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Montag, 29. September 2008

Mehr als ein laues Lüftchen


Die derzeitiger Situation bei Eintracht Frankfurt kommt nicht von ungefähr, viele Dinge sind peu a peu abgewickelt worden – und die Summe häuft sich zu den derzeitigen Ergebnissen.


Vielleicht beginnt es mit dem Theater um Jones. Ein Spieler, dessen sportliche Eigenschaften unbestritten sind. Man wird Eintracht Frankfurt sicherlich nicht den Verkauf vorwerfen können – und wir werden uns den Spieler Jones sicherlich nicht zurückwünschen. Allerdings sind dessen Qualitäten nicht adäquat ersetzt worden.
Der nächste der uns verließ, war Streit – auch ein Spieler mit herausragenden individuellen Eigenschaften – Standards und Flanken. Hier gilt das gleiche wie für Jones, niemand braucht den Menschen Streit im Team – aber die Eigenschaften sind nicht adäquat ersetzt worden.
Der nächste in der Reihe ist Kyrgiakos. Wille und Kopfballstärke waren dessen herausragende Eigenschaften – die bei dessen Abgang nicht kompensiert wurden. Alle drei wollten nicht bleiben, so müssen wir ihnen keine Träne hinterher weinen – jedoch den Fähigkeiten, die mit ihnen gingen.

Völlig unnötig war dagegen die Ausleihe von Heller – ein Spieler mit außergewöhnlicher Schnelligkeit die - gezielt eingesetzt - unser Konterspiel verstärkten. Zumal die Anzahl der einsetzbaren Stürmer jederzeit durch Verletzung und Sperre weiter reduziert werden kann.

Fußball ist ein Mannschaftssport – er lebt aber auch von den überdurchschnittlichen Fähigkeiten einzelner, die gezielt eingesetzt, zu Trümpfen werden, die das Spiel eines Teams unverwechselbar machen. Was sind denn heuer die unverwechselbaren Eigenschaften unserer Spieler? Ochs Dynamik über außen, was noch? Chris Aufbauspiel an guten Tagen. Nun gut, auch die Hoffnung auf Korkmaz lebt.

Köhler, Fenin, Russ, Bellaid, Toski – sie alle besitzen eine feine Technik und sind im Teamsport unverzichtbar, zumal sie rackern und bestimmt feine Kerle sind, aber ohne Leuchtpunkte und kollektiven Willen zur Bewegung fehlt das überdurchschnittliche – welches schon fast Voraussetzung zum Klassenerhalt ist, zumindest aber, um sich selbst im „Mittelmaß“ zu etablieren. Amanatidis und Liberopoulos stehen jeder Bundesliga-Mannschaft gut zu Gesicht – sind aber limitiert, was Torgefährlichkeit angeht, und bei Ama letztlich auch die Technik. Um also in der Liga Akzente zu setzen, muss Eintracht Frankfurt über permanente Bewegung und Laufarbeit gepaart mit dem Willen zum Erfolg als Kollektiv auftreten – auch um Schwächephasen einzelner (zur Zeit Spycher) auszugleichen. Und genau dies geschieht zuwenig.

Es macht wenig Sinn, sich auf Sündenböcke einzuschießen, das lenkt nur davon ab, eine Situation zwischen Verzweiflung und Trauer vernünftig zu analysieren. Allerdings stellt sich die Frage, weshalb wir mit dem verletzten Bajramovic einen Spieler kaufen, der – verletzt – anerkannterweise auf einer Position spielen wird, die wir mit Fink, Inamoto, Chris und Russ mindestens vierfach besetzt haben, während wir keinen Back-up für Spycher haben, Krük lasse ich nicht gelten, er könnte maximal ein Hoffnungsträger sein – und dies können wir ihm nicht anlasten. Theuerkauf aus der U23 spielt stark – sitzt aber noch nicht einmal bei den Profis auf der Bank – und Köhler könnte eine Alternative sein – würde dann aber offensiv fehlen.

Bleibt die Frage, weshalb es Eintracht Frankfurt nicht gelingt, mit breiter Brust auf den Platz zu gehen; mit dem Anspruch: heute gewinnen wir, weil wir gewinnen wollen. Die Fähigkeiten sind da – aber es fehlt an Bewegung, an Laufbereitschaft. Pressing, Verschieben, Lauf und Passspiel in die selbst geschaffenen freien Räume – Fehlanzeige.

Standards? Fehlanzeige.

Schnelles Spiel über Außen mit Flanke zum Kopfball? Ab und zu, wenn Ochs dazu kommt – doch wer soll die Flanken abnehmen? Bezeichnend ist, dass Köhler das Tor gegen Bielefeld gemacht hat, einer der Kleinsten im Team.

Wie sieht das Spiel der Eintracht aus, wie werden Angriffe planmäßig unter Einsatz der Stärken vorgetragen? Ich erkenne keine Struktur – und kein Konzept. Durchfuddeln und Glück – dies scheinen mir die Säulen zu sein, die jedoch derzeit zu schwach sind, um die Eintracht tragen zu können, zumal man sich Pech auch erarbeiten muss. Wir sind in den letzten Jahren einige Male desaströs und frühzeitig aus dem Pokal geflogen. 95/96 mit 1:5 bei 1860 – am Ende stand der Abstieg. 00/01 mit 1:6 beim VfB II – am Ende stand der Abstieg. 03/04 mit 1:2 gegen den Zweitligisten Duisburg – am Ende stand der Abstieg. Das ist kein Zufall, wie es auch kein Zufall ist, dass wir dieses Jahr zu Hause gegen den Zweitligisten Rostock rausgeflogen sind.

