So, das war sie also, die erste Niederlage der Saison 2009/2010. Völlig verdient auch in dieser Höhe unterlag die Eintracht dem VfB Stuttgart mit 0:3 - und verlor zudem Marco Russ durch eine zweifelhafte rote Karte. 10 Punkte nach sieben Spielen, das geht schlechter, fragt die Hertha. Dazu kommt der Einzug in die dritte Pokalrunde; Heimspiel gegen die Bayern. Immerhin Heimspiel. Wenn die Eintracht Pokalsieger werden will, müssen die Münchner aus dem Weg geräumt werden, so wie weiland 1974, als Grabi im Halbfinale zwar einen Elfmeter versemmelt hatte, aber Jürgen Kalb aus gleicher Entfernung kurz vor Schluss den 3:2 Halbfinalsieg sicher stellte. Träume in Schwarz-Weiß.
Rückblende Waldstadion, Samstag, 26.09.2009
Den ersten Höhepunkt gab es schon vor dem Spiel; der Unterrang hielt weiße und schwarze Papptafeln in die Höhe, in dessen Mitte rote Luftballons ein Herz bildeten - herzig also die Begrüßung der Mannschaft. Als es dann losging, hielt Nikolov zunächst die Eintracht mit zwei herausragenden Reflexen im Spiel bevor er nikolovte und am Ball vorbeisegelte bzw. diesen weder fing noch faustete, sondern dem Stuttgarter Schieber (nicht Gräfe) vor die Füße patschte, woraufhin dieser problemlos einschob. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte man die Richtung des Spieles ablesen, eigentlich angeschlagene Schwaben dominierten Gedanken- und Bewegungsarme Frankfurter und folgerichtig erhöhte Schieber nach missglückter Abwehr von Russ zum 0:2. Als Russ kurz darauf Khedira von den Beinen holte, kickte die Eintracht mit 10 Mann weiter und fing sich in der zweiten Halbzeit noch das 0:3 durch Hitzelsberger - und das obwohl Hleb beim VfB erst gar nicht mit von der Partie war und Cacau als auch Pogrebnyak zunächst auf der Bank schmoren mussten. Dafür gab Lehmann den Lehmann und schubste vor der Partie einen Fotografen zur Seite, der es gewagt hatte, zu sein.
In der Frankfurter Kurve gab man sich ab Mitte der zweiten Hälfte illusionslos der Selbstfeierei hin; waren die imaginär geschossenen Tore, die bejubelt wurden noch ganz witzig, so wurde spätestens bei den Gesängen Oh wie ist das schön und der folgenden La Olá ein Etwas zelebriert, das mir ordentlich meine schlechte Laune vermieste. Ich bin schlicht; wenn ich noch eine Chance sehe - und ich sehe fast immer noch eine Chance, das haben uns die Siege gegen Lautern und Reutlingen gelehrt - dann will ich die Eintracht supporten, den Gegner schmähen oder dem Schiri an die Gurgel - bildlich gesprochen natürlich; ein einziger Treffer kann ein Spiel kippen, 80 desaströse Minuten können durch 10 Minuten heißen Tanz gekippt werden, wer weiß, vielleicht fliegt noch ein Gegner vom Platz undundund. Träume in Schwarz Weiß. Und wenn die Eintracht es nicht auf die Reihe bekommt, dann will ich wenigstens in Würde leiden. Was ich aber nicht will, ist Aerobic beim Fußball. Arme hoch, Arme runter. Hinsetzen. Aufstehen. Hinsetzen. Arme hoch etc. Vor allem nicht, wenn die Anlage der Jungs, die unten das Kommando geben dermaßen laut eingestellt ist, dass ich den Eindruck hatte, dass phasenweise die Stuttgarter sogar mitmachten, weil sie dachten, es käme aus ihren Reihen. An die 100 Meter entfernt. Und vor allem nicht, wenn keiner mehr an die Wende glaubt.
Eine Wende, die dann beinahe der Stuttgarter Anhang noch selbst herbeigeführt hätte. Kurz vor Schluss rauchte es nicht nur im Stuttgarter Block, es wurden ein paar Bengalos abgefackelt und sogar ein Böller nach dem nächsten gezündet. Stuttgarts Trainer Babbel beschwichtigte die Kurve - was diese jedoch zum weiterböllern animierte. Die Mannschaft war nach Spielende über diesen Bärendienst so erzürnt, dass sie schnurstracks ... in die Kurve marschierte und sich bedankte. Babbel sprach nach Spielende davon, dass den Übeltätern lebenslanges Stadionverbot ausgesprochen werden sollte. Nicht der Mannschaft; den Zündlern.
