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Montag, 9. November 2009

Ist was passiert?


Der zwölfte Spieltag ist absolviert, die Eintracht in Leverkusen 0:4 untergegangen, die Tabelle nimmt Formen an. Derzeit stehen wir auf einem 11. Platz, Dortmund und Hannover sind knapp vor der Eintracht, Freiburg, Köln und Gladbach dahinter. Mainz steht erschreckend gut da, dafür krebsen die Stuttgarter in hinteren Gefilden rum. Oben alles gut gemischt, die üblichen Verdächtigen teilen sich das Licht, die üblichen Verdächtigen den Schatten - und die Hertha ziert etwas überraschend völlig abgeschlagen das Tabellenende, sonst ist alles recht gewöhnlich. Nur die Bayern warten auf Ribery.

Zum wiederholten Male in den letzten Jahren wird die Eintracht abgeschossen, erneut von einem Spitzenverein, wehrlos und uninspiriert. Neu ist nun, dass es scheinbar völlig egal ist, wer aufgestellt wird.

Dazu Trainer Skibbe:

Hätten wir zum Beispiel mit Korkmaz oder Köhler oder auch mit Sebastian Jung angefangen, hätte das nichts daran geändert, dass wir nach zehn Minuten 0:3 hinten liegen.

Die Eintracht hat derzeit einen Kader, von dem bekannt ist, dass man sich schon vor Saisonbeginn von einigen Spielern mit gültigem Vertrag trennen wollte - leider fanden sich keine Abnehmer. Wer diese Spieler sind, kann nur gemutmaßt werden - ein offenes Geheimnis dürfte der Name Mahdavikia sein, wohl auch Faton Toski. Der Vorstand hat bislang aber keine Namen genannt. Wie aber fühlen sich die Herren Jung, Köhler und Korkmaz motiviert, wenn ihnen der Trainer vermittelt, dass sie auch nicht besser als die Gurken auf dem Platz seien? Gerade Sebastian Jung, der bei seinen Würfen ins kalte Wasser während der letzten Saison nachgewiesen hat, dass er im Konzert der Großen mithalten kann. Mit Einsatz und Können.

Klar ist auch, dass Eintracht Frankfurt für die Saison 2009/2010 mit einem Minus zwischen 4 und 8 Millionen Euro plant; noch sind 11 Logen nicht verkauft. Einen Teil des Minus dürfte über das Pokalspiel gegen München aufgefangen worden sein, auch belasten keine Zahlungen mehr an Friedhelm Funkel das Budget.

Dazu wiederum Skibbe:

Wir hatten zuletzt im Pokal gegen Aachen und gegen die Bayern zweimal sehr gute Einnahmen. Außerdem hat der Verein Geld gespart, weil Friedhelm Funkel jetzt bei Hertha BSC unter Vertrag steht und nicht mehr weiterbezahlt werden muss. Ich kenne die finanziellen Dimensionen nicht, aber ich gehe mal davon aus, dass es sich zusammengenommen um einen Millionenbetrag handelt. Spielraum sollte also da sein.

Ein Spielraum sollte also da sein. Andere würden sagen, es ist ein bisschen was dazu gekommen, um das Defizit in Grenzen zu halten. Skibbe wird nicht müde, den Spieler Schwegler als leuchtendes Beispiel für gelungene Einkaufspolitik für kleines Geld zu lobpreisen. In diesem Punkt hat er sicherlich recht; es wäre jedoch nur fair, in diesem Atemzug den Spieler Selim Teber zu nennen, der auch über Skibbe geholt wurde, und der derzeit leider als Paradebeispiel für das Gegenteil steht. Wer aber garantiert mir fürderhin, dass optionale Neueinkäufe Schweglers Niveau erreichen und nicht das von Teber. Niemand.

Erneut Skibbe:

Wir brauchen Veränderungen, und wir müssen diesen Prozess schnell in Gang bringen. Wir müssen uns zum Beispiel perspektivisch Gedanken um unseren Kader machen. 31 Mann sind zu viel, mir wären 22 oder 23 auf einem höheren Niveau lieber, die man dann um junge Spieler ergänzen könnte.

Völlig richtig. Nur - wenn in der Winterpause kein Spieler mit gültigem Vertrag die Eintracht verlassen sollte, dann wäre jede Neuverpflichtung, von der wir nicht wissen, wie sie einschlägt, Nummer 32 oder 33. Wie ein geordnetes Arbeiten dann möglich ist, wird der Trainer erklären müssen. Die Erkenntnis aber, dass die Eintracht einen zu großen Kader hat und in der Substanz verbessert werden müsste, hat Herr Skibbe nicht exclusiv. Verkündet es aber, als sei ihm der gedanklich große Wurf gelungen.