Es ist ein Unding, nach dem 0:1 in Gelsenkirchen das Spiel schönreden zu wollen – das waren grottige Schalker, vor eigenem Publikum ausgepfiffen, trotz Führung und Tabellenführung – die ein paar Tage später in Köln genauso kickten, und völlig verdient mit 0:1 verloren.

Wir müssen verdammt aufpassen, dass wir mit der Eigendynamik des Misserfolgs nicht absteigen. Die Fähigkeiten, besser zu kicken, sind vorhanden. Wir spielen nicht mehr mit den Chas, Lexas, Van lents oder Wiedeners, die nur am Limit überhaupt eine Chance hatten, wir spielen auch nicht ausschließlich mit jungen Spielern aus der Region, mit denen ein fünfzehnter Platz ein überragender Erfolg wäre (Reinhard, Huber, Cimen, Chaftar.)

Wir haben eine für unsere Verhältnisse teure Mannschaft, deren Potential nicht abgerufen wird. Dafür haben wir erhöhte Eintrittspreise, rosa-weiße Gülle im Fanshop und eine Fanclubcard am Horizont. Das ist der Dank an die Fans, die seit Jahren respektable Leistungen abliefern – zwischen Schweinfurt und Istanbul in der Weltgeschichte unterwegs waren; sich durch Polizisten schikanieren ließen (von Nürnberg bis Sachsenhausen nach dem Aufstieg) und selbst Niederlagen wie Siege gefeiert haben – so in Berlin im Pokal 2006.

Statt Punkte und Fight gab’s windelweiche vorgedruckte Plakate zum Saisonende. Ist ja nett, aber wenn dies bspw. gekoppelt ist mit „Sonderaktionen für die Fans“ im Merchandising, was nichts anderes heißt, als Ramschverkauf in schönen Worten, dann fühle ich mich verarscht.

Zwischendrin kommt auch noch raus, dass der Spieler Caio vom Aufsichtsrat gegen den Willen des Trainers durchgedrückt wurde. Wenn’s stimmt, könnte es so einiges erklären – zumindest was die Personalie Caio angeht. Wobei man sich fragen muss, weshalb dies erst nach einem knappen Jahr ans Licht der Öffentlichkeit kommt – und weshalb genau zu diesem Zeitpunkt. Und was das überhaupt soll.

So langsam reichen mir sowohl die skurrilen Verteidigungslinien a la „Funkel lässt offensiv spielen, weil es im Forum gewünscht wurde“ bis hin zu Angriffen gegen Bruchhagen. Weitaus gravierender als die Frage wer denn unser nächster Trainer wird, halte ich die Nachfolgeregelung für unseren Vorstandsvorsitzenden. Wer leichtfertig „Bruchhagen raus“ ruft, verkennt völlig die möglichen Optionen, die durchaus darin bestehen könnten, jemanden zu installieren, der ähnlich wie Hannovers Kind völlig andere Prämissen setzt. Und dann ginge uns der Arsch auf Grundeis.

Da kommen wir auch nicht mit simplen Thesen „AG = Kommerz, EV = Tradition“ weiter. Fußball bis hin zur vierten Liga ist „Kommerz“, völlig egal, ob durch GmbH, AG oder EV geleitet. Die Frage, die sich stellt ist nur: wie wird dieser verwaltet – und da geht es weitaus schlimmer, als das, was die AG derzeit anrichtet. Dies im Auge zu behalten ist Aufgabe des EV, vielmehr die der Mitglieder des EV. UNSERE Aufgabe.

Dies ändert aber derzeit nichts daran, dass Eintracht Frankfurt mit breiter Brust aufzutreten hat. Wir scheißen uns derzeit vor Hoffenheim in die Hose - Ich glaub's hackt. Wir sind Eintracht Frankfurt. Wir fahren dorthin, um zu gewinnen – und um dem Patriarchen H.opp auf ein Neues die Maske herunter zu reißen, um sein wahres Gesicht zu sehen – das zur Fratze wird, wenn er trotz allem Geldes, das er in die Region steckt (zwischen geachteten Jugendkonzepten und Sympathiekauf von Mannheim bis Zwanziger) nicht von allen arschkriechend hofiert wird. Wenn H.opp einen Jugendlichen wegen eines Doppelhalters aus dem Stadion klagt, dann zeigt er sein wahres Gesicht. Wenn er kollektiv lapidare Beschimpfungen im Netz durch Anwälte beklagen lässt, dann zeigt er sein wahres Gesicht. Wenn er sich derart in den Mittelpunkt stellt, dass er die Liga-Vertreter nötigt, Fußballfans zu verfolgen, die seit Jahr und Tag nichts anderes machen, als ihre Lieblinge zu feiern und ihre Feinde zu bepöbeln, dann gehören dem Mann Grenzen aufgezeigt. Und zwar mit den Mittel, die wir Fans seit Jahren anwenden. Gegen Hoeness. Gegen Wiese. Gegen Franz. Gegen Jones. Und jetzt halt gegen H.opp.

Und wenn unser Trainer solche Spiele nicht gewinnen will, dann muss es halt ein anderer machen – in uns steckt mehr, als ein laues Lüftchen.

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