Am 4.Oktober 1943 wurde der Fußballplatz der Eintracht durch Bomben völlig zerstört. Es war dies der erste Riederwald, der 1920 an der Stelle eingeweiht wurde, wo heute die Metro am Kaiserlei ihren Supermarkt betreibt.
Nahe des damaligen Riederwald-Stadions lagen die Industriegebiete im Osten Frankfurts, welche das eigentliche Ziel der Bomben waren. Fortan wurde der Platz als Schuttabladeplatz benutzt – und sollte nie wieder Fußballspiele sehen. Die Eintracht zog nach Kriegsende erst zum Rosegger, 1946 zum Bornheimer Hang – und erst eine Amerika-Reise der Eintracht im Jahr 1951 auf Einladung des 1923 ausgewanderten Frankfurters August Steuer brachte die Initialzündung, nämlich einen Scheck über 50.000 Dollar, welcher Grundlage einer modernen Tribüne am neuen Riederwald-Stadion wurde. Dessen Planung besagte laut Magistratsbeschluss von 1949 , dass er auf dem Gelände liegen wird, das eigentlich zur Gemarkung Seckbach gehört – und bis heute Spielstätte des Eintracht Frankfurt e.V. ist.
Eingeweiht wurde der Sportplatz vor über 20.000 Zuschauern mit einem Spiel gegen die ägyptische Nationalmannschaft. Das 1:4 war nebensächlich, die Eintracht hatte endlich wieder eine fußballerische Heimat. Die Oberliga-Spiele der Eintracht und auch das Training spielte sich weitestgehend am Riederwald ab, der Zuschauerrekord datiert aus dem Spiel gegen den Club in Jahr 1953.
Am 8.März 1953 pilgerten über 40.000 Zuschauer an den Riederwald – und sahen ein 4:0 der Eintracht gegen den 1.FC Nürnberg.
1956 wurde eine moderne Flutlichtanlage installiert (die ersten Flutlichtspiele fanden noch unter Anwendung von geliehenen Filmscheinwerfern statt) und der Sieger der 1957 erstmals ausgetragenen Flutlichtmeisterschaften hieß Eintracht Frankfurt. Endete das Hinspiel auf Schalke noch 3:3, so stand es im Rückspiel am Riederwald nach Verlängerung 0:0. Kurioserweise wurde die Eintracht auf Grund der mehr erzielten Ecken (8:6) der erste deutsche Flutlichtmeister.
Als die Eintracht 1959 Deutscher Meister wurde, legte Toni Hübler ein Blumenbeet aus Begonien an – es zeigte den Schriftzug „Eintracht Frankfurt Deutscher Meister 1959“. Toni bedeckte das Beet mit Reisigzweigen – und als das 5:3 gegen die Kickers feststand, rief er aus
Berlin am Riederwald an und ließ den Reisig entfernen.
1963 wurde die Bundesliga gegründet – und die Liga-Spiele der Eintracht fanden ab nun dauerhaft im Waldstadion statt – bis auf eines, wie mir Stefan neulich am Riederwald glaubhaft versicherte. Das letzte Spiel der Saison 1972/73 gegen den MSV Duisburg wurde wegen der anstehenden Umbaumaßnahmen nach --- Offenbach verlegt.
Aber der Riederwald sah die Profis wieder; so fanden die Intertoto-Cup-Spiele 66/67 am Riederwald statt, unter anderem ein 4:1 gegen Feyenoord Rotterdam vor 4.500 Zuschauern.
Dennoch trainierten die Adlerträger bis zur Umwandlung in die Eintracht-Fußball AG am Riederwald; Pfaff, Kress, Huberts, Dr.Kunter, Grabi, Holz, Yeboah, Bein, Stein, Schur und Bindewald – sie alle gingen am Riederwald aus und ein – und legendär wurden die Aktionen am Flipperautomat in der Gaststätte durch Uli Stein. Jene Gaststätte, die 1952 durch die Bauaufsicht zunächst nicht abgenommen werden sollte, da die Räumlichkeiten nicht hoch
genug waren. Kurzerhand legte die Eintracht Hand an den Boden, gruben ihn auf – und legten die Gaststätte tiefer, die Rahmenbedingungen waren erfüllt – und fortan zierten Stufen den Weg nach unten.