Überhaupt, Skibbes Erzählungen. Kid hat seinerzeit eine schöne Auflistung darüber gebloggt, wie widersprüchlich Skibbes Aussagen sind. Nach dem Leverkusenspiel hat er nahezu allen Akteuren die Bundesligatauglichkeit abgesprochen - den gleichen Mannen, die sich noch vor wenigen Wochen laut Skibbe oben festbeißen konnten.

Zur Erinnerung, wir sind elfter, Hannover und der BVB in unmittelbarer Nähe. Wie lautete Skibbes Saisonziel? In etwa neunter Platz, 46 Punkte - ein Ergebnis, dass 2008 im Sommer eingefahren wurde. Skibbe dazu in der Pressekonferenz vor dem Bremenspiel: Ich glaube, dass ... die Manschaft schon ein Stück weit den Glauben in eigene Stärke gefunden hat.

Die gleiche Mannschaft, die nun wenig später nach dem Spiel in Leverkusen nicht konkurrenzfähig ist: Wir hatten Angst vor der eigenen Courage", wetterte er, "Wir müssen uns bei Eintracht Frankfurt in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren völlig anders aufstellen, um konkurrenzfähig zu sein.

Schauen wir doch einmal, wie es denn aussehen würde, wenn die jetzige Bilanz auf 34 Spiele hochgerechnet würde: 45,3 Punkte würden dabei herausspringen - also exakt das, was vor der Saison als Vorgabe genannt wurde. Ob das nun Platz neun oder elf bedeutet ist unerheblich.

Wie kommt also der Trainer dazu, öffentlich alles in Frage zu stellen, obgleich er auf Kurs ist? Glaubt er allen Ernstes, mit zwei, drei neuen Spielern in die Phalanx von München bis Leverkusen (Platz 8-1) einzudringen? Das wäre die nächste Stufe.

Sicherlich werfen vergangene Verpflichtungen von Caio über Kweuke und Petkovic Fragen auf. Wie kamen sie zur Eintracht? Und weshalb? Aber ähnliche Fragen dürften sich auch andere Vereine zu ihren Spielern stellen - die Einkäufe auf ganz anderem Niveau getätigt haben. Sosa und Pranjic in München oder Hleb in Stuttgart.

Die Frage ist, weshalb verliert der Trainer kein Wort darüber, dass die Mannschaft nicht nur spielerisch defizitär auftritt, sondern kaum bereit ist, sich auf dem Platz zu zerreißen. Und weshalb von offensivem Pressing bis hin zu Flügelspiel nichts zu sehen ist. Da ist ein Trainer gefragt, und nicht dafür, Binsenweisheiten je nach Tagessituation der Presse zu vermitteln.

Skibbe wusste, was er bekommt - und war bislang nicht in der Lage, anderes aus dem Team herauszuholen als sein Vorgänger. Lust am Spiel, Begeisterung, Wille - die letzten anderthalb Jahre verzweifelte man am Fehlen dieser Eigenschaften, nur um genau so weiter zu machen? Symptomatisch die Entscheidung, einen Spieler wie Christoph Spycher, dessen Qualität erstaunlicherweise erst dann auffällt, wenn er fehlt, zum Kapitän zu machen. Ein Spieler, der ein netter Kerl ist, der aber weder auf dem Platz noch gegenüber der Presse oder den Fans den Eindruck vermittelt, dass etwas lebt.

Sicher muss Eintracht Frankfurt in den nächsten Jahren einiges ändern, Verträge laufen aus - ein glücklicheres Händchen bei den Neuverpflichtungen wünscht man sich schon. Das sagen sich aber alle Teams, die hinter den Erwartungen zurückbleiben. Solange wir nicht mit Spielgeld um uns werfen können, heißt es Abstiegskampf. Und selbst größere Ausgaben verhindern das nicht zwangsläufig; bis auf Bayern München war jede Mannschaft in den letzten Jahren darin verwickelt. Aktuell der VfB Stuttgart. Und den muss man annehmen. Mit Lust und Leidenschaft. Wenn man Glück hat, läuft eine Saison wie derzeit bei Mainz 05. Vorher beim KSC oder Nürnberg. Wenn's schlecht läuft, dann sieht es aus wie bei der Eintracht der letzten Saison.

Worte schießen keine Tore. Schlicht - aber wahr.


Nachtrag:

"Wir müssen aufpassen, dass Ansprüche und Möglichkeiten nicht auseinander driften. Unser Kombinationsspiel war eine Katastrophe"

14 Kommentare:

  1. "Wie kommt also der Trainer dazu, öffentlich alles in Frage zu stellen, obgleich er auf Kurs ist?"

    Das ist er, der Bruch in der Logik. Nur einer von einigen. So wir der über Sebastian Jung

    "In der vergangenen Saison sah er gut aus, weil alle anderen unglaublich schlecht gespielt haben. Hätte ich ihn in Leverkusen als Außenverteidiger gebracht, hätte es nach zehn Minuten auch 0:3 gestanden und ihm keinen Gefallen getan."

