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Donnerstag, 2. September 2010

Adler auf der Brust - Die Präsentation


Dieser Tage erschien ein neues Eintracht-Buch auf dem Markt, betitelt Adler auf der Brust und geschrieben und bestückt von Jörg Heinisch und Doc Othmar Hermann. Die dazugehörige Buchvorstellung ging gestern im Museum über die Bühne - und ich hatte die Ehre, durch den Abend führen zu dürfen.

Geladen waren Aktive aus langen Jahren der Vereinsgeschichte und gekommen waren etliche Helden vergangener Jahrzehnte und sogar zwei aktive Spieler. Während sich die alten Hasen den Weg durch die Menge bahnten, wartete unsere Nummer 14 Alex Meier zurückhaltend auf seinen Kollegen Ioannis Amanatidis, der wenig später auch kommen sollte. Während beide noch an der Tür Autogramme gaben, spielte sich eine Szene ab, die Holger hier für die Ewigkeit festgehalten hat. Es sind diese kleine Geschichten am Rande, die uns zum schmunzeln bringen - oder aber einen roten Kopf.

Zu Gast waren neben den Autoren und Verlagsvertretern der Süddeutsche Meister von 1953 Ernst Kudrass, der schon häufiger im Museum anzutreffen war und auch immer wieder die U23 am Bornheimer Hang begleitet. Er hat lange Jahre zusammen mit Adolf Bechtold in einer Mannschaft gespielt; jener Adolf Bechtold der unser Rekord-Oberligaspieler ist und darüber akribisch Buch geführt hat; auch er zu Gast im Museum. Von der Meistermannschaft 59 kamen Torhüter Egon Loy, Istvan Sztani und Dieter Stinka; dazu ein Mann, der als Nachwuchsspieler schon bei den Europokalspielen im Kader war, aber erst in den Jahren danach richtig zum Zuge kam, nämlich unser Brasilianer Wolfgang Solz. Mit ihm kam der fliegende Zahnarzt Dr. Peter Kunter, der gemeinsam mit Jürgen Kalb und Peter Reichel so manche Schlacht geschlagen hat - und 1974 den DFB-Pokal in den Händen hielt. Peter Reichel sogar im Jahr darauf noch einmal. Davon träumen noch Alex Meier und Ioannis Amanatidis. Viel erlebt hat Klaus Mank, als Amateur-Torhüter, Vizepräsident, Jugend- und Interimstrainer der Eintracht, der ebenso zu Gast war wie Legende Kurt E. Schmidt. Und zu unserer großen Freude kam auch Horst Pohlenk, dessen Opa Albert im Jahre 1899 den Vorgängerverein der Eintracht, den Frankfurter Fußballclub Victoria aus der Taufe gehoben hat. Unter den Augen des journalistischen Altmeisters Wolfgang Avenarius erlebten weit über Hundert Fans der Eintracht einen kurzweiligen Abend, der mit den einleitenden Worten von Museumschef Matze Thoma eröffnet wurde, der als junger Mann den Sammler Doc Hermann besuchte und seine gesammelten Devotionalien auf Echtheit überprüfen ließ - nicht immer erfolgreich, wie er sagte.

Neben begleitenden Worten des Verlagsleiters Wolfgang Fuhr schilderte Doc Hermann, wie er durch sein erstes Spiel und das erhaltene Programmheft begann, seine heute einmalige Sammlung aufzubauen. Er ist noch heute großer Fan von Dr. Peter Kunter. Gemeinsam mit Jörg Heinisch machte er sich an die große Aufgabe, aus über 1100 Spielern, die für die Eintracht und deren Vorgängervereine am Ball waren, die größten auszuwählen - nicht einfach, aber im End zeigten sich beide zufrieden. Beeindruckend für Jörg war die Erkenntnis, dass weder Yeboah noch Hölzenbein die meisten Pflichtspieltreffer in einer Saison für die Eintracht erzielt hatten, sondern Karl Ehmer, der zwischen 1927 und 1938 für die Riederwälder gekickt und 31/32 sage und schreibe 54 Tore geschossen hatte - und am 1932 Deutscher Vizemeister wurde.

Großartige Erlebnisse waren für Ernst Kudrass nicht nur die Einsätze im Eintrachttrikot, sondern auch die Reisen in die USA und nach Ägypten. Lag kurz zuvor die Stadt noch in Kriegstrümmern, so ging es 1951 und 1952 hinaus in die weite Welt. Kudrass, der erst 1948 aus der Kriegsgefangenschaft aus Ägypten zurück gekehrt war, wandelte auf den Spuren seiner Vergangenheit und wusste ob der Gepflogenheiten des Landes - seine Mitbringsel wurden für ihn um einiges billiger, da ihm die Gesetze des Handelns vertraut waren. Abends wurde dann schwer gefeiert - doch Mitspieler Adolf Bechtold hielt sich mit Erzählungen darüber merklich zurück, ein Schelm der Arges dabei denkt.