Eine Wende, die dann beinahe der Stuttgarter Anhang noch selbst herbeigeführt hätte. Kurz vor Schluss rauchte es nicht nur im Stuttgarter Block, es wurden ein paar Bengalos abgefackelt und sogar ein Böller nach dem nächsten gezündet. Stuttgarts Trainer Babbel beschwichtigte die Kurve - was diese jedoch zum weiterböllern animierte. Die Mannschaft war nach Spielende über diesen Bärendienst so erzürnt, dass sie schnurstracks ... in die Kurve marschierte und sich bedankte. Babbel sprach nach Spielende davon, dass den Übeltätern lebenslanges Stadionverbot ausgesprochen werden sollte. Nicht der Mannschaft; den Zündlern.
Bei der Eintracht haben wir gesehen, dass der Ausfall von Amanatidis, Vasoski, Ochs, Caio und Spycher nicht zu kompensieren ist, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass die drei erstgenannten zwecks Verletzung und Sperre nicht spielten. Wenn man sich nun anschaut, gegen wen die Eintracht bislang gepunktet hat, dann fällt auf, dass sowohl Köln, als auch Nürnberg oder Dortmund weit hinten stehen und Werder seinerzeit noch ohne Pizarro gegen uns antrat - folgerichtig müssen wir erkennen, dass sich im Grunde seit letztem Jahr nicht viel geändert hat: Stehen die wichtigen Spieler zu Verfügung, haben wir ein Team, dass sich gegen jeden behaupten könnte, Ausfälle jedoch sind nicht wirklich kompensierbar und Anlass zu Größenwahn gibt es keinen. Realistisch ist ein Mittelfeldplatz, wenn es arg schlecht läuft, geht die Reise flott nach unten, siehe derzeit Dortmund oder Hertha und wenn alles optimal läuft, dann ärgern wir halt mal einen Großen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und da alle, die nicht Meister werden können, tendenziell gegen den Abstieg spielen, auch wenn am Ende ein achter Platz dabei rausspringen sollte, ist nichts passiert.
Immerhin brachte der folgende Sonntag für die von Alexander Schur trainierte U17 ein weiteres Erfolgserlebnis: Den fünften Sieg im fünften Spiel - und das gegen die von Stefan Beckenbauer trainierten Bayern. 1:0 lautete das Endergebnis am Riederwald; Sonny Kittel hatte kurz vor dem Pausenpfiff vom Elfmeterpunkt getroffen. Interessant ist auch das Torverhältnis: 10:0 lautet es - Tabellenführung inklusive.
Kurz darauf trotzte die U23 am Bornheimer Hang dem Spitzenreiter VfR Aalen ein 0:0 ab. Torhüter Jan Zimmermann hielt in seinem ersten Spiel nach langer Verletzungspause den Punkt vor 350 Zuschauern fest. Nicht dabei waren die Frankfurter Ultras, die nach seltsam ungewohnten Einlasskontrollen seitens der Ordner sich dem Spiel verweigerten. Auch die Aalener Ü50, die es sich auf der Haupttribüne bequem gemacht hatten, wurden zunächst des Sitzplatzes verwiesen, bis nach einigem Hin und Her doch die Erkenntnis durchdrang, dass das Gefahrenpotential eher gering einzuschätzen war. Die wilden Jungs der Aalener standen eh oberkörperfrei im Stehplatzbereich und lieferten einen netten Auswärtssupport ab.
Auch unsere U19 befindet sich weiterhin im Aufwind; in Regensburg gab es mit 7:2 den zweiten Sieg in Folge und damit verbunden den Sprung ins Mittelfeld.
Das ist doch auch schon mal was.
Auch unsere U19 befindet sich weiterhin im Aufwind; in Regensburg gab es mit 7:2 den zweiten Sieg in Folge und damit verbunden den Sprung ins Mittelfeld.
Das ist doch auch schon mal was.
Hallo Beve,
AntwortenLöschensehr schöner und treffender Artikel.
Danke dafür!
Danke Axel, genau das wollte ich mit meinem Geschmarre zum Ausdruck bringen.
AntwortenLöschenIst dir wesentlich besser gelungen
Wieder mal:)
LG Uli
"Bei der Eintracht haben wir gesehen, dass der Ausfall von Amanatidis, Vasoski, Ochs, Caio und Spycher nicht zu kompensieren ist..."
AntwortenLöschenDanke für diese Formulierung. Hat mir den Tag zwar nicht gerettet, aber erträglicher gemacht.
Beve hat den Durchblick. Schön!
AntwortenLöschenNADW quasi :-)
Danke. Ich geh jetzt feiern. Mich. Grundlos. :-)
AntwortenLöschenviele Grüße
Beve
Auch ich bin ein schlichtes Gemüt. Und Selbstfeierei habe ich noch nie gemocht. Aber was ich mag, sind Deine Berichte, Beve. Danke dafür!
AntwortenLöschenViele Grüße & weiterhin sichere Straßen,
Fritsch.
Klingt gut! Ich danke insbesondere für die Verbschöpfung "nikoloven".
AntwortenLöschenDanke. Du sprichst mir aus der Seele.
