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Donnerstag, 21. Mai 2009

Der Abschied zeichnet sich ab

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Gestern Abend vermeldete die Frankfurter Rundschau die bevorstehende Trennung von Trainer Friedhelm Funkel, inklusive Kommentar. Der Blog_G verabschiedete den Trainer daraufhin würdevoll - interessant dabei ist, dass bislang noch keine offizielle Meldung seitens der Eintracht vorliegt. Dass Ingo Durstewitz von der FR nicht leichtfertig Spekulationen in die Welt setzt, scheint klar: Sollte sich diese Meldung als Ente erweisen, hätte er seinen Ruf verspielt.

Stellt sich die Frage, wer vor der offiziellen Pressekonferenz die Information über die bevorstehende Entlassung der FR zugespielt hat - und vor allem weshalb. Seriös ist die nicht; es untergräbt letzten Endes die Souveränität des Vorstandes, dessen ureigentliche Aufgabe, die Entscheidung und die Kommunkation zur Entlassung in den eigenen Händen zu halten, sichtbar entgleitet. Wir dürfen gespannt sein, wie sich Eintracht Frankfurt auf Führungsebene entwickelt.

Also nehmen wir an, dass Friedhelm Funkel bei Eintracht Frankfurt Geschichte ist, noch ehe die Saison beendet wurde. Die ist zwar einerseits traurig, Funkel hat viel für Eintracht Frankfurt geleistet, andererseits aber angesichts der relativ verheerenden Bilanz der letzten anderthalb Jahre nachvollziehbar. Zwar wird die Eintracht auch in dieser Saison die Klasse halten, vor allem aber das jüngste 0:2 in Bochum, als die Mannschaft viel zu wenig tat, um das vorherige 0:5 gegen Bremen vergessen zu lassen, zeigte, dass einiges im Argen liegt. Das Team tat nichts, um die Situation zu entschärfen, die in den letzten Wochen und Monaten phasenweise eskalierte. Hackerangiffe auf die offizielle Eintracht-Seite, Busblockädchen, Prügeleien der Fans untereinander, Beschimpfungen der übelsten Sorte; es schien als hätten etliche nur darauf gewartet, sich in der Ablehnung es Trainers, der Eintracht Frankfurt wieder in der Bundesliga zu etablieren vermochte, zu übertreffen. Vor diesem Hintergrund mutet es nahezu seltsam an, dass Funkel nach dem Bochum-Spiel davon sprach; es sei alles ok.

Als Nachfolger wird Michael Skibbe gehandelt, zumindest von der FAZ. Dies bemüßigt die Spezialisten unter den Fan's, weiterhin, die Messer zu wetzen: Die ersten Skibbe raus Rufe hallten durch das Internet - und sie werden bei Misserfolg auch durchs Stadion tönen, machen wir uns nichts vor. Der Souverän hebt oder senkt den Daumen und goutiert das entstehende Spektakel; die Konsequenzen müssen andere ertragen.

Erstaunlicherweise hat sich die Frankfurter Medienlandschaft nahezu geschlossen bis zum Spiel der Eintracht in Bochum zurückgehalten; Friedhelm Funkel ist nicht an der Medienwelt gescheitert - er ist am Unwillen der Fans gescheitert, an der miserablen Außendarstellung von Eintracht Frankfurt und an seinem Team, das den Schwanz einzog, als es darauf ankam, Flagge zu zeigen. Es ist nicht gelungen, die Notwendigkeit des Klassenerhaltes als Erfolg zu verkaufen. Die Spieler selbst suchten nicht die Kommunikation mit den Fans, keiner von ihnen fand den Mut, inhaltlich überzeugend mit denen zu kommunizieren, die Woche für Woche dem Team hinterher fahren und lange Jahre die Eintracht über die Gebühr unterstützten, wobei andere sagen würden: sich selbst unabhängig vom Spiel feierten. Kein Spieler redete Tacheles in der Öffentlichkeit, niemand wagte es, die Anfeindungen bspw. gegen Alex Meier oder Benny Köhler anzuklagen; das Treiben auf den Rängen hatte mit dem Treiben auf dem Platz nicht mehr viel gemein: Die da oben und die da unten - zwei verschiedene Kosmen.

Sämtliche Spieler die Eintracht Frankfurt abgeben wollte, haben bei anderen Vereinen bestätigt, dass es richtig war, sie abzugeben: Lenze, Husterer, Reinhard, Rehmer, Cimen, Weißenberger - um nur einige zu nennen - der Trainer scheint ein so falsches Auge nicht zu haben, was die Beurteilung der Qualität angeht. Die Abgänge, die sportlich schmerzten, gingen auf Initiative der Spieler zurück: Kyrgiakos, Jones, Streit - im End auch Takahara. Unstrittig dürfte in den meisten Fällen auch die Wahl der Spieler sein, die Friedhelm Funkel eingesetzt hat. Spychers Qualität fiel auf, als er verletzt war, Mehdi saß zurecht meist auf der Bank - bis Steinhöfer schwächelte. Ochs, Russ, Fenin, Fink, Chris, Liberopoulos waren mehr oder minder gesetzt - kaum jemand hätte dies anders gesehen. Pröll oder Nikolov - wer wollte einen Torhüter eindeuig präferieren, zumal auf Grund von Verletzungen sich die Frage meist nicht stellte, wer spielt. Amanatidis, Bajramovic, Preuß, Vasoski waren oder sind langzeitverletzt. Bellaid oder Inamoto spielten - oder sie spielten nicht- kaum jemand von uns hätte großartig anders gehandelt. Korkmaz und Meier haderten mit mehrfachen Verletzungen. Toski, ein begnadeter Techniker , bot im End zu wenig und wanderte auf die Bank. Köhler wurde als linker Verteidiger gestellt - dies war nicht überzeugend - aber aus der Not geboren. Einzig an der Personalie Caio entzündete sich der wohlwollend gesagt: Unmut. Dabei stellt sich die Frage, weshalb ein Trainer, der die richtigen Spieler abgegeben hat, und meist die richtigen Spieler eingesetzt hat, ausgerechnet bei einem Spieler so völlig konträr zur Meinung vieler steht - und dies zu den bekannten Szenarien führte. Die vielen, die ganz gerne übersehen, dass ein Spieler noch weit weniger Einsätze bekam als Caio und der seit etlichen Jahren bei Eintracht Frankfurt spielt; dazu noch im U21 Nationalteam seines Landes. Die Rede ist von Kreso Ljubicic, dessen Abgang klaglos hingenommen wurde. Wenn einer keine Chance bekam, dann ist es Kreso. Wenn einer nach Trainingsleistung und nicht nach dem Spiel bewertet wurde, dann ist es der junge Mann aus Maintal/Kroatien mit dem Adler im Herzen.

Danke Friedhelm Funkel. Danke dafür, dass wir auch in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen werden; aller Voraussicht nach wieder gegen den Abstieg, was durchaus auch einen einstelligen Tabellenplatz beinhalten kann. Egal, wer die Eintracht trainiert. Die Fans aber haben in den letzten Wochen und Monaten ein Gesicht gezeigt, dass es mir fürderhin verbietet von Wir zu sprechen. Und das ist vielleicht der tragischste Verlust; der Zusammenhalt der Fanszene und der Glaube, dass es Gemeinsamkeiten geben könnte.