Nicht zum ersten und ganz sicher nicht zum letzten Mal waren Istvan Sztani, Dieter Stinka und Egon Loy zu Gast - unsere Deutschen Meister. Sztani hätte nichts dagegen, wenn es demnächst auch andere Deutsche Meister im Trikot der Eintracht zu feiern gäbe, doch bis dahin nimmt er wie wir alle auch die U17-Meisterschaft als Anlass zur Hoffnung; wenn's Geld fehlt, dann muss es halt der Nachwuchs richten. Dieter Stinka arbeitete mit zwei der größten Eintrachttrainer zusammen, als Spieler wurde er von Legende Paul Osswald trainiert, später assistierte er Dietrich Weise und holte mit ihm den Pokal. Egon Loy, genannt der Panther, spielte stets ganz in Schwarz und wurde nach langen Jahren von Dr. Peter Kunter im Tor der Eintracht abgelöst - aber sie verstanden sich sichtlich - bis heute. Vor kurzem wurde Loy an der Hand operiert - fällt also für das Gladbach-Spiel aus. Auch Loy und Kunter waren mit der Eintracht unterwegs, spielten unter anderem in Südafrika und Buenos Aires - dem Ort der am weitesten von Frankfurt entfernt ist und in dem die Eintracht auch spielte.
In zwei Freundschaftsspielen traf die Eintracht 1966 auf die argentinische Nationalelf, eine Niederlage und ein Sieg standen dabei zu Buche; mit dabei auch Wolfgang Solz, der sogar zwei A-Länderspiele absolvierte. Solz trug stets Puma Kickschuhe und er wettete, dass er diese auch bei seinem Debut in der Nationalelf tragen würde, die seit Menschengedenken von Adidas ausgerüstet wird. Während er sich mit Adidas-Schuhen warm machte, wechselte er diese anschließend und trug tatsächlich während des Spiels Puma-Schuhe. Trainer Seppl Herberger hats gar nicht gern gesehen.

Peter Reichel war einer der wenigen Spieler der Eintracht, die zwischen Uni und Sportplatz pendelten und der während seiner aktiven Karriere studierte; nach Ende seiner Laufbahn wurde der zweimalige DFB-Pokalsieger Lehrer. Jürgen Kalb, Teilnehmer bei Olympia 1972, war ob dessen Vertragsamateur; dies hinderte ihn aber nicht daran, 1974 im Pokal-Halbfinale in der letzten Minute gegen Sepp Maier einen Elfmeter zum 3:2 Siegtreffer zu verwandeln - obgleich Maier wetten wollte, dass er ihn hält. Angenommen hat hingegen Roland Weidle die Wette - und gewonnen; kein guter Tag für den Maier Sepp.

Alex Meier bekennt sich zu seiner Vergangenheit als Hamburger, er ist ein Hamburger Jung, Frankfurt aber sei die zweitschönste Stadt. Er und Ioannis Amanatidis haben die beiden Auftaktniederlagen halbwegs verdaut und sind guter Dinge was die Zukunft angeht - und vielleicht bleiben sie der Eintracht noch lange erhalten, denn: Geld ist nicht alles sagen sie unisono - und wer weiß: vielleicht halten sie ja demnächst auch einen Pokal in den Händen, Einzug in das Buch haben sie aber auch so schon gefunden.

Die Gespräche mit den (ehemaligen) Aktiven wurden abgerundet durch einige Quizrunden, jeweils ein Spieler wurde mit einem Gast zu einem Team verschmolzen und musste raten, wer zum Beispiel die meisten Pflichtspiele für die Eintracht im Tor absolviert hat, welcher Eintrachtler unter Anderem für den FC Aszfaltutepitoe, Ancona Calcio, Xamax Neuchatel und St. Pölten gespielt hat und welcher Ex-Verein eines Adlers einen Hasen mit abgeknicktem Löffel im Wappen hat.

Gar nicht so einfach - aber am Ende gab es nur Sieger und einen Abend, der wieder einmal viel zu schnell vorbei gegangen ist. Danke an alle Beteiligten, an die Gäste und an die Autoren eines neuen, tollen Buches. Fotos von dem schönen Abend findet ihr hier, während das Thema auch hier diskutiert wird.