    Ich schrub es: Das würde bedeuten, dass die "alle anderen" jetzt "unglaublich gut" wären.

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  2. ja, stefan - bruch in der logik.

    weshalb sollten wir gegen gladbach nicht gewinnen?

    mit jung?

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  3. Ohne Jung. Der braucht eine schlechte Mannschaft um zu glänzen. Und wir haben eine Gute!

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  4. In die "Phalanx Platz 1-8" einbrechen ?
    Also z.B. Mainz ein/überholen ?

    Ja, dass zumindest sollte machbar sein !

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  5. mainz ist wie nürnberg oder ksc eine ausnahme, die immer drin ist; auch ein folgender abstieg. selbst lautern wurde als aufsteiger schon meister.

    tausche mainz mit dem vfb - und schon ist nahezu alles beim alten.

    aber ich hätte: "dauerhaft" dazuschreiben sollen.

    gruß

    beve

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  6. Ich lese hier auch nur Binsenweisheiten. Sorry.

    Niemand garantiert irgendwas. Dann machen wir also nichts. Soll das die Lösung sein. Ich verstehe euch alle nicht mehr

    "Wie kommt also der Trainer dazu, öffentlich alles in Frage zu stellen, obgleich er auf Kurs ist?"
    Vermutlich weil er sich unheimlich geärgert hat. Und da gab es ja auch allen Grund zu.

    Gruß Uli

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  7. weshalb machen wir nichts?

    laut plan liegt die eintracht im soll, auffem platz sieht es teilweise übel aus. also sollten sich die beteiligten herren zusammen setzen und sich konzepte für das nächste jahr überlegen - wenn sie es nicht schon machen.

    job des übungsleiters ist es, seine mannschaft auf die gegner vorzubereiten. pressearbeit machen die herren feick und knoop.

    ich ärgere mich auch. und sehe bei skibbe widersprüche, mangelnde selbstreflektion und fatale öffentlichkeitsarbeit, deren vehemmenz in keinem verhältnis zu den leistungen seiner mannschaft in einzelnen spielen steht. insgesamt stehen wir da, wo wir laut skibbes aussagen hingehören. nur sein angekündigtes vollgas und offensiv-spiel hakt.

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  8. Worte schießen keine Tore. Schlicht - aber wahr.

    Mache, net babbele. Aber was weiß ich schon? Ich bin wie meine Fragen und meine Antworten: schlicht. Ich kann damit ganz gut leben. Nicht nur Trainer können auf ihre "Erfahrungen" verweisen. Eine meiner Erfahrungen ist: Es lassen sich nicht immer nur die Schlichten für dumm verkaufen. Und wer von uns merkt es schon, wenn es passiert?

    Heute kann ich nur sagen: Ich wünsche Michael Skibbe bei allem, was er als Trainer tut, viel Erfolg. Denn sein Erfolg wird der meiner Eintracht sein.

    Gruß vom Kid

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  9. nein kid, schlicht bist du nicht. und du weißt ne menge. du weißt vor allem, wie man fragen stellt.

    viele grüße

    beve

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  10. Skibbe, Skibbe, Skibbe… ich hör überall nur Skibbe.
    Man, da hat halt mal einer die Wahrheit öffentlich angesprochen.
    Aber jetzt ist auch mal gut. der bruchhagen auch reagieren, ohne dass er von den Medien heiß gemacht wird.
    Was die Presse da alles draus macht (siehe http://sportnachrichten.net/tag/skibbe),
    ist echt wahnsinn…
    hört doch mal auf und lasst die beiden einfach mal in Ruhe….

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  11. Mir geht MS jedenfalls mittlerweile auf den Wecker.
    Verhält sich ein bisschen wie ein "verzogenes Kind" und seine Kommentare sind teils zu geschwängert von Heilsbringermentalität.

    Gruß, Martin

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  12. Die Woche ist vergangen. Michael Skibbe sagt weiterhin einiges, Heribert Bruchhagen (fast)gar nichts.

    Das nennt man wohl Arbeitsteilung.

    Immerhin: Wegen des akuten Stürmernotstands darf sich U-23-Angreifer Martin H. heute gegen Eschersheim bei den Profis empfehlen.

    Es sei denn, "MS" bekommt den hier veröffentlichten Kommentar in den falschen Hals. :-)

    Si tacuisses. Sollte man vielleicht öfter mal.
    Auf allen Ebenen.

    Merke: Jedes unbedachte Wort eines Spielers (oder Trainers, Managers) wird im Netz "in einer nicht enden wollenden Exegese zerlegt und wieder zusammengebaut" (W. Hetfleisch, FR 13.11.2009).

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  13. martin, welche wahrheit hat skibbe gesagt? und was ist sein job?

    ich halte es da mehr mit martin h.

    oder mit tom

    si tacuisses.

    dank und gruß

    beve

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