AntwortenLöschenM.
danke fürs feedback und viele grüße
AntwortenLöschenbeve
Jubeln, mit fiebern, motzen, pfeifen, leiden, sich identifizieren – das kann man, denke ich, auch heute noch einem Großteil der Leute im Stadion unterstellen. Aber die Worte bedeuten nicht mehr dasselbe. Die Motivation – und dadurch auch die Art, wie sich das äußert - sind heute so unterschiedlich wie es nur sein kann. Eintrachtler (oder von mir aus HSVler, Schalker, Dortmunder what ever) zu sein, war im Kern mal eine ernste Angelegenheit. Nicht ernst im Sinne von: Hautse auf die Schnautze, sondern ernst im Sinne einer Lebensangelegenheit, einer Lebensentscheidung. Heute gibt es die unterschiedlichsten Motivationen: Ich find die Eintracht cool, ich mach mir einen lockeren Mittag, meine Kumpels gehen da auch hin, ich will ein gutes Spiel sehen, ich treff mich mit anderen Leuten, ich besaufe mich, ich geh hin zum pöbeln, zum feiern, zum Spaß haben, ich will dazu gehören, ich will auffallen, dabei sein, noch lustiger sein als die anderen…. Usw. Das ist ja nicht nur im Stadion so, auch Foren und Blogs sind Wegbereiter dieser Veränderung.
AntwortenLöschenSolche Abende wie am Mittwoch im Pokal gegen Aachen werden immer seltener sein – da haben wir alle – möglicherweise aus unterschiedlichen Motiven – einen ziemlich ähnlichen Abend erlebt, uns ähnlich gefühlt. Ansonsten wird es Homogenität in der „Attitude“ der Fans nicht mehr geben – ich glaube auch nicht, dass man die er-diskutieren kann. „Eintracht – mein Verein.“ Das kann alles heißen. Die einen verstehen sich als Fans und wollen trotz Niederlage feiern oder sehen im Feiern sogar eine Art, die Mannschaft zu motivieren. (Fährmann hat ja gestern im HR-Heimspiel zum Ausdruck gebracht, dass das bei ihm auch so ankam). Die anderen wollen auch bei einem schlechten Spiel die Mannschaft anfeuern das Letzte herauszuholen, und sich bei einer Niederlage dann genauso mies fühlen, wie das, was sie gesehen haben. Die einen sehen es so, die anderen so. Man kann das mögen oder nicht, aber ich glaube/fürchte, man muss es nebeneinander stehen lassen und jeder muss für sich entscheiden, ob er das kann, will, vielleicht ja auch, ob er es aushält/aushalten will. Möglicherweise kann aus dieser – mal mehr, mal weniger geglückten – Heterogenität dann eine neue Form von „Fankultur“ entstehen (wobei, DIESES Wort gab es „früher“ auch nicht). Vielleicht ist das dann eher ein Nebeneinander als ein Miteinander, aber auch das wäre ja schon mal was.
HG hat im Forum in den Raum gestellt, ob es sich hier wohl um eine Generationenfrage handelt – das denke ich nicht. Ich weiß von einigen „Spätberufenen“= nicht mehr ganz Jungen,-), die auf einmal den Fußball für sich entdeckt haben. Die stehen dann zwar nicht im Block, sondern zählen eher zur Kategorie „Eventies“ und finden Stimmung – egal wie und warum und bei welchem Spielstand – gut. Da gibt es dann also eine generationenübergreifende Allianz von den Ultras im Block zur Business-Lounge auf der Haupttribüne. Die Kategorien verschieben sich.
Im Übrigen: Vielen Dank für die Wochenendsgesamtschau :-), inklusive Schwenk zu den Jugend- und Amateurmannschaften.
Und noch EINE Anmerkung: *ggg „…dass der Ausfall von Amanatidis, Vasoski, Ochs, Caio und Spycher nicht zu kompensieren ist, wobei fairerweise gesagt werden muss, dass die drei erstgenannten zwecks Verletzung Sperre nicht spielten.“ Sehr fein gesagt!
Liebe rus,
AntwortenLöschenHG meinte mit Generationenfrage nicht das biologische Alter der Zuschauer, sondern die Länge der Vita mit der Eintracht. Eintrachtler, die in den 70ern und 80ern groß geworden sind, finden die Stimmungen und die Motivationen in den "Arenen" eher befremdlich. Andere, im selben Alter, die jetzt erst zum Fußball gehen, kennen das nicht mehr anders und gehen vielleicht genau deswegen hin. Das kann ja sein.
Mit den besten Grüßen
wohl gesprochen andy, die erwartungshaltung ist wohl eine andere.
AntwortenLöschenändern man man es nicht, maximal aushalten.
danke euch fürs feedback
beve
Alex Schur hat's drauf. Ich freue mich für ihn.
AntwortenLöschenGruß vom Kid