zu kaufen und zu produzieren die uns im Grunde unseres Herzens einen Scheiß interessieren und von denen wir doch alle glauben, so und nicht anders müsste es sein weil wir kaum noch auf den Gedanken kommen, das Leben könnte auch anders sein. With a wide open country in my eyes / And these romantic dreams in my head.
Goodbye circus wheel
May you rest along the sea
I have given you the fire of my youth
And the triumph o're my enemies
Goodbye fair weather home, and your faithless factories
I have given you the blood and the truth
from the wounds they laid onto me
And whatever they left, well, I kept it for my own heart.
Sehr schön, Du kleiner Literat !
AntwortenLöschenUnsortierte Gedanken nach dem Lesen:
AntwortenLöschenWenn ich ein anderes Leben will, wirklich will, dann muss ich es wählen.
Was zählt, ist der Augenblick. Und den kann mir keiner nehmen.
Hier zu lesen, war noch nie verlorene Zeit.
Danke.
Gruß vom Kid
Axel, was hast du mit dem Font in diesem Beitrag angestellt?
AntwortenLöschenDas sieht hier im Opera so asus:
http://img690.imageshack.us/img690/4305/screenshot200710151647.png
Alle anderen Beiträge sind aber lesbar, bis auf diesen.....
so, ich hoffe, es sieht nun besser aus, danke für den hinweis.
AntwortenLöschenkid, später mehr.
dank und gruß
beve
cool, jetzt seh ich was.
AntwortenLöschenDaZke! ;-)
Beve, auch mir standen & stehen die Tränen in den Augen. Beim Sehen. Beim Lesen. Du bist ein Perlenfischer.
AntwortenLöschenDanke für die Erinnerungen & die Erinnerung daran, daß sich die Kreise im Leben immer wieder schließen. Auf wunderbare Art & Weise.
Bruce Springsteen spielt mit The Gaslight Anthem The 59sound & Brian Fallon singt im Duett mit Bruce No Surrender. Großes Gefühl. Immer wieder.
Viele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
Fritsch.
"(...)und der ganze Irrsinn des Alltages ein tumbes Älterwerden; gesponsert von der Verblödungsindustrie, die uns eingemeindet und uns vorgaukelt, dass Glück darin besteht, Dinge zu kaufen und zu produzieren die uns im Grunde unseres Herzens einen Scheiß interessieren und von denen wir doch alle glauben, so und nicht anders müsste es sein weil wir kaum noch auf den Gedanken kommen, das Leben könnte auch anders sein."
AntwortenLöschenSehr, sehr gut...
*Gänsehaut* mehr brauche ich wohl net sagen, oder ?
AntwortenLöschenGänsehaut, jawoll.
AntwortenLöschenDanke euch und wünsche stets den richtigen song im ohr
viele grüße
beve