Die Hessenligaspiele bzw. Oberligaspiele der zweiten Mannschaft fanden größtenteils am Riederwald statt. Anfang der Siebziger bestritten die Amateure jedoch einige Vorspiele zur großen Eintracht an einem Nebenplatz im Waldstadion und einmal sogar auf dem Hauptfeld im Waldstadion, welches zur anstehenden WM 1974 gerade umgebaut wurde; der Gegner war der FSV.
Doch nicht nur Punktspiele der zweiten Mannschaft sah der Riederwald, auch das Abschiedsspiel von Thomas Parits 1974 gegen den CF Granada.
Das letzte Pflichtspiel absolvierten die Profis am Riederwald am 4.Oktober 1980. Gegen einen hoffnungslos unterlegenen VfB Friedrichshafen feierte die Eintracht durch Tore von Nachtweih, Cha (2), Lottermann (2) und Blättel vor 2.500 Zuschauern einen 6:0 Sieg.
Im Jahr 1985 ließ Trainer Dietrich Weise seine Mannschaft zum Nachttraining antanzen. Kid hat darüber sehr schön in seinem Blog berichtet.
Im Jahr 1989 wurde das Dach der Tribüne samt Sitzplätzen abgerissen, und die Kurven bepflanzt, seither dümpelte der Riederwald erst recht vor sich. Unvergessen die Bilder vom Abgang Toppmöllers und Stein oder des traurigen Horst Ehrmantraut.
Nach Ausschreitungen einiger Eintrachtler beim Auswärtsskick in Karben musste die Eintracht zur Strafe für ein Spiel den Riederwald verlassen – und spielte auf dem Sportplatz der Victoria Preußen gegen den SV Bernbach.
Mit Gründung der Eintracht-Frankfurt-Fußball-Ag wurde die Geschäftsstelle zunächst an den Grüneburgweg und später ins Waldstadion verlegt, auch die Profis trainieren seit Jahren nicht mehr am Riederwald, den Kurt E. Schmidt 32 Jahre als Stadionsprecher begleitete, bis er im Jahr 2002 von einem gewissem Beverungen abgelöst wurde – dessen erstes Jahr allerdings nicht am Riederwald verbracht wurde, sondern im Herbert-Dröse-Stadion in Hanau.
Erst mit dem Abstieg aus der Regionalliga im Jahr darauf (2003) durfte ich die Amateure, später U23 begleiten und sah die Trainer Lippert, Kraaz, Houbtchev und Leicht am Riederwald mal mehr, mal weniger glücklich agieren.
Aber nicht alle Begegnungen fanden auf dem Hauptfeld statt – beispielsweise das 1:4 am 14.09.2004 gegen den SC Waldgirmes. Ein gewisser Dominik Stroh-Engel spielte groß auf – und stand ab der folgenden Saison bei uns unter Vertrag. Es war eines von zwei Spielen, an denen ich nicht anwesend war. 2005 verpasste ich den 5:0 Sieg gegen Erzhausen, da das Spiel
kurzfristig auf einen Tag verlegt wurde, an dem die Profis in Gladbach antraten - und 3:4 verloren.
In meiner Zeit liefen Spieler wie Russ, Toski, Chaftar, Zimmermann, Cimen, Weißenfeldt, aber auch Jens Keller, Chris, Lexa, und Alexander Schur für die Amateure auf – und es fanden Anfang 2007 noch zwei Freundschaftsspiele der Profis am Riederwald statt; am 16.01 gegen Wacker Burghausen (3:0) und am 20.01 gegen die Young Boys Bern. 3.500 Zuschauer sahen ein 0:0 und eine Pyroshow der Berner.
