Das Spiel Eintracht gegen Bayern ist immer ein besonderes Spiel. Mal ist es besonders unwichtig, weil die Bayern eh gewinnen und dies nicht nur gegen die Eintracht, sondern gegen (fast) alle anderen Teams, quasi das Streichresultat der Runde - und mal ist es besonders wichtig, weil die Eintracht gewinnt. Es gab in der Historie unter Anderem direkt verwandelte Eckbälle, den Uefa-Cup Halbfinalsieg, eine Niederlage, die am grünen Tisch in einen Sieg verwandelt wurde und es gab einen Fallrückzieher von Christoph Preuß. Zuletzt hielt uns Oka Nikolov einen Punkt in München fest.
Heimspiele gegen Bayern München zeichneten sich Jahrzehnte vor allem dadurch aus, dadurch aus, dass die Ränge durchsetzt waren von bajuwarischen Anhängern, die in den Siebzigern und Achtzigern wenig bis nichts zu feiern hatten - bis Klaus Augenthaler Uli Stein nahezu von der Mittellinie überwand und dass meist ein Frankfurter fehlte, nämlich ich. Spiele gegen die Bayern waren für die anderen, gegen Düsseldorf oder Schweinfurt war ich dann wieder dabei.
Seit einiger Zeit verkauft Eintracht Frankfurt Tickets für die Partie gegen Bayern zumeist an Dauerkarteninhaber, somit hält sich der rot-weiße Andrang in Grenzen und ich bin seit ein paar Jahren brav dabei. So wie gestern, am 29.10.2008.
Noch am Nachmittag hatte sich unsere U23 durch ein ungefährdetes 3:0 gegen den TSV Großbardorf am Bornheimer Hang an die Tabellenspitze der Regionalliga-Süd gesetzt, am Abend rollten Biber, Pia und ich Richtung Louisa, trafen auf meinen Daddy und marschierten durch die Dunkelheit Richtung Stadion. Die Blätter schwebten wie Schneeflocken von den herbstlichen Bäumen; der Stadtwald beginnt, sich winterfein zu machen und wir wanderten zur Mörfelder Landstraße, Lichter der Zivilisation.
Autos parkten am Rand, von überall her strömten Menschen zusammen, aßen Wurst oder tranken Bier beim Bratwurst-Walter, am Country Kitchen, die Stimmung war gelöst. Hinter uns lagen zwei Siege, vor uns die Gewissheit, dass auch eine Niederlage im heutigen Spiel kein Beinbruch wäre, trat die Eintracht doch mit einem Kader an, der durch die vielen Verletzten arg ausgedünnt war. Amanatidis, Bajramovic, Bellaid, Chris, Inamoto, Köhler, Krük, Meier, Preuß, und Vasoski konnten nicht auflaufen, dafür saßen die U23-Akteure Chandler, Mössmer und Tsoumou auf der Bank, was willst du da groß erwarten? Einsatz und Laufbereitschaft sicherlich, vielleicht ein bisschen Glück.
Der Einlass ging flott, wir waren früh dran, und nach einem kurzem Hallo im Museum wanderten wir auf unsere Plätze. Es sind nicht die besten, aber es sind unsere seit Jahren, dort im Oberrang in der 14ten Reihe, wo die Einlaufkids später sitzen werden und viele Plätze von Spiel zu Spiel wechseln, Dauerkarten gibt es hier relativ wenige, man freut sich über bekannte Gesichter.
Die Mannschaftsaufstellung wurde verkündet, jedoch nicht der Trainer und dankenswerterweise Weise gabe es auch den Hinweis auf die geplante Reaktion der Kurve zum Tod des vergangenen Samstag getöteten Carsten. Ihm zum Gedenken sollten die ersten drei Minuten stehend und schweigend verbracht werden, auch an den Treppenaufgängen fanden sich einige Hinweise. Banner hingen keine, und auch die Fahnen blieben an diesem Tag zu Hause.
Und so wurde der Videowürfel zunächst dunkel, zeigte dann ein Erinnerungsbild, während über die Boxen ein Lied abgespielt wurde, welches die Gemütslage vieler traf, Stage Bottles - too young to die.
Im Stadion herrschte weitgehend Stille, sogar die gut gefüllte Gästekurve schwieg während der ersten drei Minuten, nicht selbstverständlich und anerkennenswert - und erst nach Ablauf der 180 Sekunden wurde es laut.
Die Eintracht kämpfte, Bayern spielte pomadig und wenn sie einmal vors Tor kamen, hielt Nikolov den Kasten bis zur Halbzeit sauber. Einige Bayern-Anhänger hatten sich in unsere Kurve verirrt, forderten meinen Hintermann zum Setzen auf und zeigten auf ein Neues, dass üblicherweise der Kick gegen die Münchner eigentlich verzichtbar war.
In der zweiten Hälfte traf Steinhöfer unter Mithilfe von Demichelis zum 1:0 für die Eintracht, ein Hoffnungsglimmen setzte ein - und wurde durch zwei Treffer von Borowski und Ribery jäh zerstört, obgleich Fenin noch kurz vor Ende einen Rückzieher knapp übers Tor von Rensing wuchtete. Der Bayern-Keeper hatte sich durch seine aufreizende Art keine Freunde geschaffen, verzögerte Mal auf Mal das Spiel und ich hoffte sehr auf Tsoumous Tor in der letzten Sekunde, allein es fiel nicht - und so gewannen die Münchner wieder mal in Frankfurt - gegen eine Eintracht, die hoch erhobenen Kopfes vom Platz gehen konnte. Sie gaben alles - und es sollte nichts nutzen. Und so wurden die Jungs von der Kurve gefeiert, während sich gerademal fünf Bayernkicker in die Gästekurve trollten, um den weitgereisten Fans zuzuwinken, der Rest verschwand schnurstracks in die Kabine.
Und wir marschierten zwar nicht gut gelaunt aber zuversichtlich in das herbstliche Dunkel der Nacht, nachdem Pia noch den Inhalt eines vom Oberrang nach unten geworfenen Bieres abbekam. Sonntag, 17:00 bei Borussia Mönchengladbach.
Auswärtssieg!
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