Der Zuschauerstrom verstärkte sich in den letzten Jahren ein wenig, als etliche Ultras in den großen Stadien mit Stadionverbot belegt waren und fortan die Amateure unterstützten. Große Freude ernteten sie beispielsweise, als sie zum 80.Geburtstag von Kurt Schmidt ein Glückwunsch-Banner präsentierten und zudem für die ein oder andere Choreo sorgten, die etwas Leben in die meist spärlich besuchten Ränge brachte. Allerdings warten wir auf die versprochene „Selfmade“ Anzeigentafel noch bis heute.
Flutlichtspiele glichen phasenweise einem „SuchdenBall“. SuchdenBall hieß es auch in den letzten Jahren, wenn das Leder in die Büsche hinter den Toren flog – und wohl noch heute unter den Hecken liegen. Ich warte auf den Tag, an dem die Kurven gerodet werden – ihr werdet Bälle aus den letzten zwanzig Jahren dort finden.
Tja, und nun ist es soweit, das Gelände wird renoviert, die letzten Reste der Tribüne samt Geschäftstelle des e.V. werden dem Erdboden gleichgemacht und es wird ein neues Verwaltungsgebäude entstehen, auch neue sanitäre Einrichtungen und Wohnungen für Nachwuchskicker und eine Gaststätte.
Allerdings wird der neue Riederwald auch nach dem Umbau nicht tauglich sein für die neue Regionalliga. Dies bedeutet, dass nach dem Weggang der Profis auch die Amateure nicht mehr am Riederwald um Punkte kämpfen, zumindest solange sie in einer der vier höchsten deutschen Spielklassen spielen.
Das allerletzte Heimspiel wird am kommenden Samstag um 15:00 angepfiffen. Gegner wird Rot-Weiß Frankfurt sein, die in der Oberliga noch um den Klassenerhalt spielen. Die gleichen Rot-Weißen, die Anfang der Neunziger am Riederwald gegen den FSV Mainz 05 um den Aufstieg in die zweite Liga spielten – und dabei den kürzeren zogen.
Das wars dann also am Riederwald, zumindest was Herrenfußball angeht. Von daher noch mal der Aufruf an alle: Kommt am Samstag, den 24.05.2008 zum Riederwald und wohnt dem letzten Spiel der U23 der Frankfurter Eintracht bei. Ihr könnt Geschichte schreiben. Hier findet ihr noch weitere Informationen zum Spiel.
Ich danke ganz herzlich den Herren Roland Gerlach, Steffen Ewald und Andy Klünder, die mich mit Infos versorgt haben, sowie Frank Gotta, in dessen Archiv ich viele Infos fand - ebenso wie im Blog Kids unter dem Stichwort "Riederwald". Und zu Dank bin ich natürlich auch Matze Thoma und dem Museum verpflichtet, ohne dass ich noch viel weniger wüsste. Ganz persönlich gilt mein Dank für die Jahre am Riederwald an Marco Romano und Kurt E. Schmidt, die mich vom ersten bis zum letzten Tag begleitet haben. Und an euch, die ihr bei Wind und Wetter etliche Graupenspiele angeguckt habt. Ebenso wie Rene, der seine Berichte und Bilder Woche für Woche auf www.sge4ever.de veröffentlicht hat - und somit Geschichte(n) geschrieben hat.
Ciao Riederwald - es war ne geile Zeit - und sie geht vorbei.
Das kleine Bild vom Riederwald stammt von Franks Eintracht-Archiv, das Foto unten von Kid Klappergass.
"Ciao Riederwald - es war ne geile Zeit - und sie geht vorbei."
AntwortenLöschenso isses, aber wir hatten unseren abschied, den uns keiner nehmen kann, gell!?